Titel: Beschreibung einer Paralleldrehbank mit Vorgelege zum Bearbeiten von sehr großen Stüken, welche in den Werkstätten des Hrn. Cavé zu Paris angewandt wird.
Fundstelle: Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XLVIII., S. 170
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XLVIII. Beschreibung einer Paralleldrehbank mit Vorgelege zum Bearbeiten von sehr großen Stuͤken, welche in den Werkstaͤtten des Hrn. Cavé zu Paris angewandt wird. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, August 1844, S. 349. Mit Abbildungen auf Tab. III. Cavé's Paralleldrehbank. Unter den Arbeitsmaschinen, welche in den Maschinenbau-Werkstätten gebraucht werden, läßt keine so vielseitige Anwendung zu, als die Drehbank. Mit ihrer Hülfe kann man den größten Theil der mechanischen Operationen verrichten, vorausgesezt, daß sie zwekmäßig eingerichtet ist und der Arbeiter, welcher dieselbe zu dirigiren hat, die gehörige Gewandtheit und Sachkenntniß besizt. Unter den gebräuchlichsten Arten von Drehbänken haben die einen bloß einfache Spizen (Körner), werden durch Riemscheiben getrieben, und dienen dazu, Holz und kleine Eisen- oder Metallstüke zu drehen; auf den andern, mit einfachem oder doppeltem Vorgelege, können metallene Maschinentheile jeder Art bearbeitet werden, deren Dimensionen jedoch häufig durch die Größe der Drehbank selbst beschränkt werden. Die Scheibendrehbank mit passendem Vorgelege und Schlittenauflage dient nicht nur zum Abdrehen großer Maschinentheile, sondern sie kann auch zum möglichst genauen Ausbohren von Cylindern gebraucht werden. Endlich hat man noch eine vierte Art von Drehbänken, die sogenannten Paralleldrehbänke oder Schlittendrehbänke, worauf sich das zu bearbeitende Stük selbst dreht oder ausbohrt, wenn es eingespannt und der Meißel gehörig gestellt ist. Diese lezte Art Drehbänke, welche wir Hrn. Fox, einem geschikten Engländer, verdanken, ist heutzutage am häufigsten im Gebrauche; sind dieselben mit der gehörigen Sorgfalt ausgeführt und ihre Dimensionen den zu bearbeitenden Stüken angemessen, so leisten sie in den Werkstätten, worin man sich mit dem Baue von großen Maschinen beschäftigt, die wichtigsten Dienste. Die Drehbank in den Werkstätten des Hrn. Cavé, deren Beschreibung unten folgt, ist eine der größten dieser Art, welche existiren. Die Planscheibe hat 3 Meter Durchmesser, und die Bank, welche sie trägt, 2 Meter Breite und 7 Meter Länge. Ungeachtet dieser kolossalen Dimensionen arbeitet dieselbe mit einer merkwürdigen Regelmäßigkeit und Genauigkeit. Sie besteht aus einem gußeisernen Gestell, einer festen Doke mit Spindel und Planscheibe, mit welch lezterer ein innen helicoïdisch verzahnter Kranz verbunden ist, aus einer beweglichen Doke (Reitstok), einem Meißelschlitten und einem Schlittensupport. Eine einfache Beschreibung der Figuren genügt, um die einzelnen Theile und ihre Verrichtungen kennen zu lernen. Fig. 1 verticaler Längendurchschnitt durch die Mitte der Drehbank. Fig. 2 Grundriß der Drehbank. Fig. 3 Ansicht von der Seite, wo der die Maschine dirigirende Arbeiter steht. Fig. 4 Ansicht von Hinten. In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand. A gußeisernes Gestell der Drehbank von 7 Meter Länge. B Spindelstok oder feste Doke. C schmiedeiserne Drehbank-Spindel, welche sich in den Lagern a, a dreht und deren eines Ende mit einer Spize oder einem Korne b versehen ist. D große Planscheibe von 3 Meter Durchmesser; sie ist auf der Drehbankspindel befestigt und dient zum Aufspannen der zu bearbeitenden Stüke. E Zahnkranz mit schräg stehenden Zähnen; er ist aus einem Stüke mit der Planscheibe. F Getriebe mit ebenfalls schrägen Zähnen; es ist im Eingriffe mit dem Zahnkranz und auf dem einen Ende der Achse G befestigt, auf welcher sich ein verzahntes Rad H befindet, das durch ein Getriebe I auf der Achse J in Bewegung gesezt wird. K Riemenscheiben von verschiedenem Durchmesser, weiche auf der Achse G befestigt sind (fixées sur l'arbre G).Die Riemscheiben K dürften schwerlich auf der Achse G befestigt seyn; sie müssen sich vielmehr frei auf der Achse G drehen können, wenn die Räder H, I, L und M nicht ganz ohne allen Zwek seyn sollen. Dagegen muß das Rad H fest und unveränderlich mit der Achse G verbunden seyn. Walther. Ueber die eine oder die andere derselben wird, je nach dem verschiedenen Grade der Geschwindigkeit, die man der Maschine ertheilen will, ein Riemen geschlagen, welcher die Verbindung zwischen denselben und dem Motor herstellt. In diesem Falle (dans ce cas)Dans ce cas soll sich wahrscheinlich auf das Wort fixées beziehen; jedoch ist dieß sehr undeutlich, denn es ist ja vorher nicht gesagt, daß die Riemscheiben K auch nicht fixées seyn können. W. bringt man das Rad H außer Eingriff mit dem Getriebe I und das Rad L außer Eingriff mit M Wie die Räder H, I, L und M durch Verschieben der Kuppel außer Eingriff kommen können, wird wohl Niemand begreifen. Die Kuppel wird wohl dazu vorhanden seyn, um die Riemscheiben mit der Achse zu verbinden, beim Ausrüken jedoch sie wieder frei drehen zu lassen. W., indem man die Kuppelung N auf der Achse G mittelst der Gabel c verschiebt, welche leztere auf einer langen Stange (tringle) Z befestigt ist, die man mittelst des Handgriffes d Mittelst des Handgriffes d wird die Achse Z gewiß nicht gedreht. Wahrscheinlich ist es der Handgriff, den man in Fig. 2 von Oben, also sehr verkürzt sieht und der mit keinem Buchstaben versehen ist. Dieser Handgriff wird sich in einem verticalen Hebel befinden, an welchem gegen die Mitte der Drehbank hin ein Zapfen vorsteht, der dann in die Einschnitte des Hebels e zu liegen kommt. Der Handgriff d wird wahrscheinlich dazu bestimmt seyn, die Räder l und M auszurüken, und dieß könnte auf folgende Weise geschehen: die Achse, worauf der Hebel d befestigt ist, wäre an beiden Enden, außerhalb ihrer Lager, mit einem Krummzapfen versehen; die Lager der Achse J wären beweglich. Durch zwei Stangen, die in Fig. 2 und 4 sichtbar sind, wären die Lager der Achse J mit den beiden Krummzapfen verbunden (was jedoch aus der Zeichnung nicht deutlich hervorgeht). Würde nun der Handgriff d bewegt, so würden auch die beiden Krummzapfen dieser Bewegung folgen und sie würden mittelst der beiden Stangen die Lager und die Achse J mit den Rädern M und I entweder von der Achse G entfernen oder dieselben ihr nähern, woraus das In- und Außer-Eingriffsezen der Räder hervorginge. W. dreht und in ihrer Lage erhält, indem man auf den Handgriff e drükt, welcher unten mit Einschnitten versehen ist, die die Stange (tringle) umfassen. O Getriebe, welches mit dem Rade P im Eingriff ist, auf dessen Achse noch ein Getrieb Q sich befindet, welches das Rad R treibt. S lange flachgängige Schraube, welche durch die ganze Länge der Bank reicht und die geradlinige Bewegung des Schlittens hervorbringt. T Rad, welches auf dem Ende dieser Schraube befestigt ist und dieselbe dreht. Dieses Rad wird durch ein Zwischenrad U bewegt, das durch ein Getriebe U' auf der Achse des Rades R getrieben wird. V Hebel mit einem Handgriffe f; er dient dazu, die Räder P, Q außer Eingriff mit O, R zu bringen.Wie dieß geschehen soll, ist wohl schwerlich deutlich aus der Zeichnung zu ersehen. W. X anderer Hebel, der an einem Muff Y befestigt ist, welcher mit einem Getriebe versehen ist und den man verschiebt, um das Getriebe in Eingriff mit dem Rade T zu bringen und den Schlitten gegen die Planscheibe zu bewegen. g Schraube, welche an der Drehbankspindel C befestigtDürfte schwerlich richtig seyn; denn wenn die Schraube g in der Drehbankspindel befestigt ist, so muß sie sich mit derselben drehen, und natürlich müßte sich dann die Mutter h auch mit drehen. Sie viel aus Fig. 4 hervorgeht, ist h ein mit dem Spindelstok fest verbundenes Querstük, wodurch die Schraube geht, und die Schraube drükt bloß gegen die Spindel, um die Reibung der Spindelansäze an den Lagern zu vermindern. W. ist und durch eine Mutter h geht. Man stekt auf das Vierek derselben einen Schlüssel, womit das zu bearbeitende Stük fest zwischen die Spizen der Drehbank gespannt wird. A', A' beweglicher Reitstok, welcher sich der Länge der Bank nach auf der Bahn c', c', Fig. 3, verschieben läßt. B' Spindel, welche sich der Länge nach in dem Obertheile C' des Reitstokes verschieben läßt. Sie liegt in den Lagern a', a' und ist an ihrem Ende mit einer Spize b' versehen. Man befestigt sie in der gewünschten Stellung durch die Drukschrauben D', D'. An dem anderen Ende dieser Spindel ist eine Mutter E' haltbarReiner Unsinn! Auch ist die Zeichnung unrichtig. Wenn das Stük E' eine Mutter wäre, so könnte ja (in der gezeichneten Stellung) das Rad mit den Handgriffen von Links nach Rechts nicht mehr gedreht werden, denn die Nabe des Rades steht schon an E' an; wie sollte nun die Spindel vorgeschoben werden können? Ueberhaupt könnte dann gar keine Bewegung durch die Schraube der Spindel mitgetheilt werden, denn die Schraube würde sich in beide Muttern entweder hinein oder heraus schrauben, ohne die Lage derselben zu verändern. Wenn die Spindel durch die Schraube soll verschoben werden können, so muß sich die Schraube in dem Stüke E' frei drehen können, d.h. sie darf in dem Stüke E' mit keinem Gewinde versehen seyn; eben so darf das Stük E' bloß ausgebohrt seyn. Nun würde sich die Schraube aber, wenn sie von Rechts nach Links gedreht wird, noch aus der Mutter H' und aus E' heraus bewegen können, ohne die Spindel mitzunehmen, deßhalb muß sie links von dem Stüke E' einen Ansaz bekommen, welcher an E' anliegt; dann wird immer derselbe Theil der Schraube in E' bleiben, sie mag links oder rechts gedreht werden und die geradlinige Bewegung derselben wird dann auch immer der Spindel B' mitgetheilt werden.Es ist zu bedauern, daß der Bulletin de la Société d'Encouragement, dessen Zeichnungen sich durch Reinheit und Eleganz auszeichnen, so daß dieselben oft viel deutlicher sind als die Beschreibung, sich so grobe Fehler zu Schulden kommen läßt, wie sie in vorliegendem Aufsaze zu finden sind; der Verfasser dieses Aufsazes kann unmöglich einen deutlichen Begriff von der Drehbank gehabt haben, welche er beschrieb. W. befestigt. Durch dieselbe geht eine Schraube F', welche der Arbeiter mittelst des mit Handgriffen versehenen Rades G' drehen kann; diese Schraube geht durch eine zweite Mutter H', welche in dem Hintertheile des Reitstokes befestigt ist. Diese Anordnung hat den Zwek, die Spindel B' vor- oder rükwärts bewegen zu machen, je nach der Länge des zu bearbeitenden Stükes. Die Stange I', welche in dem Stüke E' befestigt ist, dient der Spindel als Führung. J' Schlitten, welcher unten mit einer Mutter K' versehen ist; durch dieselbe geht die lange Schraube S, welche die Verschiebung des Schlittens nach der Länge der Drehbank hervorbringt. L' Platte, welche sich auf dem Schlitten J' verschiebt, wenn man die Schraube P', Fig. 3, dreht. Diese Verschiebung geschieht senkrecht auf die Richtung der Drehbankbahn. M' Gestell des Meißelträgers, welches auf der Platte L' befestigt ist. N' Meißelträger, welcher sich mittelst der Kurbel O' auf dem Gestell M' verschieben läßt. Verrichtungen der Drehbank. Das zu drehende oder auszubohrende Stük erhält eine ununterbrochene drehende Bewegung durch die Drehbankspindel und der Meißel rükt allmählich in gerader Linie vorwärts. Ist das zu bearbeitende Stük sehr kurz, so befestigt man es auf der Planscheibe. Wenn die Drehbank im Gange ist, rükt der Meißel von selbst vorwärts, was durch die lange Schraube S und die dazu gehörigen Räder bewirkt wird.

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