Titel: Praktische Untersuchungen über technische Metalllegirungen; von A. Guettier.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XXXV., S. 196
Download: XML
XXXV. Praktische Untersuchungen über technische Metalllegirungen; von A. Guettier. Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr. 1255–1258 und Nr. 1261–1268. (Fortsetzung von Seite 135.) Guettier's praktische Untersuchungen über technische Metalllegirungen. C. Legirungen aus Zinn, Zink und Blei. Nr. 1. – Zinn 76, Zink 12, Blei 12. – Sehr feinkörniger glänzender Bruch, dem des Stahls ähnlich. Beim Feilen nervig, fest, etwas fett. Ein Einsinken ist nicht wahrzunehmen. Mattweißes Gefüge. Der Glanz nach dem Feilen verschwindet bald wieder. Schreibt nicht auf Papier. Die Legirung ist vollkommen gut gemischt. Nr. 2. – Zinn 12, Zink 76, Blei 12. – Bruch dem Zink ähnlich, glänzende Fläche mit hackigen Stellen. Nervig, jedoch viel weniger als die vorhergehende Legirung. Nach dem Feilen blauer als Nr. 1. Geringes Einsinken. Die Oberfläche ist mit einem strahligen, goldgelben, ins Violette stechenden Häutchen überzogen. Die Legirung ist keine so vollkommene Mischung wie die vorige. Eine kleine Portion Blei und Zinn hatte sich am Boden des Gußstücks abgesetzt. Nr. 3. – Zinn 12, Zink 12, Blei 76. – Bruch ohne Glanz, hackig, zugleich dem des Bleies und dem des Zinns ähnlich; leichter zu zerbrechen als Blei und Zinn. Unter dem Hammer weicher als Zinn, obwohl nicht so biegsam, aber härter als Blei. Schreibt auf Papier sehr deutlich. Die Legirung ist eine gleichförmigere Mischung als Nr. 2; das Gußstück hat keinen Absatz am Boden. Von Einsinken keine Spur. Der Guß hat dieselben Farben und dasselbe Häutchen wie die vorhergehende Legirung. Nach dem Feilen Bleifarbe. Nr. 4. – Zinn 34, Zink 33, Blei 33. – Bruch matter und minder hackig als der des Zinns, welchem er jedoch sonst sehr ähnlich ist. Politur graublau ohne besondern Glanz und von minder entschiedener Farbe als das Blei. Gut legirt, etwas weich, aber fest und nicht sehr biegsam. Einsinken sehr gering. Die Gußflächen sind jenen des Zinns ähnlich, blaßgoldgelb, schillernd. Schwacher Eindruck auf Papier. Nr. 5. – Zinn 10, Zink 45, Blei 45. – Bruch dem des Zinks ähnlich, etwas dunkelfarbig. Nervig, obwohl etwas weich. Wenig hämmerbar. Ohne deutliches Einsinken. Die Oberfläche ist mit einem sehr runzeligen, violettblauen, am Rande ins Gelbe stechenden Häutchen überzogen. Färbt fast so sehr wie Nr. 3 auf Papier ab. Politur nach dem Feilen mattgrau. Nr. 6. – Zinn 45, Zink 45, Blei 10. – Etwas mattgrauer Bruch, mit glänzenden, eisenähnlichen Punkten. Körniges schwach krystallinisches Gefüge, ähnlich dem des reinen Zinns. Kein Einsinken. Die Gußfläche wie beim Zinn. Färbt kaum auf Papier ab. Nr. 7. – Zinn 45, Zink 10, Blei 45. – Trockner Bruch, aber hackig, wie beim Zinn. Die Legirung bricht leichter als das Zinn. Kein Einsinken. Politur nach dem Feilen mattgrau. Sehr hämmerbar; sehr fest, bei weitem nicht so biegsam wie Blei und Zinn. Schreibt auf Papier etwas schwächer als Nr. 5. Allgemeine Bemerkungen. Die Gegenwart von Blei in diesen Legirungen gibt ihnen mehr Körper und mehr Festigkeit, als die Zinn-Zink-Legirungen besitzen; beim Feilen zeigen sie sich jedoch eben so fett wie letztere. Ihr Bruch ist in der Regel charakteristischer als bei den Zinn-Zink-Legirungen. Die Legirung Nr. 4, aus gleichen Theilen der drei Metalle, oder die ihr nahe kommenden, sind hämmerbar, etwas streckbar und können in vielen Fällen mit großem Vortheil angewandt werden. Die Legirung Nr. 2, hart und trocken wie das Zink, obwohl wenig Widerstand leistend, kann für Gußsachen benutzt werden, sowie auch Nr. 1, Nr. 3 und 7 versprechen einen günstigen Erfolg für Gegenstände welche Reibungen auszuhalten haben. Nr. 2, 4 und 5 für Gegenstände, die größere Widerstandsfähigkeit erfordern als das reine Zink besitzt. Nr. 6 für kleinere Gegenstände, welche etwas hämmerbar seyn sollen, namentlich für Schmucksachen, die ciselirt werden sollen. Nr. 2, 4 und 5 wären hierzu etwas zu spröde, Nr. 1, 3 und 7 zu fett. Alle diese Legirungen erhalten beim Poliren wenig Glanz, werden an der Luft und durch das Reiben bald matt; sie als weiße Metalle anzuwenden, darf man sich nicht einfallen lassen. Aber außer ihrer Brauchbarkeit zu Gußsachen, würden sich einige derselben auch zur Verfertigung von Lettern, zur Galvanisirung etc. recht gut eignen. D. Legirungen aus Zink und Blei. Nr. 1. Zink 75, Blei 25. – Bruch wie der des Zinks, eher etwas dichter; weiter gegen den Boden hat der Bruch ein dichteres Korn mit glänzenden Blättern, ähnlich dem des grobkörnigen Eisens. Das Blei scheidet sich sowohl im Gußstück als in der Stange ab. Der Theil der Stange, in welchem das Zink vorherrscht, ist etwas fetter beim Feilen als das reine Zink. Kein Einsinken der Oberfläche des blaßgelben Gußstücks; schwaches Einsinken der Stange. Nr. 2. – Zink 25, Blei 75, Nr. 3. – Zink 50, Blei 50. Nr. 4. – Zink 90, Blei 10. Nr. 5. – Zink 10, Blei 90. Allgemeine Bemerkungen. – Die fünf hier angeführten, so wie alle dazwischen liegenden Legirungen, welche ich darstellte, wurden bei einer und derselben und immer unter gleichen Umständen hervorgebrachten Temperatur gegossen. Sie wurden vor dem Ausheben des Tiegels aus dem Feuer und während des ganzen Ausgießens sorgfältig umgerührt) die Formen waren so vorgerichtet, daß die Abkühlung schnell vor sich ging und trotz aller dieser Vorsichtsmaaßregeln konnte die Abscheidung des Bleies doch nicht verhindert werden; dieselbe fand immer, sobald die Legirungen ausgegossen wurden, auf merkliche Weise und augenblicklich statt. Alle Proben zeigen eine desto größere Abscheidung von Blei, je mehr von demselben in die Legirung gebracht wurde. Die Ursache der Trennung des Bleies vom Zink kann nicht die größere Dichtigkeit des Bleies seyn, da das Zink einerseits sich ebenso ungern mit dem Zinn verbindet, dessen Dichtigkeit von der seinigen wenig verschieden ist, und andererseits sich sehr gut mit dem Kupfer legirt, welches viel schwerer als Zink ist. Vielleicht ist diese Anomalie der Verschiedenheit der Schmelzpunkte zuzuschreiben. Das mit dem Blei in Berührung gewesene Zink behält jedoch eine sehr kleine Menge von diesem Metall zurück, durch welche seine Eigenschaften verändert werden; das Zink (bei Nr. 4) wird dadurch härter, abfärbend, etwas hämmerbarer und zeigt eine viel größere Widerstandsfähigkeit unter dem Hammer. Ebenso bleibt in dem Blei (bei Nr. 5) ein wenig Zink zurück und ertheilt demselben eine größere Härte und Zähigkeit. Bei einem großen Verhältniß von Blei und Zink (70 Zink und 30 Blei) erfolgt die Ausscheidung des Bleies so energisch, daß beide Metalle nur lose zusammenhängen und an den Gränzflächen scharf von einander geschieden sind, so daß sie sich oft beim Herausnehmen des Gußstücks aus der Form von selbst von einander ablösen. E. Legirungen aus Kupfer und Zinn. Nr. 1. – Kupfer 99, Zinn 1. – Gefüge hellviolett. Polirt blaßroth ohne viel Glanz. Bruch körnig, mit hellrothen und lachsrothen Bläschen besäet. Weich unter dem Hammer, etwas fett beim Feilen, jedoch weniger als das Rothkupfer. Zäher als letzteres. Oberfläche des Gußstücks gewölbt, mit röthlichem Rande, in der Mitte mit einem verschlackten Häutchen überzogen wie das Rothkupfer. Nr. 2. – Kupfer 95, Zinn 5. – Sehr hell violettes Gefüge. Gelbe ins Blaßrothe ziehende Politur. Bruch körnig, fein, etwas hackig, von orangegelber Farbe. Die Oberfläche des nicht eingesunkenen Gußstücks ist runzelig wie bei der Bronze (Kupfer 88, Zinn 12), jedoch mit einigen braunrothen, an das Rothkupfer erinnernden Stellen Trockner beim Feilen, härter unter dem Hammer, widerstandskräftiger als die vorhergehende Legirung. Nr. 3. – Kupfer 90, Zinn 10. – Blaßgelbes, in sehr Helles Violett übergehendes Gefüge. Politur blasser, gelb und weniger ins Rothe ziehend als beim vorigen. Körniger, hackiger Bruch, von blaßgelber, ins Weißgelbe übergehenden Farbe. Oberfläche des Gußstücks etwas gleichförmig eingesunken, mit einer gerunzelten Haut, wie die der Bronze, überzogen. Widerstandsfähig, nervig, fest unter dem Hammer, gut zu feilen, obwohl viel härter als das vorige. Nr. 4. – Kupfer 80, Zinn 20. – Graugelbes Gefüge. Hellgelbe in das blasse Goldgelb der Legirung Nr. 7 ziehende Politur. Bruch etwas hackig, aber mit glatten Plättchen, beinahe ohne Körner. Oberfläche des Gußstücks in der Mitte etwas eingesunken, an den Rändern weißgrau, gegen die Mitte eine etwas körnige, schwarzgraue Haut zeigend. Härter zu feilen, fester unter dem Meißel, härter und folglich leichter zu zerbrechen als das vorige. Nr. 5. – Kupfer 75, Zinn 25. – Mattgraues Gefüge. Blaßgelbe, ins Weiße übergehende Politur. Bruch vollkommen glatt, gerade, ohne Spur von Körnern und hackigen Stellen, von weißem, etwas gelblichem und glänzendem Grund. Oberfläche des Gußstücks wenig eingesunken, beinahe glatt und von matter schwarzgrauer Farbe. Feilt sich noch leicht, wiewohl viel härter als die vorhergehende Legirung, nimmt aber schwer den Eindruck des Meißels an und zerspringt schon ehe dieß geschehen. Nr. 6. – Kupfer 65, Zinn 35. – Weißgraues Gefüge. Polirt von grauweißer Farbe, zwischen dem Weiß des Eisens und dem des Silbers. Bruch nicht hackig, minder glatt und rein als bei der vorhergehenden Legirung, aber von entschiedenerm Weiß und größerm Glanz. Bricht leicht; läßt sich mit dem Meißel nicht bearbeiten und sehr schwer feilen. Nr. 7. – Kupfer 50, Zinn 50. – Weißgraues Gefüge, mit etwas Glanz. – Polirt von etwas grauem Weiß mit mattem Reflex. Das Verhältniß zwischen dem Glanz des Gefüges und dem des Bruches ist mehr proportional als bei den vorhergehenden Legirungen, in welchen es ein umgekehrtes ist. Bruch weiß, wie von Nr. 6, jedoch von geringerm Glanze. Ebenso trocken, ebenso leicht zu zerbrechen wie Nr. 6, aber etwas besser zu feilen. Wie letzteres verträgt es den Meißel nicht. Die Oberfläche des Gußstücks glatt, schmutzig graugelb und mit einem weißlichen Staub überzogen wie die Kupfer-Zink-Legirungen. Nr. 8. – Kupfer 40, Zinn 60. – Gefüge wie Nr. 7. Polirt glänzend mit matt weißer Farbe wie die vorhergehende Legirung, aber viel besser zu feilen und zu Poliren. Zwischen dieser und Nr. 7 ist ein sehr großer Unterschied beim Bearbeiten mit der Feile; Nr. 7 wird kaum angegriffen, und diese feilt sich beinahe wie Blei, nur sind die Feilspäne trockener, feiner, und bleiben nicht an der Feile hangen. Die Oberfläche des Gußstücks ist glatt, wie bei Nr. 7 und ebenfalls mit Zinnoxyd überzogen. Nr. 9. – Kupfer 30, Zinn 70. – Gefüge wie bei Nr. 7 und 8. Feilt und polirt sich wie die vorhergehende Legirung, der es sehr ähnlich ist. Nimmt leicht den Eindruck des Meißels und des Hammers an, ist aber doch sehr spröde. Bruch in deutlichen Plättchen, mit Glanz, wie Nr. 8. Der Bruch der Nummern 7 und 8 zeigte keine Plättchen, war aber auch nicht glatt wie bei Nr. 6; er charakterisirte sich durch hie und da ausgehöhlte Flächen. Nr. 10. – Kupfer 20, Zinn 80. – Gefüge wie bei Nr. 8 und 9. Im übrigen alle Eigenschaften dieser beiden. Die Oberfläche des Gußstücks glatt mit einigen Rissen von schwarzgrauer Farbe, ohne Zinnoxyd, wie die drei vorausgehenden Nummern. Nimmt den Eindruck des Meißels gut an. Nr. 11 und 12. – Kupfer 10, Zinn 90; Kupfer 5, Zinn 95. – Gußstück wie bei Nr. 10. Der trockene Bruch wird körnig und verliert seinen Glanz. Gefüge von grauerm Weiß als die vier vorhergehenden. Sie sind viel weniger spröde. Leicht zu feilen, obwohl dabei viel fetter; Feilspäne nicht so fein und trocken. Diese Legirungen nehmen eine weißere und glänzendere Politur an. Nr. 13. – Kupfer 1, Zinn 99. – Gefüge grauweiß, ohne den Glanz des Zinns. Bruch trocken und glänzend. Nicht so leicht zu zerbrechen, wie Nr. 11 und 12, doch nicht sehr zähe. Allgemeine Bemerkungen. – Die dreizehn angeführten Legirungen genügen, um eine Vorstellung der Anomalien zu geben, die das Legiren des Zinns mit dem Kupfer darbietet. Die Legirungen mit vorherrschendem Kupfer, bis ungefähr 85 Kupfer, 15 Zinn sind nervig, zähe, etwas hämmerbar, von schöner Politur und sehr brauchbar zu Gegenständen des Maschinenbaues. Bei dem Verhältniß von 15 Zinn werden die Metalle härter, trockner, spröder, minder gut zu feilen bis zu dem Verhältniß von 75 Kupfer und 25 Zinn. Die Legirung 65 Kupfer, 35 Zinn ist sehr spröde, mit einem Bruch ähnlich dem des weißen Gußeisens und wird von der Feile kaum angegriffen. Diese Sprödigkeit und Härte erhalten sich bis zum Verhältniß von 50 + 50. Indessen ist die Legirung 50 + 50 leichter zu feilen, und die nachfolgenden Legirungen mit vorwiegendem Zinn erlangen diese Eigenschaft wieder, welche sie zwischen Nr. 4 und Nr. 7 verloren hatten. Die Legirungen 11, 12 und 13 werden sogar wieder etwas zähe, weicher, minder spröde und können als weiße Metalle, und besonders für solche Maschinentheile welche starke Reibung auszuhalten haben, mit Vortheil verwendet werden. Hieraus ergibt sich, daß die Legirungen, in welchen das Zinn vorwaltet, keineswegs die schlechteren sind, wie gewöhnlich angenommen wird und ich selbst in meinem Werke über die Gießkunst sagte. Die sprödesten, härtesten und am schwersten zu bearbeitenden, daher auch mindest nützlichen Legirungen sind nach meinen Versuchen diejenigen zwischen 85 Kupfer, 15 Zinn und 20 Kupfer, 80 Zinn. Hievon sind jedoch auszunehmen die klingenden Legirungen welche ihren besten Klang ungefähr bei 75 Kupfer, 25 Zinn erreichen, dem bekannten Verhältniß für die Cymbeln und Tam-Tams. Das Glockenmetall wechselt zwischen 79 Kupfer, 21 Zinn, und 77 Kupfer, 23 Zinn. Diese Legirungen sind, wie wir gesehen, sehr schwer zu feilen, worin die Resultate meiner Versuche mit der allgemeinen Erfahrung vollkommen übereinstimmten. Unter den zu technischen Zwecken minder brauchbaren Legirungen ist noch Nr. 6 (oder ihm nahekommende) anzuführen, dessen man sich zu Teleskop-Spiegeln bedient. Die vollkommen weiße Farbe dieser Legirung macht sie dazu ganz besonders geeignet. Die Legirungen Nr. 1 bis Nr. 4 zeigen ziemliche Verschiedenheiten, je nachdem mehr oder weniger Zinn darin ist. Die Composition Nr. 1 ist die sogenannte Bronze für Medaillen und Münzen; sie ist die einzige in kaltem Zustand hämmerbare Legirung. Diese Eigenschaft verschwindet gegen Nr. 2 hin, bleibt aber bei der Kirschrothglühhitze bis zum Verhältniß 85 Kupfer, 15 Zinn. Die Compositionen Nr. 3 (Kupfer 90, Zinn 10) bis Nr. 4 (Kupfer 80, Zinn 20) bilden die Gränzen der Bronze für den Maschinenbau. Für rothe Bronze wird das Verhältniß Nr. 3 angewandt; für gewöhnliche Bronze, von schöner orangegelber Farbe, welche nervig, zähe und zu Gegenständen welche der Reibung widerstehen müssen, sehr geeignet und weich ist, bedient man sich des Verhältnisses 88 Kupfer, 12 Zinn; zu Bronze, welche Härte und Widerstand gegen Reibung verbindet, ohne die Möglichkeit einer Bearbeitung mit der Feile auszuschließen, dient das Verhältniß 85 Kupfer, 15 Zinn. Alle Legirungen mit wenig Zinn von Nr. 2 – Nr. 4 sind unmittelbar aus den Bestandtheilen schwierig darzustellen. Die Mischung fällt oft unvollkommen aus und das Zinn strebt, wenn auch noch so sorgfältig umgerührt wurde, immer wieder auf die Oberfläche des Gußstücks zu gelangen und sich vom Kupfer zu trennen. Um diesem zu begegnen und gute, aus den Bestandtheilen frisch zusammengesetzte Legirungen zu erhalten, sind die besten Mittel in meiner „Gießkunst“ angegeben. Beim Bronzeguß im Großen (für Maschinentheile) aus Kupolöfen hat man die Erfahrung gemacht, daß die Masse brauchbarer ausfällt, wenn in dem benutzten Ofen vorher einige Male Roheisen geschmolzen wurde, weil sich dann ein kleiner Theil Eisen mit der Legirung verbindet. Bekanntlich dringt das Rothkupfer beim Schmelzen in einem neuen Kupolofen, wenn die Hitze zu groß ist, in die Sohle ein, wodurch ein Abgang entsteht, welcher bei einem alten Ofen, dessen Wände durch frühere Schmelzungen schon erhärtet und verglast sind, nicht zu befürchten ist. Auch wissen alle Gießer, daß das Roheisen beim ersten Schmelzen in einem neuen Ofen weiß und hart wird. Die Kupfer-Zinn-Legirungen mit viel Zinn oxydiren sich leicht; im allgemeinen wird die Oxydation des Zinns erst bei den Legirungen aus zwei Theilen Kupfer und einem Theil Zinn weniger merklich. Die Absonderung des Zinns und sein Bestreben sich auf die Oberfläche des Gußstücks zu begeben, ist beim Gießen der Kupfer-Zinn-Legirungen nicht der einzige Uebelstand; es ist auch zu befürchten, daß das Metall durch die Wände der Formen dringt und sich mit dem Sand, aus welchem sie bestehen, mischt. Dadurch wird nicht nur das Gelingen der Gußstücke gefährdet, sondern es geht auch Metall zu Verlust und die Legirung verliert an Qualität. Die Leichtigkeit, mit welcher das Zinn sich von der Legirung trennt, indem es eine sehr unbedeutende Menge Kupfer mitreißt, und in die, die Form bildenden Sandschichten einsickert, läßt sich nur durch gleichmäßige Mischung der beiden Metalle, sorgfältiges Umrühren, eine mittlere Schmelzhitze und mittelst hinreichend feucht angewandten Sandes vermeiden; zu trockner, wie zu stark befeuchteter Sand haben gleiches Bestreben sich anzusaugen und das der Legirung entgehende Zinn zu absorbiren. Es versteht sich jedoch, daß diese Zinnverluste nur beim Gießen großer Stücke zu befürchten sind, wo die Abkühlung immer länger dauert, folglich die Legirung viel länger flüssig bleibt. (Vollgesogener Sand, welchen ich von den Wänden eines großen aus einer Legirung von 88 Kupfer und 12 Zinn gegossenen Zapfenlagers wegnahm, hatte eine Dichtigkeit von 4,456, während diejenige der Legirung 7,538 und diejenige des nicht vollgesogenen Sandes 1,225 war.) F. Legirungen aus Kupfer und Zink. Nr. 1. – Kupfer 99, Zink 1. – Violettes Gefüge. Blaßrothe Politur. Hackiger Bruch von glänzenderer und nicht so dunkelrother Farbe als Rothkupfer. Schwerer mit dem Hammer zu zerschlagen als dieses. Etwas härter zu feilen. Oberfläche des Gußstücks schlackig und aufgeblasen wie beim Rothkupfer. Nr. 2. – Kupfer 95, Zink 5. – Gefüge violett wie bei Nr. 1. Sehr blaßrothe ebenfalls ins Gelbe ziehende Politur. Bruch nervig, hackig, von ins Gelbe übergehender rother Farbe. Schwer zu zerschlagen, hämmerbar, läßt sich öfters biegen ohne hackig zu werden. Etwas härter zu feilen als Nr. 1. Oberfläche des Gußstücks aufgeworfen und aufgeblasen, aber dichter und nicht so schlackig wie bei Nr. 1. Nr. 3. – Kupfer 90, Zink 10. – Gefüge von minder dunkelm und düsterm Violett als die beiden vorigen. Polirt röthlichgelb, feinkörniger Bruch von orangegelber Farbe. Läßt sich nach einem mit der Feile gemachten Einschnitt sehr leicht brechen. Gut zu hämmern. Härter zu feilen als Nr. 2. Oberfläche des Gußstücks gegen die Ränder zu gehoben, in der Mitte etwas eingesunken; mit einer braunen mit violettrothen Flecken besäeten Haut überzogen. Nr. 4. – Kupfer 80, Zink 20. – Violettes, in mattes Grau übergehendes Gefüge. Polirt dunkelgelb, kein rother Reflex mehr. Bruch grobkörniger als beim vorigen, gelb, ins Goldgelbe ziehend. Schwerer zu zerbrechen als das vorige. Sehr hämmerbar. Etwas härter zu feilen als Nr. 3. Die Oberfläche des Gußstücks in der Mitte stark eingesunken, am Rande abgerundet und mit einer etwas runzlichen, düster gelben Haut überzogen, die noch einige violettartige Flecken hat wie bei Nr. 3. Nr. 5. – Kupfer 75, Zink 25. – Gefüge hellviolett, gelb marmorirt. Polirt dunkelgoldgelb. Bruch fein- und dichtkörnig, goldgelb; die Legirung schwer zu zerbrechen, ohne einen mit der Feile gemachten Einschnitt. Oberfläche des Gußstücks gleichförmig, etwas körnig, nicht eingesunken, minder düster gelb als beim vorhergehenden, mit sehr wenigen violetten Flecken. Nr. 6. – Kupfer 65, Zink 35. – Hell grüngelbes Gefüge. Polirt gelb mit etwas grünem Reflex, glänzender als bei Nr. 5. Bruch orangegelb mit gegen die Mitte hin gerichteten Blättchen. Leichter zu zerbrechen und trockner zu feilen als das vorige. Oberfläche des Gußstücks aufgeworfen, schmutziggelb mit einigen Flecken von glänzenderm Gelb. Nr. 7. – Kupfer 50, Zink 50. – Gelbes, ins Mattgraue übergehendes Gefüge. Polirt blaß rothgelb wie die Bronze aus Kupfer und Zinn. Bruch dunkelgoldgelb, mit losen großen Flächen, hackig. Härter zu feilen als das vorige. Gußstück auf der Oberfläche verschlackt, graulichgelb, mit einigen Flecken, die von gleicher Farbe, aber glänzender sind. Nr. 8. – Kupfer 40, Zink 60. – Mattes und schmutziggelbes Gefüge. Gelbe, ins Weiße übergehende Politur. Sehr hart zu feilen. Sehr spröde. Bruch gleichförmig, ohne Spuren von Körnern oder Blättern, ähnlich demjenigen sehr weißen Roheisens; dieser Bruch ist sehr glänzend, glänzender als die Politur des gefeilten Metalls; das glänzende Weiß desselben ist demjenigen des Silbers zu vergleichen. Oberfläche des Gußstücks etwas eingesunken und schlackig; mit gelben, glänzenden Plättchen besäet. Der Bruch dieses Gußstücks, im noch etwas warmen Zustand des Metalls bewerkstelligt, ist gleichförmig, wie der der Stange und von starkem, mehr dem des Goldes, als dem des Silbers ähnlichen Glanze. Nr. 9. – Kupfer, 30, Zink 70. – Gefüge schmutziggrau, ohne allen Glanz. Bruch gleichförmig, aber nicht so eben wie bei Nr. 8, ebenfalls sehr glänzend, doch etwas weniger. Sehr schwer zu feilen. Sehr spröde. Oberfläche des Gußstücks in der Mitte eingesunken und mit einer matten, schwarzgrauen Haut überzogen. Als diese Legirung ein anderesmal dargestellt wurde, zeigte sie einen körnigem, mattern Bruch von weißer, ins Blaue und Violette stechender Farbe. Nr. 10. – Kupfer 20, Zink 80. – Schwarzgraues, sehr dunkles Gefüge. Point matt grauweiß. Körniger Bruch von grauweißem Tone, mit einigen glänzenden Punkten. Sehr spröde. Sehr hart zu feilen. Mit dem Hammer leicht zu Pulver zu zerschlagen, wie die beiden vorhergehenden. Nimmt dennoch den Eindruck des Meißels besser an, als jene beiden, die dem Drucke durchaus nicht widerstehen und augenblicklich zerbrechen. Oberfläche des Gußstücks aufgeschwollen, mit einer aufgeworfenen, grauen Haut, ohne Glanz, überzogen, mit einigen weißlichen Flecken von Zinkoxyd. Nr. 11. – Kupfer 10, Zink 90. – Gefüge mattgrau, mehr ins Schwarze ziehend als das vorige. Leichter zu feilen. Bei weitem nicht so spröde. Polirt nicht sehr glänzend, weißer, ins Graue ziehender Glanz. Bruch von weißem Bleigrund, zur Hälfte körnig, mit etwas glänzenden Blättern. Das Gußstück mit einer schwärzlichen, sehr runzlichen Haut überzogen, ohne merkliche Einsenkung. Nr. 12. – Kupfer 5, Zink 95. – Graues Gefüge, matter als das vorige. Härter zu feilen als Zink, aber nicht so hart wie Nr. 8, 9 und 10. Matte Politur mit grauem Reflex. Blaugrauer Bruch, mit glänzenden, dem Zink ähnlichen Blättchen. Oberfläche des Gußstücks gleichförmig, hellgrau, aber matt und deutlich eingesunken. Nr. 13. – Kupfer 1, Zink 99. – Gefüge nicht so glänzend wie beim Zink, von mehr schattirtem Grau. Minder lebhafter Glanz, und mehr ins Schwarze übergehendes Weiß als bei letzterem Metall. Bruch dem des Zinks ähnlich, aber mit dunklerm Grund und feinkörniger. Oberfläche des Gußstücks von derselben Farbe, wie beim vorigen, deutlicher eingesunken. Diese Legirung ist härter, schwerer zu feilen, und leistet größeren Widerstand als das Zink. Allgemeine Bemerkungen. Die Reihe der Legirungen aus Kupfer und Zink zeigt ein ähnliches Verhalten wie die aus Kupfer und Zinn. Die Hämmerbarkeit, Streckbarkeit, Weichheit und Feinheit des Korns nehmen mit dem Vorwalten des Kupfers zu, dagegen nehmen sie ab wenn die beiden Metalle in ziemlich gleichem Verhältniß legirt sind; in den Legirungen, worin das Zink die Hauptmasse ausmacht, zeigen sich diese Eigenschaften bis zu einem gewissen Grade wieder. Bis zu Nr. 7 werden die Kupfer-Zink-Legirungen bekanntlich alle in der Technik angewandt. Mit geringem Zinkgehalt, wie die von Nr. 1 bis 4, sind sie ausgezeichnet zähe, hämmerbar und nervig; leider kommen sie nicht wohlfeil zu stehen, sonst würden sie häufiger benutzt werden. (Dazu kommt noch daß die in gleichem Verhältniß bereiteten Kupfer-Zinn-Legirungen eine größere Härte und größere Widerstandskraft besitzen, die Reibung besser vertragen und klingender sind, als alle Kupfer-Zink-Legirungen.) Die Legirungen zwischen Nr. 4 und 6 werden in der Industrie am häufigsten angewandt. Das Messing wird für Gegenstände des Maschinenbaues gewöhnlich aus 75 Kupfer, 25 Zink zusammengesetzt. Der gestattete Preis bestimmt, ob das Verhältniß des Zinks darunter oder darüber gehalten werden muß. Die Legirung Nr. 7, welche schon schwer herzustellen ist, weil dabei viel Zink verloren geht, zeigte hinsichtlich des Gefüges und der Politur nach dem Feilen Aehnlichkeit mit der Zinnbronze; wenn aber diese Legirung ihrem äußern Ansehen nach als Bronze verkauft werden könnte, so findet man doch bald, daß ihre Härte und Cohäsion geringer ist und ihr Glanz nach dem Poliren bald wieder vergeht. Ein wenig Blei dieser Legirung zugesetzt, ertheilt ihr mehr Härte, wodurch sie zum Guß von nicht arbeitenden Maschinentheilen geeignet wird. Die Legirungen Nr. 8 bis 10 sind wegen ihrer Sprödigkeit die schlechtesten für den Maschinenbau. Nr. 8 ist so spröde, daß sie schon bei einem sanften Hammerschlag zu Pulver zerfällt. Nr. 11, obgleich fester, ist doch für den Maschinenbau noch zu spröde und überdieß mißfarbig. Nr. 12 und 13 mit großem Zinkgehalt, können die Stelle des Zinks ersetzen, vor dem sie den Vortheil größerer Härte und Dichtheit haben. Unmittelbar aus den Bestandtheilen sind die Kupfer-Zink-Legirungen um so schwieriger darzustellen, je mehr Zink sie enthalten, weil sich dieses leicht verflüchtigt, besonders wenn man nicht sehr vorsichtig verfährt. Wenn man jedoch das geschmolzene Kupfer vor dem Zusatz des Zinks so weit als möglich abkühlt und das Zink nicht auf einmal, sondern portionenweise einträgt, nachdem man es zuvor bis nahe zu seinem Schmelzpunkt vorgewärmt hat, indem man den Tiegel mittelst eines Deckels verschließt, so wird, wenn man die Operation rasch zu Ende führt, der Verlust an Zink fast ganz vermieden und die Legirung in dem vorgeschriebenen Verhältniß erzeugt. Ich habe noch folgende Legirungen näher untersucht: Kupfer Zink 30 70 Legirung trocken, Bruch grau und blätterig wie beim Zink. 35 65 Trocken und zerbrechlicher als Glas. Bruch muschelig, und glänzend      wie Silber. 40 60 Dieselbe Trockne, Zerbrechlichkeit und Glanz mit einem schwachen      Stich in Gelb. 45 55 Spröde; röthlichgraue oder violettartige Farbe des Bruchs. 50 50 Nicht sehr zähe, in schön goldgelben Fäden sich abreißend. Feilt      sich sehr hart, die schöne Farbe verschwindet unter der Feile. 55 45 Zäher und größern Widerstand leistend als die vorige Legirung.      Der Bruch zeigt theils gelbe, theils röthliche Blättchen. 60 40  Sehr fest und zäh. Diese Legirungen bestätigen, was ich schon sagte, daß diejenigen zwischen Nr. 4 und 6 die brauchbarsten sind. Die Legirungen von Nr. 3 bis 4, welche unter dem Namen Similor, Tomback, Prinzmetall, Neugold etc. bekannt sind, haben immer einen größeren Kupfergehalt als 3/4 z.B.: Kupfer Zink 80 20 von glänzendem Bruch und schön gelber Farbe; 84 16 schöner gelb als die vorige; 86 14 noch gelber und glänzender; 88 12 goldgelb und feinkörnige. (Schluß folgt.)