Titel: Verbesserungen in der Sodafabrication, von Christian Böhringer und Gustav Clemm, Directoren der chemischen Fabrik „Wohlgelegn“ bei Mannheim und Heilbronn; patentirt für England am 19. April 1853.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XIII., S. 39
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XIII. Verbesserungen in der Sodafabrication, von Christian Böhringer und Gustav Clemm, Directoren der chemischen Fabrik „Wohlgelegn“ bei Mannheim und Heilbronn; patentirt für England am 19. April 1853. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Decbr. 1853, S. 447. Böhringer's Verbesserungen in der Sodafabrication. Diese Erfindung besteht im Wesentlichen darin, daß man das schwefelsaure Natron und Kali durch Glühen mit kohligen Substanzen in Schwefelmetall verwandelt und die erhaltenen Schwefelmetalle dann durch ihre respectiven Bicarbonate zersetzt. Das Schwefelwasserstoffgas, welches sich beim letztern Proceß entbindet, wird in Schwefel oder schweflige Säure zersetzt, wodurch man fast allen Schwefel wieder gewinnt, welcher ursprünglich in dem schwefelsauren Alkali enthalten war. Wird schwefligsaures Gas mit Schwefelwasserstoff in Berührung gebracht, so werden beide schnell zu Schwefel reducirt. Die für den Proceß erforderlichen Bicarbonate werden beständig wieder erzeugt, indem man die erhaltenen einfach-kohlensauren Alkalien den Gasströmen aussetzt, welche durch die Verbrennung des Brennmaterials in den verschiedenen bei dieser Fabrication gebräuchlichen Oefen entstehen; diese Gase bestehen hauptsächlich aus Kohlensäure; und man entzieht ihnen zuerst ihre schädliche Beimischung von schwefliger Säure etc. (da sowohl Holz, als Torf oder Steinkohlen als Brennmaterial gebraucht werden können), indem man sie durch besondere zu diesem Zweck dienende Apparate leitet. Wir wollen nun das Verfahren näher beschreiben. Die Reduction des schwefelsauren Natrons oder Kalis geschieht am besten in einem Flammofen, dessen Feuer so geleitet werden muß, daß seine Flamme desoxydirend auf das Gemenge von schwefelsaurem Alkali und Kohlenpulver (letzteres in schwachem Ueberschuß) wirken kann. Nachdem das Gemenge auf die Ofensohle gebracht ist, sollte die Schmelzung oder Reduction so schnell als möglich bewerkstelligt werden, und das Gemenge nicht öfter umgerührt werden, als unumgänglich nothwendig ist, damit die Luft nicht andauernd durch die Arbeitsthür des Ofens einziehen und ihren oxydirenden Einfluß auf das zu reducirende Gemenge ausüben kann. Das so erhaltene Schwefelnatrium oder Schwefelkalium wird in einer hinreichenden Menge Wasser aufgelöst und Natron- oder Kali-Bicarbonat in schwachem Ueberschuß zugesetzt; man muß diese Vermischung in einem Gefäß vornehmen welches erwärmt werden kann, und das Gemisch beständig umrühren, bis die Masse das pulverförmige Aussehen mittlerer Trockenheit angenommen hat. Das Gefäß worin diese Zersetzung bewerkstelligt wird, muß mit einem Deckel oder Dom dicht verschlossen seyn; der Dom hat an einer Seite eine Arbeitsthür, und auch eine geeignete Oeffnung in Verbindung mit einer Leitung, welche das entwickelte Schwefelwasserstoffgas in Apparate führt, wo es zu Schwefel reducirt oder zu schwefliger Säure behufs der Schwefelsäure-Fabrication verbrannt wird. Sobald die pulverförmige Masse aufgehört hat Schwefelwasserstoffgas zu entbinden, wird sie in einen Flammofen geschafft und schnell calcinirt; hierauf löst man sie in einer hinreichenden Menge Wasser auf und läßt sie absetzen. Die abgegossene Flüssigkeit wird abgedampft und die kohlensauren Salze auf gewöhnliche Weise in den verkäuflichen Zustand versetzt.