Titel: Gatchell's hydraulischer Widder.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XXIII., S. 86
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XXIII. Gatchell's hydraulischer Widder. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Sept. 1853, S. 340. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Gatchell's hydraulischer Widder. Ein Comité des Franklin-Instituts, welchem dieser verbesserte hydraulische Widder, dessen Erfinder Hr. J. L. Gatchell zu Elkton in Maryland (Nordamerika) ist, zur Untersuchung übergeben worden war, berichtet darüber Nachstehendes: Die Verbesserungen bestehen zuvörderst in der Anwendung einer Kammer zwischen dem Körper des Widders und dem Luftbehälter, in welcher Kammer ein biegsamer Scheider angebracht ist, der durch eine Feder niedergehalten wird, aber durch den Rücklauf des Wassers gehoben werden kann und auf diese Weise das Moment des durch den Körper der Vorrichtung gehenden Wassers dem in dem Luftbehälter enthaltenen mittheilt. Der Hauptvortheil dieser Einrichtung besteht darin, daß der Widder gewissermaßen doppeltwirkend wird, d.h. daß er das Wasser in dem Luftgefäß von demjenigen trennt, welches den Widder wirken macht; auf diese Weise kann daher das Wasser eines jeden Stromes, welches weder zu häuslichen noch zu gewerblichen Zwecken anwendbar ist, benutzt werden, um den ganzen Bedarf an einem guten Quellwasser zu haben. Diese Wirkung wurde früher mehr oder weniger vollkommen mit einem Schieber-Kolben und durch zwischenliegende Luftsäulen erlangt; aber die Anwendung eines biegsamen Scheiders, welcher das Bestreben hat, in der obern Kammer eine Luftleere hervorzubringen, wenn er durch die Feder niedergehalten wird, und daher das Wasser veranlaßt, durch atmosphärischen Druck oder Friction in diese Kammer zu dringen, ist als neu zu betrachten. Auch hat es den Anschein, daß die mechanische Wirkung dieses Scheiders auf das Entleerungsventil reagiren und folglich beitragen wird die Unterbrechungen zu verhindern, welche bei der Benutzung des hydraulischen Widders häufig vorkommen. Die zweite Verbesserung besteht im Anbringen einer Feder auf dem Scheitel des Widders, wodurch diese Unterbrechungen ebenfalls vermieden werden. Bei jeder Hebung des Ventils wird die Feder etwas gehoben und durch die Reactionskraft sinkt das Ventil und öffnet dem Wasser den Durchgang, schließt sich aber wieder, sobald das Wasser die erforderliche Geschwindigkeit erlangt hat. Man hat sich überzeugt, daß wenn die Feder in Wirksamkeit ist, die Thätigkeit des Widders nicht dadurch unterbrochen werden kann, daß das Ventil kurze Zeit verschlossen bleibt, welches bei andern Widdern der Fall ist. Bei letztern kann irgend ein Zufall das augenblickliche Niederfallen des Ventils verhindern, worauf ihre Thätigkeit aufhört, wogegen bei dem verbesserten Widder die Wirkung der Feder die Unterbrechung verhindert. Die dritte Verbesserung besteht in der Methode den Ausfluß des Wassers durch das Scheitelventil zu reguliren. Dasselbe kann durch eine Reihe von Oeffnungen gehen, die sich an der Peripherie einer Scheibe befinden, und diese Oeffnungen können durch eine zweite Scheibe, welche über der ersten verschiebbar ist, mehr oder weniger geschlossen werden. Diese Vorrichtung ist einfach und genügend. Endlich beansprucht der Patentnehmer als neu das Zusammensehen des Widders mit Keilen statt mit Schrauben, wodurch das Auseinandernehmen und Wiederzusammensetzen sehr erleichtert wird, indem die Schrauben leicht einrosten. Nachdem die Kommission die Einrichtung dieses Widders und seinen Betrieb genau untersucht hat, erklärt sie dieselben für sehr zweckmäßig. Beschreibung des in Fig. 3 abgebildeten Widders. A ist der Luftbehälter; B der Scheider oder die Kolbenkammer; C, C das Stoßventil; D, D der Körper des Widders; E ein kleiner Abschnitt der Speise- oder Zuflußröhre; F, F, F die Röhre, welche den Scheider mit Quell- oder Brunnenwasser speist; G Röhre, mittelst welcher das Wasser auf die erforderliche Höhe gehoben wird; H, H ein biegsamer Scheider, welcher das Triebwasser von dem zu benutzenden trennt; K Gewicht oder Feder, mit dem Scheider verbunden; M Ventil, durch welches das Brunnen- oder Quellwasser einströmt; N die zusammengepreßte Luft in dem Luftbehälter oder Windkessel; O die verschiebbare Platte am Boden des Stoßventils und P das Schnupfventil, um Luft in die Kammer zu lassen. R eine auf das Stoßventil C, C geschraubte Feder, wodurch eine durch Schlamm und Sand etc. veranlaßte Unterbrechung der Wirksamkeit des Widders verhindert wird. Den Betrieb des Widders wird man nun leicht begreifen. Wenn das Wasser in der Speiseröhre E in Bewegung gesetzt wird, so schließt sein Moment sehr bald das Stoßventil C, C, und übt einen Einfluß auf den Scheider H, H (in der Lage der punktirten Linien II) aus, drückt ihn in die Lage H, H, und zu gleicher Zeit wird das Brunnenventil L geöffnet und ein Theil des Wassers in den Windkessel A getrieben. Die zusammengepreßte Luft in demselben veranlaßt ein Aufsteigen des Wassers in der Steigeröhre G, die es nach dem verlangten Punkt bringt. Nun wird man leicht einsehen, daß bei Anwendung eines verhältnißmäßigen Gewichts oder einer Feder K, welche auf den Scheider H, H einwirkt, zur Zeit der Rückwirkung des Wassers in dem Körper des Widders D, D, das Fallen des Scheiders in die Lage der punktirten Linien II nothwendig in der Scheiderkammer B eine Luftleere veranlaßt, wodurch ein Theil des Wassers durch das Ventil M in der Röhre F, F, die von dem Brunnen herkommt, hinaufströmen muß, wenn der Brunnen oder Behälter unter der Ebene des Widders liegt. Läßt man das Quellwasser durch eine Röhre, die bei F mit punktirten Linien dargestellt ist, in die Scheiderkammer gelangen, oder benutzt man seine natürliche Schwerkraft, so braucht man das Gewicht oder die Feder K gar nicht. Mittelst der Schieberplatte O an der untern Seite des Stoßventils C, C kann dasselbe nach der Menge des vorhandenen und zu hebenden Wassers sehr leicht regulirt werden. Es ist auch so eingerichtet, daß das hindurchgehende Wasser die Tendenz hat, ihm eine theilweise Drehung zu geben, wodurch es bei jedem Stoß eine neue Lage erhält und sich auch gleichmäßig abnutzt, um stets genau zu schließen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Anwendung von Schraubenbolzen bei der Vereinigung der verschiedenen Theile des Widders sehr unbequem ist, da die Schraubengewinde einrosten und es dann selbst mit den besten Schraubenschlüsseln schwer hält die Muttern zu lösen. Hr. Gatchell hat die Verbindung seines Widders mit kleinen Keilen bewerkstelligt, die sehr leicht und in wenigen Minuten mit einem Hammer losgemacht und auch wieder befestigt werden können.

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Tafel Tab. II
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