Titel: | Ueber die Bereitung und Anwendung des Dammarfirnisses; von Wilh. Münzel in Mayen. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XXXVII., S. 141 |
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XXXVII.
Ueber die Bereitung und Anwendung des
Dammarfirnisses; von Wilh.
Münzel in Mayen.
Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1853,
Nr. 24.
Münzel, über die Bereitung und Anwendung des
Dammarfirnisses.
Hr. J. Miller hat im Gewerbeblatt aus Württemberg
(polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 58) ein
Verfahren bekannt gemacht, Dammarfirniß zu bereiten, so wie Mittel angegeben, die
diesem Firnisse gewöhnlich anhaftenden Fehler bei seiner Bereitung zu vermeiden.
Meine Erfahrungen und Ansichten weichen von den seinigen in mehreren Punkten ab, und
finde ich auch seine Bereitungsweise im Ganzen genommen etwas mangelhaft. –
Das Dammarharz ist ein hellgelbes, weiches, in Terpenthinöl leichtlösliches Harz,
das mit diesem Oele einen Firniß gibt, der zwar schnell abtrocknet, aber nur sehr
schwer völlig austrocknet. Von den meisten Fabrikanten wird dieser Firniß auf kaltem Wege oder bei einer nur mäßig erhöhten Temperatur
bereitet, derselbe hat jedoch, auf diese Weise gewonnen,
den Fehler, ein sehr trübes, schlechtes Aussehen zu besitzen, sehr langsam
vollkommen auszutrocknen, und endlich ausgetrocknet, als zu spröde, leicht wieder in
Pulvergestalt abzuspringen, deßgleichen bei der Berührung mit der warmen Hand zu
erweichen und zu kleben. Alle diese Eigenschaften sind nichts weniger als empfehlend
und daher erklärlich, warum der Dammarfirniß so ziemlich außer Gebrauch
gekommen.
Hr. Miller gibt als Ursache aller dieser Uebelstände,
besonders des Weichwerdens und Klebens, eine unvollständige Auflösung und Verbindung
des Harzes mit dem Lösungsmittel an, und lehrt an der eben bezeichneten Stelle, wie
diesen Uebelständen am besten zu begegnen sey. Ich will hier nicht mit ihm rechten,
aber seine Ansichten scheinen mir nicht die richtigen zu seyn. In meiner
Firnißfabrik wird seit einigen Jahren Dammarfirniß ohne alle Farbe bereitet,
derselbe trocknet schnell aus, besitzt einen hohen Glanz, springt nicht ab, ist
nicht klebrig und zeigt überhaupt keinen der oben genannten Fehler.
Ich will nun in der Kürze meine gemachten Bemerkungen zu rechtfertigen suchen und die
Bereitungsart, welche ich seither befolge, angeben.
Löst man Dammarharz in kaltem Terpenthinöl auf, so erhält
man einen milchigweißen trüben Firniß; diese Trübung rührt jedoch nicht von der
unvollständigen Auflösung, sondern vielmehr von der dem Harze anhängenden Feuchtigkeit her; diese Feuchtigkeit, sowie das in dem
Innern des Harzes, besonders der weißen, undurchsichtigen Stücke eingeschlossene
Wasser theilen dem Firnisse alle die oben genannten Fehler und Mängel mit, indem bei
kalter Bereitung desselben dieses Wasser im fein vertheilten Zustande darin bleibt.
Wird nun ein solcher Firniß aufgestrichen, so kann das wenn auch in noch so geringer
Menge darin enthaltene Wasser weder verdunsten, noch auch in den überstrichenen
Gegenstand eindringen, und so verursachen diese Wasserbläschen auf der Oberfläche
des Firnisses ein rauhes, mattes Ansehen und kann in Folge dieser zwischengelagerten
Wassertheilchen der Firniß nie einen wirklich glasartigen Ueberzug bilden. Bei jedem
Temperaturwechsel werden diese Theilchen sich bald ausdehnen, bald zusammenziehen,
bis zuletzt bei öfterer Wiederholung oder in Folge starker Temperaturerhöhung die
Firnißschicht zerplatzt oder zerbröckelt und als staubartiges schuppiges Pulver
abfällt. Um diesem Uebelstande gründlich vorzubeugen, muß das dem Harze anhaftende
Wasser gänzlich beseitigt werden. Dieß geschieht am besten und erfolgreichsten durch
das Kochen des Harzes mit dem Terpenthinöl in einem
offenen Gefäße, indem in diesem Falle das in dem Harze eingeschlossene Wasser noch
unter dem Siedepunkte des Oels Dampfgestalt annimmt und entweicht. Als Beleg dieser
meiner Ansicht dient, daß man ebenso gut seinen Zweck erreicht, wenn man das Harz
vor seiner Auflösung in einem Trockenofen scharf austrocknet und dann sofort in
kaltem Terpenthinöl auflöst; man erhält dann, falls das Harz gehörig ausgetrocknet
war, einen ganz klaren, hell durchsichtigen Firniß, der alle Eigenschaften eines
guten Firnisses besitzt; indeß ist diese Bereitung im Großen, schon seiner
Umständlichkeit halber, nicht wohl auszuführen und zu empfehlen. – Setzt man
einem vollkommen klaren, gut ausgekochten Firniß absichtlich, wenn auch noch so
wenig Wasser unter Umschütteln zu, so erhält derselbe augenblicklich das
mehrerwähnte trübe Ansehen und alle genannten Eigenschaften eines schlechten
Firnisses.
Was schließlich meine eigene Bereitungsweise des DammarfirnissesDammarflrnisses betrifft, so bediene ich mich dazu gußeiserner, innen emaillirter Kessel
von circa 50 Pfd. Inhalt, worin 25 bis 30 Pfd. Firniß
fertig gemacht werden können. Das Dammarharz wird im nichtgepulverten
Zustande in den Kessel gebracht (das Pulvern des Harzes ist insofern nachtheilig,
als die Firnisse dadurch, daß die Masse beim Schmelzen einen einzigen
zusammengeballten Klumpen bildet, meistentheils gefärbt ausfallen), hierauf die
gehörige Menge Terpenthinöl (5 Theile auf 4 Theile Harz) dazu gegossen und aufs
Feuer gebracht. Sobald das Sieden des Oels beginnt, sieht man das ursprünglich in
dem Harze eingeschlossene Wasser in Dampfgestalt entweichen und das Harz eine
weichere Consistenz annehmen. Sobald alles Wasser ausgetrieben und das Oel,
respective der Firniß, ruhig siedet, ist die Auflösung beendet und kann nun vom
Feuer entfernt werden. So lange in der Firnißmasse noch Wasserspuren vorhanden sind,
findet das Kochen derselben nur unter aufwallender Bewegung statt, ist dagegen alles
Wasser durch anhaltendes Kochen ausgetrieben, dann siedet der Firniß ganz ruhig. Daß
selbst ein ganz geringer Wassergehalt zu jener aufwallenden Bewegung beitrage,
ersteht man schon daraus, daß wenn man in den ruhig siedenden Firniß mit dem Munde
bläst, sogleich ein Ueberlaufen der Masse einzutreten droht, lediglich in Folge der
geringen Feuchtigkeit, die durch das Ausathmen der Masse zugeführt wird.
Den fertigen Firniß gieße ich durch ein feines Sieb aus Metallgewebe, durch welches
derselbe sehr leicht abfließt und lasse ihn dann sich gehörig absetzen. Das
Filtriren durch Spitzbeutel, wie Miller empfiehlt,
erscheint mir viel zu zeitraubend, ist dabei unstreitig mit Verlust verbunden, und
führt überhaupt nicht so zum Ziele, als ein ruhiges Absetzenlassen.
Auf diese eben bezeichnete Weise bereiten zwei Arbeiter in meiner Fabrik 4 bis 5
Centner Firniß im Tage, der alle die oben genannten guten Eigenschaften hat.
Noch ist zu bemerken, daß, soll der Firniß eine zähere Consistenz erhalten und jedem
Temperaturwechsel nachgeben können, d.h. nicht spröde seyn, so muß demselben vor dem
Kochen 2 bis 3 Procent gut gebleichtes (nicht mit Bleioxyden
abgekochtes) Leinöl zugesetzt werden; er erlangt dadurch eine große
Zähigkeit und widersteht der Reibung u.s.w. weit besser.