Titel: Notiz über die Dampferzeuger mit Vorwärmröhren; von dem Bergwerks-Ingenieur Beer zu Lüttich.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LX., S. 241
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LX. Notiz über die Dampferzeuger mit Vorwärmröhren; von dem Bergwerks-Ingenieur Beer zu Lüttich. Aus den Annales des Travaux publics de Belgique, Bd. X S. 107. [Notiz über die Dampferzeuger mit Vorwärmröhren.] Seit 1836 sind viele Dampfkessel mit Siederöhren versehen worden, welche über dem Feuerrost liegen und manche Nachtheile darbieten. Die Wände dieser Siederöhren, welche der unmittelbaren und strahlenden Wärme ausgesetzt sind, bilden in vielen Fällen allein die Fläche, wo sich der Dampf entwickelt, während das Wasser im Kessel, welches in unmittelbarer Berührung mit dem Dampf steht, am wenigsten erwärmt ist. Die Verbindungsröhren mit dem Kessel sind weder groß noch nahe genug, um den Dampf in dem Maaße abzuleiten, wie er sich bildet. Die Dampfblasen häufen sich daher in dem obern Theile der Siederöhren an. Die Fähigkeit, Dampf zu entwickeln, vermindert sich durch die Schlammablagerungen in den Siederöhren und durch die Dampfblasen, welche an deren Wänden haften; das Wasser befindet sich stets in unmittelbarer Berührung mit dem Bleche, welches auf diese Weise verbrennt und zu häufigen Reparaturen Veranlassung gibt. Die Untersuchung der Dampfkessel nach Art. 47 der belgischen Verordnung vom 15. Novbr. 1846 hat im Jahre 1850 gezeigt, daß alle Kessel, welche der Reparatur bedurften, mit Siederöhren versehen waren. Ein noch sehr allgemein verbreiteter Irrthum besteht darin, daß die von den Seitencanälen erhitzten Kesselwände eine große Wirkung leisten. Die Herstellung dieser Seitencanäle veranlaßt außerdem die Verengerung des Rostes und des untern Zuges; dieser Umstand ist nachtheilig für die Conservirung der Kessel, besonders wenn der Rost dem Kesselboden parallel liegt, indem dann die Flamme in einem Kegel gegen letztern schlägt und einen Theil desselben schnell zerstört. Schon seit längerer Zeit ist die Anwendung von Vorwärmröhren versucht worden, indem man sie an das Ende der Canäle legte, um die Speisewasser zu erwärmen, und dieselbe ergab eine geringe Ersparniß an Brennmaterial und eine größere Regelmäßigkeit in dem Gange der Maschine; aber erst seit 1850 benutzt man sie zur unmittelbaren Heizung. Die großen Wasserhaltungs-Dampfmaschinen auf dem belgischen Bleiberge sind mit solchen Kesseln versehen, welche viel zu dem geringen Kohlenverbrauche beitragen, der per Pferdekraft und Stunde nur 1,45 Kilogr. beträgt. – Auch bei einer im J. 1848 auf der Saynerhütte bei Coblenz erbauten Gebläsedampfmaschine wurden die Vorwärmröhren des Kessels nach dem Princip construirt, daß sich das Wasser in denselben und im Kessel in entgegengesetzter Richtung, wie der Zug des Feuers in den Canälen, bewegt. Die Einrichtung wird zweckmäßig so getroffen, daß der Rost unmittelbar unter dem Kessel liegt, dessen untere Fläche nur durch einen Zug bestrichen wird; die Flamme tritt von hier in das erste Vorwärmrohr, welches nach vorn geneigt, dann in das zweite, welches nach hinten geneigt ist, und begibt sich hierauf in die Esse. Auf diese Weise kann der Schlamm, welcher sich in den Vorwärmröhren ablagert, leicht ausgeblasen werden. Diese Einrichtung der Dampfkessel gewährt gegen diejenige mit Siederöhren über dem Roste eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial, welche bis 30 Proc. steigen soll.