Titel: Du Trembley's combinirte Dampfmaschine. – Schiff, welches durch die vereinigte Wirkung von Wasser- und Aetherdampf getrieben wird.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CVII., S. 407
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CVII. Du Trembley's combinirte Dampfmaschine. – Schiff, welches durch die vereinigte Wirkung von Wasser- und Aetherdampf getrieben wird. Aus dem Bulletin du musée de l'industrie, Sept. 1853, S. 162. Du Trembley's combinirte Dampfmaschine. Der Erfinder dieses Systems, Hr. Du Trembley, behauptet, daß durch die vereinigte Anwendung von Wasser- und Schwefeläther-Dampf eine Ersparung von mehr als 50 Proc. an Brennmaterial bewerkstelligt werde. Seine Maschine ist einer gewöhnlichen Dampfmaschine mit zwei Cylindern ähnlich und wird durch beide Dampfarten in Bewegung gesetzt, von denen jede für sich in einem besondern Cylinder wirkt. Die Condensation des Wasserdampfs wird durch Verdampfung des Schwefeläthers bewirkt und die Kondensation des Aetherdampfs mittelst eines Stromes von Meerwasser, welcher ununterbrochen die Oberfläche des Condensators abkühlt, in den dieser Dampf aus dem Cylinder, worin er gewirkt hat, strömt. Beide Condensationen werden in verschlossenen Gefäßen bewirkt, und die damit in Verbindung stehenden Pumpen fördern die Flüssigkeiten in ihre besonderen Generatoren, so daß diese Flüssigkeiten abwechselnd verdampft und verdichtet werden. Sie ließen sich daher ins Unendliche benutzen, wenn die Maschinentheile so dicht gemacht werden könnten, daß jeder Verlust vermieden würde. Die Bemühungen des Hrn. Du Trembley scheinen hauptsächlich auf diesen Umstand gerichtet gewesen zu seyn, und man muß es gestehen, daß er in dieser Hinsicht viel geleistet hat. Bekanntlich ist der Schwefeläther sehr flüchtig und seine Dämpfe haben einen sehr scharfen und penetranten Geruch; in der Maschinenkammer bemerkt man seine Gegenwart aber kaum, unerachtet der bedeutenden Dampfmenge, welche der Generator dem Cylinder liefert. Diese Maschine befindet sich am Bord des Schraubendampfschiffs „Du Trembley“ von 500 Tonnen, welches zwischen Marseille und Algier fährt, und wurde im Jahre 1851 von Hrn. Taylor erbaut. Die Schwierigkeiten, welche mit der Montirung dieser für ihren Zweck schlecht eingerichteten Maschine verbunden waren, sind die nächste Veranlassung, daß sie nicht alle Erwartungen zu erfüllen im Stande war; allein auch in dieser unvollkommenen Gestalt müssen die Fahrten mit dem Schiff, welches sie treibt, ganz und gar die Befürchtungen verscheuchen, welche man hinsichtlich dieser Maschinen hegte, da sie den Beweis liefern, daß die Resultate auf dem Meere nicht minder genügend sind als auf dem Lande, und daß die Einführung der combinirten Maschinen für die Schifffahrt von großer Wichtigkeit werden kann. Besonders werden aber die Vortheile dieses Systems bei Schiffen mit großer Geschwindigkeit und bei langen Seereisen recht hervortreten; denn sie bestehen nicht allein in der Kohlenersparung, sondern auch in dem verminderten Gewicht und in dem gewonnenen Platz. Ein anderer sehr wesentlicher Vortheil besteht darin, daß sich kein Kesselstein bilden kann, da bei dem Verfahren des Hrn. Du Trembley dasselbe Wasser stets wieder angewendet wird, sowie dieß auch mit dem Aether der Fall ist. Das Wasser gelangt warm und destillirt in den Kessel, da es das Product der Condensation ohne Vermischung ist, welche auf den Oberflächen des Aetherdampf-Generators bewirkt wird. Bei den Versuchen, welchen der Unterzeichnete beiwohnte, betrug die in den Condensatoren erlangte Leere für den Wasserdampf 62 und für den Aetherdampf 25 Centimeter; der Druck dieser beiden Dampfarten betrug 2 Atmosphären für den Wasserdampf und 2,20 Atmosphären für den Aetherdampf. Die Cylinder stehen in dem Verhältniß von 1: 1,5, da derjenige für den Wasserdampf 65 Centimet. und der für den Aetherdampf 80 Centimet. Durchmesser hat. Der Lauf beider Cylinder beträgt 75 Cent. (30 Zoll). Beide Arten von Dampf wurden nur während der Hälfte des Kolbenlaufs eingelassen. Die Anzahl der Wellenumdrehungen, welche bei einer leichten entgegenwirkenden Briese erhalten wurden, beliefen sich auf 36 bis 38 in der Minute, so daß die Schrauben in derselben Zeit 72 bis 76 Umdrehungen machten. Die für die Maschine berechnete Leistung beträgt 60 Pferdekräfte bei 40 Umdrehungen. Wenn man die geringe Kraft des Motors und die Größe des Schiffs berücksichtigt, so muß man mit dem Gange, welchen diese Versuche herausstellten, zufrieden seyn. Das Schiff begann am 27. Mai 1853 gegen 11 Uhr Mittags zu feuern, verließ eine Stunde später die Rhede der Seine und warf Abends 5 Uhr im Hafen zu Marseille Anker. Es legt mit einer schwachen Briese als Rückenwind 9 1/4 Knoten zurück, was ein sehr gutes Resultat ist, wenn man bedenkt, daß die Maschinenkraft im Verhältniß zu der Tonnenzahl des Schiffs gering ist. Im Mittel wurden auf der Fahrt 112 Kilogr. Steinkohlen in der Stunde verbrannt, wogegen im vorhergehenden Jahre, auf den Fahrten zwischen Marseille und Algier, als die Maschine nur mit Wasserdämpfen betrieben wurde, der Steinkohlenverbrauch sich im Durchschnitt auf 350 Kilogr. belief, ohne daß die Geschwindigkeit eine größere gewesen wäre. Die Vortheile und Ersparungen bei Anwendung des Schwefeläthers sind daher sehr bedeutend. Uebrigens kann man bekanntlich alle leicht verdampfenden Flüssigkeiten in der combinirten Dampfmaschine anwenden, wenn ihr Siedepunkt niedriger ist als die Temperatur des Wasserdampfs, welcher aus dem Cylinder strömt. Bei dem Trembley'schen System sind alle Vorsichtsmaßregeln gegen die Entzündung des Aethers getroffen. Marius Barnéoud. ––––––––––– Das Princip, auf welchem die Maschine des Hrn. Du Trembley beruht, besteht darin, den Dampf einer Flüssigkeit durch die Verdampfung einer andern, deren Siedepunkt eine niedrigere Temperatur hat, zu verdichten. Dadurch läßt sich die Wärme des Kesselofens mehreremale benutzen, indem man sie nach und nach in mehrere Dampfarten übergehen läßt und folglich eine bedeutende Ersparung an Brennmaterial erzielen; denn nach diesem Princip könnte man den Wasserdampf durch die Erzeugung von Chloroform-Dampf, diesen durch die Erzeugung von Schwefeläther-Dampf, und letztern durch die Verdampfung von Chlorwasserstoff-Aether condensiren. Die verschiedenen Temperaturen, bei denen diese Flüssigkeiten sieden, machen die Sache möglich. Indem man die Dämpfe dieser vier Flüssigkeiten in vier verschiedenen Cylindern benutzt, erhält man eine Leistung, welche wenigstens viermal größer ist als diejenige eines Wasserdampfcylinders, welcher dieselbe Kohlenmenge verbraucht. Im Allgemeinen ist die sogenannte combinirte Maschine den gewöhnlichen Dampfmaschinen von Mitteldruck ähnlich; und wenn der Hülfsdampf mit dem nutzbaren Druck von 2 Atmosphären angewendet wird, so kann man mit solchen Apparaten von geringen Dimensionen bedeutende Leistungen erlangen. Zahlreiche Berichte von competenten Technikern bezeugen, daß die durch gleichzeitige Anwendung des Wasserdampfes und eines einzigen Hülfsdampfes bei verschiedenen Versuchen erzielte Kohlenersparung wenigstens 50 Proc. bei gleicher mechanischer Leistung betrug. Du Trembley's Maschine mit combinirten Dämpfen hat schon im J. 1847 die Aufmerksamkeit der französischen Regierung erregt. Nach langen Versuchen über ihre Anwendbarkeit entschied man sich, sie im Großen an Bord des Schiffes „Galilei“ zu benutzen, welches zu Lorient erbaut, und seine Probefahrten bald beginnen wird.Im J. 1849 war eine Du Trembley'sche Maschine in einer Londoner Fabrik aufgestellt, deren Beschreibung im polytechn. Journal Bd. CXI S. 256 mit einem Bericht über ihre Leistungen mitgetheilt wurde.A. d. Red.