Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 458
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Miscellen. Miscellen. Ueber Mittel zur Verhütung der Kesselsteinbildung in Dampfkesseln; von Dr. Elsner. Bekanntlich sind mehrfach Sägespäne empfohlen worden, um die Bildung von Kesselstein zu verhindern. Roard empfahl dazu Sägespäne von Mahagoniholz; nach Hill leisten auch solche von Eichenholz gute Dienste. Es scheint also, daß es nicht gerade nöthig ist, zu diesem Zwecke Späne von Mahagoniholz anzuwenden, sondern daß auch Späne von anderen Holzarten denselben Erfolg haben. Versuche, welche der Verfasser in dieser Hinsicht angestellt hat, wobei er Späne von kienenem Holze anwendete, bestätigen diese Ansicht; denn sehr gypshaltiges Wasser, welches, ohne Zusatz für sich allein längere Zeit gekocht, einen starken Absatz von Kalktheilen an den Wandungen des Gefäßes bildete, setzte gar keinen mehr an, als er dasselbe Wasser längere Zeit mit Sägespänen, auch verschiedener Holzarten, kochte; es bildete sich vielmehr dabei eine schleimige breiartige Flüssigkeit, die sich leicht entfernen ließ, wobei die Wandungen des Gefäßes von jedem Ansatze vollständig frei geblieben waren. Ritterbrandt empfahl den Zusatz von Salmiak zum Kesselwasser, um sowohl die Bildung von Kesselstein zu verhüten, als auch den schon gebildeten Kesselstein aufzulösen, welche Wirkung darauf beruht, daß der kohlensaure und schwefelsaure Kalk mit dem Salmiak leichtlösliches Chlorcalcium und andererseits kohlensaures und schwefelsaures Ammoniak bilden Bei den Versuchen des Verfassers über das Verhalten des Salmiaks zu einem sehr gypshaltigen Brunnenwasser hat er die Erfahrungen Ritterbrandt's vollständig bestätigt gefunden; ein sehr geringer Zusatz von Salmiak zu Brunnenwasser, welches, ohne diesen Zusatz längere Zeit gekocht, eine starke Bekrustung von Kalktheilen an die Wandungen des Gefäßes absetzte, bewirkte, daß sich gar kein solcher Absatz bildete; auch ein schon entstandener Absatz wurde durch Zusatz von Salmiak zu dem Wasser leicht entfernt. Da die verschiedenen zur Speisung angewendeten Wasser natürlich auch verschiedene Mengen Kalksalz enthalten, so ist ersichtlich, daß sich nicht bestimmt angeben läßt, wie viel Salmiak dem Wasser hinzugesetzt werden muß, um die Bildung des Kesselsteins zu verhindern; man kann indessen im allgemeinen dem Speisungswasser so viel Salmiak hinzusetzen, als es feste Bestandtheile nach der Verdampfung hinterläßt. Es versteht sich von selbst, daß etwa nur 10 Pfund des Wassers abgedampft zu werden brauchen, um aus dem hierbei erhaltenen festen Rückstande den Gehalt an festen Bestandtheilen in dem ganzen Quantum des Speisungswassers zu berechnen; auch die zwei- bis dreifache Menge des trocknen Rückstandes kann wohl noch an Salmiak angewendet werden, besonders wenn schon Krusten vorhanden sind. Man darf im allgemeinen annehmen, daß ein Theil Salmiak, zu 1200 Theilen Brunnenwasser hinzugesetzt, hinreicht, die Bildung von Kesselstein zu verhindern, oder, was dasselbe ist, 1 Pfund Salmiak aus 20 Kubikfuß gypshaltiges Brunnenwasser, wie sich der Verfasser durch Versuche, welche er mit einem gypshaltigen Wasser anstellte, überzeugte, dem er in oben angegebenem Verhältniß Salmiak hinzusetzte, wobei er fand, daß die Entstehung eines festen Absatzes an den Wandungen des Gefäßes gänzlich verhütet wurde. Bei Anwendung des Dampfes zum Erwärmen von Flüssigkeiten u.s.w. ist übrigens daran zu denken, daß aus dem mit Salmiak versetzten Wasser, wenn dieses kohlensauren Kalk enthielt, mit den Wasserdämpfen Dämpfe von kohlensaurem Ammoniak sich entwickeln, und in solchen Fällen, wo diese nachtheilig seyn würden, auf die Anwendung dieses Mittels zu verzichten. Was die Wirksamkeit der ebenfalls gegen Kesselsteinbildung empfohlenen gerbst offhaltigen Substanzen anbetrifft, so hat der Verfasser dieselben ebenfalls als sehr wirksam befunden. Es bildet sich ein brauner schlammartiger Bodensatz, der sich nicht an die Kesselwände ansetzt und sich leicht entfernen läßt. Dieser Bodensatz besteht aus einer Verbindung von Kalk mit Gerbsäure und braunem Farbstoff. Als gerbstoffhaltige Substanz empfiehlt der Verfasser außer Catechu, Eichenrinde, Scheiten von Eichenholz u.s.w., namentlich die in Deutschland häufig wild wachsende Tormentillwurzel, die sehr reich an Gerbsäure ist. Der Verfasser hat stark gypshaltiges Brunnenwasser, welches, für sich allein anhaltend gekocht, einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem Zusatze geschnittener Tormentillwurzel gekocht und gefunden, daß sich nun durchaus kein Absatz an die Wandungen anlegte, dieselben im Gegentheil klar und rein blieben. Während des Kochens bildete sich ein bräunlicher, leicht zu entfernender Niederschlag. Am zweckmäßigsten wird es seyn, die Wurzel nicht im geschnittenen Zustande zu verwenden, weil sie, ähnlich den Sägespänen, in die Hähne. Ventile, Wasserstandsglas u.s.w. eindringen, und hierdurch Uebelstände für den Betrieb hervorrufen könnten, sondern ein wässeriges Extract der Wurzel zu benutzen und dasselbe dem Speisungswasser hinzuzusetzen, wo alsdann solche Uebelstände nicht eintreten können. Guinon hat bekanntlich zuckerhaltige Stoffe, wie Melasse, Stärkezucker u.s.w., gegen Kesselsteinbildung sehr wirksam befunden. Der Verfasser hat sich gleichfalls durch Versuche von der Richtigkeit der Angabe Guinon's überzeugt, indem er ein sehr gypshaltiges Brunenwasser, welches, für sich gekocht, einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem Zusatze von Zucker kochte, wobei sich nur ein schleimartiger, bräunlicher, leicht zu entfernender Niederschlag bildete. Hinsichtlich der Anwendung des von Fresenius und früher von Kuhlmann empfohlenen kohlensauren Natrons macht der Verfasser, indem er die Brauchbarkeit dieses Mittels bestätigt, darauf aufmerksam, daß es von großer Bedeutung ist, nicht eine verhältnißmäßig zu große Quantität von Soda oder Potasche dem Speisungswasser hinzuzusetzen, weil nämlich in diesem Falle der große Uebelstand eintreten könne, daß einzelne Löthungen, Verkittungen u.s.w. der Maschinentheile so angegriffen werden, daß Lecke in den Kesseltheilen entstehen, wodurch das Wasser und der Dampf entweichen, der Betrieb gestört und Kostenaufwände zur Reparatur nöthig werden, welche einzelne Fabrikanten schon zu der Ansicht gebracht haben, vor dem Zusatze von Soda oder Potasche zu warnen. Wenn eine verhältnißmäßig zu große Menge Soda oder Potasche dem Speisungswasser hinzugesetzt wird, so läßt es sich ganz wohl denken, daß die erwähnten großen Uebelstände eintreten können; bei einem richtigen Verhältniß des Zusatzes von Soda zu dem im Speisungswasser aufgelösten Gyps werden obige Uebelstände gewiß nicht eintreten, da bei der Umänderung des Gypses nur kohlensaurer Kalk, welcher als unlöslicher Niederschlag sich ausscheidet, und auflösliches schwefelsaures Natron entsteht, von welchen beiden neuen Verbindungen keine einen irgend schädlichen Einfluß auf die Kesselwandungen auszuüben im Stande ist. Bei Anwendung von Aetznatron nach dem Vorschlage von Dam ist ein Ueberschuß desselben aus gleichem Grunde zu vermeiden. Der Verfasser erwähnt übrigens, daß in allen Fällen, wo er kohlensaure Alkalien anwendete, die Kesselwandungen, bei Benutzung desselben Wassers, nie so vollständig rein und frei von jeder Spur Ansatz erschienen, als bei der Anwendung von Salmiak; hiernach würde daher der Salmiak den Vorzug vor den kohlensauren Alkalien hinsichtlich seiner Verwendung als Kesselsteinbildung verhinderndes Mittel verdienen. (Aus Dr. Elsner's Schrift: Zusammenstellung der bisher angewendeten Mittel, die Entstehung des Kesselsteins zu verhüten. Berlin 1854, Verlag von Julius Springer, im polytechnischen Centralblatt, 1854 Liefer. 4.) Metalline von Sibbald, ein Mittel zur Verhütung des Kesselsteins. Die Mischung besteht aus 1 Theil Talg, 1 Theil Graphit in der Form eines feinen Pulvers, und 1/2 Theil ebenfalls fein gepulverter Holzkohle. Man läßt den Talg schmelzen, und bringt hierein vorsichtig die übrigen Ingredienzien. Um die Mischung zum Ausstreichen flüssig zu erhalten, bringt man etwas Oel oder Theer in solcher Menge zu, als es die Anwendung verlangt. Man erwärmt darauf das Ganze etwas und streicht es mit dem Pinsel auf die Innenwände des Kessels auf, den man ebenfalls ein wenig erwärmt. Es trocknet schnell und bildet einen Ueberzug, ähnlich dem gewöhnlichen schwarzen Anstrich. War der Kessel schon gebraucht, so bringt man die Mischung unmittelbar auf den Kesselstein; nach wenigen Tagen der Benutzung schält und erweicht sich die Kruste, so daß man siedann leicht mit einer Kratze oder Kratzbürste wegnehmen kann. Bei noch reinen Kesseln verhütet sie die Bildung einer Kruste und hängt fest und lange an dem Bleche. Außerdem hält sie den Kessel dicht und verhütet das Rosten der Niete und der Bleche an den Verbindungsstellen. Meistens ist der Anstrich an den der Bildung einer Kruste vorzüglich ausgesetzten Theilen alle 14 Tage zu wiederholen; doch hängt dieß auch von der Form des Kessels, von der Natur des Brennmaterials und von der Beschaffenheit des Speisewassers ab. Eine Eigenthümlichkeit. welche die Mischung auszeichnet, und vorzüglich durch das richtige Verhältniß der Bestandtheile bedingt wird, ist die, daß sie trotz der Einwirkung der Wärme und der Bewegung des Wassers und der darin enthaltenen festen Theile, fest am Bleche haftet. Man kann sie auch zum äußeren Anstrich des Kessels, sowie an Fundamentplatten, Gestellen von Maschinen u.s.w. anwenden. Beim Seedienst dient sie, die Oxydation der Nägel und Niete, sowie das Verfaulen des Holzes zu verhüten. Eben so kann sie in der Architektur mannichfache Anwendung erleiden. Den Talg könnte man vielleicht durch andere fettige Substanzen und die Holzkohle durch gepulverte Kohks ersetzen; doch liegen darüber noch keine Erfahrungen vor. (Aus dem Technologiste, August 1853, durch die Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1854, Nr. 2.) Löthrohr mit ununterbrochener Wirkung, von Hrn. de Luca. Um das gewöhnliche Löthrohr anwenden zu können, muß man sich gewöhnen einen ununterbrochenen und regelmäßigen Luftstrom hervorzubringen, indem man die im Mund enthaltene Luft bloß durch die Wirkung der Muskeln des Backens austreibt, ohne dabei die Brust im geringsten anzustrengen; um die Luft im Mund zu erneuern, muß man durch die Nase einsaugen. So einfach dieß ist, so erfordert es doch Uebung, ehe man sich gewöhnt die Muskeln des Mundes nicht gemeinschaftlich mit denen der Brust wirken zu lassen. Bei Hrn. de Luca's Löthrohr mit beständiger Wirkung verschwinden aber alle Schwierigkeiten, weil man bloß zu blasen hat. Das Neue bei diesem Löthrohr, welches Hr. Mathieu, Fabrikant chirurgischer Instrumente in Paris, verfertigt, besteht lediglich in der Zugabe einer Kugel von vulcanisirtem Kautschuk, welche innerlich mit einem Klappenventil versehen ist, das sich von außen nach innen öffnet und sich von innen nach außen schließt, und welches am Ende des Mundrohrs angebracht wird. Dieses Ventil gestattet also den Eintritt der Luft, welche durch dasselbe aber nicht austreten kann; die Luft, welche einerseits durch das Blasen und andererseits durch die Kautschukkugel, die ihr anfängliches Volum wieder anzunehmen strebt, comprimirt wird, entweicht regelmäßig und ohne Unterbrechung durch die Spitze des Löthrohrs, ohne daß es nothwendig ist beständig zu blasen, wie bei dem gewöhnlichen Löthrohr. Man kann also mittelst dieses Kunstgriffs die Löthrohrflamme ganze Stunden lang unterhalten, ohne sich anzustrengen oder zu ermüden. Der cylindrische Luftbehälter des gewöhnlichen Löthrohrs wird bei dem neuen Apparat entbehrlich, da die Kautschukkugel zugleich als Behälter und als Condensator der Luft dient. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854. S. 286.) Ueber eine Schwefelbildung in der neuesten Zeit. Ueber diesen Gegenstand hielt Hr. Dr. Zimmermann aus Hamburg bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im September 1852, einen Vortrag folgenden wesentlichen Inhalts: „Am südwestlichen Rande der Stadt Hamburg ist bei Gelegenheit eines Siehlbaues ein Lager natürlichen Schwefels entdeckt worden, das augenscheinlich erst in den letzten Jahrhunderten entstanden ist. Hinter der Kehrwieder-Straße nämlich, zwischen dieser und dem Wall befand sich ein Canal, Fleeth genannt, in welchen sich viele Kloaken aus den Wohnungen des Kehrwieders ergießen, und der, weil er häufig einen üblen Geruch verbreitete, jetzt zugeworfen wird. Um aber den Kloaken wieder Abfluß zu verschaffen, ward parallel dem Canale auf dem Wall ein gemauertes Siehl angelegt. Als der hiezu gegrabene Stollen bis 18 Fuß Tiefe eröffnet war, entwickelte sich aus dem Boden eine so große Menge Schwefelwasserstoffgas, daß die Arbeiter erkrankten, Schwindel und Augenentzündung bekamen, und ihre silbernen Uhren, ihr Geld geschwärzt wurden, und sie deßhalb halbstündlich abgelöst werden mußten Die Baubehörde ersuchte daher den Apotheker Ulex, das Siehl zu untersuchen, um wo möglich die Ursache der schädlichen Gasentwickelung zu erforschen. Ulex fand nun, daß das Gas sich aus einer grauen Erdschichte entwickelte, welche in der Tiefe von 18 Fuß ein 3 Fuß mächtiges Lager bildete, das an zwei Stellen des Walles, jedesmal in der Länge von 150 Fuß, durchschnitten war. Er erkannte diese Erdschichte sogleich als eine Schwefelerde, die aus einem innigen Gemenge von Schwefel und Gyps bestand, und worin sich eine große Menge kleiner Schwefel-Rhomboeder auskrystallisirt fanden. Der ursprüngliche Boden dieser Localität, ein Theil des Grasbrooks, ist Marschland, worin sich aufeinanderfolgend Holz- und Muschelschichten finden. Der Wall besteht aus aufgefahrener Erde, die einst aus einem Canal gewonnen wurde. Außerdem ward beim Graben des Siehles eine so große Menge Knochen herausgefordert, daß wochenlang täglich an 1000 Pfd. fortgeschafft wurden Der Canal hatte seit Jahrhunderten jeglichen Abraum in sich aufgenommen und dadurch fortdauernd einen Herd für die Bildung von Schwefelwasserstoff abgegeben, der in die lockere Erde des Walls eingedrungen, dort zur Absetzung des Schwefels Veranlassung gab. Außerdem ward auch aus der Schwefelerde mit Hülfe von siedendem absolutem Alkohol Leichenfett (adiposir) ausgezogen, und dadurch bewiesen, daß hier Fleisch, welches wahrscheinlich den Knochen angehangen, in Verwesung übergegangen war Unter den Knochen fanden sich nämlich auch menschliche Knochen, und nach einer Sage wurden hier, bevor der Wall aufgeworfen war, Tausende von Seeräubern hingerichtet und eingescharrt. An eine Verschüttung des Schwefels ist nicht zu denken; denn 1) ist die Masse desselben zu groß und zu weit ausgedehnt; 2) kommt der Schwefel in jener Form im Handel gar nicht vor, und 3) haben die niedlichen kleinen Krystallgruppen, die theils die leeren Räume ausfüllen, theils durch die ganze Masse zu Millionen vertheilt sind, ganz den Charakter der Bildung an Ort und Stelle. Schwefelwasserstoff war also genügend vorhanden, um Schwefel und jene Krystalle zu erzeugen; denn theils entwickelte er sich aus der faulen Gährung im Boden selbst, theils lieferte die parallel daneben liegende Kloake, der Canal, denselben in hinreichender Menge. Luft blieb im lockern Boden nicht ausgeschlossen, und so zersetzte sich der Schwefelwasserstoff auf doppelte Weise, theils Schwefel und Wasser bildend, theils zu Schwefelsäure sich oxydirend, die, vom Kalk der Knochen aufgenommen, Gyps bildete.“ (Aus dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Wiesbaden 1853.) Ueber die überschätzte Gefährlichkeit der grünen Arsenikfarbe. Hofrath Dr. Krahmer aus Halle hielt bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im September 1852, einen Vortrag über die überschätzte Gefährlichkeit der grünen Arsenikfarbe. Namentlich sprach er gegen die Annahme, daß der Arsenik eine Verbindung mit Wasserstoff eingehe, und so als Arsenik-Wasserstoff auf die Zimmerbewohner schädlich wirke, oder auch als arsenige Säure (durch Zersetzung des Wassers). Bunsen hat eine ganze Reihe flüchtiger Arsenikverbindungen bekannt gemacht, die seitdem bei den Aerzten, in deren Gehirnventrikel sie sich gezogen haben, zu einer sehr wichtigen Ursache von Erkrankungen geworden sind. v. Basedow namentlich führe Unglücksfalle der Art an, wo mehrere Personen unter Symptomen der Arsenikvergiftung erkrankt seyen, ohne daß eine solche anders als aus der Zimmerfarbe zu erklären gewesen; auch habe das betreffende feuchte Parterrezimmer einen eigenthümlichen Knoblauch- oder Meerrettiggeruch gehabt. Dagegen wendet Hofrath Krahmer ein, daß das spurweise Vorkommen von Arsenik überhaupt nicht einmal nachtheilig wirke, und daß eine Reihe von Untersuchungen an grüner Arsenikfarbe, die er mit Lehm, Milch u.s.w. gemischt und dem Durchstrich der Luft ausgesetzt hatte, ihm nie auch nur ein spurweises Vorkommen flüchtiger Arsenikverbindungen in der Luft ergeben habe; so wie die chemische Untersuchung nach Verlauf von Jahren wenig oder gar keinen Mangel an dem zum Versuch gewählten Arsenik nachweisen konnte, indem auf 1000 Theile nicht mehr als 2 fehlten. (Aus dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Wiesbaden 1853.) Krappfarben von J. H. Weiß in Mülhausen in Thüringen. Für Lieferung der schönsten Krapplacke,“ heißt es in dem Berichte der Preisrichter für die Weltausstellung in London (Reports by the Juries S. 50) „wird I. H. Weiß in Mülhausen die Preismedaille zuerkannt.“ Wer da weiß, welche Mächte in London behufs der Preiserringung in Bewegung gesetzt wurden, der wird die Bedeutung der Ertheilung des Preises an einen zurückgezogenen Greis von 67 Jahren, welcher in der alten Reichsstadt Mülhausen in Thüringen nur seiner Kunst lebt, zu würdigen wissen. Die Sache hat sich durch sich selbst Geltung verschafft! Die Weiß'schen Krappfarben haben auf der ersten allgemeinen Thüringer Gewerbeausstellung in Gotha dann auch den ersten Preis verdienter Weise erhalten. Wir wollen nun Einiges über diese Farben hier anführen. Es ist nicht leicht, das Pigment der Krappwurzel in voller Reinheit für die Farbenbereitung so auszuziehen, daß man dadurch Farben erhält, für welche man Preise erzielen kann gleich denen der Pariser Fabricanten für ihre wahrhaft prachtvollen mit Cochenille und Fernambuk vertieften Farbensorten unter dem Namen „Krappcarmin.“ Verschiedene Krappsorten, ja verschiedene Jahrgänge erzeugen verschiedene Töne. Es gehört die sorgsamste Umsicht des Fabricanten dazu, um durch Anwendung besonderer Beizen Gleichmäßigkeit der Töne zu erzielen. Hr. Weiß begründete, um obengedachte Gleichförmigkeit der Töne mehr und mehr in die Gewalt zu bekommen, mit dem Jahre 1837 einen eigenen Krappbau in Thüringen, und wirklich hat er von 1838 bis zum Jahr 1852 seine sämmtlichen Farben aus selbst gebautem Krapp bereitet. Im Jahre 1848 wurde dieser Anbau jedoch unterbrochen, in Folge der bedeutenden Aufregung unter den Arbeitern überhaupt, und konnte im Jahr 1853 noch nicht wieder aufgenommen werden. Bei den Erkundigungen, die Hr. Weiß in Folge der eingetretenen Verhältnisse über holländische Krappe anstellte, und aus deßfallsigen Versuchen ergab sich der merkwürdige Umstand, daß jene über Bremen, Hamburg oder Köln bezogenen Krappe, selbst bis zu dem hohen Preise von 24 Thalern den Centner bezahlt, mindestens ein Dritttheil weniger Pigment enthielten, als die von ihm selbst erbauten Krappe, die in offenen kaum mit Tüchern zugedeckten Fässern in den Scheuern oft 2 bis 3 Jahre lagerten und trocken blieben, auch, wie guter holländischer Krapp, eine rothbraune Farbe besaßen. Jene Mindergüte des holländischen gemahlenen Krapps läßt auf Verfälschung schließen. Dieser gemahlene holländische Krapp hat eine senfgelbe Farbe, die sich in etwas feuchter Luft nach kurzer Zeit in Kastanienbraun verändert. Ein wässeriger Abguß des Pulvers schmeckt zuckersüß, während die Krappwurzel einen mehr bittern als süßen Geschmack besitzt. Reagensversuche haben im Krapppulver Zusatz von Weidenholz nachgewiesen. Dieser Zusatz thut der Erzeugung von angenehmen Rosatönen keinen Eintrag, wenn auch der Farbenfülle in einer gegebenen Menge Pulver. Die Süße desselben hat aber eine andere Wurzel, als sie der ächten Krappwurzel eigen ist. Die Leichtlöslichkeit, die bedeutende Wasserziehungskraft und der Minderrückstand beim Ausziehen des Pigments gegen guten Krapp gehalten, weisen bestimmt auf eine Beimischung anderer Stoffe zum Krapppulver hin. Man hat uns gesagt, daß jene Eigenschaft sich durch vorsichtig getrocknete und gepulverte gelbe Zuckerrübe vortrefflich und jedenfalls sehr einträglich dem Krapppulver ertheilen lasse. Sey dem nun wie ihm wolle, so können wir doch so viel behaupten, daß jenes holländische Krapppulver kein beroofter Krapp ist. denn er ist nicht beraubt,“ sondern beschenkt, aber es ist selbst nicht die schlechteste Sorte des More Mull. Denn diese sieht nicht senfgelb, sondern braun aus. Jene holländische Windmühlenflügelei veranlaßte Hrn. Weiß, als ihm sein eigener Krapp ausging, sich schlesischer Elektoralkrappe zu bedienen, die inzwischen auch einen um 1/4 geringeren Ertrag an Lack als sein eigenes Gewächs gaben. Avignoner und Levantischen Krapp hat unseres Wissens Hr. Weiß nicht verarbeitet, weil sie zu theuer sind. Indem wir die Verwender von gemahlenem Krapp auf die entdeckten statthabenden Verfälschungen aufmerksam machen. gereicht es uns zugleich zum Vergnügen mittheilen zu können, daß Hr. Weiß sich entschlossen hat, in diesem Jahre wieder vier Acker mit Krapp zu bestellen, und wird mit anerkennenswerther Freigebigkeit im Jahr 1855 bereit seyn. gratis Keimlinge zum Anlegen abzugeben, dort wo man gesonnen ist, mit der Cultur des Krapps zu beginnen. Er wird mit seinen reichen Erfahrungen im Krappbau nicht hintanhalten und ist der auf Thatsachen gestützten Ansicht, daß überall da in Deutschland, wo sich die geeignete Mischung von Kalk und Lehm im Boden vorfindet, der Bau gedeihen wird. Daß man diesem in Deutschland die verdiente Aufmerksamkeit schenken möge, ist sehr zu wünschen. Die Summen oder vielmehr Arbeitskräfte, welche wir für Krapp dem Auslande bezahlen, gehen ins Ungeheure. Sein Anbau ist, gehörig und rationell betrieben, einer der einträglichsten Betriebe. Der deutsche Krappfabrikant, der das Carminiren der Pariser Fabrikanten nicht so weg hat, hilft sich am liebsten durch die Anfertigung von „krystallisirten Krapplacken.“ Das Verfahren hat aber seine Uebelstände. Denn wenn die Alaunerde in Verbindung mit dem Krapppigment mit Salmiak, kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron niedergeschlagen wird, so treten schwefelsaures Ammoniak, Kali oder Natron auf. Dadurch wird aber nicht allein das Gewicht vermehrt, sondern der Lack sieht auch viel schöner und tiefer aus, als die reinen ächten Lacke von Weiß aussehen, welche letztere solchergestalt von den Kunsthandlungen und den oft unwissenden Käufern nicht vorgezogen werden. Die Kunstmaler sind inzwischen nicht wohl berathen, wenn sie jene Krystalllacke in Gebrauch nehmen. Die Salze sind es, die jenen Krapplacken eine vermehrte Deckkraft in der Lasur der Gemälde verleihen, welche den Lacken von Weiß nicht innewohnt. Inzwischen eine einsichtige vorurtheilsfreie Prüfung muß ergeben, daß jene Salze, deren Anwesenheit von jedem Chemiker leicht nachgewiesen werden kann, auf Metallfarben zersetzend wirken. Die Krystalllacke springen auf den Gemälden und geben Risse, während dieß bei reinen Lacken von Weiß nie der Fall ist. Derselbe lieferte eine Nachbildung des sehr empfohlenen Bettkaber (?) Lacks, der das Loth 1 1/2 Thaler kostet, für 12 Sgr. das Loth eben so schön, aber haltbarer. Die sogenannte Carmination der Krapplacke, d.h. die Versetzung mit zwar blendenden aber nicht haltbaren rothen Farbstoffen, wie Cochenille, Fernambuk, wird oft sehr weit getrieben. So z.B. bei einer Smyrnaer Krapplack benannten Farbe. Eine angestellte Prüfung ergab bei dieser, daß sie eine große Menge ungehöriger Stoffe mit sich führte, so Faserstoffe wie Salze, und zwar bis zu einem Grade, daß das Gewicht jener Ungehörigkeiten ein größeres war, als das des reinen Krapplackrückstandes. Daß eine solche Verunreinigung der Krapplacke höchst nachtheilig für feine Kunstmalerei seyn muß, liegt auf der Hand, abgesehen von der Uebervortheilung des Käufers, dem eine scheinbar schönere aber unächte Farbe dafür nicht Ersatz zu bieten vermag. Weiß wendet keine Cochenille, keinen Fernambuk, keine Chemikalien an, um seine Lacke zu schönen und schwer zu machen. Und er thut Recht daran. Denn wenn seine Krapplacke, die reine Krappfabricate und nicht nur gekrappte Farbstoffe sind, auch die Tiefe jener mit Kremserweiß gemengten nicht besitzen, so übertrifft doch die klarere Lasur der Lacke von Weiß, wie wir uns selbst überzeugt haben, die anderer Lacke. Wir warnen daher die Verwender von Krappfarben, sich von dem Scheine blenden zu lassen, und namentlich die Kunstmaler, denen alles daran liegen muß, ein unverfälschtes Fabricat zu erhalten, damit ihre werthvollen Kunsterzeugnisse nicht aus Schuld schlechten Materials später unwiederbringlich zu Grunde gehen oder sich ganz anders zeigen, als sie ursprünglich geschaffen sind. Alle Künstler sollten daher ihre Krapplacke stets in natürlicher trockner Form und nicht mit Oel gemengt oder in Form von Moist und Honey colours etc.“ kaufen. Sie werden bei diesem Verfahren nicht allein sicher gehen, sondern auch viel billiger fahren. Aber nicht allein zur Kunstmalerei eignen sich die Krapplacke van Weiß vorzugsweise vor anderen dergleichen Erzeugnissen, sondern auch mit besonderem Vortheil zur sogenannten Decorations- oder Zimmermalerei. Die von Hrn. Weiß auf der ersten allgemeinen thüringischen Gewerbeausstellung in Gotha zur Anschauung gebrachten Anstrichtafeln zeigten nicht allein dem Auge höchst wohlgefällige Farbentöne in Krapprosa, sondern bewiesen auch deren Unveränderlichkeit während eines sechswöchentlichen Auehängens im vollsten Lichte. Der zarte rosa Farbenton, der mittelst des Rosa Nro. 4 und einem Zusatz von 7 Theilen Schwerspath erzeugt ist, gibt immer noch eine liebliche Färbung und ist eben so wohlfeil, wenn nicht wohlfeiler aufzutragen als es mit einer grünlichen oder bläulichen Farbe geschehen kann. Dabei ist aber noch ganz besonders zu berücksichtigen, daß die Krappfarbe ganz unschädlich ist. Es dürfte auffallend erscheinen, daß es erst unserer Empfehlung bedarf, um die Weiß'schen Farben mehr in Aufnahme zu bringen, da sie sich ihrer innewohnenden Vorzüglichkeit halber, besitzen sie solche wohl schon von selbst Raum machen werden. Inzwischen dürfen wir die hemmende Concurrenz von Seiten der Verbreiter schlechterer Farben von nicht zu geringem Einfluß anschlagen. Die Baumeister und Zimmerbesitzer haben selten eine Kenntniß von der inneren Güte der Anstrichfarben. Sie verlassen sich auf die Besorger von Wandverzierungen mit Anstrichen und Tapeten! Nun aber ist es klar, daß verbleichende Tapeten und verschießende Anstriche den Wechsel der Wandverzierungen befördern. Die geschickten Decorationsmaler aber, denen allerdings nichts daran liegt, daß die Kunstwerke ihres Pinsels vor dem strengen Antlitz der Sonne erbleichen, sind in der Regel weniger farbenprüfende Chemiker, als vertrauungsvolle Käufer in den Farbenhandlungen, von denen sehr viele die ächten Krappfarben nicht führen. Die gewöhnlichen Zimmeranstreicher aber sind nicht eben sehr geneigt, sich aus ihrem alten Schlendrian herauszuwickeln, und die allerdings etwas verschiedene Art der Zurichtung und der Behandlung beim Anstreichen, wie sie die Krappfarben erheischen, sich anzueignen. Wir werden für diejenigen welche es angeht, jene Zurichtung und Behandlung hier näher beschreiben. Die ächten Krappfarben, wie Weiß sie liefert, müssen, nachdem sie fein gerieben sind, mit weniger Wasser als man bei anderen Farben anwendet, aber mit etwas mehr Leimlösung angemacht werden. Diese Leimlösung erzeugt man sich am besten mit gut bindendem Flechsenleim im Verhältniß von 1 Theil Leim auf 7 Thle. Wasser. Diese 8 Pfd. Leimlösung seihet man durch ein Tuch. Nachdem man die Farbe zu dieser Lösung in einem Topfe gemischt hat, stellt man denselben in ein zweites Gefäß mit heißem Wasser, so zwar, daß die Anstrichfarbe im Topfe eine Temperatur von 35° R. beibehält. So erwärmt muß der Anstrich mit der Farbe vorgenommen werden. Denn nur in der Wärme löst sich das Krapppigment im Leimwasser ganz auf. Warmgestrichen wird daher die Farbe tiefer, voller und vertheilter. Streicht man aber kalt oder nur etwas lauwarm auf, so fängt der Leim etwas zu gerinnen an, es entstehen schmutziggraue Streifen im Anstrich, und die Farbe trägt sich nicht gleichmäßig auf. Der warme Anstrich erspart gegen den kalten Anstrich 1/4 Farbe. Ein Zusatz von Schwerspath erzeugt einen Anstrich von tieferem Ton, als der ursprüngliche Farbenton ist, was von der vollkommenen Lösung des Krapppigments in der Wärme herrührt. Beim Anstrich der Krappfarben ist inzwischen wohl zu beachten, daß sie nicht auf Kalkwand (Leder- oder Weißkalk mit Lehm gemischt), zumal nicht auf frische Kalkwand gestrichen werden dürfen. Sie theilen diese Eigenschaft mit mancher andern Farbe. Das Rothe erhält einen bläulichen Schein. Beim Anstrich auf eine gegypste Wand tritt diese Veränderung nicht ein. Frische Kalkwände sind nach dem Trocknen mit Papier zu beziehen. Am zweckmäßigsten erscheint uns das Anfertigen von einfarbigen Tapeten behufs der Zimmerverzierung in Rosa. Nachdem diese auf die Wand geklebt sind, können die gewünschten Verzierungen mit der Hand darauf gebracht werden. Eine Berechnung der Kosten dieses Anstrichs auf Papier ohne Ende ergibt folgendes: Mit 1 Pfund Rosa-Krapplack Nr. 4 sind 28 Ellen Papier zu bestreichen = 2 Stück Tapeten à 14 Thaler. Aus einer Mischung von 1 Pfd. Rosa Nr. 4 und 7 Pfd. Schwerspath streichen sich 10 1/2 Stück Tapeten. Das Pfund Schwerspath (nicht theurer als Schlämmkreide) zu 8 Pfennig, das Pfund Rosa Nr. 4 zu 10 Sgr., ergibt 14 Sgr. 8 Pf. oder pro Stück Tapete 1 1/4 Sgr. 4 Pfund Schwerspath mit 1 Pfund Rosa Nr. 4 streichen 6 1/2 Stück und kosten, nach obigem Fuße berechnet, 12 Sgr. 8 Pf. oder 2 1/6 Sgr. pro Stück Tapete à 14 Ellen Leipziger Maaß. (Deutsche Gewerbezeitung, 1854, S. 33.) Verfahren zur Prüfung der Leinwandgewebe auf Beimischungen von Baumwolle; von Dr. Elsner. Der Verfasser hat im Jahr 1847 in einer Abhandlung über die bis dahin bekannten Methoden zur Prüfung der Leinengewebe auf eine Beimischung von Baumwolle (polytechn. Journal Bd. CV S. 192), zu diesem Zweck die Cochenille-Tinctur empfohlen. Er fand später, daß die weingeistige Tinctur von Färberröthe-Wurzel dazu fast noch zweckmäßiger ist, da die orangerothe Färbung der Leinenfaden stärker hervortritt gegen das Gelb der Baumwollenfäden, als die violette Färbung der Leinenfaden gegen die hellrothe Färbung der Baumwollenfäden bei Anwendung der Cochenille-Tinctur. Das Verfahren bei dieser Prüfungsmethode ist folgendes: 1/2, Loth zerschnittene Färberröthe-Wurzel wird in einem Glase, welches man mit einer Glasplatte bedecken kann, oder in einem Glaskolben mit 6 Loth Alkohol von 94 Proc. Tralles übergössen und 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur, unter öfterem Umschütteln, damit in Berührung gelassen. Die dadurch entstandene klare, braungelbe Tinctur wird durch weißes Löschpapier filtrirt und zum Gebrauche aufbewahrt. Reine Leinengewebe färben sich beim Eintauchen in diese Tinctur nach 1/8–1/4 Stunde gleichförmig unrein orangeroth, reine Baumwollengewebe dagegen gleichförmig gelb; ist das Gewebe gemischt, so erscheinen die Leinenfäden gelbroth, die Baumwollenfäden gelb, das Ganze erscheint daher nicht mehr gleichmäßig gefärbt, sondern gestreift Werden die Gewebestreifen vor dem Eintauchen an den Kanten 2 Linien breit ausgezupft, was übrigens von wesentlichem Einfluß auf die Erkennung der einzelnen Fäden ist, so tritt die Erscheinung so deutlich hervor, daß die einzelnen verschieden gefärbten Fäden von Leinen und Baumwolle an den ausgezupften Kanten mit Leichtigkeit gezählt werden können. – Die Fäden können, nach Anwendung dieser Probe, auch noch, der Controle halber, der mikroskopischen und der Verbrennungsprobe unterworfen werden, was bei der Schwefelsäureprobe bekanntlich nicht möglich ist, da bei Anwendung derselben die Baumwollenfäden gänzlich zerstört werden. – Die Färbungsprobe mit der Röthe-TincturRöthe-Tintcur ist besonders für weiße Waare zu empfehlen, da dieselbe, ohne alle bei der Schwefelsäureprobe nothwendigen Voroperationen, sofort mit dem kleinsten Streifchen Waare vorgenommen werden kann; außerdem sind die Tincturen selbst völlig unschädlich. Bei gefärbter Waare dagegen ist die Anwendung der Schwefelsäureprobe einfacher. Uebrigens hat der Verfasser schon früher auf die Anwendung der Röthe-Tinctur nächst der Tinctur von Cochenille aufmerksam gemacht. Der Sicherheit halber sind die Prüfungen mit beiden Tincturen anzustellen. (Aus Dr. Elsner's chemisch-technischen Mittheilungen der Jahre 1850–1852, Berlin 1853.) Ueber die Unterscheidungsmerkmale des leinenen Hand- und Maschinengarns. Hierüber hat eine von der Handelskammer in Prag niedergesetzte (Kommission ein Gutachten aus Anlaß der Bestimmungen des Handelsvertrags mit Oesterreich, worin für Handgarne besondere Begünstigungen verabredet sind, abgegeben, dem wir Folgendes entnehmen: Das Handgarn hat eine Eigenthümlichkeit, welche beim Maschinengarne nicht angetroffen wird, es fühlt sich fetter, klebriger und doch glatter an als dieses; der Faden ist auch elastischer und läuft nicht zusammengerollt, was seinen Grund darin hat, daß der Flachs beim Handspinnen nur genetzt und zum Faden gedreht wird, weßhalb die auf diese Art gegebene Anfeuchtung bald in sich selbst vertrocknet und daher der Faden schlank fortläuft, während bei Maschinengarnen, die naß gesponnen werden, das Product erst in geheizte Trockenstuben gebracht werden muß, wo der Faden durch den Einfluß der Wärme sich rollt. Der Faden der Maschinengarne ist durchgehends runder und gleich voll; der Faden der Handgarne hingegen ist spitzer und schärfer, hat eine ungleiche Drehung und ist sowohl von zu dünnen als zu dicken Stellen und von Knötchen nicht frei. Die Hauptunterscheidungsmerkmale liegen aber in der Zusammensetzung des Fadens. Dreht man einen Faden Handgarn auf und zieht ihn langsam auseinander, so gibt er eine lange Flachsfaser, wo hingegen bei Maschinengarn, wenn man den Faden zurückdreht und dann zerreißt, die Flachsfaser kurz und stumpf erscheint. Auch sind die Maschinengarne durchweg rauher als die Handgarne und mit kleinen, selbst bei den vollkommensten Gespinnsten hervorstehenden Härchen versehen Ein weiteres Erkennungszeichen ist die Farbe. Maschinengarne sind meist aus Wasserflachs gesponnen, welcher dem Garne eine hellgraue und egale Farbe verleiht. Zudem ist der Faden reiner und ohne schilfige Theile. Bei Handgarnen, wo die nöthigen guten Vorbereitungen des Urstoffs fehlen, fällt die Farbe des Garns, angenommen auch, es würde hiezu Wasserflachs versponnen, immer ins Bräunliche, Schwärzliche oder Röthliche. Es findet sich bei demselben ein sogenanntes Ineinanderspielen der Farbe, kurz, die Farbe sieht schmutziger aus, und der Faden, besonders bei den ordinären Garnen, ist nie frei von Schilf. Die Farbe beim Handgarne fällt deßhalb so verschieden aus, weil auf dem Spinnrocken nur 1/2 bis 1 Pfd. Flachs, wie er sich eben darbietet, befestigt und versponnen wird, während beim Maschinengarne große Quantitäten von 20 bis 30 Cntr und noch mehr Flachs durcheinander gemengt werden und so schon ein gleichfarbiger Flachs auf die Maschine kommt. Endlich springt auch der auffallende Unterschied in die Augen, daß Handgespinnste in kleinen Döckchen (vier auf einen Strahn), Maschinengespinnst hingegen in großen Strähnen verarbeitet wird. (Austria.) Vorschrift für durchsichtiges Papier. Wenn man ein Blatt sehr seinen weißen Papiers in einer dicken Auflösung von arabischem Gummi einweicht, dann zwischen zwei trockenen Blättern desselben Papiers preßt, so werden die drei Blätter mit einander durchsichtig gemacht. Diese neue Art durchsichtigen Papiers ist dem geölten Papier bei weitem vorzuziehen. (Cosmos, Revue encyclopédique, Februar 1854, S. 226.) Positive Lichtbilder auf emaillirtem Glas. Hr. Millet hat der französischen Akademie der Wissenschaften solche Lichtbilder übergeben, welche wahrhaft schon und effectvoll sind, es sind im Grunde negative Bilder auf Collodium, welche direct in positive verwandelt wurden, nach dem Verfahren des Hrn. Martin (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXV S. 119). Hr. Millet überzieht sie dann mit seinem Email, wodurch sie einen größern Glanz erhalten. Er sagt: „ich überziehe das nach den bekannten Methoden dargestellte Bild mit einem klaren und durchsichtigen Email, wodurch dasselbe unveränderlich gemacht wird; man kann das Bild dann wie ein Gemälde aus Porzellan waschen und reiben; das durchsichtige Email gestattet es ohne Glas einzurahmen.“ (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S. 261.) Photographie auf bromhaltigem Collodium. Seitdem Sir John Herschel darauf gedrungen hat, daß man in der Photographie auf Collodium das Jod durch Brom ersetzen soll, seitdem er gezeigt hat, daß man nur mit einer bromhaltigen Collodiumschicht dahin gelangen kann, daß die Farben Roth, Grün, Braun, Gelb und Blau ihren Eindruck machen, bevor die anderen mehr photogenischen Nüancen schon zu sehr auf die Platte eingewirkt haben, sind viele englische Photographen darauf eingegangen und haben ihr Verfahren veröffentlicht. Das Journal der photographischen Gesellschaft zu London empfiehlt folgende Vorschrift von Hrn. Berry aus Liverpool: Man löst 26 Centigramme Jodammonium in möglichst wenig Alkohol auf und setzt dann soviel reines Collodium zu, daß die Mischung 31 Gramme wiegt: man nimmt 3 Gramme salpetersaures Silber für je 31 Gramme des empfindlichmachenden Bades. – Handelt es sich um positive Bilder, so entwickelt man sie in einer Auflösung von Eisenvitriol, wie gewöhnlich. – Handelt es sich um negative Bilder, so wird das Bad, um sie zum Vorschein zu bringen, folgendermaßen zusammengesetzt: Pyrogallussäure   0,40 Gramme gewöhnliche Essigsäure       1,80     „ Weingeist   1,81     „ Wasser 10,80     „ Sollte das negative Bild zu schwach zum Vorschein kommen, so bringt man Pyrogallussäure-Auflösung in ein Glasgefäß, setzt dem Bad von salpetersaurem Silber einige Tropfen derselben zu und gießt die Mischung auf die Platte; auf diese Weise gelingt es stets, dem Bild die erforderliche Intensität zu geben. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S. 264.) Nadard's Collodiumschale für Photographen. Man denke sich eine verticale Schale, deren eine Wand die Glastafel selbst ist, stehend auf einer andern horizontalen Schale, welche letztere die aus der erstern ablaufende Flüssigkeit aufnimmt. Nachdem die Flüssigkeit in die verticale Schale gegossen worden ist, verläßt sie dieselbe sogleich mittelst eines an deren Basis angebrachten Hahns, wobei auf der Glastafel eine ganz reine und durchsichtige Collodiumschicht zurückbleibt. Hr. Nadard gibt seinen Glastafeln bis fünf Schichten, wovon jede so dünn ist, daß sie zusammen nicht dicker als die nach dem gewöhnlichen Verfahren erhaltene Schicht sind. Die erste Schicht muß trocken seyn, bevor man die zweite anbringt. Ehe man die Glastafel in das salpetersaure Silber bringt, muß man so viel Zeit verstreichen lassen, als die ersten Operationen erforderten. Auf diese Weise vermeidet man einen Verlust an Collodium und erhält eine gleichförmig vertheilte Schicht ohne alle Streifen. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S. 261.) Naturgetreue Nachbildung von Mollusken und anderen Thieren in Wachs oder Gyps; von Hrn. Stahlin Paris. Nach dem von dem Verfasser früherhin in Anwendung gebrachten Verfahren (polytechn. Journal Bd. CXVIII. S. 294) wurden die Mollusken vor dem Abformen in eine Lösung von Chlorzink getaucht. Taucht man sie aber im noch lebenden Zustande in diese Lösung, so ziehen sie sich sehr zusammen, so daß sie manchmal Risse erhalten, und werden daher hart, mißgestaltet und zum Abformen untauglich. Man mußte sie daher im todten Zustande in die Lösung eintauchen. Sie ließen sich dann zwar leicht abformen, aber sie blieben in einem weichen, welken und zusammengefallenen Zustande, und verloren großentheils ihre natürliche Form, konnten nun also auch nicht mehr naturgetreue Abgüsse liefern. Stahl hat deßhalb die Anwendung des Chlorzinks aufgegeben, und benutzt statt dessen die Owen'sche Flüssigkeit, sehr mit Wasser verdünnt. Diese Flüssigkeit, welche Owen statt Spiritus zur Conservation von Thieren in Anwendung bringt, wird bereitet aus 160 Gram Kochsalz, 80 Gram. Alaun, 0,3 Gram. Quecksilbersublimat und 2 1/2 Litern Wasser. Statt 2 1/2 Liter Wasser nimmt Stahl aber 10 Liter. Die abzuformenden Thiere werden nicht todt in diese Flüssigkeit eingetaucht, sondern einige Zeit bevor das Leben sie verlassen hat. Nachdem sie ungefähr zwei Stunden lang eingetaucht waren, nimmt man sie, oft noch lebend, heraus und schreitet dann zum Abformen. Die Thiere behalten bei dieser Manier ihre natürlichen Formen auch in den zartesten Organen auf das Vollkommenste bei, und Stahl stellt mittelst dieses Verfahrens Abgüsse in Wachs her, die, von dem Maler Formant mit den entsprechenden Farben ausgestattet, die Natur auf das Täuschendste nachahmen. Auch in Gyps werden sowohl lebende als fossile Thiere von Stahl in ganz vorzüglicher Weise nachgebildet, wie man unter andern im naturhistorischen Museum in Paris, welches viele derartige Producte besitzt, wahrnehmen kann (Bulletin de la Société d'Encouragement, durch polyt. Centralblatt, 1853, S. 1278.)