Titel: | John Taylor's hydraulische Presse mit directem Dampfbetrieb. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. VII., S. 6 |
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VII.
John Taylor's hydraulische Presse mit
directem Dampfbetrieb.
Aus dem Scientific American,
Januar 1873, S. 15.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Taylor's hydraulische Presse mit directem Dampfbetrieb.
Die Uebertragung der Kraft auf die Flüssigkeit der hydraulischen Presse geht hier von den Kolben zweier Dampfcylinder aus,
deren
Wirkung nach einander auf die Preßplatte fortgepflanzt wird, indem der eine beim Anfangsdruck, der andere beim Enddruck thätig
ist.
Der letztere wird durch directen Dampf vom Dampfkessel aus, der erstere durch den abgängigen Dampf in Betrieb gesetzt, und
somit durch
zweimalige Benutzung des Dampfes eine nicht unbedeutende Brennmaterialersparniß erzielt.
Fig. 12 ist eine perspectivische Totalansicht des Apparates im
Zustande der Thätigkeit; Fig. 13 stellt die Dampfcylinder im
Grundrisse dar. A, Fig. 12, ist die
zum Pressen von Baumwolleballen oder anderen Gegenständen dienende hydraulische Presse. B, B sind die
beiden Preßcylinder mit den Bramahkolben C, C. Letztere wirken auf das Querhaupt D und heben durch Vermittlung der mit demselben verbundenen Seitenplatten E, E die Preßplatte
F. Das Wasser tritt durch die Röhre G, G in die Cylinder. – H und I, Fig.
12 und 13, sind zwei gleich große Dampfcylinder; J und K sind Kammern, worin massive Kolben arbeiten, welche zugleich die
Kolbenstangen der Cylinder H und I bilden. Es muß übrigens bemerkt werden, daß
der Kolben in J einen weit kleineren Durchmesser hat, als der in K.
Bevor die Operation des Pressens beginnt, öffnet man das Einlaßventil, worauf der nach der Richtung des Pfeiles in Fig. 13 herbeiströmende Dampf, da das Ventil L
offen ist, in den Cylinder II tritt, und den Kolben gewaltsam gegen die in den Preßcylindern B, B, der
Kammer J und einer der Verbindungsröhren P enthaltene Flüssigkeit drückt. Man
schließt nun das Ventil L und schneidet dadurch den Dampfdruck ab, worauf der Kolben, unter dem Einflusse
des Druckes der Flüssigkeit, zu dem hinteren Ende des Cylinders zurückkehrt und den in dem letzteren enthaltenen Dampf austreibt.
Inzwischen wird das Ventil M geöffnet, worauf der Dampf, da er keinen anderen Ausweg hat, durch dasselbe
in die Röhre strömt, welche die Ventilkammern der beiden Cylinder verbindet. Da das Einlaßventil des zweiten Cylinders geschlossen
ist, so tritt der Dampf in die Röhre N, um durch diese wieder in den Cylinder II zurückgeführt zu werden. Die Röhre N läuft nämlich an der Außenseite
des Cylinders nach seinem vorderen Ende, und communicirt mit dem Raum vor dem Kolben, der sich sofort mit dem Dampf füllt.
Dieser
Vorgang hat nur den Zweck, den Cylinder H vollständig zu erwärmen, damit er den nachher einströmenden
Dampf weniger condensirt.
Wenn nun das eigentliche Pressen beginnen soll, so wird zunächst O geöffnet. Der Dampf welcher, wie oben
angedeutet wurde, in den Raum vor dem Kolben des Cylinders II eingeströmt war, kehrt sofort durch die Röhre N zurück und kommt jetzt in dem Cylinder I zur Wirkung, bis sein Druck auf beide Kolben der
gleiche ist. Alsdann schließt sich das Ventil durch sein eigenes Gewicht, und aller auf der Vorderseite des Kolbens im Cylinder
H noch zurückbleibende Dampf kann nun durch ein in der Abbildung nicht sichtbares, mit der
Ausströmungsöffnung in Verbindung stehendes Rohr entweichen. Der durch O eintretende Dampf treibt den
Kolben des Cylinders I vorwärts; der massive Kolben in der Kammer K drückt das
Wasser unter die Kolben C, C der hydraulischen Presse und bewirkt dadurch die Hebung der Preßplatte F. Sobald der Kolben am Ende seines Hubes angelangt ist, oder in Folge des Widerstandes der Flüssigkeit
anhält, schließt sich ein an dem vorderen Ende der Kammer K angebrachtes Ventil Q, welches das hindurchgepreßte Wasser geöffnet hatte, durch sein eigenes Gewicht, und verhindert dadurch das Zurückströmen
des Wassers. Die Einrichtung dieses Ventiles mit seiner Kammer ist in Fig. 14 im Durchschnitte dargestellt.
Zunächst wird nun das Ventil L geöffnet und Dampf auf den Kolben des Cylinders H gelassen, welcher mit Hülfe des massiven Kolbens der Kammer J ein zweites Wasserquantum unter
die Preßkolben C, C treibt, und das zwischen den Preßplatten befindliche Material vollends zusammenpreßt.
Nachdem der Ballen gehörig gebunden ist, schließt man das Ventil L und öffnet das Ventil M, worauf das Gewicht der Preßplatte nebst Zugehör durch ihren Druck auf das Wasser den Dampfkolben des
Cylinders H zurücktreibt. Dabei strömt der hinter diesem Kolben befindliche Dampf durch die Röhre N in den Raum vor dem Kolben, und die Operation wiederholt sich auf die beschriebene Weise.
Die verschiedenen genannten Ventile werden durch einen geeigneten Mechanismus, dessen Beschreibung überflüssig ist, regiert
und, wie
Fig. 12 zeigt, mit Hülfe von Handhebeln controllirt. Bei
Beginn des Pressens ist natürlich kein so großer Kraftaufwand erforderlich, als gegen Ende desselben. Dem entsprechend geht
auch in
Folge des größeren Durchmessers des massiven Kolbens in K und der verminderten Wirkung des abgängigen Dampfes, das Pressen am Anfang zwar minder wirksam, aber um so rascher
vor sich. Der Kolben der Kammer J aber, welcher einen geringeren Querschnitt hat und der vollen directen
Wirkung des Dampfes ausgesetzt ist, vermag schon an sich einen enormen Druck auszuüben, welcher im Verhältniß der Querschnitte
der
Preßkolben C, C und des Kolbens in J noch vervielfacht erscheint.
Nach der Mittheilung des Erfinders sind zwei dieser Pressen in den Phoenix Iron Works zu Charleston (S. C.,
Amerika) mit ganz befriedigendem Erfolge in Betrieb. Die eine derselben, mit zwei 16zölligen Preßkolben von 44 Zoll Hub,
Dampfcylindern von 48 Zoll Durchmesser, 7 Fuß Hub und 86 Pfund Dampfspannung, liefert einen hydraulischen Druck von 1200000
Pfund; die
andere, mit 22zölligem Preßkolben, 56zölligen Dampfcylindern und 8 Fuß Hub mit 80 Pfund Dampf, liefert einen Druck von 2138640
Pfund.