| Titel: | Nasse Verzinnung, Verkupferung und Versilberung für Messing, Kupfer oder Neusilber, Eisen, Stahl, Zink etc.; von E. Paul. | 
| Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XVIII., S. 48 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XVIII.
                        Nasse Verzinnung, Verkupferung und Versilberung für Messing, Kupfer oder Neusilber, Eisen, Stahl,
                           Zink etc.; von E. Paul.
                        Aus dem bayerischen Industrie- und
                                 Gewerbeblatt, 1873 S. 91.
                        Paul, über asse Verzinnung, Verkupferung und Versilberung für Messing etc.
                        
                     
                        
                           Die Weißsudverzinnung von Messing-, Kupfer- oder Neusilberwaaren gelingt bekanntlich am besten in einer Lösung von weißem
                              Weinstein unter Zusatz von granulirtem Zinn, worin die zu verzinnenden Gegenstände gekocht werden. Als Kochgefäß wendet man
                              einen
                              emaillirten gußeisernen Topf an. Hierbei löst sich das Zinn, zu dem man reines englisches Zinn zu verwenden hat, in der kochenden
                              Weinsteinlösung und lagert sich dann auf der Oberfläche der zu verzinnenden Knöpfe, Nägel mit Messingköpfen, Löffel u.s.w.
                              ab. Die
                              Verzinnung ist genügend stark, wenn man die Gegenstände 2 Stunden in der kochenden Flüssigkeit erhält und genügend granulirtes
                              Zinn
                              anwendet, auch öfters umrührt. Damit das Zinn oben aufliegt, thut man gut die Gegenstände zuerst in den Topf zu thun und dann
                              das Zinn
                              darüber zu vertheilen.
                           Wenig bekannt ist die Methode das Eisen durch eine nasse Verzinnung zu überziehen, wie z.B. Schnallen, geschnittene Nägel,
                              eiserne
                              Hosenknöpfe etc. Eiserne Gegenstände müssen vor allen Dingen gebeizt und gereinigt werden; alsdann werden sie mit einer Kupferhaut
                              überzogen und nun verzinnt. Für die Beize dient eine Mischung von 1 Theil Schwefelsäure oder 1 Theil Salpetersäure in 10 Theilen
                              Wasser. Die Gegenstände werden darin untergetaucht und eine Kupfersalzlösung nach und nach zugetropft. Als Kupfersalze wendet man am besten Kupfervitriol oder essigsaures Kupfer an. Man gibt
                              jedoch von der Lösung nicht mehr zu, als nöthig ist um in einem Zeitraum von mehr als einer Stunde den Kupferüberzug langsam
                              und in
                              schwächster Ablagerung zu erzeugen. Die Gegenstände müssen dann gespült und schöner und stärker verkupfert werden, indem man
                              dieselben
                              mit einer Auflösung von Zinnsalz gleichmäßig befeuchtet, den Ueberfluß dieser Flüssigkeit abtropft und nun mit einer Lösung
                              von
                              schwefelsaurem Kupferoxydammoniak und gemahlener Kreide die Gegenstände durch Rütteln, Reiben oder Scheuern bearbeitet. Die
                              Verkupferung lagert sich rasch und haftbar auf das Eisen ab.
                           Das Zink wird in gleicher Weise verkupfert, jedoch hat man nicht nöthig das Zink zuvor mit Zinnsalzlösung zu behandeln.
                           Die nöthige Zinnsalzlösung bereitet man sich durch Auflösen von 1 Theil Sinnsalz in 2 Theilen Wasser und Zusatz von 2 Theilen
                              käuflicher Salzsäure. Die Kupferoxydammoniaklösung erhält man durch Lösung 1 Theil Kupfervitriol in 16 Theilen Wasser und
                              Zusatz von
                              soviel Salmiakgeist bis das im Anfange sich ausscheidende blaßblaue basische Salz sich zu einer dunkelblauen klaren Flüssigkeit
                              wieder
                              aufgelöst hat.
                           Diese verkupferten Eisen- oder Zinkgegenstände können nun wie gewöhnlich weiß gesotten werden, oder
                              noch besser in einer Lösung von 3 Theilen weißem Weinstein und 1 Theil Zinnsalz in Wasser. Hierbei werden die Gegenstände
                              mit
                              geraspelten Zinkfeilspänen dünn bestreut und dann die erwärmte Zinnlösung zugeschüttet.
                           Die Zinnsalzlösung darf nicht zu stark seyn und daher tropft man am besten die concentrirte Zinnsalz- und Weinsteinmischung
                              nach
                              und nach zu, so daß eine langsame Ablagerung des Zinnüberzuges stattfindet; dieser Ueberzug muß schön bläulich mattweiß ausfallen.
                              Die
                              Gegenstände läßt man dann noch eine Stunde in der Flüssigkeit, spült hierauf und trocknet. Kleine Gegenstände trocknet man
                              in
                              Sägemehl, das man dann absiebt.
                           Messing-, Kupfer- oder Neusilberwaaren, die zuvor geschliffen oder frisch gebeizt seyn müssen, ferner verkupferte
                              Eisen- oder Zinkgegenstände versilbert man auf nassem Wege folgendermaßen:
                           Man löst 14 Gramme Silber in 26 Grammen Salpetersäure, ferner löst man 120 Gramme Cyankalium in 1 Liter Wasser auf, vermischt
                              beide
                              Lösungen und setzt denselben 2 Loth (28 Gramme) gemahlene Kreide zu. Will man versilbern, so werden glatte Gegenstände damit
                              angerieben, wobei man Schlämmkreide noch zusetzen kann. Ketten oder kleine Gegenstände wie Knöpfe etc. gibt man in einen irdenen
                              Topf,
                              der innen nicht glasirt seyn darf und bestreut diese mit Schlämmkreide, die
                              man dann anfeuchtet. Nun rüttelt man die Gegenstände und dann gibt man Versilberungsflüssigkeit zu, so viel als nöthig, indem
                              man
                              solche nach und nach zugießt bis die Versilberung gleichmäßig und stark genug vertheilt erscheint.
                           Messingwaaren, die versilbert werden sollen und schön matte und glänzende Stellen zeigen sollen, muß man zuvor matt beizen.
                              Eine
                              vorzügliche Mattbeize erhält man, wenn man in 1 Liter Salpetersäure Zink nahezu bis zur Sättigung löst. Alsdann mischt man
                              Schwefelsäure mit Salzsäure, bis kein Aufbrausen mehr erfolgt und gibt dieser Mischung 1/3 Salpetersäure zu. Hierzu gießt
                              man dann von
                              der Lösung des Zinkes in Salpetersäure so viel zu, bis der gewünschte Grad einer schönen Mattbeize durch Ab- und Zuthun erzielt
                              wird. Darin beizt man die Gegenstände und taucht solche dann noch, nachdem man sie gespült hat, in eine Glanzbeize. Diese
                              erhält man,
                              wenn man reine Salpetersäure nimmt und den Gegenstand vor dem Eintauchen mit Schnupftabak bestreut. Nachdem der Gegenstand
                              schnell
                              untergetaucht und zurückgezogen wurde, muß rasch in vielem Wasser gespült werden, und thut man gut, dem letzten Wasser etwas
                              Weinsteinlösung zuzusetzen. Dann muß mit Leinen oder Sägemehl getrocknet werden. Die Glanzstellen werden hernach mit dem Blutstein
                              polirt. Will man das Silber dunkelgrau färben und das sogenannte Oxyd erzielen, so wendet man dazu Schwefelammonium an.
                           Man deckt die Stellen, welche nicht gefärbt werden sollen, mit flüssigem Wachs und bemalt die zu färbenden Stellen mit dem
                              Pinsel. Eine
                              mäßige Erwärmung beschleunigt die Färbung. Auch andere Metalle werden mit dieser Flüssigkeit schön bronzefarbig gefärbt. Die
                              Färbung
                              wird am effectvollsten auf Gold und vergoldet man zu diesem Zweck die versilberten Gegenstände durch Eintauchen in ein Goldbad.
                           Zu diesem Zweck löst man 12 Gramme Schwefelcyankalium und 3 Gramme Chlorgold in 1 Liter Wasser, welchem man so viel Salzsäure
                              beimischt, daß es leicht gesäuert ist. Durch Eintauchen in dieses mäßig erwärmte Bad wird eine Vergoldung sofort erzielt,
                              welche
                              genügt um die Färbung mit dem Schwefelammonium in blauer Farbe darzustellen. Man kann die Vergoldung auch auf galvanischem
                              Wege in
                              obigem Bad stärker erzeugen als durch bloßes Eintauchen.