| Titel: | Ueber den Lisbeth'schen Steinsalzbohrer; von Aug. Aigner, k. k. Salinenverwaltungs-Adjunct. | 
| Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XXXIV., S. 119 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber den Lisbeth'schen
                           Steinsalzbohrer; von Aug. Aigner, k. k.
                           Salinenverwaltungs-Adjunct.
                        Aus dem berg- und hüttenmännischen
                                 Jahrbuch der Bergakademien zu Leoben, Pribram und Schemnitz, 1873, Bd. XXI S. 113.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Aigner, über den Lisbeth'schen Steinsalzbohrer.
                        
                     
                        
                           Die von dem Verfasser im Jahre 1868 bei den Salzkammerguts-Salinen eingeführte Lisbeth'sche
                              Bohrmaschine hat seit jener Zeit bereits so günstige Resultate geliefert, daß deren Veröffentlichung werth erscheint.
                           Diese wiederholt beschriebene Handbohrmaschine (Princip: drehendes Bohren) findet, wie bekannt, ihre Anwendung nur in weicheren
                              Gesteinsarten, wie selbe in der Salzformation durch alle Härtegrade von Mergel, Thon, Gyps, Haselgebirge und Steinsalz bis
                              zum Kalke
                              vorkommen, und beim letzteren auch ihre Grenze finden; innerhalb dieser Grenze jedoch dürfte es nach den folgenden Mittheilungen
                              kaum
                              mehr einem Zweifel unterliegen, daß die drehend bewegten Bohrer den
                              Stoßbohrern vorzuziehen seyen, um so mehr, als die erstere Gattung keine kostspielige Uebersetzung verlangt, sehr leicht transportabel
                              ist, und wegen ihrer einfachen Einrichtung von jedem auch minder intelligenten Arbeiter leicht gehandhabt werden kann. Wie
                              aber
                              vorauszusehen, mußten die ganz verschiedenartigen Gebirgsverhältnisse gleich bei dem Beginne der Versuche Schwierigkeiten
                              herbeiführen, welche erst durch allmählich modificirte Construction der Maschine behoben werden konnten; denn während die
                              ungeheuren
                              Lager von Norddeutschland, wo der Verfasser die besprochene Maschine in der Anwendung kennen lernte, in ihrer gesammten Mächtigkeit
                              eine so zu sagen homogene reine Salzmasse bilden, bestehen die Salzlager des Kammergutes aus großen Conglomeraten von Steinsalz,
                              Thon,
                              Mergel, Gyps und Polyhaliten, deren Härtegrade zwischen 1 und 3,5 schwanken.
                           Um diese verschiedenen Härten, welche bei jeder Bohrlochstiefe sehr häufig wechseln können, und daher einen verschiedenen
                              Vorschub des
                              Bohrers per Umdrehung erfordern, mit einer und derselben Maschine zu bewältigen, wurde von Hrn. Hagans in Erfurt die Lisbeth'sche Bohrmaschine mit einer Differentialschraube
                              und auswechselbaren Vorgelegen in Verbindung gebracht, welche eine verschiedene Uebersetzung gestatten. Der geringste Vorschub
                              von
                              0,241 Linien entspricht dem härtesten Gesteine bis zur Kalkgrenze. Diese Maschine war in jeder Beziehung ein bedeutender Fortschritt,
                              ihr Gebrauch verursachte jedoch wegen des öfteren Auswechselns der Getriebe und wegen des von letzteren hervorgerufenen
                              Reibungswiderstandes einen größeren Aufwand an Zeit und Kraft, und außerdem war sie durch ihre complicirtere Form öfteren
                              Reparaturen
                              unterworfen, als die einfache Maschine.
                           Diese Uebelstände wurden durch die von Hrn. Carl v. Balzberg sehr solid und praktisch construirte
                              selbstregulirende Bohrmaschine für wechselndes Gestein gänzlich behoben, welche in der vom Constructeur zur Verfügung gestellten
                              Skizze Figur 6 abgebildet ist.
                           Die Maschine besteht aus einer hohlen Schraubenspindel C mit 1 1/2 Linien Ganghöhe, welche in der während
                              des Betriebes fixen Mutter D spielt und am Ende mit einer Flantsche b versehen
                              ist; ferner aus der Bohrspindel H, welche durch die Handkurbel K gedreht wird.
                              An der Spindel H ist die Scheibe A unveränderlich festgekeilt, B mittelst Keilnuth verschiebbar. Zwei Druckschrauben S, deren Muttergewinde
                              sich in der Scheibe A befinden, gestatten die Scheibe B gegen die Flantsche
                              b zu drücken, welche letztere wegen des Absatzes a an der Bohrspindel H nicht nachgeben kann. Um den Druck zwischen B und b
                              constant zu erhalten, wurden die Schrauben S
                              später durch eine zwischen A und B eingelegte Bufferfeder ersetzt. Die
                              Schraube C wird daher von B durch die Reibung ganz oder theilweise mitgenommen
                              und in dieser Weise der Bohrspindel und dem Bohrer nebst der drehenden auch eine fortschreitende Bewegung ertheilt.
                           Durch diese Einrichtung ist die vorwärtsschreitende Bewegung des Bohrers von der drehenden unabhängig und
                              von dem Widerstande des Bohrers im Gestein, also in erster Linie von der Härte des Gesteines abhängig
                                 gemacht.Die Kraft, welche den Bohrer geradlinig vorwärts treibt, ist gleich der Reibung von C gegen a und B, multiplicirt mit dem Verhältniß des mittleren Umfanges, an
                                    welchem diese Reibungen wirken, zur Ganghöhe der Schraube; abzuziehen kommt davon die entsprechend reducirte Reibung der
                                    Schraube C in der Mutter. Ist nun der Widerstand des Gesteines gegen das Eindringen des Bohrers
                                    kleiner als obige Kraft, so rückt der Bohrer vor; es wird dieß eintreten, sobald auch der Widerstand gegen die Drehung unter
                                    ein gewisses Maaß gesunken ist. Der mittlere Widerstand gegen die Drehung der Kurbel K wird daher
                                    nahe constant, die Leistung für eine gegebene Zahl Umdrehungen im harten Gestein kleiner seyn als im weichen. Werden die
                                    Schrauben S stärker angezogen, so steigt die Leistung des Bohrers, zugleich aber auch der
                                    Widerstand an der Kurbel.Bei Anwendung einer Bufferfeder wäre eine Vorrichtung zum Spannen derselben, z.B. eine Schraubenmutter an der Bohrspindel,
                                    welche die nun ebenfalls mit Keilnuth verschiebbar zu machende Scheibe A gegen B hin zu drücken gestattet, empfehlenswerth, weil sich dadurch der Widerstand gegen die Drehung
                                    der Kurbel reguliren ließe. – Als nachtheilig ist bei der Einrichtung nur zu bemerken, daß stets die Reibung von C gegen a und B zu überwinden ist, so
                                    lange die Schraubenspindel C steht oder sich langsamer dreht als die Bohrspindel.Anm. von Jul. v. Hauer.
                              
                           Die Mutter D ist zweitheilig und in einem Rahmen eingeschlossen, der mittelst zweier Zapfen in dem Gestelle
                              der Bohrmaschine eingehängt wird; eine Stellschraube gestattet die beiden Hälften von D stets im Eingriff
                              zu erhalten. Die Handgriffe an der Flantsche b dienen zum Zurückdrehen der Schraubenspindel.
                           Die mit diesen drei Maschinen am Salzberge in Aussee vorgenommenen Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt;
                              darin
                              bedeuten:
                             I die ursprüngliche Lisbeth'sche Maschine,
                            II die von Hagans modificirte Maschine,
                           III die von v. Balzberg modificirte Maschine,
                             F freie Handarbeit ohne Maschine,
                             St Steinsalz,
                           SH Salz mit Haselgebirge,
                             A Anhydrit,
                             M Mergel.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 208, S. 121
                              Gattung des; Bohrers; Gebirges; Dauer der; Aufstellung; Bohrung; Rückdrehung;
                                 Zusammen; Minuten; Tiefe des Bohrloches; Zolle; für ein 3' tiefes Bohrloch; Min.; Anmerkung; I; III; F; II; St; SH; A; M;
                                 Unmöglich; Vorschub 0,241'''; Nur zum Nachtheil der Maschine
                              
                           Aus dieser Tabelle ersieht man, daß sich die Bohrzeiten der Maschine I und der Handarbeit verhalten:
                           
                              
                                 bei Steinsalz
                                 wie 26 : 104 oder 1 : 4,
                                 
                              
                                 bei Haselgebirg
                                 wie 24 : 107 oder 1 : 4,5;
                                 
                              
                           die Bohrzeiten der Maschine III und der Handarbeit:
                           
                              
                                 bei Mergel
                                 wie 59 : 191 oder 1 : 3,2,
                                 
                              
                                 bei Anhydrit
                                 wie 51 : 107 oder 1 : 2,1.
                                 
                              
                           Der Vortheil der Maschine steigt daher um so höher, je weicher das Gestein ist; nachdem die Steinkohle in ihrer Härte von
                              2 bis 2,5
                              wechselt, so dürfte diese Maschine auch für sie mit großem Vortheil anzuwenden seyn.
                           Die Vergleiche hinsichtlich der erzielten Arbeitsleistung ergeben nach einem fünfmonatlichen Durchschnitte im gemischten Gebirge
                              Folgendes:
                           
                              1. Ohne Maschine:
                              
                           
                              
                                 Reiner Verdienst per Schicht
                                 63 kr.,
                                 
                              
                                 Werth des Sprengmateriales
                                 11 kr.,
                                 
                              
                                 Leistung per Schicht
                                 0,031 Kub.°,
                                 
                              
                                 Geding per Kub.° solider Masse
                                 24 fl.
                                 
                              
                           2. Mit der v. Balzberg'schen Bohrmaschine im gleichen Gebirge:
                              
                           
                              
                                 Reiner Verdienst per Schicht
                                 76 kr.
                                 
                              
                                 Werth des Sprengmateriales
                                 16 kr.,
                                 
                              
                                 Leistung per Schicht
                                 0,051 Kub.°,
                                 
                              
                                 Geding per Kub.° solider Masse
                                 18 fl.
                                 
                              
                           
                           Es konnte also das Gedinge bei der beträchtlich größeren Leistung um 1/4 herabgemindert und gleichzeitig bei Conservirung
                              der
                              Arbeitskraft ein höherer Verdienst erzielt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
