| Titel: | Edson's Registrir-Manometer; von Franz Ritter v. Felbinger. | 
| Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XLVI., S. 171 | 
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                        XLVI.
                        Edson's Registrir-Manometer; von
                           Franz Ritter v. Felbinger.
                        Aus der Zeitschrift des österreichischen
                                 Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 41.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Edson's Registrir-Manometer.
                        
                     
                        
                           Der in Fig. 20 abgebildete Registrir-Manometer mit
                              Alarmapparat ist die Erfindung der HHrn. Marmont B. Edson u. Sohn, Ingenieure in New-York, und das Ergebniß mehrerer Jahre von Arbeit und Experimenten, die mit
                              anerkennenswerther Ausdauer und mit Aufwand von vieler Energie und bedeutenden Kosten durchgeführt wurden, um ein Instrument
                              zu
                              schaffen von solchen Eigenschaften, welche, obgleich bisher von keinem derartigen Apparate aufzuweisen, dennoch bei der vielseitigen
                              Anwendung von gespannten Dämpfen zu industriellen Zwecken unerläßlich sind, um einen sicheren und ökonomischen Betrieb zu erreichen. Die Unmöglichkeit, sowohl den einen wie den anderen Zweck, nämlich die
                              Sicherheit und Oekonomie im Dampfgebrauche zu fördern, ohne eine verläßliche, ununterbrochene Aufzeichnung der verschiedenen
                              Dampfspannungen und einen Nachweis der Größe der stattgehabten Steigerung derselben, ist eine anerkannte Sache. Edson's Registrir-Manometer, ist für den Dampfkessel von gleicher Bedeutung und
                              Wichtigkeit wie Richard's oder Mac Naught's Indicator für den Dampfcylinder, und
                              sollten der eine wie der andere künftighin als unentbehrlich erachtet werden, wo immer gespannte Dämpfe als Motor benutzt
                              werden. Die
                              Unvollkommenheit und Unzuverläßlichkeit der gekrümmten Metallröhren im Bourdon'schen Manometer, sowie der
                              Messingfeder im Beaumont'schen oder der
                              Stahl- und Kautschuk-Combinations-Diaphragmen des Magdeburger Manometers sind so wohl bekannt, daß hierüber
                              eingehende Erörterungen entfallen können. Dagegen wird das lang gefühlte Bedürfniß nach besseren, vollkommeneren Manometern
                              im selben
                              Maaße erhöht, als die Tendenz, aus Rücksichten der Oekonomie des Brennmateriales immer höhere Spannungen zu verwenden, täglich
                              mehr
                              und mehr wahrgenommen wird, wenn zugegeben, daß die höhere Spannung eine größere Gefahr für die Sicherheit des Betriebes mit
                              sich
                              bringt. Der Mangel irgend welchen Beweises oder einer Aufzeichnung der im Kessel stattgehabten Pressungen nach erfolgten Explosionen,
                              sowohl im Augenblicke der letzteren als in der vorangegangenen Betriebsperiode, hat bisher nicht nur das Gericht machtlos
                              gemacht, die
                              durch Nachlässigkeit Schuldtragenden zu ereilen, sondern auch die Wissenschaft jener Daten beraubt, welche, wenn erreichbar,
                              dieselbe
                              in ihren Bemühungen unterstützt hätten, eine Wiederholung solcher Katastrophen zu vermeiden. Man ist längst darüber klar,
                              daß
                              automatisch gesammelte Daten verläßlicher und daher werthvoller sind als die Aufzeichnungen einzelner Individuen, welche nur
                              allzu oft
                              durch persönliche Anschauungen geleitet, sich wie im Kreise um die Wahrheit bewegen im Gegensatze zum automatisch verzeichnenden
                              Instrumente, welches der Wahrheit für sich selbst zu sprechen erlaubt. In dem gegenwärtigen Instrument ist es der Dampf, welcher
                              seine
                              eigene Geschichte auf Papier niederschreibt, und wenn die erlaubte Grenze der Spannung aus irgend welcher Ursache überschritten
                              wird,
                              selbst das Warnungssignal nahender Gefahr durch Ingangsetzung der Alarmglocke gibt.
                           Die mit diesem Instrumente gesammelten Diagramme sollten immer mit Datum versehen werden, und darauf die Scala der Spannungen
                              markirt
                              werden, um sie zum Gebrauche für spätere Fälle sorgfältig aufheben und registriren zu können. Wenn der Reihe nach numerirt,
                              bilden
                              diese Diagramme eine vollkommene Geschichte der vorangegangenen Pressungen, welche der mit einem solchen Manometer versehene
                              Dampfkessel ausgehalten hat, zum Behelfe der Versicherungsorgane bei Bestimmung der Prämie oder bei Ertheilung des ernannten
                              Kessel-Certificates, oder zur Orientirung für solche, welche den gebrauchten Kessel zu kaufen oder zu verkaufen wünschen,
                              wie
                              auch als Beleg für die Tüchtigkeit und Verläßlichkeit des mit der Wartung des Kessels betraut gewesenen Heizers etc. Die Abbildung
                              zeigt das Instrument im Schnitt der Hauptsache nach, und dürften einige Worte zum Verständniß desselben genügen. Das Manometer
                              besteht
                              aus kreisrunden Stahlplatten, welche concentrisch corrigirt und paarweise angeordnet sind, wovon entweder ein Paar oder deren mehrere nach Erforderniß benutzt werden.
                           Sie sind in ihren Mittelpunkten durch kurze Rohrstücke verbunden, welche dem Dampfe gestatten von einer Kammer in die andere
                              zu
                              gelangen, wobei jede einzelne Stahlplatte von der anderen durch einen unzerstörbaren Metallring getrennt, und zwischen zwei
                              starken
                              Eisenringen durch Schrauben am Umfange eingeklemmt und gedichtet ist, so daß weder Kautschuk, noch irgend welches zerstörbare
                              Dichtungsmateriale verwendet wird. Durch diese Anordnung ist die größte Empfindlichkeit der Bewegung erreicht und dadurch,
                              daß die
                              Deflection mehrerer Federn addirt wird, ist weniger Gefahr einer Ueberinanspruchnahme derselben, als bei einer einzigen Feder
                              zu
                              befürchten, und hat man überdieß ein geringeres Uebersetzungsverhältniß nöthig, um die Bewegung der Metallfedern auf den Zeiger
                              des
                              Zifferblattes zu übertragen, wodurch eine große Genauigkeit der Angaben des Manometers bewirkt wird. Während die Spannung
                              zunimmt,
                              wird der zeichnende Stift des Instrumentes in verticaler Linie aufwärts gehoben. Die Papiertrommel bleibt während dieser Periode
                              stille stehen, weßhalb auch die vom Stift gezeichnete Linie eine verticale seyn muß. Zugleich wird bei eintretendem Maximum
                              der
                              Pressung diese durch das Alarmwerk angezeigt, welches ebenfalls durch die Bewegung der Federn eingerückt wird.
                           Während die Pressung abnimmt, wird durch das Hebelwerk des Instrumentes die Papiertrommel rechts gedreht und die Papierstreifen
                              unter
                              dem zeichnenden Stift von links nach rechts gezogen, weßhalb der gleichzeitig im selben Verhältniß und aus gleicher Ursache
                              herabgehende Stift eine gegen die Verticale geneigte Linie beschreibt. Es wird somit jede Veränderung der Dampfspannung aufgezeichnet
                              und erscheint im Diagramm als continuirliche, aus verticalen und geneigten Geraden bestehende Linie, welche ein deutliches
                              Bild und
                              eine zuverläßliche Aufzeichnung der stattgefundenen Variationen in den Spannungen des Kessels abgibt. Das Gehäuse des Manometers,
                              welches das Hebelwerk, die Federn und Papiertrommeln enthält, ist durch ein Patent-Sicherheitsschloß verschließbar und der
                              damit verbundene Dampfhahn so eingerichtet, daß nach Abschluß des Instrumentes ein Absperren des Dampfes nicht möglich ist.
                           Die Thatsache, daß dieses Registrir-Manometer von der amerikanischen und englischen Regierung und von den größten
                              Dampfschifffahrts-Linien in großer Ausdehnung zum Gebrauche adoptirt wurde, sowie das einstimmige günstige Urtheil von
                              anerkannten wissenschaftlichen Experten in Amerika wie in anderen Ländern,
                              ist in hohem Grade schmeichelhaft für die Erfinder.
                           Mehrere dieser Instrumente sind bereits nach Oesterreich importirt und ist ein solches an einem Dampfkessel der Maschinenfabrik
                              des
                              Hrn. J. Sigl in Wien in Thätigkeit zu sehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
