| Titel: | Die Beziehungen zwischen der Zusammensetzung und den technischen Eigenschaften der Steinkohlen; von Carl Hilt. | 
| Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XCIX., S. 424 | 
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                        XCIX.
                        Die Beziehungen zwischen der Zusammensetzung und den technischen Eigenschaften der Steinkohlen; von
                           Carl Hilt.
                        Vorgetragen in der Sitzung des Aachener Bezirksvereines vom 12. Februar 1873. – Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII S.
                              193.
                        Hilt, über die Beziehungen zwischen der Zusammensetzung und den technischen Eigenschaften der
                           Steinkohlen.
                        
                     
                        
                           Die Wichtigkeit einer einfachen Methode zur Bestimmung der Eigenschaften und somit der Verwendbarkeit einer Kohlensorte für
                              bestimmte
                              Zwecke liegt so nahe, und das Bedürfniß ist so allgemein empfunden, daß eine nähere Begründung hier überflüssig ist.
                           Bisher hatte man als einziges Mittel Proben im Großen, welche aber viele Umstände und Kosten verursachen, Zeit erfordern und
                              stets
                              ungenau bleiben, weil man nicht ohne Weiteres die für die Verbrennung erforderlichen resp. günstigsten Bedingungen herstellen
                              kann und
                              namentlich viel zu sehr von den Arbeitern dabei abhängt.
                           Für die Beurtheilung einer bestimmten Kohlensorte ist es nöthig zu kennen:
                           1) das mechanische Verhalten (Stückreichthum, Beimischung von Steinen etc.)
                           2) die auf der chemischen Zusammensetzung beruhenden Eigenschaften.
                           Erstere ist zwar sehr wichtig, aber mehr für den Werth der Kohlensorten von sonst gleichen Eigenschaften als für die Beurtheilung
                              der
                              Verwendbarkeit im gegebenen Falle entscheidend; letztere läßt sich nach den bisher üblichen Methoden aus der Analyse nicht
                              mit
                              Sicherheit entnehmen. Dabei ist die chemische Untersuchung schwierig, kostspielig, wird leicht ungenau und ist jedenfalls
                              thatsächlich in der Praxis wenig benutzt.
                           Als wichtig wird gewöhnlich angesehen der Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Die Aschenbestimmung hat Wichtigkeit
                              für
                              die Werthbeurtheilung, nicht aber für die Classification der Kohlen; die in geringer Menge vorhandenen Bestandtheile, Schwefel,
                              Phosphor, Stickstoff zu kennen, kann in vielen Fällen sehr wichtig seyn, für die Classification der Kohle sind sie ohne Bedeutung.
                           Nach der bisher gebräuchlichsten Methode bestimmt man das Verhältniß obiger drei Bestandtheile, Kohlenstoff, Wasserstoff,
                              Sauerstoff zu
                              einander in der aschenfreien Substanz. Meistens trennt man den Wasserstoff in disponiblen und gebundenen, indem man auf je
                              8 Theile
                              Sauerstoff 1 Theil Wasserstoff rechnet, das Verhältniß wie dieselben im
                              Wasser verbunden sind.
                           Auf 1000 Theile Kohlenstoff kommen 5 bis 30 Theile gebundener Wasserstoff und 15 bis 55 Theile freier Wasserstoff. Man hat
                              versucht,
                              nach diesen Verhältnißzahlen eine Classification vorzunehmen und diese in Uebereinstimmung zu bringen mit den bekannten technischen
                              Eigenschaften, und so unterscheiden Geinitz, Fleck und Hartig
                              „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder,“ München 1865.
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 Theile Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 gebunden:
                                 disponibel:
                                 
                              
                                 1.
                                 Anthracit- und Sinterkohle
                                   5 bis 20
                                  20 bis 40
                                 
                              
                                 2.
                                 Backkohle
                                   5   „  20
                                  40  „   55
                                 
                              
                                 3.
                                 Gas- und Sandkohle
                                 20   „  30
                                  20  „   40
                                 
                              
                                 4.
                                    „      „   Backkohle
                                 20   „  30
                                  40  „   55.
                                 
                              
                           Indessen ganz abgesehen davon, daß eine Classification, welche principiell Anthracit und Sinterkohle nicht zu trennen vermag,
                              wenig
                              Werth hat, stimmt auch die Erfahrung gar nicht mit dieser Classification, wornach z.B. die anthracitische Kohle des Flötzes
                              Furth im
                              Wurmrevier noch zur Backkohle, die Backkohle von Eschweiler zur anthracitischen und Sinterkohle gehören, und die Kohle der
                              Grube Anna
                              die magerste des ganzen Aachener Beckens wäre, während sie eine gute Backkohle und unstreitig die gasreichste, bisher aufgeschlossene
                              Kohle des Aachener Bezirkes ist. Solche Widersprüche machen die Theorie ganz werthlos.
                           Dieselbe sagt im Grunde genommen fast dasselbe, wie die ältere in Scheerer's Metallurgie enthaltene Theorie,
                              wornach im Durchschnitt enthalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 1.
                                 der Anthracit
                                 95
                                 3
                                  2
                                 
                              
                                 2.
                                 die Backkohle
                                 87
                                 5
                                  8
                                 
                              
                                 3.
                                 die Sinterkohle
                                 83
                                 5
                                 12 
                                 
                              
                                 4.
                                 die Sandkohle
                                 77
                                 5
                                 18.
                                 
                              
                           Es findet nur der Unterschied statt, daß hier unter Sinterkohle das verstanden ist, was Geinitz etc.
                              Back- und Gaskohle nennen, während die Sinterkohle von Geinitz wohl als Uebergang von Anthracit in
                              Backkohle ganz weggelassen ist, wie ja auch Geinitz etc. sie nicht vom Anthracit trennen. Man sieht auf den
                              ersten Blick, daß hiernach die so verschiedenen Eigenschaften fast ausschließlich auf den wechselnden Gehalt an Sauerstoff zurückgeführt werden, und hierin liegt in sofern etwas Richtiges,
                              als in der That durch das Alter der Kohle der Sauerstoffgehalt derselben bedingt ist, und mit dem Alter in der Regel auch
                              die übrigen
                              Eigenschaften im Zusammenhange stehen.
                           Es wird gut seyn, diesen Satz näher nachzuweisen, was nur an der Hand der Erfahrung geschehen kann.
                           Schicken wir zunächst voraus die mittlere Zusammensetzung:Aus dem angeführten Werke von Geinitz etc.
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 1.
                                 des Holzes
                                 50
                                 6
                                 44
                                 
                              
                                 2.
                                 des Torfes
                                 59
                                 6
                                 35
                                 
                              
                                 3.
                                 der Braunkohle
                                 64
                                 6
                                  30.
                                 
                              
                           Hieran schließt sich an zunächst die junge stark flammende Kohle von Saarbrücken,Vergl. Gasch, „Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen,“
                                    Bd. XVI und XVIII. und zwar in ganz genauer Reihenfolge vom Hangenden zum Liegenden:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 1.
                                 auf dem
                                 hangenden
                                 Flötzzug
                                 
                                 19,39
                                 
                              
                                 2.
                                 „     „
                                 mittleren
                                 „
                                 obere Abtheil
                                 19,86
                                 
                              
                                 3.
                                 „     „
                                 „
                                 „
                                 untere Abtheil
                                 17,11
                                 
                              
                                 4.
                                 „     „
                                 liegenden
                                 „
                                 
                                 13,2.
                                 
                              
                           Dabei zeigt sich dasselbe Gesetz auch bei kleineren Gruppen. Es ergeben z.B. auf Grube Heinitz:
                           
                              
                                 
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 die 7 hangenden Flötze
                                 13,90
                                 
                              
                                 die 7 mittleren        „
                                 13,68
                                 
                              
                                 die 7 liegenden      „
                                 13,50
                                 
                              
                           Wie in den allgemeinen Eigenschaften, so steht auch im Sauerstoffverhältniß der Saarbrücker Kohle sehr nahe die von Oberschlesien
                              mit
                              14 Proc. bis herunter zu 6 Proc. SauerstoffVergl. Grundmann, „Zeitschrift etc.,“ Bd. IX und X und Geinitz a. a. O., so daß hier ein tieferes Niveau mit vertreten ist. Ganz ebenso ist das Verhalten zu Niederschlesien und Sachsen, nur daß
                              die
                              dortigen Kohlen der Saarbrücker noch näher stehen. Noch reicher ist die Entwickelung in Westphalen, wo die hangendsten Flötze
                              (z.B.
                              Gaskohle von Nordstern) mit 17 Proc. der mittleren Partie von Saarbrücken gleich stehen, während nach dem Liegenden hin durch
                              alle
                              Uebergänge der Sauerstoff bis auf 3 bis 4 Proc. sinkt, z.B. auf den Flötzen Sonnenstein, Hitzberg und Hagenscheidt.Vergl. Geinitz a. a. O.
                              
                           
                           Dagegen sind im Aachener Bezirke nur die älteren sauerstoffarmen Flötze entwickelt, wobei aber das Gesetz ebenso scharf
                              hervortritt.
                           Es ergeben im Wurmrevier:
                           
                              
                                 
                                 die
                                 10 liegendsten  Flötze
                                 5,66
                                 O + N
                                 oder
                                 rund
                                 4,5 O,
                                 
                              
                                 
                                 die
                                   9 hangenderen   „
                                 5,70
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4,7  „
                                 
                              
                                 
                                 die
                                   3          
                                    „          „
                                 6,87
                                 „
                                 „
                                 „
                                 5,8  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 in Gemeinschaft;
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 Flötze von Anna
                                 8,77
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 in
                                 der
                                 Eschweiler Mulde:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 die
                                 liegenden Außenwerke
                                 
                                 3,45
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 die
                                 Binnenwerke
                                 
                                 5,68
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bei der Benutzung der Sauerstoffbestimmungen zur Classification der Flötze darf man eines nicht übersehen. Man darf nicht
                              einzelne Analysen mit einander vergleichen, sondern man muß die Durchschnitte von mehreren Analysen ganz
                              nahe zusammenliegender Flötze oder auch desselben Flötzes nehmen. Beobachtet man diese Vorsicht, so erleidet die Regel, soweit
                              meine
                              Beobachtung reicht, keine einzige Ausnahme; während sich beim Herausgreifen einzelner Analysen die merkwürdigsten Anomalien
                              zeigen.
                              Der Grund ist mir nicht ganz klar. Vielleicht sind es wirkliche Schwankungen im Sauerstoffgehalte; wahrscheinlicher aber ist
                              es mir,
                              daß die Bestimmmungen nicht so genau sind, und daß annähernd richtige Zahlen sich nur aus größeren Durchschnitten ergeben.
                              Es mag dieß
                              daran liegen, daß der Sauerstoff wohl immer nur aus dem Verluste bestimmt wird, weßhalb sich darin die Fehler summiren. Da
                              namentlich
                              der Aschengehalt großen Schwankungen unterliegt, so sind insbesondere dann Differenzen unvermeidlich, wenn zu den verschiedenen
                              Bestimmungen verschiedene Portionen der Substanz verwendet werden. In den Durchschnitten verschwinden einzelne größere Fehler,
                              und
                              namentlich heben sich positive und negative Fehler auf.
                           Im Allgemeinen dürfte wohl bezüglich des Zusammenhanges des Sauerstoffgehaltes mit den Eigenschaften der Kohlen Folgendes
                              als
                              feststehend angenommen werden können:
                           
                              
                                 1.
                                 bei
                                 
                                 
                                 17
                                 Proc.
                                 und mehr
                                 O
                                 gasreiche
                                 Sandkohle,
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 14
                                 bis
                                 17
                                 „
                                 
                                 „
                                 „
                                 Sinterkohle,
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 10
                                 „
                                 14
                                 „
                                 
                                 „
                                 „
                                 Backkohle,
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 7
                                 „
                                 10
                                 „
                                 
                                 „
                                 Backkohle,
                                 
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 3
                                 „
                                 7
                                 „
                                 
                                 „
                                 „
                                 Sinterkohle, Anthracit.
                                 
                              
                           
                           Bei 1., 2. und 3. ist die Classification also nach dem Sauerstoffgehalt allein ziemlich sicher; sie wird schon unsicher bei
                              4., und
                              hört gänzlich auf bei 5., wo doch die Sache die größte Wichtigkeit hat, denn es ist für den Techniker gewiß von Bedeutung,
                              Backkohle,
                              Sinterkohle und Anthracit unterscheiden zu können. Daß aber diese Unterscheidung nach der Elementaranalyse überhaupt ebensowohl
                              wie
                              nach dem Sauerstoffgehalt allein bei den alten sauerstoffarmen Kohlen unmöglich ist, beweisen am besten die Kohlen des Aachener
                              Bezirkes, wo bei gleicher Elementarzusammensetzung von
                           
                              
                                 91
                                 bis
                                 92
                                 Proc.
                                 Kohlenstoff,
                                 
                              
                                   4
                                 „
                                   4,5
                                 „
                                 Wasserstoff,
                                 
                              
                                   3,8
                                 „
                                   5
                                 „
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                           alle Abstufungen zwischen der magersten Anthracitkohle und der besten Backkohle von Centrum vorkommen, wie dieß
                              bereits früher von Herrn v. Dechen
                              „Geographisch-geognostische Uebersicht des Regierungsbezirkes Aachen.“ nach den Untersuchungen von Karsten hervorgehoben, und durch die neuen Analysen bestätigt wurde,
                              welche auf meine Veranlassung von Hrn. Dr. Muck zu Bochum ausgeführt worden. So
                              wichtig die Kenntniß des Sauerstoffgehaltes in vielen Fällen seyn kann, so wenig genügt dieselbe hiernach in sehr vielen anderen
                              Fällen. Nimmt man dazu die Schwierigkeit und Unsicherheit der Bestimmung, wenigstens für eine einzelne Probe, so wird man
                              es nicht
                              auffallend finden, wenn in der Regel seitens des Technikers sehr wenig Werth darauf gelegt wird, ebenso wie auf die chemische
                              Analyse
                              überhaupt.
                           Aber sollte das Problem in der That unlösbar seyn, durch einen einfachen Versuch im Kleinen die Eigenschaften der Kohle mit solcher Sicherheit zu erkennen, daß man hiernach eine genaue Classification vornehmen kann?
                           Ein Punkt scheint mir bisher nicht genügend beachtet worden zu seyn. Die Gase, welche die Kohle bei der trockenen Destillation
                              liefert,
                              enthalten als wesentliche Bestandtheile nicht nur Wasserstoff und Sauerstoff, sondern daneben in wechselnder Menge Kohlenstoff.
                              Es ist
                              gleichgültig, wie dieser Kohlenstoff in der festen Kohle enthalten ist. Bei der Verbrennung tritt er in Verbindung mit Wasserstoff
                              und
                              Sauerstoff in den die Flamme bildenden flüchtigen Producten, welche wir kurzweg das Bitumen der Kohle
                              nennen wollen, auf, und es ist eine bekannte Thatsache, daß die technisch wichtigen Eigenschaften der Kohle eben vorzugsweise
                              von dem
                              Verhältnisse der flüchtigen Destillationsproducte zu den als Kohks
                              zurückbleibenden und erst bei höherer Temperatur verbrennenden festen Bestandtheilen abhängen.
                           Bei einer streng wissenschaftlichen Behandlung der Frage müßte darauf Rücksicht genommen werden, daß diese festen Bestandtheile
                              neben
                              Kohlenstoff und Asche noch Wasserstoff (1 bis 2 Proc.) und (2 bis 6 Proc.) Sauerstoff enthalten.Dieß hat schon Grundmann nachgewiesen (a. a. O.) und bestätigen es neuere Untersuchungen
                                    vollkommen. Indessen scheint dieß für die technische Beurtheilung von geringer Bedeutung zu seyn, denn nach meinen Versuchen gibt die
                              Zahl, welche das Verhältniß aller flüchtigen Bestandtheile zu dem aschenfreien bei 100 Proc. getrockneten Kohks angibt, einen
                              ganz
                              ausreichenden und dabei sehr leicht und sicher zu bestimmenden Maaßstab für die technisch wichtige Constitution der Kohle.
                              Wichtig ist
                              dabei allerdings, daß die Verkohkung der zu vergleichenden Proben unter gleichen Verhältnissen vorgenommen wird; aber die
                              Vergleichung
                              einer großen Zahl von Proben, welche zu sehr verschiedener Zeit und von sehr verschiedenen Chemikern gemacht wurden, hat mir
                              gezeigt,
                              daß die Schwankungen sich in mäßigen Grenzen halten, und daß das Gesetz in fast allen Fällen klar und bestimmt hervortritt.
                           Stellen wir einmal nach diesen Versuchen die Reihe der Aachener Kohle auf, so ergibt sich Folgendes:
                           A. Wurmrevier:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Bitumen
                                 
                                 Kohks
                                 
                              
                                 1.
                                 Anthracitische Kohle des Wurmreviers
                                 1
                                 :
                                 11,4
                                 
                              
                                 2.
                                 Sinterkohle der Grube Gemeinschaft
                                 1
                                 :
                                   7,8
                                 
                              
                                 3.
                                 Backkohle der Grube Maria
                                 1
                                 :
                                   4,1Diese Zahl ergibt sich als Durchschnitt von 16 Kohksproben, während das hangendste Flötz das Verhältniß 1 : 3,1
                                          hat.
                                 
                              
                                 4.
                                 Backkohle der Grube Anna
                                 1
                                 :
                                   3,8Diese Zahl ergibt sich als Durchschnitt von 4 Kohksproben, unter der Annahme daß der nicht bestimmte Aschengehalt nur 2
                                          bis 3 Proc. beträgt, was bei der Auswahl reiner Stücke zu der Probe zutrifft. Jedenfalls müßten diese Versuche
                                          wiederholt werden.
                                 
                              
                           B. Eschweiler Revier:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Bitumen
                                 
                                 Kohks
                                 
                              
                                 5.
                                 Sinterkohle der Außenwerke
                                 
                                 1
                                 :
                                   7,9
                                 
                              
                                 6.
                                 Backkohle von Centrum
                                 
                                    
                                    
                                 11
                                 ::
                                   5,6 (Brix)  4,5 (Karsten).
                                 
                              
                           Von diesen Kohlen haben 1, 2 und 6 dieselbe chemische Elementarzusammensetzung, dagegen liefert 2 etwa ein und ein halb Mal
                              und 6 reichlich doppelt so viele flüchtige Bestandtheile, namentlich
                              Kohlenwasserstoffe als 1, und deßhalb ist Nr. 2 eine Sinterkohle, Nr. 6 eine Backkohle.
                           Stellen wir nach derselben Methode die Reihe für Saarbrücken, so ergibt sich Folgendes:
                           A. Backende Gaskohle des liegenden Flötzzuges:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Bitumen
                                 
                                 Kohks
                                 
                              
                                   1.
                                 Grube
                                 Dudweiler
                                 1
                                 :
                                 1,8
                                 
                              
                                   2.
                                 „
                                 Sulzbach
                                 1
                                 :
                                 1,8
                                 
                              
                                   3.
                                 „
                                 Altenwald
                                 1
                                 :
                                 1,65
                                 
                              
                                   4.
                                 „
                                 Heinitz
                                 1
                                 :
                                 1,63
                                 
                              
                                   5.
                                 „
                                 Dechen
                                 1
                                 :
                                 1,5
                                 
                              
                                   6.
                                 „
                                 König
                                 1
                                 :
                                 1,4 (Uebergang in Sinterkohle).
                                 
                              
                           B. Gasreiche Sinterkohle (untere Partie des mittleren
                              Flötzzuges):
                           
                              
                                   7.
                                 Grube
                                 Friedrichsthal
                                 1
                                 :
                                 1,36
                                 
                              
                                   8.
                                 „
                                 Stangenmühle
                                 1
                                 :
                                 1,23 (Uebergang in Sandkohle).
                                 
                              
                           C. Gasreiche Sandkohle (obere Partie des mittleren und
                              hangender Flötzzug):
                           
                              
                                   9.
                                 Grube
                                 Gerhard
                                 1
                                 :
                                 1,22
                                 
                              
                                 10.
                                 „
                                 Dilsburg
                                 1
                                 :
                                 1,20
                                 
                              
                                 11.
                                 „
                                 Kronprinz
                                 1
                                 :
                                 1,19.
                                 
                              
                           Man sieht hieraus die gänzliche Verschiedenheit der Saarkohle von der Aachener Kohle. Die gasärmste Kohle an der Saar (die
                              Backkohle
                              von Dudweiler) enthält mehr als doppelt so viele flüchtige Bestandtheile als die gasreichste Kohle des Aachener Beckens, nämlich
                              die
                              der Grube Anna. Die sogenannte magere Saarkohle (7 bis 11 der Reihe) ist von der ächten anthracitischen Magerkohle dadurch
                              sehr gut
                              unterschieden, daß sie zehnmal so viele flüchtige Stoffe enthält als diese. Sie hat die Backfähigkeit durch Ueberschuß von
                              Bitumen
                              verloren, respective dieselbe nie besessen.
                           Gehen wir nach Westphalen, so finden wir, der großen Entwickelung des dortigen Steinkohlengebirges entsprechend, eine sehr
                              vollständige
                              Reihe, welche alle Schattirungen umfaßt.
                           
                           I. Alte anthracitische Sandkohle:Alle diese Zahlen beruhen auf den alten Karsten'schen Analysen, welche, wie es scheint, bei
                                    schwacher Hitze angestellt wurden und daher etwas weniger Gas ergaben. Aus den Karsten'schen
                                    Versuchen ergab sich z.B. für die anthracitische Kohle des Wurmreviers zum Theil das Verhältniß 1 : 18, während die neueren
                                    Versuche nicht unter 1 : 14 ergeben haben, in ersterem Falle haben wir 5 1/2 Proc., im zweiten 7 Proc. flüchtige
                                    Bestandtheile, was immerhin keine große Verschiedenheit ist.
                              
                           
                              
                                 
                                 Bitumen
                                 
                                 Kohks
                                 
                              
                                 1. Flötz Kuhlenbergsbank
                                 1
                                 :
                                  15
                                 
                              
                                 2.    „   Sandbank
                                 1
                                 :
                                  14,3
                                 
                              
                                 Durch alle Uebergänge bis
                                 1
                                 :
                                  11,1.
                                 
                              
                           II. Alte Sinterkohle:
                           
                              
                                 1. Knappschaft und Vogelsang
                                 1
                                 :
                                 9,0
                                 
                              
                                 Adler
                                 1
                                 :
                                 8,0
                                 
                              
                                 Siebenplaneten
                                 1
                                 :
                                 7,0
                                 
                              
                                 Durch alle Uebergänge bis
                                 1
                                 :
                                 6,3.
                                 
                              
                           III. Backkohle:
                           
                              
                                 Schmierfuß
                                 1
                                 :
                                 6,2
                                 
                              
                                 Hagner
                                 1
                                 :
                                 5,4
                                 
                              
                                 Haberbank
                                 1
                                 :
                                 5,0
                                 
                              
                                 Herrenbank
                                 1
                                 :
                                 4,6
                                 
                              
                                 Röttgersbank
                                 1
                                 :
                                 3,7
                                 
                              
                                 Gottvertrau
                                 1
                                 :
                                 2,9
                                 
                              
                                 Louise Tiefban
                                 1
                                 :
                                 2,75.
                                 
                              
                           IV. Backende Gaskohle:
                           
                              
                                 Grube AnnaZollverein
                                 
                                    
                                    
                                     Hiervon fehlen mir die Analysen, doch müssen dieselbensich hier einschieben.
                                 
                              
                           V. Gasreiche Sinterkohle:
                           
                              
                                 Nordstern
                                 5
                                 1
                                 :
                                 1,8
                                 
                              
                                 „
                                 3
                                 1
                                 :
                                 1,64
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                 1
                                 :
                                 1,61
                                 
                              
                                 „
                                 1
                                 1
                                 :
                                 1,59
                                 
                              
                                 „
                                 0
                                 1
                                 :
                                 1,45.
                                 
                              
                           Es fehlt hier bisher nur die gasreiche Sandkohle, welche indessen in den hangenderen Flötzen sicher ebenfalls vorhanden ist.
                           In dem Becken von Oberschlesien fallen die von Grundmann
                              analysirten Kohlen zwischen die Verhältnißzahlen 1 : 2,7 und 1 : 1,6, was
                              mit den bekannten Eigenschaften der dortigen Kohle sehr gut stimmt. Nach den vorstehend angegebenen Beispielen dürfte es nicht
                              zweifelhaft seyn, daß aus der sehr leicht und rasch zu machenden Kohks- und Aschenprobe einer bestimmten Kohle deren
                              Classification in allen Fällen leicht zu bewirken ist. In Folgendem will ich den Versuch machen, so weit es nach dem mir bisher
                              zugänglichen nicht sehr umfangreichen MaterialDie meisten neueren Untersuchungen haben die so wichtige Kohksbestimmung ganz übersehen, so alle bei Geinitz, Fleck und Hartig mitgetheilten. möglich war, eine Scala aufzustellen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 zwischen
                                 
                              
                                 1.
                                 Magere anthracitische Kohle
                                 1 : 20
                                 und
                                 1 : 9
                                 
                              
                                 2.
                                 Gasarme (alte) Sinterkohle
                                 1 :   9
                                 „
                                 1 : 5,5
                                 
                              
                                 3.
                                 Backkohle
                                 1 :   5,5
                                 „
                                 1 : 2,0
                                 
                              
                                 4.
                                 Backende Gaskohle
                                 1 :   2,0
                                 „
                                 1 : 1,5
                                 
                              
                                 5.
                                 Gasreiche (junge Sinterkohle
                                 1 :   1,5
                                 „
                                 1 : 1,25
                                 
                              
                                 6.
                                      „        
                                    Sandkohle
                                 1 :   1,25
                                 „
                                 1 : 1,11
                                 
                              
                           Obgleich diese Scala schon um zwei Arten reicher ist als die gewöhnliche, welche die Kohlen 2 und 5, und vielfach selbst 1
                              und 6
                              zusammen wirft, so genügt dieselbe doch noch nicht, und müßte insbesondere die Backkohle (Nr. 3) noch weiter eingetheilt werden.
                           Einen guten Ueberblick über die Abstufungen gewährt es auch, wenn man die Bitumengehalte in Procenten, auf 100 Proc. aschenfreie
                              Kohks
                              berechnet, vergleicht. Man erhält dann:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Bitumen
                                 
                              
                                 1.
                                 Magere anthracitische Kohle
                                   5    bis
                                 10    Proc.
                                 
                              
                                 2.
                                 Gasarme (alte) Sinterkohle
                                 10      „
                                 15,5    „
                                 
                              
                                 3.
                                 Backkohle
                                 15,5   „
                                 33,3    „
                                 
                              
                                 4.
                                 Backende Gaskohle
                                 33,3   „
                                 40       „
                                 
                              
                                 5.
                                 Gasreiche (junge) Sinterkohle
                                 40      „
                                 44,4    „
                                 
                              
                                 6.
                                       „      
                                    Sandkohle
                                 44,4   „
                                 48       „
                                 
                              
                           Hieraus geht ohne Weiteres hervor, daß in der Classe 3 (Backkohle) Kohlen enthalten sind, welche um 18 Proc. im Gasgehalte
                              verschieden
                              seyn können, während sonst die Kohlen derselben Classe sich nur um 4 bis 6 Proc. unterscheiden.
                           Betrachtet man die Eigenschaften der zu den einzelnen Classen gehörenden Kohlen, so ist Folgendes zu bemerken: Es bedarf die
                              anthracitische Kohle
                           
                           1) lebhaften Zuges, gibt wenig, nicht leuchtende Flamme, keinen Ruß, und dient als Hausbrand, Ziegelkohle, für Schachtöfen
                              aller Art,
                              und unter besonderen Verhältnissen zur Dampfkesselheizung.
                           2) die alte Sinterkohle eignet sich zu denselben Zwecken wie 1), ist daneben vorzugsweise Dampfkesselkohle und kann bei guten
                              Einrichtungen, namentlich vermischt mit gasreicheren Sorten, verkohkt werden. (Hierzu gehört die berühmte smokeless steam coal von Cardiff.)
                           3) die Backkohle zeigt zwischen 15,5 und 20 Proc. Gasgehalt, sie ist die eigentliche Schmiede- und Kohkskohle. Zwischen 20
                              und
                              33 Proc. folgen dann die vielen Nüancirungen der gasreicheren Backkohle, der eigentlichen zu fast allen Zwecken verwendbaren
                              Industriekohle. Dieselbe liefert noch sehr gute Kohks, ist zu allen Flammofenfeuerungen verwendbar und hat nur den Nachtheil
                              beginnender Rußbildung und raschen Erlöschens, namentlich im Stubenofen.
                           Die Gaskohle (Nr. 4) ist nicht weniger anwendbar und liefert zudem das meiste und beste Leuchtgas. Hier aber fängt der Grus
                              schon an,
                              an Werth zu verlieren, weil das Kohksausbringen gering ist, und die Kohks selbst porös sind.
                           Nr. 5 und 6 liefern die eigentlichen Kohlen zu Flammofenfeuerungen, um so mehr, da sie meist stückreich brechen. Der Grus
                              wird zum
                              Theil schon schwer zu verwerthen. Seine Hauptanwendung ist zur Dampfkesselfeuerung, wobei er aber sehr stark raucht.
                           Man sieht hieraus, wie man nach unserer Bestimmungsmethode ein ganz klares und genaues Anhalten für die technische Verwerthbarkeit
                              der
                              Kohle erhält. Aber die Methode scheint in der That noch mehr zu leisten, indem sie mit äußerster Schärfe die kleinsten Unterschiede
                              zweier Kohlensorten angibt. Ich habe z.B. zwei Versuchsreihen für unsere mageren Flötze machen lassen; die eine von Hrn. Dr. Muck in Bochum umfaßt 18 Proben verschiedener Flötze und liefert als
                              Durchschnitt das Verhältniß 1 : 11,4, die andere, von Hrn. Dr. Classen hier
                              ausgeführt, umfaßt 12 Proben und liefert genau dasselbe Verhältniß 1 : 11,4. Stelle ich die 9 liegenderen Flötze der ersten
                              Reihe
                              zusammen, so erhalte ich 1 : 11,6 und für die 9 hangenderen 1 : 11,2. Verfahre ich ebenso bei der zweiten Reihe, so erhalte
                              ich für
                              die 6 liegenderen 1 : 11,6 und für die 6 hangenderen 1 : 11,1.
                           Ja es scheint die Uebereinstimmung so weit zu gehen, daß für dieselbe Grube sich ganz genau die Reihenfolge der Flötze vom
                              Hangenden
                              zum Liegenden aus diesem einfachen Versuche erkennen läßt, während auf demselben Flötze Verschiedenheiten vorzukommen scheinen
                              je nach
                              der mehr oder minder starken Bedeckung durch jüngere Schichten, wie sie vielfach im Fortstreichen sich einstellt. Indessen müssen die Versuche noch verallgemeinert und vervielfacht werden, bevor
                              man es
                              als festgestellt bezeichnen kann, daß in der That die aufeinander folgenden Flötze derselben Grube eine ununterbrochene Reihe
                              bilden,
                              wie dieß z.B. der Fall ist auf unserer Grube Teut, wo die vier untersuchten Flötze folgende Reihe geben:
                           
                              
                                 Merl
                                 1 : 12,1
                                 
                              
                                 Klein-Athwerk
                                 1 : 11,8
                                 
                              
                                 Groß-Athwerk
                                 1 : 11,8
                                 
                              
                                 Rauschenwerk
                                 1 : 10,4,
                                 
                              
                           ferner zu Nordstern in Westphalen, wo die fünf Flötze in regelmäßiger Folge die Verhältnißzahlen 1,45, 1,59,
                              1,61, 1,64 und 1,80 ergeben.
                           Zu solchen recht zahlreichen Versuchen, überhaupt zu genauen Beobachtungen in allen Revieren anzuregen, das soll die Hauptaufgabe
                              dieser Abhandlung seyn.