Titel: Ueber die Dämpfung der Eisenhohöfen.
Fundstelle: Band 208, Jahrgang 1873, Nr. CII., S. 444
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CII. Ueber die Dämpfung der Eisenhohöfen. Ueber die Dämpfung der Eisenhohöfen. Man hat sich auf amerikanischen Eisenhütten vielfach mit der Möglichkeit der Einstellung des Hohofenbetriebes am Sonntage beschäftigt, um den Hohofenarbeitern, in Gemeinschaft mit den anderen Werkleuten die Wohlthat dieses Festtages zu Theil werden zu lassen. Nachfragen unter den Eisenhüttenarbeitern haben bewiesen, daß sie sehr viel und hohes Interesse an diesem Gegenstand nehmen und die größte Zahl derjenigen, an die man sich gewendet hat, glaubt, daß ein wesentlicher und vortheilhafter Einfluß auf den Charakter der Arbeiter aus der Einstellung des Hohofenbetriebes am Sonntage hervorgehen werde, wenn diese eingeführt werden könne. Was nun aber das wenn betrifft: so ist doch die Mehrzahl derselben von der Meinung durchdrungen, daß die Einstellung jenes Betriebes auf 24, ja selbst auf 12 Stunden der Regelmäßigkeit des Hohofenbetriebes nachtheilig seyn würde. Manche erwiederten, daß sie Versuche gemacht hätten, um sich darüber zu vergewissern, ob die Sonntagsruhe ohne nachtheiligen Einfluß möglich sey. Wir wollen den nachfolgenden Extract aus einem Briefe mittheilen, der von einem bekannten Sachverständigen in der Lehigh-Gegend geschrieben ist, um ein Beispiel von der herrschenden Ansicht der Mehrzahl derjenigen Eisenhüttenbesitzer zu geben, in deren Namen dieser Brief geschrieben wurde. „Ich will ganz einfach mittheilen, daß vor mehreren Jahren hier Versuche gemacht worden sind, mit dem ernstlichen Wunsche, den vorliegenden Zweck zu erreichen, aber leider konnte kein günstiges Resultat erzielt werden. Wir fanden, daß die Hohöfen in mehreren Fällen sich von der periodischen Einstellung am Sonntage bis zum nächsten kaum erholen konnten. Wir verloren an Quantität und Qualität des Productes in solcher Ausdehnung, daß wir von der Fortsetzung dieser Maßregel Abstand nehmen mußten. Wir versuchten hiernach das Einstellen von 8 Uhr Morgens bis zur Mitte des Nachmittags. Dieß fiel zwar besser aus, aber doch nur nach Maßgabe der geringeren Zeit der Betriebsunterbrechung. Das schließliche Resultat war doch immer schlecht arbeitende Hohöfen, so daß auch schließlich die ganze Angelegenheit aufgegeben wurde. Ich hoffe indeß, daß der Tag kommen mag, wo das höchst wünschenswerthe Ziel erreicht werden wird, aber ich kenne keine Methode des gegenwärtigen Betriebes, die dieß zulässig erscheinen lassen möchte.“ Auf der anderen Seite ist es doch auch wieder eine unläugbare Thatsache, daß es Oefen gibt, deren Betrieb über Sonntags unterbrochen wird. Bei manchem Holzkohlenofen ist dieß der Fall, aber dieß muß außer Berücksichtigung gelassen werden, da die Holzkohlenöfen zu klein sind, um als Maaßstab für die größeren Oefen dienen zu können; aber einen gibt es doch wenigstens und das ist der Ashland-Ofen am Ohio-Fluß in Kentucky. Dieser ist 62 Fuß hoch, 15 Fuß in der Rast weit und liefert etwa 40 Tonnen jeden Tag. Die Zeitschrift Iron Age gibt hinsichtlich dieses Gegenstandes einen Brief von Douglas Putman, dem Werkführer daselbst, in welchem gesagt wird: „Dieser Ofen wird in der Regel Sonntags im Betriebe unterbrochen, nur als Ausnahme bleibt derselbe im Betriebe, und zwar seit seinem Anblasen, am letzten August vor 3 Jahren, mit alleiniger Ausnahme einiger Monate während des Sommers 1870, wo der Herd sich schadhaft ausgeweitet zeigte. Ich bin der Meinung, daß eine Betriebs-Unterbrechung von 12 Stunden oder während des Tages nicht allein keinen Nachtheil bringt, sondern eher als ein Vortheil in der Rücksicht anzusehen ist, daß man Zeit gewinnt, die Maschinerie gehörig zu untersuchen, und daß man den Arbeitern Ruhe gönnt, sich für die Arbeit der nächsten Woche zu stärken. Wir hoffen wenigstens, daß keine Belastung oder sonstige Benachtheiligung daraus hervorgeht. Die durchschnittliche Production des Ofens ist 40 Tonnen pro Tag. Die gewöhnliche Beschickung hält 50 bis 55 Proc. Eisen. Während der Zeit, wo über Sonntags nicht angehalten wurde, gestaltete der Betrieb des Ofens sich nicht besser, verbrauchte nicht weniger Material, brachte aber auch nicht besser aus, als wenn die Sonntags-Unterbrechung wie gewöhnlich eintrat.“ Die Entscheidung der Frage, bezüglich Unterbrechung des Hohofenbetriebes am Sonntage, ist von hohem Interesse. Daß die Tagesruhe für die Arbeiter eine Wohlthat seyn würde, ist anerkannt und mag daher die Wirkung des Verlustes auf den Gewinn des Producenten außer Rücksicht bleiben. Der wahre und genau zu untersuchende Punkt liegt darin, ob die Unterbrechung des Hohofenbetriebes auf einen Tag Unregelmäßigkeiten herbeiführen wird, die sich auf mehrere folgende Tage erstrecken. Der Eindruck, den diese Angelegenheit im Allgemeinen auf die Hohofenbesitzer macht, ist dahingehend, daß die Hemmung des Betriebes zu Unregelmäßigkeiten führt, wenn sie periodisch einen Tag dauert, weßhalb die Eisenhüttenbesitzer, welche jene Versuche gemacht haben, gebeten wurden, deren Resultate mitzutheilen und ganz besonders hervorzuheben, ob hinsichtlich der Quantität und Qualität des Productes eine Veränderung eintritt. Die Nachrichten, welche hierauf erfolgten, beweisen, daß viele interessante Versuche in dieser Richtung angestellt worden sind, und daß die Mittheilung der Details sehr werthvoll seyn dürfte. Einer der Herren, die mit dem Ashland-Hohofen in näherer Beziehung stehen, glaubt, daß der Hohofen so eingerichtet werden kann, um hoffen zu dürfen, daß er ohne Schaden über Sonntags kalt liege, aber er gibt zu erkennen, daß bei der jetzigen Einrichtung dieß nicht ohne Nachtheil der Fall seyn werde; leider spricht er sich über den Wechsel der Einrichtung, die erforderlich seyn möchte, um die Hemmung des Betriebes unschädlich zu machen, nicht aus. Wenn besondere Veranstaltung und besondere Ofenconstruction möglicherweise den Nachtheil aufheben können, der aus temporärer Betriebshemmung erwächst, so werden die Hohofenbesitzer allgemein sehr dabei interessirt seyn zu erfahren, auf welche Weise sich das Resultat hinsichtlich der Sonntagsfrage unnachtheilig, also günstig für die Arbeiter stellen läßt. (Berg- und hüttenmännische Zeitung.)