Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 208, Jahrgang 1873, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Exhaustor-Regulator von Th. Hahn. Hr. Ingenieur Böhm in Stuttgart macht auf einen Exhaustor-Regulator aufmerksam, welcher, von dem Hrn. Th. Hahn in Cannstatt construirt, seit zwei Jahren in der Gasanstalt zu Stuttgart in ununterbrochenem Betriebe ist und sich während dieser Zeit gut bewährt hat. Im Wesentlichen besteht derselbe in einer Vorrichtung zum Reguliren der Dampfklappe (Drosselklappe), bei welcher die Bewegung der Klappe nicht, wie sonst üblich, direct durch die Glocke, sondern durch die Maschine, und nur die Einschaltung und Auslösung des Bewegungsmechanismus durch die Glocke bewirkt wird. Unsere Quelle enthält eine nähere Beschreibung dieses Apparates, jedoch ohne Abbildung. Der Werth desselben besteht nach Böhm darin, daß erstens bei richtigem Gange der Maschine, resp. des Exhaustors, der Apparat still steht, zweitens die Regulirung allmählich in mehreren Absätzen vor sich geht, und dadurch den Schwingungen der Räder etc. Rechnung getragen wird, und drittens die Kraft, welche nöthig ist, die Drosselklappe in Bewegung zu setzen, unabhängig vom Gasdruck und so groß ist, daß die Reibung der Drosselklappenachse und der Stopfbüchse ohne Anstand überwunden wird. Der Regulator wird, sauber und solid gefertigt, für die Summe von 250 fl. ohne Glocke und ohne Montage franco Bahnhof Cannstadt geliefert. (Journal für Gasbeleuchtung etc., 1873 S. 31.) Ueber die Farbe der Zwanzig-Mark-Stücke. Auf eine gestellte Frage bezüglich des Grundes der verschiedenen Färbung der Zwanzig-Mark-Stücke hat der königl. sächsische Münzwardein Hr. P. F. Göldner in Dresden nachfolgende Antwort ertheilt. „Der Grund davon, daß die Farbe der Zwanzig-Mark-Stücke eine so verschiedene ist, liegt in den variirenden Beiz- oder Färbungsmanipulationen der einzelnen Münzstätten. Man ging besonders früher davon aus, eine Goldmünze, wenn auch legirt, müsse das Ansehen einer Feingoldmünze, z.B. des Ducaten, haben, müsse ähnlich den Goldschmucksachen gefärbt werden. Ein jeder Goldwaaren-, wie Geldfabrikant hat es nun aber in der Hand, das Aeußere seiner Fabricate – je nach der Mode oder auf hohen Wunsch – durch eine gewählte Herstellungsmodalität ganz ohne oder unter Anwendung von mehr oder weniger eines Beizverfahrens, und zwar auf erstere Weise naturfarben, d.h. bezüglich unserer Reichsgoldmünzen genau von der Farbe welche eine 0,9 Feingold- mit 0,1 Kupferlegirung besitzt, oder auf die zweite Manier in mehr oder weniger bronzeähnelnder, messing- bis sogar ducatengoldgelber Farbe erscheinen zu lassen. Die Erstlingsproducte der 1872er deutschen Goldansmünzung fielen zumeist von messing- bis goldgelber Farbe aus, genau in der Art, wie unsere frühere geringe Goldausmünzung von Kronen etc. gewesen war. Meines Wissens hat Sachsen, nach dem Vorgange Englands und theilweise auch Frankreichs und Belgiens, zuerst in Deutschland begonnen, das sowohl für eine Goldausmünzung im Allgemeinen vortheilhafte, als auch für das Publicum überhaupt so praktische englische Fabricationsverfahren ohne Beize einzuführen. Wenn ich nicht irre, arbeiten seil Mitte des vorigen Jahres die Münzstätten Berlin, München, Stuttgart und Darmstadt ebenfalls nach ähnlichem Verfahren behufs der Darstellung von ungefärbten, naturfarbenen Goldmünzen. Je mehr und mehr die Goldwährung bei den Münzfragen der meisten Länder die Oberhand zu erlangen scheint, wird ohne Zweifel und hoffentlich recht bald die Goldausmünzung allerorts nach dem Augenmerk hin eingerichtet und betrieben werden, daß sämmtliche Goldmünzen ein und dasselbe Legirungsverhältniß, sowie als ungeheizte Waare ebenfalls ein und dieselbe Farbennüance besitzen, welche letztere trotz der Abnutzung im Verkehr, da sie nicht bloß als Hauch auf der Oberfläche vorhanden ist, auch fort und fort unverändert bleiben wird. Deutschland mußte natürlich, schon wegen der Unmöglichkeit der Concentration der Ausmünzung an einem Orte, bei seinem Uebergange Zur Goldwährung dasselbe Stadium, wenn auch in kürzerer Zeit, durchlaufen, an welchem alle übrigen Länder mit Goldausmünzung im Großen laborirt haben, wie denn schon kleinere Beutel mit z.B. Zwanzig-Francs-Stücken in den meisten Fällen eine wahre Musterkarte von verschieden gefärbten dergl. Münzen nicht allein verschiedener Länder, sondern auch eines und desselben Landes, aber verschiedener Jahrgänge aufweisen. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 5.) Ueber Schwefelkies-Röstung; von Friedrich Bode.Vom Verfasser als Separatabdruck aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII S. 29, eingesandt. Im Jahrgang 1872 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XVI S. 505 (daraus im polytechn. Journal Bd. CCVI S. 274), behauptet Hr. R. Hasenclever von der Kritik welche ich in meinem Schriftchen „Beiträge zur Theorie und Praxis der Schwefelsäurefabrication“ seinem Plattenofen (beschrieben im polytechn. Journal, 1871, Bd. CXCIX S. 284) zum Rösten von Schwefelkies habe angedeihen lassen, sie sey „nur persönlich und zu wenig sachlich.“ Da für diese Behauptung kein Beweis erbracht ist, so kann ich dem Verf. lediglich versichern, daß es mir nur um die Sache zu thun gewesen. Auch findet Hr. Hasenclever, daß ich mich mit der Construction seines Plattenofens nicht genau genug bekannt gemacht habe. Nicht nur habe ich aber die Construction dieses Ofens von Solchen mir mehrfach beschreiben lassen, welche mit demselben gearbeitet, ihn ausgeführt und seiner Entstehung von den ersten Anfängen an beigewohnt haben, sondern ich glaube auch, die Beschreibung des Hrn. Hasenclever selbst (am oben angegebenen Orte) nicht ohne Erfolg studirt zu haben, die in lichtvoller und erschöpfender Darstellung meines Erachtens Nichts zu wünschen übrig läßt. Sodann hat Hr. Dr. Grüneberg im Cölner Bezirksvereine einen Vortrag unter obigem Titel gehalten (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1872, Bd. XVI S. 542), aus welchem hervorgeht, daß ich von ihm noch nicht richtig verstanden bin. Hr. Dr. Grüneberg hatte in einem früheren Vortrage (in derselben Zeitschrift Bd. XV S. 342) dem Gerstenhöfer'schen Schüttofen den Vorwurf gemacht, daß man die zu röstenden Erze pulvern müsse, worauf ich erwiderte, daß man mit gleichem Rechte an den gewöhnlichen Kilns tadeln könne, daß man Stücke rösten müsse. Diese Antwort findet Hr. Dr. Grüneberg nicht hinreichend, da jede mechanische Arbeit Kraft, also Kohlen, Löhne etc. verursacht. Hiermit wird aber doch nur der frühere Vorwurf wiederholt, und um nicht weiteren Mißverständnissen ausgesetzt zu seyn, sey es gestattet, mich durch zwei Beispiele klar zu machen. Eine Schwefelkiesgrube, die man auf den ersten Blick vielleicht einen Steinbruch nennen würde, gewinnt ein Gestein mit 10 bis 12 Procent eingesprengtem Schwefelkies (nicht Schwefel). Da man einen solchen Schwefelkies (wenn es erlaubt ist, das gewonnene Gestein so zu nennen) nicht direct verarbeiten kann, Versuche und Berechnungen aber ausgewiesen haben, daß man einen brauchbaren, genügend schwefelreichen Schlieg durch Pochen und Waschen des Gesteines erhalten kann, so liegt der gesammte Schwefelkies in Pulverform vor, wie er in Schüttöfen sofort verbrannt werden könnte. Der Consument von solchen Schliegen hat zwar vorläufig vielleicht die beste Absicht, dieselben in einem Apparat zu verbrennen, in welchem die Verbrennung von klarem Kies bedingt ist durch die Verbrennung von Stuffwerk; aber es stellt sich heraus, daß das Stuffwerk zu einem Preise zu haben ist, der sich höher stellt als derjenige der Schliege. Es bleibt hier also nur die Anwendung von Schüttöfen übrig, und der Schwefelsäurefabrikant, der in solchem Falle an den Kilus auszusetzen hätte, daß man nur Stücke darin verbrennen kann, thut genau dasselbe, wie Hr. Dr. Grüneberg, welcher am Schüttofen zu moniren hat, daß das Pulvern der Erze Unkosten verursache. In einem anderen Falle setze man voraus, daß man es mit einem Kiesvorkommen zu thun hat, in welchem man das Mineral wie Sand in klarem Zustande mit der Schaufel wegnehmen kann, und Stücke fast gar nicht vertreten sind. Auch hier sey der Bezug von Stuffwerk von einem anderen Fundorte wegen des höheren Preises der Stücke ausgeschlossen. Hier ist ebenfalls wieder der Schüttofen am Platze. Selbst wenn man den direct aus der Grube kommenden klaren Kies etwas nachmahlen müßte, um im Interesse der besseren Abröstung im Schüttofen ein egaleres oder feineres Korn zu erhalten, so liegt es doch auf der Hand, daß sich hiergegen erst dann etwas einwenden ließe, wenn die mit diesem Mahlen verbundenen Kosten so hoch wären, daß mit Rücksicht darauf doch der Bezug von theurerem Stückkies zur ausschließlichen Verwendung, oder meinetwegen zur Unterlage für eine damit combinirte Verbrennung klarer, ungemahlener Kiese rathsamer wäre. Ich bemerke, daß die beiden angeführten Beispiele nicht erdacht, sondern der Wirklichkeit entlehnt sind und sich noch weiter vermehren lassen. Auch sey nicht verschwiegen, daß gerade in neuester Zeit große Fabriken in Massenproduction von Schwefelsäure, wo man die Gerstenhöfer'schen und Hasenclever'schen Apparate durch den Augenschein kennen gelernt hatte, sich zur Schliegverbrennung der Schüttofen bedienen, obschon es ihnen nicht an Stuffkiesöfen fehlt, die als Helfer für Hasenclever'sche Plattenöfen dienen könnten. Ich möchte des Weiteren nicht darüber discutiren, ob die Kosten für Zerkleinern von Kiesabfällen zum Zwecke der Anwendung im Gerstenhöfer'schen Ofen 1 bis 1 1/2 Sgr. betragen; sie können ohne Zweifel in gewissen Fällen noch höher seyn, sind aber vielfach bei richtig angeordneten Apparaten wesentlich niedriger. Wenn zuletzt Hr. Dr. Grüneberg darauf aufmerksam macht, daß sich die Hasenclever-Helbig'schen Oefen immer mehr einbürgern, dagegen die Gerstenhöfer'schen Schüttöfen an vielen Stellen wieder außer Betrieb gesetzt sind, so ist dabei zu bedenken, daß erstens der Gerstenhöfer'sche Ofen eine Periode von 10 Jahren hinter sich hat, in welcher mancher vortreffliche Apparat durch veränderte Verhältnisse zum Ausrangiren kommt, und daß unter den „vielen Stellen,“ welche Hr. Dr. Grüneberg namentlich anführt – es sind deren sechs – nicht weniger als zwei sich befinden, wo der Schüttofen nach Aussage von Gerstenhöfer überhaupt niemals ein geführt gewesen ist und wieder an ferneren zwei Orten der Ofen versuchsweise zur Blenderöstung errichtet wurde, von welcher der Erfinder von Anfang an der Ansicht war, daß sie für die Zinkdestillation genügend im Schüttofen nicht zu bewerkstelligen ist. Freiberg in Sachsen, im November 1872. Ueber sogenannte vulcanische Bausteine. Seit fast 10 Jahren hat N. Schröder in Kreuznach künstliche, sogenannte vulcanische Bausteine aus Steinkohlenschlacke und Asche unter Anwendung von hydraulischem Kalke und anderen bindenden Stoffen hergestellt; nach dem englischen Patente verwendet er z.B. auf 100 Centner Kohlenasche oder Kohlenschlacke 16 Centner hydraulischen Kalk und 1 Centner Portland-Cement, welche Masse in einem Mahlwerk zusammengearbeitet und dann in Formen gepreßt wird. Von den so erzeugten Steinen wird angegeben, daß sie der Witterung sehr gut widerstehen, bei verhältnißmäßiger Leichtigkeit eine sehr bedeutende Festigkeit besitzen etc., während die Herstellungskosten niedrig seyen. Nach einer Mittheilung des Hrn. Schröder in der deutschen Töpfer- und Ziegler Zeitung sind in Sulzbach, Herne und anderen Orten aus solchen Steinen große massive Wohnhäuser gebaut worden, und man hat sie zu den Gewölben von zwei Kirchen verwendet, einer in Dudweiler und einer in Quierscheid, dann in der neuen Caserne zu Saarlouis, zu Kellergewölben bis zu 20 Fuß Spannweite, zum inneren Ausbau der neuen Bahnhofsgebäude in Wiesbaden und zu vielen anderen Bauten in Wiesbaden, Frankfurt, Mainz etc. Zum Bauen von Eiskellern auf dem Boden, sowie zum Ausmauern von Brunnen gibt es nach Schröder kein besseres und billigeres Material. Zum Bauen von Laboratorien und Pulvermagazinen werden die Steine als unersetzlich bezeichnet, da die Bauten durchaus trocken seyen, durch Reibung kein Feuer entstehen könne, und bei einer etwaigen Explosion diese leichten Steine keinen so großen Schaden anrichten können, wie die Bruchsteine. Es sind u.a. Fabriken mit Dampfkraft in Betrieb in Hagen, Langendreer, Herne, Dortmund, Fabriken mit Pferdegang in Dudweiler, Stuttgart, Metz, Ars a. d. Mosel und Mülhausen (im Elsaß). Auch in Hannover ist jetzt eine Fabrik von sogenannten vulcanischen Bausteinen von Jul. Kircher gegründet worden. Zur Anlage einer solchen Fabrik mit Pferdebetrieb ist ein Grundstück von etwa 1 Morgen erforderlich und dieselbe kostet mit Ausschluß des Grundstückes etwa 600 Thaler. Zwei Monate nach der Errichtung der Fabrik, welche nur circa 4 Wochen dauert, können schon Steine verkauft werden. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 1.) Mischungen für Signal-Feuerwerk. In dem Procent welches J. H. Johnson in London (für E. A. Lamarre in Paris) sich am 19. März 1872 für England ertheilen ließ, werden die folgenden Vorschriften gegeben, um deutlich gefärbte Lichter für Signalfeilerwerke zu erhalten: Für weißes Licht 100 Theile chlorsaures Kali, 10 Schwefelantimon, 15 gekochtes Leinsaamenöl. Für rothes Licht 50 chlorsaures Kali, 50 salpetersaurer Strontian, 5 Holzkohle und so viel Leinsamenöl, als erforderlich um die Masse zu kneten Für grünes Licht 50 Theile chlorsaures Kali, 50 salpetersaurer Baryt, 6 Holzkohle und Leinöl wie vorher. Als Specialität in diesen Angaben wird das Leinsamenöl reclamirt, welches übrigens durch Terpenthinöl oder ein Harz ersetzt werden mag. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1873, Nr. 4.) Verbesserung bei der Gewinnung von Kohlenwasserstoffen, nach J. Young in Kelly (Schottland). Um beim Destilliren von Kohle, Bitumen etc. eine größere Ausbeute von Oelen zu erhalten, verbindet man die Condensatoren, in welchen die minder flüchtigen Producte aufgefangen werden, mit senkrechten Canälen oder Schächten, die mit Kohksstücken angefüllt sind, über welchen Paraffinöl herabfließt. Die in den Condensatoren nicht zurückgehaltenen, in die Canäle strömenden Dämpfe werden von dem Paraffinöle absorbirt. – Patentirt in England am 28. Februar 1872. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1873, Nr. 2.) Ueber Ozonwasser; von Dr. Behrens in Kiel. Eine Probe des von Krebs, Kroll u. Comp. in Berlin fabricirten „Ozonwassers“ , die mir von dem Medicinalrathe Prof. Bockendahl in Originalverpackung übergaben wurde, hat mir Gelegenheit gegeben, die bisherigen Angaben über dieses Fabricat dahin zu berichtigen, daß dasselbe eine stark verdünnte Lösung von unterchloriger Säure in Wasser darstellt. Es führte schon der Geruch und Geschmack des Präparates auf die Vermuthung, daß selbiges Unterchlorigsäure oder ein unterchlorigsaures Salz enthalte; zur Prüfung dieser Vermuthung wurde einem Theil desselben salpetersaures Silber zugesetzt: es erfolgte sehr schwache Trübung, die beim Erwärmen unter schwacher Gasentwickelung sich so sehr verstärkte, daß die Flüssigkeit weiß und in zolldicker Schicht undurchsichtig wurde. Der abgesetzte Niederschlag war in Ammoniak leicht löslich. Zu einem anderen Theile des sogenannten Ozonwassers wurde chlorfreie Salzsäure gethan nebst einigen Goldblättchen; dieselben wurden binnen einer halben Stunde gelöst.' Endlich wurde ein Theil der zu untersuchenden Flüssigkeit in einer wohlpolirten, sorgfältig gereinigten Platinschale abgedampft. Das Platin erschien hiernach, so weit es von der Flüssigkeit benetzt gewesen war, matt und es blieb ein sehr geringer, bräunlicher, in Wasser löslicher Rückstand, der auf blankem Zink dunkelgraue Flecke machte und weder Calcium noch Magnesium, aber Natrium in höchst unbedeutender Menge enthielt. Zu weiterer Untersuchung reichte die Quantität desselben nicht aus, indessen ist wohl kaum noch daran zu zweifeln, daß derselbe zum größten Theil aus Platinchlorid bestanden hat, gebildet durch das bei der Umsetzung von Unterchlorigsäure zu Chlorsäure freiwerdende Chlor. Die Behandlung des „Ozonwassers“ mit Schwefelwasserstoff liefert einen geringen Schwefelniederschlag, somit enthält das fragliche Präparat, wenn wir den höchst unbedeutenden Natriumgehalt als Verunreinigung ansehen, nur Wasser und unterchlorige Säure, so daß man vermuthen darf, es sey dasselbe durch Destillation dargestellt. Nach den Angaben welche bisher über das „Ozonwasser“ gemacht sind, scheint es, als ob es noch niemals auf Unterchlorigsäure geprüft worden sey, möglicherweise kommen auch unter dieser Bezeichnung aus derselben Fabrik Präparate von ganz ungleicher Zusammensetzung in den Handel; jedenfalls ergeben die obigen Versuche, die mit gleichem Erfolge von dem Assistenten des hiesigen Universitäts-Laboratorium?, Hrn. Dr. O. Jacobsen wiederholt worden sind, daß die Bezeichnung des fraglichen Fabricates als „Ozonwasser“ eine durchaus willkürliche und unrichtige ist. (Wittstein's pharmaceutische Vierteljahresschrift, 1873, Bd. XXII S. 230.) Kleister aus Reisstärke. 120 Gran Reisstärke und 20 Gran Gelatine werden in einem Töpfchen mit 2 Unzen Wasser übergossen, sodann über einer Spiritusflamme erhitzt, wobei man fortwährend mit einem Holzstäbchen rührt, um das Anbacken zu verhüten. Sobald die milchige Mischung anfängt, dick und glasig zu werden, ist der Kleister fertig. Zum Conserviren stellt man denselben nach jedesmaligem Gebrauch in einen gut schließenden Kasten und daneben ein offenes Fläschchen mit Spiritus; der Kleister hält sich so acht bis vierzehn Tage gut. Seine Qualität ist ausgezeichnet. Rudolph Bachner. (Photographische Mittheilungen, März 1873, S. 311.) Zur Darstellung der Weingeistlacke; von Aug. Morell. Gewöhnlich besitzen die im Handel vielfach vorkommenden farbigen Spritfirnisse, besonders Goldfirnisse, die mißliche Eigenschaft, auf Metall nicht fest genug zu haften und leicht abzuspringen, wenn man nur schwache Prüfungsversuche hierüber anstellen will. Dem wirksam abzuhelfen, bedient man sich reiner krystallisirter Borsäure, von welcher man 1/2 Theil in 100 Theilen des betreffenden Spritfirnisses auflöst, wodurch derselbe, auf eine (blanke) Blechfläche aufgetragen, einen so harten, glasurartigen Ueberzug auf dieser bildet, daß man denselben vermittelst des Fingernagels, selbst mit vieler Anstrengung, nicht mehr abzukratzen im Stande ist. Beträgt der Zusatz von Borsäure mehr, als wie oben angegeben, so verliert der Firniß an Intensität seiner Farbe, weßhalb es nicht rathsam ist, den genannten Procentsatz zu überschreiten. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1873 S. 58.) Reinigung von Flaschen welche Harzauflösung oder ätherische Oele enthielten. Das einfachste Verfahren, solche Flaschen vollständig zu reinigen, besteht nach A. Eckstein, wenn sie mit Harzauflösungen gefüllt waren, dann daß man sie mit ätzender Lauge gut reinigt und schließlich mit Alkohol ausspült. Haben die Flaschen hingegen ätherische Oele, wie Terpenthinöl, Petroleum, Photogen etc. enthalten, so geschieht die Reinigung in der Art, daß man sie mit concentrirter Schwefelsäure behandelt, indem man ungefähr 2 bis 3 Loth derselben je nach der Größe der Flasche eingießt und die Wäsche dann wiederholt umschwenkt, wobei die ätherischen Oele sich verharzen, eine schwefelsaure Verbindung bilden und sich im Wasser leicht lösen. Die weitere Reinigung besteht dann darin, daß man die Flasche nach dem Ausspülen mit Schwefelsäure unter einen Brunnenauslauf bringt und mit Wasser nicht bloß füllt, sondern einige Minuten lang überschöpft. Dadurch erheben sich die letzten Fettaugen der Oele auf die Oberfläche des Wassers und werden durch das Ueberschöpfen in der leichtesten Weise entfernt; gleichzeitig werden die letzten Antheile des ätherischen Oeles mit der atmosphärischen Luft vollständig aus der Flasche verdrängt. Nach dieser Methode gereinigte Flaschen sind für jeden weiteren Gebrauch vollkommen geeignet. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereines.) Nachweisung von Curcuma in Rhabarber und gelbem Senf, nach Maisch. Das Rhabarberpulver schüttelt man mit absolutem Alkohol und filtrirt. Bei reinem Rhabarber ist der Auszug braungelb, bei Verfälschung mit Curcuma hellgelb. Concentrirte Boraxlösung bringt in beiden Fällen eine tief rothbraune Färbung hervor, welche aber durch concentrirte Salzsäure bei reinem Rhabarber hellgelb wird, während bei Gehalt an Curcuma die rothbraune Färbung nur ein wenig blasser wird. Ebenso verfährt man mit Senfpulver. Enthält es Curcuma, so wird das gelbe Filtrat durch Borax braun und bleibt es auch bei Zusatz von Salzsäure. Reiner Senf gibt mit Alkohol ein trübes Filtrat, welches durch Borax hellgelb und durch Salzsäure farblos wird. Diese sehr empfindliche Reaction auf Curcuma beruht auf dem Freiwerden von Borsäure. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen.) Unterscheidung des gemahlenen reinen Kaffees von Kaffeesurrogaten, nach Jul. Müller. Einen mit geröstetem Korn oder dergleichen, überhaupt mit stärkemehlhaltigen Substanzen verfälschten Kaffee prüft man, indem man eine geringe Menge des Pulvers mit verdünnter Kalilauge schüttelt, abfiltrirt, die Flüssigkeit mit viel Wasser versetzt und Jodlösung hinzufügt, worauf sofort die Stärkereaction sichtbar wird. (Archiv der Pharmacie, 3. Reihe, Bd. I S. 308.) Ueber Opiumcultur in Deutschland theilt Dr. G. Merck im „Neuen Jahrbuch“ seine praktischen Erfahrungen in Hinsicht auf die in neuerer Zeit besonders lebhaft ventilirte Frage mit: ob es möglich sey, Opium in Europa und speciell in Deutschland zu cultiviren, und uns in Bezug auf diese werthvolle Drogue vom Orient unabhängig zu machen. Bekanntlich wird in Württemberg der Mohn der Gewinnung des Samens wegen in großen Mengen angebaut, und die Versuche zur Gewinnung von Opium haben dort auch ganz erfreuliche Resultate geliefert, namentlich in Bezug auf die Qualität des gewonnenen Opiums. Daß die europäischen klimatischen und Bodenverhältnisse der Erzielung eines morphiumreichen Opiums kein Hinderniß darbieten, ist auch durch viele andere Versuche in Deutschland und Frankreich dargethan worden. Es fragt sich nur, ob es immer gelingen würde, ein gleich gutes Product zu erhalten, und zwar in solcher Menge, daß die Kosten des Sammelns gedeckt würden. Merck's eigene Erfahrungen waren nicht der Art, ihm die Opiumcultur in Europa als lebensfähig erscheinen zu lassen. Er bepflanzte circa 1/2 Morgen mit Mohn und erhielt wohl 2 1/2 Pfd. eines gut aussehenden, kräftig riechenden Productes, aber von so geringem Morphiumgehalte (kaum 2 Proc.), daß es für den Gebrauch der Apotheker und für Fabricationszwecke beinahe werthlos war. Er hält dafür, daß wenigstens seine Gegend – Darmstadt, Bergstraße – für die Opiumcultur nicht geeignet ist. Wie sehr die Qualität des Opiums von den Bodenverhältnissen abhängig ist, scheint ihm auch daraus hervorzugehen, daß das in Aegypten gezogene Opium, welchem doch die günstigen klimatischen Bedingungen zur Seite stehen, nie den Gehalt des türkischen Productes erreicht. (Der praktische Techniker, 1. Jahrg. S. 500.)