| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. , S. 233 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eine Schwefelkohlenstoff-Dampfmaschine.
                           Amerikanische Blätter berichten über eine neuerdings dort in Anwendung gebrachte Methode, die Wärme des bereits in einer Dampfmaschine
                              benutzten Dampfes noch weiter für den Maschinenbetrieb nutzbar zu machen, und zwar in der Art, daß z.B. durch die Wärme des
                              aus einer
                              20pferdigen gewöhnlichen Dampfmaschine abziehenden Dampfes eine zweite Dampfmaschine von 20 Pferdekraft betrieben werden kann;
                              ja noch
                              mehr, daß die zweite Maschine, die ihre Wärme vom abziehenden Dampfe erhält, sogar noch bedeutend stärker als die erste seyn
                              kann,
                              indem man in einem anderen Falle durch den abziehenden Dampf aus einer 11pferdigen Maschine eine solche von mindestens 18
                              Pferdekräften betrieb, so daß demnach ein Gewinn von circa 166 Procent erzielt wurde. Dieses wunderbar
                              erscheinende Resultat wurde dadurch erreicht, daß der aus der ersten Maschine entweichende Wasserdampf auf einen
                              Oberflächencondensator geführt wird, dessen Röhren mit einer leicht verdampfbaren Flüssigkeit, die hauptsächlich aus
                              Schwefelkohlenstoff besteht, umgeben sind. Die Wärme des abgehenden Wasserdampfes ist ausreichend, erwähnte Flüssigkeit sehr
                              schnell
                              in Dampf von 3 bis 4 Atmosphären Ueberdruck zu verwandeln, so daß mit diesem secundären Dampfe eine zweite gleichstarke oder
                              sogar
                              stärkere Maschine als die erste, betrieben werden kann. Der aus der letzteren entweichende Schwefelkohlenstoffdampf wird in
                              einer
                              eisernen Spirale, über welche mittelst eines Ventilators Luft geblasen wird, welche einen feinen Wasserregen mit sich führt,
                              condensirt, und der condensirte Schwefelkohlenstoff zurück nach dem Verdampfungsapparate, der durch den zuerst genannten
                              Oberflächencondensator gebildet wird, gepumpt. Es soll auf diese Weise der Verlust an Schwefelkohlenstoff sehr gering seyn
                              und in zehn
                              Stunden nicht mehr als ungefähr 1,5 Procent betragen. Im angegebenen Falle sind im Ganzen 35 Gallonen
                              Schwefelkohlenstoff-Flüssigkeit zur Füllung des Verdampfungsapparates nothwendig, wovon in 10 Stunden eine halbe Gallone im Werthe von einem halben Dollar verloren geht. – Neu ist die
                              Anwendung des Schwefelkohlenstoffes zum Maschinenbetrieb keineswegs. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen
                              1873 Nr. 19.)
                           
                        
                           Feuerfeste Pulverschränke.
                           Die englische Regierung hat eine neue Erfindung, einen feuerfesten Pulverschrank, prüfen lassen. Dieser Pulverschrank gleicht
                              ungefähr
                              einem feuer- und diebesfesten Geldschranke, nur hat er einen einfachen Verschluß. Die Wände desselben sind von ungewöhnlicher
                              Stärke und bestehen aus 4zölligen Kammern, gestopft mit einer Füllung von Sägemehl und Alaun. In der Hitze eines Feuers schmilzt
                              der
                              Alaun, und die Feuchtigkeit – Alaun enthält 52 Proc. Wasser – findet durch kleine Oeffnungen ihren Weg in den
                              Pulverschrank, wo sie loses Pulver, welches etwa auf dem Boden liegt, näßt und vor der Explosion bewahrt. Es wurden versuchsweise
                              vier
                              solche Pulverschränke mit größeren oder kleineren Quantitäten Pulver in vier verschiedenen Oefen einem mächtigen Feuer ausgesetzt,
                              und
                              nach mehr als 6 Stunden zwei davon untersucht. In beiden war das Pulver unversehrt. Die Schränke selbst hatten sich sehr gut
                              gehalten.
                              Von den Thermometern mit Selbstanzeigern war das eine zerbrochen; das andere zeigte 210° F. an. Die beiden anderen Schränke
                              wurden darauf ohne Schaden noch weiter der Wirkung des Feuers ausgesetzt. Bewährt sich die Erfindung, so möchten solche Schränke
                              Allen, die mit einem Detailhandel von Pulver bis zu 100 Pfd. betraut sind, zum Schutze der jetzt so oft gefährdeten Häuser
                              und
                              Bewohner als Aufbewahrungsräume gesetzlich zu octroyiren seyn. (Der praktische Techniker, 1873 S. 19.)
                           
                        
                           Englische Glasur für Thongeschirre; von Dr. H. Seger.
                           Eine Glasur, wie sie in den Töpfereidistricten von Staffordshire vielfach für Geschirre angewendet wird, und sowohl in Bezug
                              auf Glanz
                              wie Schönheit der Farbe bei deutschen Töpfereiproducten von mir noch nicht wiedergefunden ist, wurde einer chemischen Analyse
                              zu dem
                              Zwecke unterworfen, um eine Nachahmung derselben zu ermöglichen. Die Glasur ist befestigt auf einem Scherben von blaßgelber
                              Farbe,
                              großer Gleichmäßigkeit und poröser Beschaffenheit aus einem feuerbeständigen Thone; sie ist von dunkelviolettbrauner Farbe
                              und etwas
                              durchscheinend, so daß der darunter liegende helle Scherben an Stellen wo dieselbe dünner aufgetragen ist, etwas durchschimmert,
                              von
                              außerordentlichem Glanze und frei von allen Rissen. Für die Untersuchung wurde von einem aus Burslem (Staffordshire) stammenden
                              Geschirr die Glasur an solchen Stellen wo sie dick zusammengelaufen war, mit der Vorsicht abgesprengt, daß solche Partien
                              ausgelesen
                              wurden, welche den Scherben unmittelbar berührt hatten und deßwegen durch Thon verunreinigt waren.
                           Die chemische Analyse dieser Glasur ergab in 100 Gewichtstheilen folgendes Resultat:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 40,56
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 6,07
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 40,04
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 2,59
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 7,14
                                 
                              
                                 Kalk
                                 2,58
                                 
                              
                                 Alkalien und Verlust
                                 1,02
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Um hiernach eine Glasur von möglichst nahe derselben Zusammensetzung zusammenzustellen, würden sich, die möglichste Reinheit
                              der zu
                              verwendenden Rohmaterialien vorausgesetzt, die folgenden Verhältnisse ergeben:
                           
                              
                                 Quarz oder Glasursand
                                 28 Theile
                                 
                              
                                 Silberglätte
                                 40     „
                                 
                              
                                 Pfeifenthon
                                 18     „
                                 
                              
                                 Braunstein (bester)
                                   9     „
                                 
                              
                                 Kreide
                                   5     „
                                 
                              
                           
                           Um den Glanz, Gleichmäßigkeit und Schönheit der Farbe zu erzielen, wie sie die englischen Geschirre zeigen, darf man sich
                              nicht damit
                              begnügen, die Rohmaterialien zu vermischen, auf der Glasurmühle fein zu reiben und aufzutragen, sondern es ist nöthig, dieselben
                              zu
                              einer Fritte zusammenzuschmelzen und dann erst zu mahlen; das Brennen der Fritte kann mit Leichtigkeit in dem Töpferofen in
                              einigen
                              mit eingesetzten Kapseln ausgeführt werden. (Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1873, Nr. 5.)
                           
                        
                           Pergamentflüssigkeit
                           besteht nach einer von Dr. Hoffmann im Schweidnitzer
                              Gewerbeverein gemachten Mittheilung aus Guttapercha, die in Aether erweicht und angequollen ist. Dieselbe eignet sich vorzüglich
                              dazu,
                              Bildern, Karten etc. einen schönen und schützenden Ueberzug zu geben. Jeder Schmutz läßt sich von so überzogenen Gegenständen
                              mit
                              einem feuchten Lappen entfernen. Leicht verwischbare Kohle- und Kreidezeichnungen werden unverwischbar fixirt, wenn man diese
                              Flüssigkeit (?), mittelst eines Refraicheurs staubförmig zertheilt, aufspritzt. Der Aether verdunstet nämlich, und die Guttapercha
                              bildet einen äußerst dünnen, aber dennoch schützenden Ueberzug auf der Zeichnung. Diese Flüssigkeit ist für diese Zwecke zuerst
                              von
                              dem technischen Chemiker de Souwageon aus Berlin in Anwendung gebracht. (Deutsche Industrie-Zeitung,
                              1873 Nr. 1.)
                           
                        
                           Prüfung der schwefelsauren Thonerde.
                           Die schwefelsaure Thonerde enthält oft überschüssige Schwefelsäure, wodurch ihre Anwendbarkeit in der Färberei beschränkt
                              wird. Von dem
                              Daseyn überschüssiger Säure kann man sich durch Einrühren des gepulverten Salzes in Alkohol leicht
                              überzeugen. Das Salz ist in diesem unlöslich, freie Schwefelsäure dagegen geht in den Alkohol über. Man hat also nur zu filtriren
                              und
                              mit Lackmus die Reaction des Alkohols zu prüfen. Man kann auch durch Titriren die Menge der Schwefelsäure finden. Reine schwefelsaure
                              Thonerde gibt in Lösung mit Blauholz-Abkochung eine dunkelviolette Färbung, während diese bei
                              Anwesenheit von Säure braun wird. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 11.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Hüttenrauches bei den fiscalischen Hüttenwerken zu Freiberg auf die Vegetation der
                              benachbarten Grundstücke und die Gesundheit der Hausthiere.
                           In seinem Gutachten über obigen Gegenstand sagt am Schlusse Dr. M. Freitag,
                              Professor an der landwirthschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn:
                           1) Die schweflige Säure, die Schwefelsäure, die arsenische Säure und die Zinksalze können unter ungünstigen Bedingungen auch
                              noch bei
                              den heutigen Condensationseinrichtungen der Vegetation der benachbarten Grundstücke einen stets sichtbaren Schaden in der
                              Weise
                              zufügen, daß sie, bei hinreichender Concentration auf den schwach bethauten Blättern ausgefällt, beim Verdunsten des Wassers
                              die
                              befallenen Organe corrodiren und genau in den Zustand versetzen, in welchen sie beim Erlöschen der Vegetation von selbst kommen.
                              Diese
                              Beschädigungen lassen sich stets schon durch den Augenschein und bei der chemischen Analyse durch Bestimmung der aus dem Hüttenrauche
                              stammenden Stoffe constatiren.
                           2) Von einer Vergiftung des Bodens oder der ganzen Pflanze kann hierbei unter keinen Umständen die Rede seyn.
                           3) Die Annahme einer unsichtbaren Beschädigung der Vegetation durch die Hüttendämpfe und eines darauf basirten Schadensersatzes
                              ist
                              unstatthaft und unzweckmäßig, denn sie widerspricht dem Grundprincipe aller exacten Forschung und gibt der urtheilslosen Masse
                              Veranlassung, immer neue Ansprüche für angeblich durch die Hütten erlittene Verluste zu erheben.
                           4) Eine Abnahme in dem Nährwerthe der Futtermittel bei sichtbarer Beschädigung der Blätter kann nur in dem Verluste dieser Blätter und in der verringerten Befähigung der Pflanzen,
                              Kohlensäure zu zersetzen und daraus organische Materie zu produciren, gesucht werden.
                           5) Die auf den Blättern der Futtergewächse haftenden Metalloxyde und Metallsalze können dem thierischen Organismus in der
                              Weise
                              gefährlich werden, daß dieselben Entzündungen und Anätzungen der Schleimhäute der Verdauungsorgane und unter sehr ungünstigen
                              Bedingungen selbst den Tod veranlassen können.
                           Diese Thatsache läßt sich aber stets durch die Section und die chemische Analyse sicher feststellen.
                           6) Der Annahme, nach welcher die in dortiger Gegend unter dem Rindvieh auftretende, sogenannte Säurekrankheit, sowie die Tuberculose
                              durch die Bestandtheile des Freiberger Hüttenrauches erzeugt werden soll, fehlt jede reelle Unterlage und muß derselben auf
                              das
                              bestimmteste widersprochen werden.
                           Im Jahre 1870 sind auf Halsbrücker Hütte 190922,26 Zollcentner Erze, Gekrätze und andere Schmelzgüter angekauft und daraus
                              erfolgt
                              2929,91 Ctr. Arsenikalien und 57191,37 Ctr. Schwefelsäure; zur Muldener Hütte aus 332545,56 Ctr. Erzen etc. 16899,01 Ctr.
                              Arsenikalien
                              und 77051,47 Ctr. Schwefelsäure. Summe der gewährten Rauchschaden im Jahre 1870 = 1594 Thlr. 7 Ngr. 7 Pf., im Jahre 1864 über
                              18000
                              Thlr. (Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf das Jahr 1873, S. 3.)
                           
                        
                           Neues und rasches Verfahren zur Erzeugung von Schwefelwasserstoffgas zum Gebrauch als Reagens in Laboratorien;
                              von W. Skey.
                           Stücke von Bleiglanz und granulirtem Zink werden im Verhältniß von beiläufig gleichen Raumtheilen gut gemengt in einen
                              Gasentbindungskolben gebracht, wornach man Salzsäure, welche mit beiläufig ihrem zwanzigfachen Gewicht Wasser verdünnt ist,
                              auf sie
                              gießt. Es entwickelt sich augenblicklich Schwefelwasserstoffgas, dessen Entbindung energisch, regelmäßig und continuirlich
                              lange Zeit
                              fortdauert. Demselben ist ein wenig Wasserstoff nebst Spuren von Salzsäure beigemischt. Letztere läßt sich jedoch leicht entfernen,
                              indem man das Gas vor der Anwendung durch ein wenig kohlensauren Kalk passiren läßt, während die Gegenwart von Wasserstoff
                              für alle
                              gewöhnlichen Zwecke keinen nachtheiligen Einfluß ausüben kann.
                           Nach hinreichendem Verbrauch des Gases ist es in gewöhnlichen Fällen am besten, den Bleiglanz und das Zink bloß mit Wasser
                              zu waschen,
                              wornach der Apparat zur weiteren Benutzung bereit ist. Sollen aber größere Quantitäten von Schwefelwasserstoffgas in rascher
                              Aufeinanderfolge dargestellt werden, so kann man einen Apparat benutzen, welcher die Trennung der Salzsäure von den unzersetzten
                              Substanzen gestattet, nachdem das Entbindungsrohr geschlossen wurde.
                           In solchen Fällen läßt sich jedoch eine noch viel bessere Methode benutzen, welche darin besteht, den erforderlichen elektrischen
                              Contact des Zinkes mit dem Schwefelmetall von dem Aneinanderlegen beweglicher Drähte abhängig zu machen, welche über den Apparat
                              hinausreichen. Dazu ist es nur nöthig, den Bleiglanz und das Zink in Masse anstatt in Stücken anzuwenden und dieselben mittelst
                              Drähten elektrisch zu verbinden, welche durch den Kork des Apparates geführt sind und mittelst geeigneter Verbindungsschrauben
                              miteinander in Contact gebracht werden können. Wenn man besorgt ist, das Zink und den Bleiglanz vor directem Contact zu bewahren,
                              hört
                              die Gasentbindung augenblicklich auf, nachdem die Verbindung der Drähte unterbrochen worden ist, und beginnt wieder, bei Herstellung
                              der Verbindung.
                           Für diese letztere Methode ist es nothwendig das Zink zu amalgamiren. Ich bemerke übrigens, daß statt des Bleiglanzes jedes
                              Schwefelmetall angewandt werden könnte, welches ein Leiter der Elektricität ist. (Chemical News, vol.
                              XXVII p. 161; April 1873.)
                           
                        
                           
                           Ueber Schmieröle, besonders Harzöl.
                           Hr. Fabrikdirector B. Hoffmann (z. Z. in Köpfen bei Weißenfels) bespricht in einer von ihm herausgegebenen
                              Schrift: „Die Fabrication der Harzproducte,“ Pancsowa, 1872, Verlag von C. Wittigschlager, u.a. auch die Maschinenöle.
                           Das Vulcanöl, sagt er, hat sich nicht lange bewährt. Es ist das Destillat des virginischen Petroleums,
                              welches fast am Ende übergeht und ein specifisches Gewicht von 0,870 bis 0,890 zeigt. Dasselbe wird in einem Bleibottich in
                              der Wärme
                              mit 6 Proc. rauchender Schwefelsäure gesäuert, vom Satz abgezogen und bis zur vollständigen Entfernung der Säure mit Wasser
                              gewaschen.
                              Dann mischt man es mit 5 Proc. Rüböl. Es wird auch auf die Weise gewonnen, daß man die Oele welche bei der
                              Petroleum-Destillation nach den Beleuchtungsölen (bis 0,860 spec. Gewicht) übergehen, gesondert auffängt, bis sie, auf kaltes
                              Metall getröpfelt, erstarren, und ihnen 5 Proc. rohes Rüböl zumischt. Ein anderes Schmieröl aus Petroleum ist das Opalöl. Dieses Oel vom specifischen Gewicht 0,850 bis 0,870 wird wie Vulcanöl gesäuert und mit 10 Proc.
                              Rüböl gemischt.
                           Für Maschinentheile welche sich mit großer Schnelligkeit bewegen, wie Eisenbahnachsen, Spindeln etc., können Schmieröle aus
                              Petroleum
                              nicht angewendet werden. Für sie eignet sich das Harzöl, besonders gereinigt, bei weitem besser. Sein
                              starker Geruch, sowie die Eigenschaft, in der Wärme Harz abzusetzen, werden durch Reinigung beseitigt. Diese Reinigung des
                              rohen
                              Harzöles geschieht in folgender Weise: 100 Pfd. wasserfreies dickes Harzöl werden in einem Kessel bis zum Dünnflüssigwerden
                              erhitzt.
                              Darauf wird das Feuer entfernt, und es werden allmählich unter beständigem Umrühren 3 Pfd. rauchende Schwefelsäure hineingetröpfelt.
                              Nach halbstündigem Mischen läßt man das Oel 12 Stunden lang ruhig stehen und zieht es darauf mittelst eines Hebers vom Satz
                              in einen
                              hölzernen Bottich ab. Dann wäscht man es mit heißem Wasser, zieht es nach 12stündigem Absetzenlassen ab und wiederholt das
                              Waschen so
                              lange, bis das Wasser ganz entsäuert abfließt. Das Wasser wird dabei zuerst ohne Mischen heiß dem Oele beigegeben, so lange
                              es noch
                              milchig abfließt. Nach mehrtägigem Absetzen erhält man ein dunkelgelbes, schwach riechendes Harzöl ohne blauen Schimmer. Dieses
                              Oel
                              eignet sich, mit Olivenöl oder Rüböl gemischt, vorzüglich zum Schmieren schwerer Maschinentheile.
                           Um es ganz geruchlos und hellgelb zu erhalten, verfährt man folgendermaßen: Das erwähnte dunkelgelbe Harzöl wird in eine Flasche
                              oder
                              in einen Ballon gefüllt, und auf 100 Pfd. Harzöl 1 Pfd. Wasser zugegeben. Das Ganze wird gut umgeschüttelt, und nach und nach
                              8 Pfd.
                              Salzsäure, verdünnt mit 10 Pfd. Wasser, hinzugemischt. Dazu gibt man 1 Pfd. Mennige und 5 Pfd. verdünnte Salzsäure, und schüttelt
                              häufig, durcheinander. Nach einigen Tagen zieht man das Oel ab, wäscht es mit Wasser, bis es vollkommen säurefrei abfließt,
                              und setzt
                              es circa 8 Tage lang in einer Flasche dem Sonnenlichte aus. Hierdurch wird es vollständig lichtgelb.
                           Das gelbe Harzöl gibt, mit 1/3 Rüb- oder Olivenöl versetzt, ein vorzügliches Schmieröl für alle Maschinentheile. Es harzt
                              nicht
                              im mindesten. Man kann es auch mit Petroleum mischen, z.B. 2 Theile gelbes Harzöl mit 1/3 Th. Rüböl und 1/3 Th. gereinigtem
                              Blauöl
                              oder 1 Th. gelbes Harzöl mit 1/3 Th. gereinigtem Blauöl und 1/4 Th. Ricinusöl. Mit Rüböl vermischt, kommt es als Verfälschungsmittel
                              für Olivenöl in den Handel.
                           
                        
                           Die Herstellung der rayirten Garne.
                           Seit längerer Zeit kommen im Handel Garne vor, welche in mehreren Farben gefärbt erscheinen, so daß zwei oder mehr Farben
                              auf dem Faden
                              regelmäßig mit einander abwechseln. Rayés oder rayirte Garne nennt man
                              Garne mit langen, Chinés oder chinirte Garne solche mit kurzen
                              Theilungen. Ganz kurze Farbstellen lassen sich auf dem Garn nur durch Druck erzeugen. Chinirte und rayirte Garne stellt man
                              meist in
                              Wolle her; solche in Baumwolle und Seide werden seltener verlangt.
                           Beim Färben mehrerer Farben auf einem Faden kann man entweder den Faden zuerst gänzlich in einer Farbe färben, um dann die
                              zweite Farbe
                              stellenweise auf
                              die erste aufzutragen; oder es können einzelne Theile des Fadens von vorn
                              herein in verschiedenen Farben gefärbt werden, so daß die Farben neben einander stehen.
                           Um auf einem Faden zwei Farben zu bekommen, von denen die eine über der anderen gefärbt wird, benutzt man
                              folgendes Verfahren. Die passend gehaspelten Garne werden je nach dem zu erzielenden Muster zwei, drei oder vier Mal zusammengelegt,
                              eine Latte durch die entstehenden Oefen hindurch gesteckt, eine andere darauf gelegt, und beide Latten auf einander festgebunden.
                              Dadurch ist eine Verschiebung des Garnes unmöglich gemacht. Will man nun ein Chiné in Weiß und Roth haben, so bereitet man
                              das
                              fertig gebleichte und geblaute trockene Garn vor, wie angegeben, macht einen Kessel für Roth zurecht, welchen man bei wollenem
                              Garn
                              kochen, aber nicht wallen läßt, und taucht die an die Latten gebundene Wolle so tief in die Flüssigkeit, als sie gefärbt werden
                              soll.
                              Man befestigt die Latten durch untergelegte Klötze oder Steine passend und läßt die Wolle so lange in der Flotte, bis die
                              Nüance nach
                              Muster ist. Nach dem Färben der zweiten Farbe wird die Wolle auf den Latten durch Wasser genommen und getrocknet.
                           Sollen die Farben nicht auf einander, sondern neben einander hergestellt werden, und die gefärbten
                              Garnstrecken länger seyn, so muß die Waare in einem besonderen Apparat eingespannt werden. Auf dem Rande
                              des Kessels oder der Kufe welche bis oben hin gefüllt seyn muß, liegen neben einander zwei starke und ziemlich breite Latten
                              von Holz.
                              Durch drei eiserne Schrauben, welche durch beide Latten hindurch gehen, können dieselben mit Hülfe von Schraubenmuttern fest
                              an
                              einander gepreßt werden, so daß sie nur ein Stück bilden. Jede Latte trägt an der Seite ein Stück Zinkblech, welches nach
                              oben weit
                              empor steht und ein wenig nach außen gebogen ist. Die zusammengeschraubten Latten haben mit den Blechen das Aussehen eines
                              nach oben
                              sich erweiternden Kastens, welchem der Deckel und die schmalen Wände fehlen. Je nach der Länge, welche die aufzubringende
                              Farbe auf
                              dem Faden einnehmen soll, haspelt man das Garn mit weiterer oder engerer Weise. Für die in neuerer Zeit so beliebt gewordenen
                              Mignons, welche drei Farben und ein Druckmuster tragen, beträgt die Weise oft 3 bis 4 Ellen. Die
                              gehaspelten Garne werden auf Stöcke gehängt, und Stöcke unten hinein gesteckt, welche das Garn gleichmäßig nach unten ziehen.
                              Die
                              Latten werden nun so weit aus einander geschraubt, daß sie einen breiten Spalt zwischen sich lassen, und die Garne in diesen
                              Spalt so
                              weit hinein gehängt, daß nur dasjenige Stück unten hervor steht, welches Farbe annehmen soll. Das Garn wird gleichmäßig vertheilt,
                              so
                              daß nicht stärkere und dünnere Stellen das gleichmäßige Zusammenziehen der Latten erschweren. Ist das Garn in dieser Weise
                              eingehängt,
                              so werden die Schrauben angezogen, und es kann nun die Flotte nur denjenigen Theil des Garnes berühren, welcher nicht abgeklemmt
                              ist.
                           Nach dem Färben wird das Garn in dem Apparate durch Wasser gezogen, die Garne ausgeschraubt und, wenn nöthig, zu weiterer
                              Färbung
                              umgespannt. Es versteht sich, daß das Einspannen nicht über dem Kessel, sondern auf Böcken vorgenommen werden muß. Der Apparat
                              wird
                              fertig auf den zum Färben vorbereiteten Kessel oder Kufe gesetzt. Während des Färbens liegt das nicht zu färbende Garn unbeweglich
                              im
                              Kasten; man läßt zur besseren Handhabung die Stöcke in den Weisen.
                           Die Mode hat in neuerer Zeit eine große Auswahl von Rayé- und Chiné-Mustern geschaffen, welche, von
                              sogenanntem mathematischen Druck unterbrochen, beim Stricken von Strümpfen und Weben regelmäßige Carreaux und andere Figuren
                              abwechselnd mit farbigen Streifen geben. Hat man die Rayés auf gebleichtem Garn fertig gefärbt, so kann man weiß gebliebene
                              Stellen noch mit einer, zwei oder drei Farben bedrucken und so sehr hübsche Effecte erhalten. Natürlich ist die Handarbeit
                              bei der
                              Herstellung von chinirten und rayirten Garnen eine sehr bedeutende. Dieses Färben ist daher nur dann lohnend, wenn sehr gute
                              Preise
                              gezahlt werden. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 8 und 10.)
                           
                        
                           Gelb auf mit Anilinfarben gefärbtem Wollengarn.
                           Die Anilinfarben werden bekanntlich durch Zinkstaub weggeätzt, während das sogenannte Xanthin der reducirenden Wirkung widersteht. So kann man auch mit Anilinfarben gefärbte Wollengarne und -Stoffe gelb
                              drucken, indem man folgende Masse aufdruckt.
                           
                           40 Grm. Xanthin werden in 500 Grm. Wasser gelöst, andererseits in 500 Grm. Wasser
                              250 Grm. Zinkstaub eingerührt und 30 Grm. zweifach-schwefligsaures Natron
                              gelöst, und beide Lösungen gemischt. Nach dem Druck wird die Waare in Papier eingebunden und gedämpft. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 10)
                           
                        
                           Filzfärberei mit Anilinfarben.
                           Zum Färben von Filzhüten lassen sich die Anilinfarben in allen Fällen anwenden. Man walkt mit der Lösung der
                              Farbstoffe und bringt dieselben gleich im Anfang der Operation hinzu. Nach und nach kann man noch Farbstoff zufügen, um die
                              Farben
                              satt zu machen. Bringt man die Farbstofflösung erst zu Ende der Operation in die Walke, so wird leicht der Filz nicht durchgefärbt.
                              Man kann auch das Haar direct färben und das gefärbte Haar walken. Zu diesem Zwecke macht man sich eine Lösung der Farbe in
                              kochendem
                              Wasser, läßt dieselbe erkalten und filtrirt. Man bestellt einen Kessel mit 30° C. warmem Wasser und bringt die nöthige Menge
                              der Farbstofflösung hinein, rührt um und geht mit dem genetzten, in einem Korb eingeschlossenen Haar in dieses Bad. Nach und
                              nach
                              erhitzt man das Bad auf 60° C., indem man den Korb fortwährend bewegt. Das Haar nimmt den Farbstoff aus dem Bade weg, und
                              man
                              hat nach Bedürfniß Farbstofflösung nachzusetzen. Zu diesem Zweck entfernt man den Korb auf einen Augenblick aus dem Bade,
                              gießt
                              Farbstofflösung in dasselbe, rührt durch und führt den Korb wieder ein. Der Korb wird nach erfolgter Färbung heraus genommen,
                              und das
                              Haar erkalten gelassen. Zeigt es sich dann, daß dasselbe nicht gleichmäßig durchgefärbt ist, so wendet man es, setzt dem Bade
                              neuen
                              Farbstoff zu und verfährt noch einmal wie oben. Nach dem Abkühlen wird zuletzt gut gespült. Man kann die Lösungen der Anilinfarben
                              auch sehr gut mit einander mischen, um verschiedene Mischfarben hervorzubringen, welche das Haar sehr hübsch färben. Für Braun empfehlen sich die Abfallproducte vom Fuchsin, welche als Cerise, Marron
                              u.s.w. in den Handel kommen. Diese geben mit Indigarmin und Pikrinsäure unter
                              Zusatz von ein wenig Schwefelsäure prachtvolle Nüancen von Braun. Zur Herstellung des beliebten Bismarck
                              kann man eine Auflösung von Manchesterbraun benutzen, welche durch Zusatz von Indigcarmin, Pikrinsäure und Fuchsin in jeder Art zu nüanciren ist. (Reimann's Färberzeitung.)
                           
                        
                           Ueber das Aufziehen von Papier auf das Reißbret; von Ph. Rust.
                           Gewiß Jedem, welcher schon öfter Papier nach der gewöhnlichen Art auf das Reißbret aufgezogen hat, ist zu seinem Verdrusse
                              der Fall
                              vorgekommen, daß sich – besonders bei Anwendung von Mundleim, aber auch bei anderen Klebmitteln – manchmal schon während
                              der Arbeit, d.h. bevor noch sämmtliche vier Seiten ringsherum niedergestrichen warm, öfter, aber gleich nachher, während des
                              Trockenwerdens, einzelne Theile des Randes, ja oft eine ganze Seite des Papierbogens wieder ablösten und nachträglich geklebt
                              werden
                              mußten.
                           Als Folge hiervon entsteht nicht selten eine oder mehrere Falten, nach dem völligen Trocknen immer aber eine ungleiche Spannung
                              des
                              Papieres an verschiedenen Stellen, welche ihrerseits wieder, wenn auf das Papier eine acurate Zeichnung nach dem Maaßstabe
                              angefertigt
                              wurde, den Uebelstand nach sich zieht, daß nach dem Wiederablösen des Papieres vom Reißbret sich Ungenauigkeiten in den Maaßen
                              ergeben.
                           Dieser Uebelstand des Wiederablösens des Papieres während oder nach dem Aufziehen läßt sich auf nachstehende Weise vollständig
                              beseitigen:
                           Man nimmt einen Bogen starken, d.h. etwas dicken und nicht harten, sondern schwammigen Pappendeckels – für häufigen Gebrauch
                              besser noch ein Blatt groben Filzes – etwas kleiner, wie der aufzuziehende Papierbogen, so daß dieser ringsherum circa 1 1/2 bis 2 Centimeter darüber vorsteht, legt Pappendeckel oder Filz in reines Wasser, läßt ihn
                              darin weichen, bis er völlig durchdrungen ist, nimmt ihn dann heraus und läßt ihn ablaufen, bis am unteren Rande keine Tropfen
                              mehr
                              zum Vorschein kommen. In Ermangelung beider kann man sich auch eines
                              starken, etwas breiten in Wasser geweichten und dann schwach ausgerungenen Handtuches, welches man auf die bezeichnete Größe
                              zusammenlegt, bedienen.
                           Ist nun der aufzuziehende, gehörig angefeuchtete Bogen in der erforderlichen Lage auf das Reißbret gebracht und mit einem
                              weichen, nur
                              wenig nassen Schwamme von der Mitte aus gegen die Kanten, ohne Anwendung starken Druckes eben gestrichen, so daß sich keine
                              großen
                              Falten mehr zeigen, so legt man den feuchten Pappendeckel, Filz oder Tuch sofort darauf, so daß das Papier ringsum gleichmäßig
                              breit
                              vorsteht und kann nun das Aufkleben in aller Gemüthsruhe vornehmen.
                           Man versieht zu dem Ende wie gewöhnlich einen Rand um den anderen auf der unteren Seite mit dem Klebmittel – Mundleim,
                              Gummilösung oder Buchbinderkleister – und streicht ihn nach Auflegen eines Blattes Schreibpapier mit dem Falzbein oder dem
                              Fingernagel nieder. Die feuchte Decke bleibt liegen, bis der geklebte Rand ringsum völlig trocken geworden und es wird nach
                              deren
                              Hinwegnahme nie ein Ablösen des Randes vorkommen und nach dem Trocknen das Papier stets ohne Falten sich zeigen, sowie möglichst
                              gleichmäßig gespannt seyn.
                           Auf diese Weise verfährt man im Wesentlichen auch, wenn, wie dieß bei Einzeichnung eines genauen Nachtrages u. dgl. häufig
                              vorkommt,
                              ein Katasterblatt nach dem Muttermaaße aufgezogen werden soll.
                           Wenn nämlich das Blatt, wie oben angegeben, gehörig befeuchtet – aber nicht auseinander gestrichen – auf das Reißbret
                              gebracht und mit der feuchten Decke versehen ist, so bestreicht man die untere Seite des Randes am besten mit einer starken
                              Lösung von
                              arabischem Gummi, welche nicht so schnell trocknet, einige Zeit lang schlüpfrig bleibt und das Hin- und Herschieben des Randes
                              auf dem Reißbret gestattet. Man streicht nur ganz leise mit den Spitzen der Finger – nicht mit dem Nagel oder Falzbein –
                              den Rand provisorisch nieder und legt sofort das Muttermaaß an, zuerst das für die Diagonalen, dann das für die Seiten, benutzt
                              auch
                              ein gutes Lineal, um zu bewirken, daß die Seiten gerade werden. Mit Ziehen und Schieben an dem, wie bemerkt noch beweglichen
                              Rande
                              bringt man nun die Sache so in die Ordnung, daß Maaß und Lineal stimmen. Nun erst streicht man den Rand unter aufgelegtem
                              Papier, wie
                              oben bemerkt, mit dem Falzbein definitiv nieder und nimmt die feuchte Decke erst weg, wenn dieser vollkommen trocken ist.
                           Um Ungenauigkeiten nach dem Trocknen zu verhüten, darf selbstverständlich zwischen dem eigentlichen Ende der Zeichnung, d.h.
                              der
                              Umfassungslinie und dem aufzuklebenden Rande nur ein ganz kleiner Zwischenraum bleiben.
                           Die hiebei nöthige und sonst noch zu anderem Gebrauche nützliche Gummilösung läßt sich in einem verkorkten Fläschchen längere
                              Zeit
                              aufbewahren, ohne zu schimmeln, wenn man ihr eine kleine Portion, circa 1/10 bis 1/8 des Volumens
                              Weingeist zusetzt, welcher sich, obgleich arabisches Gummi in Weingeist unlöslich ist, doch in dieser geringen Quantität ganz
                              gut,
                              ohne daß eine Ausscheidung stattfindet, mit der Gummilösung vermischen läßt. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1873
                              S.
                              101.)