Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. , S. 460 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eine neue Industrie. (Fabrication von Mineral-Schmieröl in Amerika.)
Die Fabrication von Mineral-Schmieröl hat in Amerika eine solche Bedeutung erlangt, daß es auch für
uns nöthig wird, derselben Aufmerksamkeit zu schenken, da auch in Europa der Verbrauch von Mineral-Schmieröl täglich wächst.
Die Mineral-Schmieröle werden in Amerika schon seit 10 Jahren angewendet und haben fast alle anderen Schmiermittel verdrängt;
selbst im Süden, wo man der großen Hitze wegen bisher Fette anwandte, hat man diese verlassen. Den Grund zu dieser jetzt sehr
bedeutenden Industrie gaben die schweren Oele (von 0,87–0,88) von Westvirginien, welche im natürlichen Zustande verwendet
werden konnten. Als im Jahre 1860 an den Ufern des Alleghany bei Tarent die erste Erdöl-Quelle entdeckt wurde, versuchte man zwar auch Schmieröl daraus zu
fabriciren, allein das Oel war zu leicht dazu (0,81–0,84).
Im Jahre 1864 wurde die erste Schmieröl-Quelle am Ohio bei Smiths-Ferry entdeckt und bald darauf der große District von Parkersburg, welche es nun
möglich machten, in großem Maaße Petroleum als Schmieröl zu verwenden. Zuerst wurde das virginische Erdöl im Naturzustande
verwendet,
nachdem es gereinigt war. Der zunehmende Verbrauch steigerte aber den Preis so sehr und das schwere Oel nahm so rasch ab,
daß man an
eine andere Behandlung der Sache denken mußte: es begann die Fabrication. – Durch sorgfältiges Studiren der Erdöle gelang
es,
unter Beimischung von thierischen und Pflanzenfetten Schmieröle herzustellen, die für jeden Bedarf genügen, und, was die Hauptsache
ist, man kann dieselben in jeder Menge und stets gleichmäßig herstellen.
Der Verbrauch an Mineral-Schmieröl wird von der „N.-Y. Handelsztg.“, welche einen sehr interessanten
Bericht über diesen Gegenstand bringt, allein bei den Eisenbahnen auf 300,000 Faß jährl. angegeben oder 5 Faß per engl. Meile. Das neue Fabricat hat ganz dieselben guten Eigenschaften, wie das Naturöl: es harzt
nicht, bleibt absolut säurefrei, ist gegen Hitze und Kälte weniger empfindlich als Pflanzenöl und verbraucht sich, ohne harzige
Rückstände zu lassen; es unterscheidet sich nur darin vom natürlichen, daß es keinen so hohen Kältegrad aushält. Dafür hat es
aber auch den Vortheil, bei großer Hitze nicht so dünn zu werden, wie jenes. Auf den Eisenbahnen verbrauchen z.B. die
Frachtgesellschaften, welche mit eigenen Wagen den Güterverkehr nach Californien und dem Süden besorgen, allein 25,000 Faß
jährlich.
Die größte Fabrik von Mineral-Schmieröl ist die der Eclipse Company (welche auch in Europa durch die
Herren Wirth, Kühner u. Comp. in Frankfurt a. M. vertreten ist), deren in Wien
ausgestellte Oele einiges Aufsehen erregt haben. Diese Fabrik ist so großartig eingerichtet, daß sie täglich 1000 Faß Schmieröl
liefern kann, also allein mehr als den sämmtlichen Bedarf aller amerikanischen Eisenbahnen; sie hat ihre eigenen Quellen und
kann
somit stets in gleicher Güte und Menge liefern. Sie fabricirt 7 verschiedene Schmieröle nach dem jeweiligen Bedarf, nämlich
Eisenbahnwagen-Oel für den Norden, deßgl. für den Süden, ein besonderes Oel für die Locomotiven, für Schnellzüge, für Spindeln,
seine Instrumente u.s.w., so daß für jedes vorkommende Bedürfniß und alle vorkommenden Verhältnisse gesorgt ist. Die Preise
sind
natürlich entsprechend und gegenüber Rüböl außerordentlich gering. Den Eisenbahnen und Fabriken ist somit geboten, was sie
brauchen:
ein gutes billiges Oel, das in stets gleicher Qualität und jeder Quantität zu haben ist. (Arbeitgeber, 1873, Nr. 843.)
Howard's Wasserröhren-Dampfkessel,
der von vielen Seiten belobt, von Sachverständigen empfohlen und zuletzt im Engineering vom 6. Juni d. J. als inexplosibel (safe and sure boiler) gepriesen wurde, hat nach
dem Engineering vom 13. Juni d. J. (S. 431) die gerühmte Eigenschaft des Nichtzerspringens leider nicht bewährt! In den ersten Tagen dieses Monats (wahrscheinlich am 6. Juni), explodirte nämlich
ein solcher Kessel in der Thames-Tunnel Reis-Mühle (London), und veranlaßte außer allerlei Unfällen namentlich den Tod
des Heizers.
Das Verdict der Jury, welche die Explosionsursache zu ermitteln hatte, constatirte den Tod des Heizers als eine Folge des
Verbrühens
(scalding) durch das ausgeströmte heiße Wasser und gab Constructionsschwäche, zu geringe
Widerstandsfähigkeit (weakness in construction) als Grund der Zerstörung an.
Hr. Howard wies nach, daß der fragliche Kessel nur mit einem Drucke von 150 Pfd. per Quadratzoll (10
Atmosphären) gearbeitet habe und vorher mit 500 Pfd. per Quadratzoll (33 Atmosphären) unter Anwendung von kaltem Wasserdruck
probirt
worden sey und versicherte auch, daß er bis jetzt circa 700 Röhrenkessel seiner Construction geliefert
habe, ohne daß irgendwo die Explosion eines derartigen Kessels stattgefunden habe. Er konnte jedoch dem Ausspruch der Jury,
daß der
explodirte Kessel Fehler in der
Röhrenschweißung habe erkennen lassen, in keiner anderen Weise begegnen, als daß er behauptete, es müsse der Kessel beim
Aufladen oder Abladen, überhaupt beim Transporte, durch heftige Stöße beschädigt worden seyn. Diese Thatsache, die man auch
in
Deutschland sehr oft wahrnehmen kann, läßt es sehr rathsam erscheinen, die Wasserdruckprobe vor der Inbetriebnahme des Kessels
unter
allen Umständen zu wiederholen, wenn die zulässige Belastung der Sicherheitsventile (nach Anweisung des Hrn. Handelsministers
vom 11.
Juni 1871) mit Hülfe des amtlichen Control-Manometers, nach Maaßgabe der genehmigten Dampfspannung, regulirt wird. Prof. Rühlmann. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr. 25.)
Kieselguhr zur Umhüllung von Dampfröhren.
Im Mannheimer Bezirksverein deutscher Ingenieure gab Hr. Hilt einen Bericht über die von Refardt u. Comp. in Braunschweig empfohlene Anwendung von Kieselguhr (die im
Braunschweigischen in großen Lagern vorkommende Infusorienerde) zur Herstellung von Wärme- undurchlässigen Schichten, wie
solche bei Eis- und Lagerkellern, zu Wandungen für feuerfeste Behälter, zur Bedeckung von Dampfkesseln, Umhüllung von
Dampfleitungsröhren u.s.w. gebraucht werden. Referent knüpfte an eine von ihm in einer früheren Sitzung angeregte Discussion
über die
Zweckmäßigkeit der Einhüllung von langen Dampfleitungen in feuchten Schächten mittelst Sägemehl an und bemerkte dabei, daß
die damals
geäußerte Befürchtung etwaiger Selbstentzündung des feuchten Sägemehles sich als grundlos erwiesen, indem eingehende Versuche
des Hrn.
Dr.
Stahlschmidt constatirt hätten, daß dazu mindestens eine Temperatur von 180° C. erforderlich sey.
Nach dem vorliegenden Circular sey Kieselguhr ein noch schlechterer Wärmeleiter als selbst trockene Steinkohlenasche, und
komme hierin
der Flachsscheibe nahezu gleich. Ein anderer Vorzug sey ihre außerordentliche Leichtigkeit. Während ein Kubikmeter trokener
Erde 1500
bis 2050 Kil. und ein Kubikmeter trockener Steinkohlenasche 650 bis 675 Kil. wiege, sey das Gewicht eines gleichen Volumens
Kieselguhr
nur 345 bis 413 Kil. Daß letztere nicht entzündlich und selbst im stärksten Feuer unveränderlich sey, sowie gegen das Eindringen
von
Ratten und Mäusen schütze, sichere ihr in vielen Fällen den Vorzug vor Flachsscheibe, Lohe, Torf, Sägespänen und ähnlichen
Materialien, mit denen sie sonst bezüglich der Wärmeleitung auf gleicher Stufe stehe. Was die Anwendung der Kieselguhr zur
Umhüllung
von Dampfleitungsröhren betrifft, so glaubte Referent, daß sich hierzu eine Mischung derselben mit Leinsamenabsud sehr eignen
werde.
Der Preis der Kieselguhr bester Qualität stellt sich pro Waagon von 100 Centner auf 40 Thlr., von der
zweiten Sorte auf 20 Thlr.
Hr. Dr. Hasenclever knüpfte hieran die Bemerkung, daß er kaum ein schlechter die
Wärme leitendes Mittel kenne als den Gyps, welcher bei der Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen in sehr feiner
krystallinischer Form zurückbleibe. Derselbe werde sich zur Einhüllung von Dampfröhren besonders eignen, und stelle die Rhenania
solchen zu etwaigen Versuchen gern bereit. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII S. 181.)
Außerordentlich starke schmiedeeiserne Maschinen-Wellen.
Die stärksten schmiedeeisernen Maschinen-Wellen dürften die Schrauben der neuesten Dampfer (Japan und China mit Namen) der
Pacific-Mail-Steam-Ship Comp. besitzen und werden diese zugleich die größten Stücke
ihrer Art seyn, welche jemals durch Schmieden hergestellt wurden.
Die Welle des Dampfers Japan hat bei 39 Fuß 8 Zoll (12,09 Meter) Länge ein Gewicht von 78520 Pfd.; die Welle des Dampfers
China hat bei
37 Fuß 3 Zoll (11,35 Meter) Länge ein Gewicht von 60400 Pfd. Die Durchmesser (an der dicksten Stelle) jeder der beiden Wellen
werden
zu 38 1/2 Zoll (978 Millimeter) in unserer Quelle angegeben.
Wir können diese Angaben nicht ohne die Bemerkung anführen, daß derartige Arbeitsstücke geradezu unmöglich wären, hätte der Engländer Nasmyth in Patriorof bei Manchester nicht i.
J. 1838 den Dampfhammer erfunden. Prof. Rühlmann. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1837
Nr. 25.
Härten des Werkzeugstahles.
Im Bezirke der königl. preuß. Bergwerksdirection zu Saarbrücken sind in den Schmieden und Reparaturwerkstätten zwei von dem
Chemiker
Kulicke in Berlin (nicht patentirt) erworbene Geheimmittel in Gebrauch gekommen, welche sich sehr gut
bewähren. Das eine Mittel dient zur Wiederherstellung verdorbenen, beziehungsweise verbrannten Stahles und hat folgende
Zusammensetzung: 12 Loth Weinsäure, 60 Loth Leberthran, 4 Loth Kohlepulver, 16 Loth Beinschwarz, 20 Loth Rindstalg, 10 Loth
Kaliumeisencyanür und 6 Loth gebranntes Hirschhorn. Diese Ingredienzen bilden, gepulvert und gemischt, eine schwarze teigartige
Masse,
welche in einer Büchse neben dem Schmiedeherde aufbewahrt wird. Der verdorbene Stahl wird kirschrothglühend gemacht, auf dem
Amboß
etwas ausgeschmiedet, in das Mittel eingetaucht und sodann in Wasser vollständig abgekühlt. Diese Manipulation genügt, um
verdorbenen
Stahl wieder so umzuwandeln, daß er alle Eigenschaften eines brauchbaren Stahles besitzt, wie die zahlreichen Versuche in
der
Centralschmiede zu Louisenthal unzweifelhaft bewiesen haben. Das Kulicke' sche Mittel liefert einen
ausgezeichnet harten Werkzeugstahl, weßhalb es auch mit Vortheil zur Härtung weicherer, beziehungsweise durch den Gebrauch
weich
gewordener Stahlsorten angewendet wird. In der Centralschmiede werden beispielsweise die Stahlmeißel und Sägeblätter mit dem
Mittel
gehärtet, wobei dasselbe Verfahren angewendet wird, wie bei dem verdorbenen Stahle. Das Mittel entspricht nach den zweijährigen
Erfahrungen der Centralschmiede vollkommen seinem Zwecke und ist besonders für größere Werkstätten, bei welchen ein bedeutender
Consum
an Werkzeugstahl stattfindet, empfehlenswerth. Es stellt sich aber allerdings in der Beschaffung seiner Bestandtheile etwas
theuer.
– Das zweite Mittel des Chemikers Kulicke dient zum Härten von weichem Gußeisen und besteht aus Urin
(10 Eimer), Schlämmkreide (5 Pfd.) und Kochsalz (4 Pfd.) Weiches Gußeisen in rothglühendem Zustande in das Mittel eingetaucht
und dann
abgekühlt, verwandelt sich an der Oberfläche in Hartguß. Es hat bisher nur zum Härten kleinerer Gegenstände aus Gußeisen,
wie z.B.
Radbüchsen, Lagerschalen etc. Anwendung gefunden. Bei einem größeren Versuche in der Centralschmiede entwickelten sich übelriechende
Gase in solchem Maaße, daß den Arbeitern der Aufenthalt in der Werkstatt unmöglich wurde. Da die Versuche mit dem letzteren
Mittel nur
vereinzelt dastehen, läßt sich über seine Bedeutung noch kein festes Urtheil abgeben. (Circular der chemischen Fabrik
Eisenbüttel.)
Feuerfestes Futter für Kupol- und Flammöfen, nach Snelus.
Das von Snelus vorgeschlagene Ofenfutter besteht aus Kalk oder Magnesia oder einer Mischung beider (mit oder
ohne Zusatz von etwas Eisenoxyd.) Der Raum zwischen dem Futter und dem Ofengemäuer wird mit einer Mischung von Kalk und Kohksstaub
in
der Weise ausgefüllt, daß nach den Ziegeln hin mehr Kohle, nach dem Futter hin mehr Kalk kommt. (Englisches Patent.) (Berg-
und
hüttenmännische Zeitung, 1873, Nr. 20.)
Ueber Entschwefelung der Kohks.
In der Versammlung des Bezirksvereines deutscher Ingenieure an der Lenne vom 26. Januar d. J. theilte Hr. Dr. Hofmann die von ihm gemachte, für die Eisenhüttenpraxis wichtige
Entdeckung mit, daß der Schwefelgehalt der Kohks durch einen Zusatz von saurem Chlormangan bei dem Ablöschen der ersteren
vollständig entfernt werde, indem dabei die Bildung von Schwefelwasserstoff erfolgt, und Mangan mit etwas Chlormangan als gern gesehener Zusatz in den Kohks zurückbleibe. Diese Entschwefelung könne
von den Kohksbrennereien erzielt werden, wenn sie in einem kleineren Bleireservoir die Lösung von saurem Chlormangan herstellten
und
von da in die Wasserbassins je nach dem nöthigen Zusatz ablaufen ließen.
Es wurde sofort von mehreren Seiten die Bereitwilligkeit geäußert, Versuche im Großen anzustellen und noch bemerkt, daß ein
größeres
rheinisches Puddelwerk schon seit längerer Zeit eine Chlormanganlauge, welche mit kalkspathhaltiger Blende abgestumpft sey,
also eine
Doppelverbindung von Chlormangan und Chlorcalcium enthalte, wahrscheinlich für den gleichen Zweck verwende. Letztere Substanz
käme in
fester Form in den Handel und enthalte 40 Proc. Chlorcalcium. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII
S.
184.)
Gasbereitung aus Petroleumäther.
Die chemische Fabrik Eisenbüttel in Braunschweig macht auf diesen Gegenstand wiederholt aufmerksam. Die dazu dienenden transportablen
Apparate (ursprünglich amerikanisches Patent) sind in neuester Zeit in Deutschland vervollkommnet worden und die genannte
Fabrik
empfiehlt dieselben nach ihren eigenen Erfahrungen auf's wärmste. Die Apparate sind leicht und sicher zu handhaben, sind einfach
und
billig, erzeugen ein Gas von hoher Leuchtkraft, brauchen keinen besonderen Wärter und erfordern wenig Zeit zur Bedienung;
die
Betriebskosten sind sehr gering. Die Gaserzeugung geschieht ganz auf kaltem Wege ohne Feuer, daher die gänzliche Gefahrlosigkeit,
welche auch alle mit dem Apparate bekannten Feuerversicherungs-Gesellschaften anerkennen, so daß sie eine Erhöhung der Prämien
nicht verlangen. Polizeiliche Genehmigung zur Aufstellung der Apparate ist nicht nöthig. Eine Hauptbedingung für eine dauernd
gleichmäßige Leistung ist allerdings die gute Qualität des Petroleumäthers und hat daher die Fabrik Eisenbüttel besondere
Einrichtungen zur Herstellung eines zweckentsprechenden leichtflüssigen Aethers, welcher stets am Lager ist, getroffen. Der
Apparat
complet, excl. Röhrenleitung, kostet:
Nr. 1
für 10– 15 Flammen
Thlr. 132
Nr. 2
für 15– 25 Flammen
Thlr. 175
Nr. 3
für 25– 35 Flammen
Thlr. 220
Nr. 4
für 35– 45 Flammen
Thlr. 250
Nr 5
für 45– 60 Flammen
Thlr. 275
Nr. 6
für 60– 80 Flammen
Thlr. 330
Nr. 7
für 80–110 Flammen
Thlr. 320
Nr. 8
für 110–150 Flammen
Thlr. 500.
Außer in der Gummiwaaren-Industrie findet die große Lösungsfähigkeit der Petroleum-Benzine in der Textilindustrie vielfach Verwendung. So namentlich in großem Maaßstabe zur Entfettung von
Stoffen, Wolle etc.: auch hierfür fertigt die Fabrik Eisenbüttel eine besondere, nicht zu leichtflüchtige, jedoch völlig
rückstandfreie Sorte, deren Anwendung erheblich weniger Verlust bringt als die seither angewandten leichteren Benzine. (Circular
der
chemischen Fabrik Eisenbüttel.)
Verfälschung des Pfeffermünzöles mit Ricinusöl und Weingeist.
Das amerikanische Pfeffermünzöl wird seit einiger Zeit in bisher unerhörter Weise mit Ricinusöl und Weingeist verfälscht.
E. B. Shuttleworth berichtet darüber Folgendes:
„Ein Großhandlungshaus, welches eine Quantität amerikanisches Pfeffermünzöl gekauft hatte, schloß aus einer damit
angestellten Probe – Befeuchten von Papier mit demselben und Erwärmen des Papieres, wobei ein Fettfleck hinterblieb
–, daß es fettes Oel enthalten müsse, sistirte daher den Weiterverschleiß und schickte mir das Oel (etwa 55 Pfund), um es
einer Rectification (mit Wasser) zu unterwerfen. Ich bekam 18 Pfund öliges Destillat, welches sich als untadelhaftes Pfeffermünzöl
erwies. Der Rückstand wog 21 Pfd. und war Ricinusöl. Die Summe beider von 55 abgezogen, bleiben 16 Pfund, welche aus Weingeist bestanden, der natürlich mit in das wässerige Destillat
übergegangen war. Das Falsificat enthielt also in 100:
32,72
Pfeffermünzöl,
38,18
Ricinusöl,
29,10
Weingeist
––––––
100,00.
Eine eigens in diesem Mengenverhältniß bereitete Mischung unterschied sich im äußeren Ansehen, Geruch und Geschmack nicht
merklich
vom reinen Oele; ihr specifisches Gewicht war nur unbedeutend niedriger, nämlich 0,894 bei + 15° C.; auch verhielt sie sich
gegen Jod wie das reine Oel, und in Weingeist von 0,833 spec. Gewicht löste sie sich vollständig auf.“ (Aus dem American Journal of Pharm., April 1872, durch die Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie.)
Matter Firniß.
Zu manchen Zwecken braucht man Firnisse, die nicht glänzend, sondern matt auftrocknen, so z.B. für die Negativretouche, für
transparente Stereoskop-Glasbilder u.s.w.
Solche Firnisse stellt man durch Vermischen von Harzlösungen mit solchen Flüssigkeiten dar, in denen allein die Harze sich
nicht lösen.
Eine Auflösung von Sandarak in Aether, gemischt mit einem Viertel Benzol, trocknet gerade wie mattes Glas. Auch wenn man eine
Auflösung von Dammarharz in Benzol mit Aether versetzt, erhält man einen guten matten Lack. Zusatz von Wasser macht auch die
Schicht
matt, aber zugleich halb undurchsichtig. Gewöhnlicher Negativlack gibt, mit Benzol gemischt, zuweilen sehr schöne matte Schichten,
aber nicht immer. Eine bestimmte Vorschrift läßt sich kaum ertheilen, da viel auf die Beschaffenheit der Bestandtheile ankommt.
Man
löse 3 bis 5 Theile Sandarak in 48 Theilen Aether und setze 24 Theile oder überhaupt so viel Benzol hinzu, bis das gewünschte
Resultat
erreicht ist. Zu viel Benzol macht den Firniß trübe und die Schicht ungleich.
Alfred Hughes theilte folgende Vorschrift für einen Mattlack mn, der absolut farblos ist und eine
prachtvolle matte Schicht liefert:
Aether
560 Gramme
Benzol
240 „
Sandarak
40 „
Canadabalsam
10 „
Das Harz wird in Aether gelöst, und dann das Benzol zugesetzt, (Photogr. News.)
Verwerthung der Rückstände vom Entfetten der Wolle, nach Chaudet.
In die Fettwässer, die sich in großen gemauerten Behältern befinden, tritt die schweflige Säure unmittelbar aus den Oefen,
in denen man
den Schwefel verbrennt. Nachdem die Masse sauer geworden ist, läßt man sie 24 Stunden lang stehen. Dann enthalten die Bassins
drei
verschiedene Schichten, von denen die obere unreines Fett, die unterste Masse erdige Ablagerung ist, während die mittlere
Schicht
schwefligsaure Verbindungen von Natron, Kali und Ammoniak enthält. Man concentrirt die mittlere Schicht durch Verdampfung
und äschert
den Rückstand in einem Flammofen ein. Die schwefligsauren Salze gehen dabei in schwefelsaure Salze über, welche man durch
Auflösen und
Krystallisation gewinnt. Die obere Schicht preßt man in Säcken warm aus, um die Fettsäuren zu gewinnen. (Musterzeitung.)
Kitt zur Befestigung von Medaillen etc. auf Glas, von R. Franke.
Bei der Herstellung von Kästen, Aufsätzen und Schränken zur Aufnahme von Gegenständen welche auf der Industrieausstellung
in Wien
exponirt werden sollten, kam es häufig vor, daß Preismedaillen oder galvanoplastisch hergestellte Abdrücke von Orden und
Auszeichnungen anderer Art, welche einem Fabrikanten früher schon zu Theil
wurden, auf der Firma-Glastafel, die an oder über dem Schranke etc. angebracht ist, angeheftet werden sollten. Das Durchbohren
einer solchen Glastafel ist aber nicht nur sehr zeitraubend, schwierig und der Tafel gefährlich, weil dieselbe dabei leicht
zerbricht,
sondern es gelingt auch in dieser Weise fast nie, ein festes und sicheres Aufsitzen der kupfernen Medaillen auf der Glastafel
zu
bewirken.
R. Franke empfiehlt nun zu diesem Zwecke, und überhaupt um Metalle auf Glas schnell und sicher zu
befestigen, die Verwendung eines in folgender Weise zusammengesetzten Kittes: 2 Theile fein gepulverte Silberglätte und 1
Theil
trockenes Bleiweiß werden innig gemischt und mit gekochtem Leinöl und Copallack zu einem knetbaren Teige verarbeitet. Auf
3 Theile
gekochtes Leinöl nimmt man 1 Theil Copallack. Von dieser Mischung setzt man dem Gemisch von Glätte und Bleiweiß so viel zu,
daß es mit
demselben einen zähen Teig gibt.
Das Verfahren bei der Anwendung dieses Kittes ist sehr einfach: die untere Fläche der Medaille etc. wird mit dem Kitt ausgefüllt,
dann
dieselbe an das Glas angedrückt, und der (verdrängte) Ueberschuß des Kittes mit irgend einem Instrument entfernt. Der Kitt
trocknet
sehr rasch und wird sehr fest. Diese Befestigungsweise hat sich zu dem oben angegebenen Zweck bestens bewährt. (Der praktische
Techniker, 1873 S. 116).
Messing stahlblau zu färben.
Um Gegenstände von Messing stahlblau zu färben, räth Elster, dieselben in ein bleiernes Gefäß zu legen, in
welchem sich Salzsäure und etwas arsenige Säure befinden. Sie überziehen sich dann mit irisirenden Farben. Man nimmt sie heraus,
sobald der bläuliche Farbenton sich zeigt. (Elsner' s chemisch-technische Mittheilungen.)
Goldfälschungen.
Das in einem sehr gewerbsamen Uhrmachersitz erscheinende „Anzeigblatt von St. Croix“ bringt folgende Warnung:
„Wir glauben die Uhrenfabrikanten und Kaufleute unserer Gegend vor den vielen Goldfälschungen warnen zu sollen, welche
in gewissen Schalenmacher- und Goldschmiede-Werkstätten in Genf und Chaux de Fonds vorkommen. Das Centralbureau in
Pontarlier hat in den letzten Tagen mehrere Halbdutzend Schalen zerschnitten, welche nicht den nöthigen Gehalt hatten. Man
findet
Ringe, in deren Mitte sich ein Kupferfaden befindet, und Decken und Charniere, welche zu 18 Karat declarirt sind, aber nur
14
Karat halten. In Chaux de Fonds fanden wir Schalen, die zu 14 Karat declarirt waren, aber in Wirklichkeit zu einem Theil nur
560/1000, zum anderen Theile sogar nur 300/1000 fein hielten, und deren Rest nur aus Aluminium bestand. So ist es auch mit
der
Bijouterie. Diesen Uebervortheilungen sind hauptsächlich die Fabrikanten ausgesetzt, welche nach Oesterreich und Deutschland
verkehren. In Deutschland existirt nämlich keine Controlle, und in Oesterreich begünstigt eine höchst mangelhafte Controlle,
welche bei fremden Goldwaaren keinen Unterschied im Gehalte macht, sobald sie über 14 Karat sind, die unredliche Concurrenz.
Es
ist also eine genauere Prüfung erforderlich, oder man muß ausdrücklich von den genannten beiden Städten die officielle Stempelung
von 18 Karat = 750/1000 verlangen.“ (Wochenblatt des nieder-österr. Gewerbevereines, 1873 S. 197.)
Ueber das Methylgrün.
Die Substitutionsproducte des Rosanilins mit Alkoholradicalen stellt man bekanntlich neuerdings, statt durch Einwirkung der
beireffenden Jodverbindung auf ein Rosanilinsalz (Fuchsin), direct durch Oxydation von Methylanilin dar.
Man erhält so statt des sogenannten Jodvioletts die gleiche chemische Verbindung auf directem Wege, ohne Mitwirkung des so
kostspieligen Jods. Die so dargestellten Violetts gaben keine andere Zusammensetzung, als die unter dem Namen Jodviolett bisher bekannten Verbindungen; man bringt dieselben aber, um ihre Darstellung anzudeuten, unter dem Namen Methylviolett in den Handel. Sie
zeichnen sich dadurch aus, daß sie durch künstliche Beleuchtung nicht, wie die früher erzeugten Violetts, beeinträchtigt werden.
Die immer mehr um sich greifende Darstellung des Methylvioletts konnte auf die Herstellung der Grünverbindung, des sogen.
Jodgrüns,
dessen Bildungsweise und Zusammensetzung im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 66 angegeben sind), nicht ohne Einfluß
bleiben. Man
bemühte sich, aus dem Methylviolett durch Vereinigung mit Verbindungen des Radicals Methyl die grüne
Methyl-Methylrosanilinverbindung herzustellen. In diesem Falle ist die Anwendung von Jodmethyl nicht absolut nothwendig, und
man erzeugt deßhalb in mehreren süddeutschen Fabriken die Chlorverbindung des Grün, welche bereits in hübschen Krystallen
–
nicht als amorphes Pulver, wie das Jodgrün – in den Handel kommt. Die Chlorverbindung löst sich weit leichter in Wasser, als
die bisher angewendete Jodverbindung. Da sie nicht als ein Nebenprodukt der Violettfabrication gewonnen ist, und ihr also
kein fremder
Farbstoff anhaftet, so geben die frischen Flotten ein ebenso saftiges Grün, wie schon benutzte, während das Jodgrün bekanntlich
auf
frischer Flotte weniger saftige Nüancen gibt, als nach schon vorangegangener Färbung. Dabei zeigt das sogenannte Methylgrün dem mit Jodmethyl erzeugten Farbstoff gegenüber zwei wichtige Vorzüge.
Es ist erstens beständiger als das Jodgrün, da man die Lösungen desselben, also auch eine Flotte, kochen kann, ohne daß die
Verbindung
sich zersetzt. Ferner färbt das Methylgrün die Wolle ohne weiteres. Man hat also nicht mehr nöthig, zuerst
mit Ammoniak zu neutralisiren und später mit Säure zu aviviren, wie es früher in der Wollenfärberei nöthig war. Dieß ist für
Schattirungsfärberei von der größten Wichtigkeit. Befördern nun schon die erwähnten Vortheile die Einführung des direct dargestellten
grünen Farbstoffes, so erheischt auch das Interesse des Fabrikanten, das Anilingrün auf directe Art ohne Mithülfe von Jod
darzustellen. Bekanntlich ist das Jod wegen seiner bedeutenden Verwendung in der Anilinfarbenfabrication seit neun Jahren
auf das
Vierfache im Preise gestiegen, so daß die Fabrication mit Jod immer kostspieliger wurde. Die Entfernung dieses Körpers aus
der
Farbenfabrication wird ein wesentliches Fallen der Jodpreise zur Folge haben. (Reimann's Färberzeitung,
1873, Nr. 17.)
Prüfung der Essigsäure auf Empyreuma.
Nach G. Merck ist die von der Pharmacopoea germanica vorgeschlagene Prüfung des
Acidum aceticum glaciale auf Empyreuma – Vermischen mit einigen Tropfen einer
Lösung von übermangansaurem Kali – trügerisch, weil, wenn auch kein Empyreuma zugegen ist, die rothe Farbe dennoch rasch wieder
verschwindet. Dagegen bewährt sich dieses Verfahren, nachdem die Säure vorher mit ihrem gleichen Gewichte Wasser verdünnt
worden ist;
denn alsdann hält sich, bei Abwesenheit von Empyreuma, die durch das Supermanganat hervorgebrachte Röthung mehrere Stunden
lang.
(Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXXIX S. 1.)
Zur Conservirung der Hefe
haben Jeverson und Boldt in Copenhagen sich das folgende
Verfahren patentiren lassen. Die rohe Hefe wird mit kaltem Nasser sorgfältig ausgewaschen, und dann der größte Theil des Wassers
durch
Abpressen, ein weiterer Theil durch Ausschleudern auf der Centrifuge entfernt. Da hiermit aber eine völlige Trockenheit noch
nicht
erreicht ist, so kommt die Hefe nunmehr in einen Apparat, in welchem ein luftleerer oder doch sehr luftverdüunter Raum erzeugt
werden
kann. In diesem Raume verdunstet das noch vorhandene Wasser bei sehr geringer Wärme, und die Dünste werden durch hinzu gebrachte
wasseranziehende Stoffe, z.B. Chlorcalcium, immer sogleich gebunden. Schließlich wird die Hefe noch einem Luftstrom ausgesetzt,
sey es
von gewöhnlicher oder vorher ausgetrockneter Luft oder von Kohlensäure, je nach der herrschenden Temperatur und den sonstigen
Umständen. Durch diese Manipulationen wird schließlich ein ganz trockenes Pulver erhalten, welches, in Gläser oder Büchsen
hermetisch
eingeschlossen, mehrere Monate lang haltbar und versendbar bleibt. Zum
Gebrauch rührt man das Pulver mit Wasser von 20 bis 30° C. an, so daß ein dünner Brei entsteht, der gleiche Wirkung wie die
frische Hefe hat. (Der Bierbrauer).
Neue Schlachtmethode mit Boutrolen.
Der Magistratsrath Wenzel in Wien hat aus Paris Schlachtwerkzeuge mitgebracht, durch welche das Thier mit
einem einzigen Schlage getödtet werden kann. Die Boutrole ist eine sehr handliche Hacke, an welcher sich auf der einen Seite
die
Schneide, auf der anderen ein ungefähr 6 Zoll langer hohler Cylinder von 1 Zoll Durchmesser befindet. Dieser hohle Cylinder
ist am
Rande scharf geschliffen, und er ist das eigentliche Schlachtwerkzeug. Der Fleischhauer versetzt nämlich dem Ochsen einen
Schlag mit
demselben; dadurch wird dem Thier ein rundes Loch aus der Stirne heraus geschnitten, worauf dasselbe sofort leblos zusammenstürzt.
Diese Schlachtmethode erscheint um so empfehlenswerther, als die bisherige Art der Keulung mit großer Anstrengung verbunden
ist, indem
mit einem schweren Hammer mitunter 10 bis 15 Schläge auf den Kopf des Thieres geführt werden mußten, bevor es zusammenstürzte.
Sie
Brückenaufseher in St. Marx haben sämmtlich den Auftrag erhalten, diese Schlachtmethode ehestens zu erlernen, und die
Fleischhauer-Genossenschaft erkennt dieselbe als die zumeist praktische an. Die Boutrole wiegt im Ganzen kaum 5 Pfd., weßhalb
auch ein Mensch von schwächlicher Constitution sie mit Leichtigkeit handhaben kann. Sobald die Brückenaufseher die Handhabung
derselben genügend erlernt haben werden, wird eine öffentliche Schlachtprobe stattfinden, zu welcher die
Approvisionirungs-Section des Gemeinderathes und die Fleischhauer-Genossenschaft vom Magistrate eingeladen werden
sollen. (Industrieblätter, 1873 Nr. 16.)
Bestimmung der Phosphorsäure im Guano.
Nach Dr. Gilbert (Fresenius Zeitschrift für analytische Chemie) enthält der
Guano häufig halbphosphorsauren Kalk (2 CaO, HO, PO⁵ + 3 aq). Da der Guano geglüht werden muß, geht
dieser in pyrophosphorsauren Kalk über. Löst man nun den Rückstand in verdünnter Salpetersäure und titrirt mit Uranlösung,
so erhält
man bis 10 Proc. zu wenig Phosphorsäure, weil die Pyrophosphorsäure nicht vollständig in gewöhnliche Säure verwandelt worden
ist. Gilbert empfiehlt deßhalb den Guano mit einem Gemenge von kohlensaurem Natron und chlorsaurem Kali zu
glühen. Nach Prof. Märker läßt sich die vollkommene Umwandlung in gewöhnliche Phosphorsäure auch durch
Erhitzung mit concentrirter Salpetersäure oder Schwefelsäure erreichen, jedoch empfiehlt er Gilbert's
Verfahren als zeitsparend. Auch Ulex und Fresenius empfehlen das Verfahren.
Berichtigungen.
In der Beschreibung von Prof. Zulkowski's neuem Extractionsapparat in diesem Bande S. 298 (zweites Maiheft 1873) lese man S. 298 Zeile 9 von unten: „durch Abkühlung
wieder verdichtet wird, so daß die regenerirte Flüssigkeit.“
Ebendaselbst lese man S. 299 Z. 9 von unten: „wo die Tropfen fallen“ (statt
ausfallen). Ferner lese man in demselben Heft in Donath's Aufsatz über Bestimmung des
Paraffins in Milly-Kerzen S. 306 Zeile 2 von oben: „äußerst unpraktisch“ (statt praktisch) ist.