Titel: Die Kraftmaschinen auf der Münchener Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung.
Fundstelle: Band 270, Jahrgang 1888, S. 97
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Die Kraftmaschinen auf der Münchener Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung. (Fortsetzung des Berichtes S. 60 d. Bd.) Mit Abbildungen auf Tafel 7. Die Kraftmaschinen auf der Münchener Ausstellung. Die Zeichnung Fig. 15 zeigt die Regulirung von einem Kugelregulator beeinfluſst. Darin bezeichnet A den Maschinentheil, in welchem sich der Arbeitscylinder befindet, B die Schwungrad welle, CD das Uebersetzungsgetriebe für die Bewegung des Steuerdaumens E, Q ein Ventil, durch welches Gas und Luft in bestimmtem Verhältnisse gemischt werden, P das durch Federkraft sich schlieſsende, im Uebrigen selbsthätig wirkende Ventil für den Einlaſs von Gasgemisch in den Arbeitscylinder, M das Auslaſsventil für Verbrennungsgase, welches direkt oder durch einen Zwischenmechanismus vom Steuerdaumen E geöffnet, von einer Feder geschlossen wird, und R eine elektrische Zündvorrichtung. Der Zwischenmechanismus besteht aus der von einem Führungsarme K getragenen Rolle F, dem Hebel H, an welchen die Stange L des Auslaſsventiles M angeschlossen ist und auf den von unten die Feder J wirkt, und aus der den Arm K mit dem Hebel H verbindenden Stange G. Zum Offenhalten des Auslaſsventiles bei zu raschem Gange der Maschine dient die mit dem Regulator U verbundene Klinke S, welche beim Auseinandergehen der Kugeln des Regulators über die am Ende des Hebels H befindliche Schneide V greift, sobald diese in ihre tiefste Lage kommt. Zur Herstellung der Verbindung zwischen dem Auslaſsventile M und dem Einlaſsventile P dient ein zweiarmiger Hebel N, welcher zwischen der Stange L des Auslaſsventiles oder einem mit derselben sich gleichartig bewegenden Theile des Zwischenmechanismus und der Stange O des Einlaſsventiles angebracht ist, derart, daſs der Hebel das Ventil P fest gegen seinen Sitz drückt, so lange, als das Ventil M vollständig geöffnet ist, daſs derselbe dagegen die Bewegung des Ventiles P nicht hemmt, wenn das Ventil M sich in geschlossenem Zustande befindet. Bei der in der Zeichnung dargestellten Anordnung ist der eine Arm des Hebels N durch einen Bolzen mit der Stange L verbunden, so daſs der Hebel von letzterer auf und ab bewegt wird, während der andere Arm, dessen Ende gegabelt ist, unter einen Anschlag an der Stange O greift. Dabei ist zwischen diesem Arme und dem besagten Anschlage so viel Spielraum gelassen, daſs, wenn das Ventil geschlossen ist, der Hebel die freie Bewegung der Stange O zuläſst, während, wenn das Ventil M sich vollständig geöffnet hat, der Hebel gegen den Anschlag der Stange O drückt und die Stange in ihrer obersten Stellung hält. Um ungehörige Spannungen zu vermeiden, wird die Verbindung zwischen den betreffenden Theilen federnd gestaltet, wie dies nach der Zeichnung dadurch erreicht ist, daſs das auf die Stange O wirkende Ende des Hebels N selbst von einer Feder gebildet wird. Die geschilderten Neuerungen zeigen sich am Körting'schen Motor in der vortrefflichsten Anordnung und von bestem Einflüsse auf den Gang des Motors. Die Regulirung erfolgt ohne merklichen Zeitverlust, Beim Leerlaufe kann man regelmäſsig den Ausfall von 6 bis 8 Füllungen beobachten. Die Firma Buss, Sombart und Comp. in Magdeburg hatte zwei ihrer Motoren von 1 bis 2 ausgestellt; dieselben schlieſsen sich im allgemeinen Aufbaue der Körting'schen Ausführung an, bringen aber das Streben nach möglichst einfacher Steuerung, geringste Zahl von Steuertheilen und demnach billigsten Preis scharf zum Ausdrucke. Charakteristisch für diese Anordnung ist die Bewegung der Ventile für Gaseinlaſs und Austritt der verbrannten Gase durch eine einzige Steuerscheibe, welche auf der Schwungradwelle angeordnet ist. Die bezügliche Anordnung ist in D. p. J. 1886 260 * 54 beschrieben und dargestellt. Bei den jetzt ausgeführten Motoren ist die Anordnung noch weiter vereinfacht als a. a. O. angegeben wurde. Während für die Bewegung der genannten Ventile, sowie den die Zündung und Gemischzulaſs bewirkenden Schieber auſser der Kurbel für letzteren eine Curvenscheibe auf der Schwungradwelle vorgesehen wurde, ist die Curve nunmehr auf der Kurbelscheibe selbst angebracht.! Von Heilmann-Ducommun und Steinlen in Mülhausen, Elsaſs, war ein Gasmotor von 4 ausgestellt, dessen prunkende Ausstattung ganz und gar nicht mit den Bestrebungen zur Herstellung einer billigen Kraftmaschine für das Kleingewerbe in Uebereinstimmung zu bringen ist. Die Frage an den Vertreter dieser Firma, ob diese Ausstattung nur für den Ausstellungsmotor angewendet sei, wurde verneint; und entschieden betont, daſs auch im äuſseren Gewande der Motor den üblichen Fabrikaten entspräche! Die Maschine wird nach den Patenten von Ed. Delaware Deboutteville und L. P. Ch. Malandin in Fontaine-le-Bourg, Frankreich, ausgeführt. Die Maschine ist liegend angeordnet und arbeitet ebenfalls, wie alle vorbeschriebenen, nach dem Viertakte. An derselben ist hervorzuheben, daſs die Ingangsetzung erleichtert wird durch eine Hahnanordnung, welche für die ersten Hübe die Verdichtung des Gemenges ausfallen läſst; sind einige Verpuffungen ohne Verdichtung der Ladung erfolgt, so wird durch Umstellung des Hahnes das Cylinderinnere nach auſsen abgeschlossen und die Verdichtung und mit ihr der regelrechte Gang des Motors erzielt. Durch den mehrfach ausgesprochenen Gedanken, das Anlassen der Gasmotoren durch anfängliche Verhinderung der Verdichtung des Gemenges zu erleichtern, wird immerhin das lästige Andrehen des Schwungrades nicht umgangen. Genauere Angaben über diese Construction wurden uns nicht gemacht. In der Patentschrift Kl. 46 Nr. 33915 vom 4. März 1884 wird von E. D. Deboutteville und L. P. Ch. Malandin in Fontaine-le-Bourg eine bezügliche Anordnung beschrieben, welche im Wesentlichen mit der ausgestellten Ausführung übereinstimmen dürfte. Gemäſs Fig. 16 ist zur Herbeiführung gedachter Erleichterung am hinteren Cylinderende ein Kanal p q vorgesehen, welcher beim Betriebe des Motors durch Hahn c geschlossen bleibt. Vor dem Anlassen wird nun Hahn c geöffnet, so daſs die in den Cylinder durch Kanäle ijfe und den Schieberweg a eingesaugte Ladung beim Rückhube des Arbeitskolbens durch p c q und Schraube d zum Theile herausgetrieben wird; beim Hubwechsel findet dann Zündung des nicht verdichteten Gemenges statt. Auſser dem Pendelregulator, von welchem wir noch keine Zeichnungen geben können, ist die Zündung des Gemenges auf elektrischem Wege bemerkenswerth. Die Funken springen zwischen den Stiften g des elektrischen Zünders fortwährend über, so daſs also der Mangel der bisherigen unterbrochenen Zünder, nicht sicher Funken zu liefern, umgangen wird. Dieser Zünder g befindet sich in einer Aussparung E am Schiebergehäuse und wird nur im Augenblicke des Hubwechsels nach erfolgter Verdichtung der Ladung vom Schieber D frei gelassen, so daſs die Ladung zum Zünder g kommen und sich entzünden kann. Nach Messungen von Dr. A. Witz soll ein 8 -Motor nicht ganz 600l Gas für 1 Stunde und 1 gebraucht haben. Die beiden 2 -Motoren der Dresdener Gasmotorenfabrik Moritz Hille in Dresden gleichen den ursprünglichen liegenden Otto'schen Motoren. Der Einlaſs- und Bundschieber ist jedoch nicht am Cylinderkopf, sondern an der Seite vorgesehen. Dieselben haben eine gut arbeitende patentirte Regulirvorrichtung, welche in D. p. J. 1887 265 * 253 bereits beschrieben ist. Die Nähmaschinen- und Gasmotorenfabrik Dürkopp und Comp. in Bielefeld hat drei stehende Motoren von je 1, 2 und 3 ausgestellt. Interessant an diesen Motoren ist die unmittelbare Anordnung des verhältniſsmäſsig schweren Porter'schen Regulators auf der stehenden Regulirwelle. Die Steuerung wird ausschlieſslich durch Ventile bewirkt mittels einer am unteren Ende der Regulirwelle von dieser umgetriebenen Scheibe, durch deren Erhöhungen auf der Oberfläche die von Federn beeinfluſsten Ventile bewegt werden. Ganz abweichend von der üblichen Anordnung stehender Gasmotoren erweist sich der Ventilgasmotor Victoria, welcher von der Werkzeugmaschinenfabrik Union in Chemnitz nach der Construction Hees und Wilberg in Magdeburg gebaut wird. Die Schwungradwelle dieses Motors ist unterhalb des Arbeitscylinders angeordnet, dessen Kolben mit einem Kreuzkopfe in einer Verlängerung des Cylinders nach oben auf und nieder gleitet. Die Uebertragung auf die beiderseits des Cylinders angeordneten gleichgerichteten Kurbeln der Schwungradwelle erfolgt durch zwei Pleuelstangen. Sämmtliche Steuertheile sind in dem allseitig geschlossenen Fundamentkasten untergebracht; nur der Gaszulaſs und der denselben beeinflussende Regulator sind auſserhalb desselben angeordnet. Der ausgestellte Motor sollte 2 leisten. Der nunmehr zu beschreibende Motor der Rheinischen Gasmotorenfabrik, Benz und Comp. in Mannheim, arbeitet nach dem Zweitakte, d.h. bei jeder Kurbelumdrehung findet eine Explosion statt. Soll ein solcher Motor mit verdichtetem Gemenge arbeiten, so ist zur Einführung desselben in den Cylinder eine besondere Verdichtungs- bezieh. Ladepumpe erforderlich, weil der Arbeitskolben keinen Verdichtungshub macht. Im vorliegenden Falle wird der vordere Theil des Arbeitscylinders für diese Pumparbeit benutzt, indem der Arbeitskolben während der hinter ihm wirkenden Explosion der Ladung vor sich eine beim vorangegangenen Rückhube (durch besondere Ventile eingesaugte Luftmenge verdichtet und gegen Ende des Hubes in den hinteren Cylinderraum drückt. In den so mit verdichteter Luft angefüllten Cylinderraum wird das Gas mittels einer Pumpe zugeführt, so daſs sich nach vollzogenem Einschube des Kolbens ein entzündbares Gemenge gebildet haben wird. Bei der Beschreibung der Maschine folgen wir nun Mittheilungen der Revue industrielle, 1886 * S. 503, und des Scientific American Supplement, 1887 * S. 9169. In der Stellung Fig. 18 (senkrechter Schnitt) ist der Kolben p zum Vorschübe nach rechts durch die an der Stelle c von den weit in den Cylinder ragenden Platinspitzen eingeleitete elektrische Zündung bereit. Geht der Kolben p aus der Stellung Fig. 19 (wagerechter Schnitt) nach links zurück, so entweichen die Verbrennungsrückstände durch das Ventil b, welches von der bei f angehängten Stange d durch den schwingenden Hebel o geöffnet wird. Das Ausblasen wird gefördert durch den bald nach Oeffnung des Ventiles b stattfindenden Zutritt verdichteter Luft durch Kanal e, Ventil m und Stutzen a1. Bald nach dem halben Rückhube wird Ventil b geschlossen, so daſs sich der hintere Cylindertheil durch e mit verdichteter Luft füllen kann, in welche nach Einstellung des Zulasses g die Pumpe a1 mittels ihres von dem Kreuzkopfe R durch Stange n bewegten Kolbens p1 Gas durch Kanal s eindrückt. Die Regulirung des Motors erfolgt durch Einwirkung des Regulators auf das Gaszulaſsventil bei h, so daſs der Gaszufluſs seiner Menge nach in die stets gleich bleibende Menge Luft erfolgt. Es kann also der Fall eintreten, daſs so geringe Mengen Gas in den Cylinder gebracht werden, daſs die Bildung eines entzündbaren Gemenges nicht erfolgen kann. Beim Einschube des Kolbens p aus der Stellung Fig. 19 nach links wird durch das Ventilgehäuse y Luft in den Cylinder gesaugt und beim Rückhube, dem Kraftschube des Arbeitskolbens verdichtet, durch die Ventile herausgedrängt und in einen Behälter im Maschinengestelle gedrückt, aus welchem es durch Kanal e zum Ventile a1 gelangen kann. Zur Herbeiführung des Zündfunkens war eine von der Schwungradwelle des Motors bethätigte Dynamomaschine vorgesehen. Der Gasverbrauch soll sich auf rund 800l für 1 Stunde und 1 beziffern. (Fortsetzung folgt.)

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