Titel: | Apparat zum Bestimmen des Streichens und Fallens von Gebirgsschichten in Bohrlöchern; von E. Gad in Darmstadt. |
Autor: | E. Gad |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 163 |
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Apparat zum Bestimmen des Streichens und Fallens
von Gebirgsschichten in Bohrlöchern; von E. Gad in Darmstadt.
Mit Abbildung.
Apparat zum Streichen und Fallen von Gebirgsschichten.
Die bahnbrechende Erfindung, durch Bohrung mit einer hohlen Diamant-Bohrkrone,
mittels eines gewonnenen Bohrkernes, von der Schichtung des gesammten durchsunkenen
Gebirges eine genaue Darstellung zu erhalten, litt bis in die neueste Zeit noch an
der Unvollkommenheit, daſs man kein einfaches Mittel kannte, um mit Bestimmtheit zu
ersehen, in welcher geographischen Orientirung der abgebrochene Bohrkern auf dem
Mutterfels aufgestanden hatte. Es ist ersichtlich, daſs man nur dann ein klares Bild
von dem Streichen und Fallen der in dem Bohrkerne deutlich hervortretenden Schichten
gewinnen kann, wenn es gelingt, dem Bohrkerne über Tage genau die entsprechende
Stellung zu geben, die er im Inneren der Erde eingenommen hatte.
Nach mehreren sehr beachtenswerten anderweitigen Versuchen ist dieses Mittel nunmehr
durch einen Engländer, Percy Fry Kendall in Manchester
– dem dasselbe in England am 13. April 1888 unter Nr. 5470 patentirt ist – nach der
denkbar einfachsten und sinnreichsten Weise angegeben.
Ein Compaſs in der in Fig. 1 dargestellten Form und
Anordnung wird mit seinem Boden mittels Cementes oder eines anderen Klebstoffes auf
der oberen Fläche des auf der Bohrsohle aufstehenden Bohrkernes festgekittet.
Textabbildung Bd. 270, S. 164Auf die Büchse a ist der feste Deckel b aufgeschraubt. Der innere Glasdeckel c wird durch einen eingeschraubten Ring festgehalten.
In der Mitte des Bodens trägt der Pfeiler d auf der
Spitze die Compaſsscheibe e. Die Hülse f umgibt lose den Pfeiler d und ist zur Verhinderung der Drehung in demselben eingefedert. Die unter
der Flansche der Hülse f angespannte Springfeder hat
das Bestreben, die Hülse emporzuschnellen und die Compaſsscheibe durch Andrücken an
die obere Glasscheibe zu arretiren. Um dies sicherer zu bewerkstelligen, ist die
Spitze der Hülse f gezahnt, und die Compaſsscheibe
unten mit einer kleinen Gummischeibe h beklebt. Die
Springfeder wird an dem Vorschnellen durch das Eingreifen der Nase des Hebels g verhindert. Dieser Hebel g dreht sich an dem Stifte i im Boden der
Büchse und reicht mit seinem kürzeren unteren Ende in eine Aushöhlung, in der sich
der von einer Spiralfeder umgebene Stift k bewegt,
welcher mit einem Ende mit dem Hebel g verbunden ist
und mit seiner Nase aus der Büchse herausragt. Der Stift k wird durch das zum Niederbiegen des Compasses bestimmte Instrument in
der gespannten Stellung festgehalten. Sobald dieses Instrument gehoben wird, was
erst geschieht, nachdem voraussichtlich der Compaſs auf dem Bohrkerne festgekittet,
sowie die schwingende Magnetnadel zur Ruhe gekommen ist, kann die Springfeder das
Ende des Stiftes k fortschnellen, wodurch die Nase des
Hebels g die Springfeder um die Hülse f freigibt, wodurch die Arretirung der Magnetnadel in
der angegebenen Weise erfolgt.
Es ist ersichtlich, daſs man zu Tage den mit dem aufgekitteten Compasse zusammen
geförderten Bohrkern genau von Neuem orientiren kann, worauf sich das Streichen und
Fallen der durchsunkenen Gebirgsschichten durch Messung ergibt.