Titel: G. Chaperon und E. Mercadier's elektrochemisches Radiophon.
Fundstelle: Band 270, Jahrgang 1888, S. 224
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G. Chaperon und E. Mercadier's elektrochemisches Radiophon. Chaperon und Mercadier's elektrochemisches Radiophon. Während man selbst die zusammengesetztesten musikalischen Töne radiophonisch (vgl. 1880 240 318; 241 * 313 und 469. 1882 243 83; 244 462. 1888 267 95) durch die Wirkung rasch wechselnder Bestrahlung auf das elektrische Leitungsvermögen von Selen und anderen Körpern wieder zu erzeugen vermocht hat, scheinen elektrochemische Wirkungen, welche durch ebensolche Strahlungen hervorgebracht wurden, noch nicht für denselben Zweck benutzt worden zu sein. Gleichwohl bringt die Beleuchtung, wie E. Becquerel zuerst beobachtet hat, Aenderungen der elektromotorischen Kraft einer ziemlich groſsen Anzahl von Körpern hervor, und G. Chaperon und E. Mercadier haben dieselben nach den Comptes rendus, 1888 Bd. 106 S. 1595, mittels eines eigenthümlichen galvanischen Elementes zum Wiedergeben von Tönen in einem Telephone zu benutzen vermocht. Das Element besteht aus einer Silberplatte, welche durch die elektrolytische Zersetzung von Schwefelnatrium mit einer sehr dünnen Schicht Schwefelsilber überzogen ist, und aus einer zweiten Silberplatte, die einfach abgebeizt ist; das Ganze taucht in eine Glasröhre, die mit einer leitenden Flüssigkeit, z.B. mittels einiger Tropfen Schwefelsäure angesäuertem Wasser, gefüllt ist; man kann aber auch kaustische Potasche und andere Lösungen benutzen, mit Auschluſs von Schwefelalkalien. Dieses Element besitzt eine sehr schwache und veränderliche elektromotorische Kraft; es polarisirt sich dazu sehr rasch; aber es läſst unter der Wirkung des Tageslichtes oder selbst eines ganz schwachen künstlichen Lichtes eine augenblickliche Aenderung der Stromstärke entstehen. Diese Wirkungen sind zunächst denen von E. Becquerel's Actinometer in seiner zweiten Form vergleichbar; sie erscheinen Monate lang, wenn auch der Apparat ohne weitere Vorsichtsmaſsregeln der Luft und dem Lichte ausgesetzt ist, aber sie werden doch mit der Zeit schwächer. Zweitens entstehen die Wirkungen mit groſser Raschheit. Läſst man das Element mittels einer Sirene beleuchten, so hört man in einem mit ihm in einen Stromkreis eingeschalteten Telephone die Töne und Accorde, deren Höhe bis zu 1000 Schwingungen in der Secunde reichen kann und zu Folge einer elektrochemischen Wirkung, deren Dauer hiernach kleiner als 1: 2000 Secunde ist. Der Widerstand des Elementes ändert sich nicht durch die Beleuchtung, wie Messungen mittels Wechselströmen und einer Wheatstone'schen Brücke dargethan haben. Endlich können sich die durch Licht hervorgebrachten Aenderungen der elektrolytischen Reaction summiren und über einander legen, wie die des Leitungsvermögens. Auch das Element von Gouy und Rigollot (Kupfer-Kupferoxyd-Natronchlorür; vgl. Comptes rendus, Bd. 106 S. 1470) arbeitet als elektrochemisches Radiophon.