Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Autor: | C. J. Lintner |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 323 |
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Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
(Schluſs des Berichtes S. 278 d. Bd.)
Lintner, über Fortschritte in der Bierbrauerei.
II. Würze u.s.w.
Ueber die Feuerung der Maischkessel und Würzepfannen von
Fr. Schwackhöfer (Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und
Mälzerei I. Heft. Ref. Allgemeine Zeitschrift für
Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 S. 727). Schwackhöfer stellte an zwei Maischund drei
Würzepfannen eingehende Untersuchungen an über die bei der üblichen Art der Feuerung
der Maisehkessel und Würzepfannen sich ergebenden Wärmeverluste. Die zahlreichen
Versuchsangaben mit den zugehörigen Berechnungen sind tabellarisch höchst
übersichtlich zusammengestellt.
Das Gesammtergebniſs der Untersuchung stellt sich folgendermaſsen dar:
1) Die direkte Heizung der Maischkessel und Würzepfannen ist in hohem Grade
unökonomisch.
Wird der Wärmeverlust durch das Mauerwerk durchschnittlich mit 10 Proc. angenommen,
so stellt sich der Nutzeffect bei den Maischpfannen trotz weitgehender Verkleinerung
der Rostfläche nicht höher als 37 Proc. und gehen daher 63 Proc. der
Gesammtwärmeproduction verloren.
Bei den Würzepfannen kann der Nutzeffect durch entsprechende Reducirung der
Rostfläche und Rauchschieberregulirung (also Mäſsigung des Luftüberschusses) auf
etwa 60 Proc. gesteigert werden. Bei Auſserachtlassung dieser Maſsregeln beträgt der
Nutzeffect auch hier nicht mehr als 43 bis 44 Proc.
2) Die richtige Stellung des Rauchschiebers ist bei den Würzepfannen von weit
gröſserem Effecte als die Reduction der Rostfläche.
Bei den Maischpfannen dagegen läſst sich durch die Schieberregulirung nicht viel
erreichen, weil der Feuerungsgang ein zu unregelmäſsiger ist; man müſste complicirte
Vorrichtungen anwenden, zu deren Handhabung das Heizpersonal nicht genügend
verläſslich ist.
Die Anbringung von Rauch verzehrenden Feuerungen ist für die Steigerung des
Nutzeffectes ganz ohne Belang, weil der Wärmeverlust durch den Flugruſs und durch
das Auftreten brennbarer Gase (Kohlenoxyd) immer nur sehr gering ist und in der
Regel 3 Proc. nicht übersteigt.
Dagegen wird aber durch den vermehrten Zug der Schornsteinverlust gröſser und der
Vortheil, welcher einerseits durch die Rauchverbrennung erzielt wird, geht
andererseits doppelt und dreifach wieder verloren.
Die einzig rationelle Methode der Pfannenheizung ist die mittels Dampf, und zwar indirekt durch
einen Doppelboden, innen Kupfer, auſsen Eisen. Dampfkessel guter Construction geben
einen Nutzeffect von 75 bis 80 Proc. welcher bei der direkten Pfannenheizung, mag
dieselbe eingerichtet sein wie immer, gar niemals erreicht werden kann.
Schwackhöfer, welcher die Zweckmäſsigkeit und
Durchführbarkeit der Dampfheizung weiterhin begründet, hält dieselbe auch in der
Brauerei für die Heizung der Zukunft. Es liegt nur im eigenen Interesse der Brauer,
diese Zukunft alsbald in die Gegenwart zu verwandeln.
Als eine wichtige Neuerung im Brauwesen wird in Amerika das Yaryan-System der Eindampfung bezeichnet (Der
Amerikanische Bierbrauer, 1888 Bd. 21 S. 202). Man kann beim Gebrauche
dieses Systemes sehr viel Wasser für die Aussüſsung der Treber verwenden, und die
dünnen Anschwärzwürzen von 4 bis 1 Proc. die man sonst nicht der Würze im Kessel
zufügen könnte, durch diesen Vacuumapparat laufen lassen, und wie die Versuche
bewiesen haben, in sehr kurzer Zeit zu einer sehr stark concentrirten Würze
eindampfen.
In der Brauerei der Ph. Bert Brewing Company in
Milwauke, Wis., ist ein Yaryan-Condensor aufgestellt, welcher drei Systeme (Effects)
hat. In jedem dieser Systeme sind 40 Röhren, welche die zu condensirende Würze
passiren muſs. 1d dem ersten Systeme wird ein Vacuum von 13cm hergestellt und durch zugeführten Dampf die
Würze gekocht (bei einer Temperatur von ungefähr 91°). Der aus diesem Systeme
gewonnene Dampf genügt, um die inzwischen nach dem zweiten Systeme gebrachte Würze
unter einem Vacuum von 30cm und bei einer
Temperatur von 79° ins Kochen zu bringen, von da aus geht die kochende Würze nach
dem Systeme drei, wo sie unter einem Vacuum von 58cm gehalten und durch den im Systeme zwei gewonnenen Dampf gekocht
wird.
Der Prozeſs wird als ein sehr ökonomischer und rasch verlaufender bezeichnet (vgl.
Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 591;
statt Yarygan muſs es dort heiſsen Yaryan. D. Ref.).
III. Gährung, Hefe u.s.w.
Ueber einige Principienfragen der Gährungsphysiologie
veröffentlichte Ferdinand Hueppe einen längeren Aufsatz
in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd.
11 S. 113.
Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie von
Dr. Emil Chr. Hansen, Vorstand des physiologischen
Laboratoriums Carlsberg, Kopenhagen. Unter diesem Titel veröffentlicht Hansen in abgerundeter, den Bedürfnissen der Praxis
entsprechender Form die Resultate seiner bahnbrechenden Arbeiten in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S.
273 ff. Zugleich erscheinen dieselben als selbständiges Buch in R. Oldenbourg's Verlag, München 1888. Das 1. Heft ist
denn auch bereits erschienen. Dasselbe enthält auf 65 Seiten folgende Kapitel: I. Einleitung, II. Die
Hefereinzucht im Dienste der Industrie, III. Beobachtungen über Brauerei-Hefearten,
IV. Ueber die praktische Untersuchung des Bieres in den Lagerfässern rücksichtlich
seiner Haltbarkeit. Es würde uns zu weit führen, würden wir einen nur einigermaſsen
erschöpfenden Auszug dieser hochwichtigen Arbeiten bringen wollen. Für jeden
Interessenten ist die Leetüre der ungemein klar und verständlich gehaltenen Schrift
unerläſslich.
Einige Beobachtungen über die Reinzucht und Beurtheilung der
Bierhefen von Dr. G. Topf (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S.
285). Verfasser bespricht die Methode der Plattenkultur zum Nachweise und zur
Trennung wilder Hefen, und führt aus, wie dieselbe unter gewissen Bedingungen zur
Erreichung des genannten Zweckes sehr wohl befähigt ist. Die Resultate seiner
Beobachtungen faſst G. Topf folgendermaſsen
zusammen:
1) Die Zellen- und Sproſsverbände der Hefen sind im Allgemeinen nur lose mit einander
verbunden (abgesehen von den hier nicht in Bedacht kommenden Hautbildungen) und
lassen sich daher leicht durch Schütteln mit Flüssigkeiten trennen, so daſs bei
Kulturen daraus fast nur einheitliche Kolonien entstehen, die sich leicht als solche
erkennen lassen.
2) An Aussaaten auf der Oberfläche hinreichend dicker Schichten von genügend
gelatinirten kräftigen Bierwürzen sind, wenn die Kolonien eine gewisse Gröſse
erreicht haben, deutliche Unterschiede zwischen einigen Arten von Saccharomyces,
weniger sicher auch zwischen einigen fassen von S. Cerevisiae erkennbar.
3) An Reinkulturen verschiedener Hefearten und Kulturrassen auf und in festen oder
flüssigen Medien lassen sich durch die mikroskopische Versuchung ebenfalls constante
Merkmale, gewisse vorherrschende Typen feststellen, die eine Unterscheidung auch auf
diesem Wege ermöglichen.
4) Auf diese Thatsachen kann man sowohl eine vereinfachte Methode der Reinkultur als
der Diagnose von Hefearten begründen.
5) Die qualitative und quantitative Bestimmung der Verunreinigung durch gewisse wilde
Hefearten gelingt sehr sicher und schnell durch die Beobachtung des Wachsthumes
einer etwas reichlichen Aussaat in Würzegelatine mittels feuchter Kammer bei
mittlerer Vergröſserung.
Ueber einige Gährversuche mit verschiedenen Hefen
(Mittheilung aus dem Vereinslaboratorium) berichtet P.
Lindner ( Wochenschrift für Brauerei, 888 Bd.
5 S. 269). Es wurden mit drei verschiedenen Hefen Gährversuche im Kleinen (5g bezieh. 4g
Hefe auf 2l Würze) angestellt, Bei unter gleichen
Bedingungen ausgeführten Versuchen ergeben sich Verschiedenheiten im
Vergährungsgrade, in der Kräusenbildung, der Klärung, im Bodensatze und im
Geschmacke. Besonderes Interesse bietet der letztere. So schmeckte eine vergohrene
Würze intensiv bitter und kratzend, die zweite sehr rein und lieblich, die dritte kräftig, aber nicht
angenehm. Lindner hebt zum Schlusse hervor, daſs bei
den vielen Verschiedenheiten, die sich bei der Kultur seiner drei Hefen ergeben
haben, man sich der Ueberzeugung nicht verschlieſsen könne, daſs dergleichen
Gährversuche im kleinen Maſsstabe ein geeignetes Hilfsmittel abgeben dürften, um zu
einer genaueren Charakteristik der verschiedenen Heferassen zu gelangen. Die
Sporenbildung genügt in vielen Fällen nicht, um zwei Hefen identificiren oder
unterscheiden zu können. Es wäre vielleicht wünschenswerth, bei solchen
Gährversuchen an Stelle der Würze, die in ihrer Zusammensetzung so vielfach variirt,
eine Gährflüssigkeit zu setzen, die man sich jederzeit schnell selbst bereiten kann
und die in ihrer Zusammensetzung stets genau bekannt ist.
Das Langwerden der Würze durch Dematium pullulans (Mittheilung aus dem Vereinslaboratorium 1. c. S. 290)
von P. Lindner. Gelegentlich zahlreicher
Luftuntersuchungen in Brauereilokalitäten traf Lindner
wiederholt, namentlich in der Luft, auf Kühlschiffen eine Schimmelform an, die unter
dem Namen Dematium pullulans bekannt ist. Sie war in den zur Luftuntersuchung
benutzten Gelatinecylindern leicht unter den anderen Schimmelpilzen herauszufinden,
indem sie frühzeitig eine Verflüssigung der Gelatine herbeiführte. Beim Uebertragen
einer solchen Kolonie in sterilisirte gehopfte Würze fand eine ziemlich schnelle und
kräftige Entwickelung des Organismus statt, und zwar waren es besonders die schon
von früheren Forschern beobachteten, Hefe ähnlichen Zellengebilde, welche sich in
der Flüssigkeit breit machten. Nach einigen Tagen zeigte sich die Kultur in der
Weise verändert, daſs sich an den Wandungen des Gefäſses unterhalb der Flüssigkeit
zahlreiche dicht neben einander gelegene schleimig flockige Beläge zeigten, die
ziemlich fest am Glase hafteten. Die Würze selbst, im Aussehen übrigens nur wenig
verändert, zeigte eine intensiv fadenziehende Beschaffenheit. Dieselbe gab sich
schon zu erkennen, wenn mit dem Platindrahte kleine Proben zur mikroskopischen
Untersuchung entnommen wurden. Noch mehr trat diese Eigenschaft der Würze beim
Ausgieſsen hervor.
Die mikroskopische Untersuchung eines Tropfens Würze in diesem Stadium lieſs weiter
nichts erkennen als vereinzelte Zellen vom Aussehen einer länglichen
Sproſshefenform. Hin und wieder kamen auch einige Zellen von etwas abweichenden
Formverhältnissen vor.
Nach 6tägiger Kultur begann an der Oberfläche der Würze, besonders an der Glaswandung
das Auftreten von langgestreckten Fäden, in denen die Bildung der eigenthümlich
gefärbten Dauerzellen des Dematium erfolgte. Die anfänglich grünliche Farbe der
Dauerzellen geht allmählich in Schmutziggrün und in Schwarz über.
Aehnlich wie in gehopfter Bierwürze verhält sich das Dematium auch in Weiſsbierwürze
und in Rohrzuckerlösung; in letzterer tritt jedoch die Zähflüssigkeit weniger intensiv auf. Letztere
ist bedingt durch eine kräftige Verschleimung der Zellmembranen. Der Schleim selbst
ist auſserordentlich durchsichtig und selbst unter dem Mikroskope nur schwierig zu
erkennen; gleichwohl wird seine Gegenwart angedeutet durch die gegenseitige Lagerung
der Zellen und die zwischen ihnen befindlichen Abstände. Selbst bei Bewegungen der
Flüssigkeit unter dem Deckgläschen bleiben diese unverändert, eine unmittelbare
Berührung zweier Zellen findet nicht statt.
Die Säuerung war bei einer 18tägigen Kultur von Dematium minimal.
Der Verfasser, welcher noch die kurze Schilderung des Dematium von de Bury (Vergleichende
Morphologie und Biologie der Pilze u. s. 10., Leipzig 1884 S. 293) bringt,
wirft schlieſslich die Frage auf, ob nicht die eine oder andere beobachtete, in
ihrer Ursache aber räthselhaft gebliebene Erscheinung des Langwerdens von Bier, Wein
u.s.w. auf eben diesen Organismus zurückzuführen sei. Bei dem langen Weiſsbier
scheint die Thätigkeit des Dematium nach den bisherigen Erfahrungen des Verfassers
ausgeschlossen. Ein Urtheil über die Schädlichkeit dieses Organismus läſst sich, da
Erfahrungen in dieser Beziehung aus der Praxis noch nicht vorliegen, mit Sicherheit
noch nicht abgeben.
Die Sarcina-Organismen der Gährungsgewerbe von Paul Lindner (Inauguraldissertation, Berlin 1888). Die schöne Arbeit liefert einen
werthvollen Beitrag zur Kenntniſs der für die Gährungsindustrie theilweise so
gefährlichen Sarcinagruppe. Sie behandelt eine Reihe von Sarcinaorganismen, welche
theils aus Bier, theils aus Getreidemaischen, theils aus dem Wasser oder der Luft
von Gährungsbetrieben isolirt wurden. Zwei derselben, der Pediococcus cerevisiae
Balcke und der Pediococcus acidi lactici sind gemäſs ihrer praktischen Bedeutung
eingehender behandelt.
Wir müssen uns hier beschränken, die Zusammenfassung der Resultate dieser
umfangreichen Untersuchungen wieder zu geben, wie folgt:
1) Die Sarcina-Gruppe ist in den Gährungsgewerben durch zahlreiche Arten vertreten,
die mikroskopisch meist nur schwierig oder gar nicht unterschieden werden können.
Zur Unterscheidung eignen sich Kulturen auf Fleischsaftgelatine oder auf Nähr-Agar
am besten.
2) Einige derselben zeigen nur ein zweidimensionales Wachsthum: Pediococcus
cerevisiae, P. albus, P. acidi lactici.
3) Andere zeigen auch ein dreidimensionales, jedoch nur unter ganz bestimmten
Kulturbedingungen, nämlich in Heudekokt: Sarcina candida, S. rosea, S.
aurantiaca.
4) Noch andere endlich wachsen fast ausschlieſslich in der typischen Sarcinaform: S.
flava, S. maxima.
5) Besondere Dauerformen sind für keine der genannten Arten begannt.
Involutionsformen zeigten sich in den Kulturen von P. cerevisiae. Durch Deckenbildung
ausgezeichnet ist: P. albus, P. cerevisiae und S. aurantiaca.
6) In physiologischer Beziehung haben sich sämmtliche Arten (S. maxima noch nicht
untersucht) als Säurebildner erwiesen, besonders P. acidi lactici. Die Säure hat
sich in den untersuchten Fällen als Milchsäure (Ameisensäure war nur spurenweise
nachweisbar) herausgestellt.
7) Fast alle Arten verflüssigen früher oder später Gelatine. Eine Ausnahme machen P.
cerevisiae und P. acidi lactici (und S. maxima).
8) Die Temperatur von 60° wirkt schon in kurzer Zeit auf sämmtliche Arten
tödtend.
Ueber den Saccharomyces apiculatus von C. Amthor (Zeitschrift für
physiologische Chemie, Bd. 12 S. 6, ref. Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 610).
Askosporenbildung konnte bei dieser Hefe noch nicht beobachtet werden, andere
Unterscheidungsmerkmale in morphologischer Hinsicht können bei der Aehnlichkeit der
Formen kaum gefunden werden. So suchte denn Amthor
durch Gährversuche dem Charakter dieser Hefen näher zu treten. In der That zeigten
zwei mit Saccharomyces apiculatus verschiedener Herkunft dem gleichen Moste unter
den gleichen Bedingungen ausgeführten Gährversuche derartige Verschiedenheiten in
der Zusammensetzung der vergohrenen Flüssigkeit, daſs hieraus wohl der Schluſs auf
die Existenz mehrerer Rassen dieser Hefe gezogen werden darf. Besonders auffällig
war der hohe Gehalt an flüchtiger (nicht nur Essigsäure) und nicht flüchtiger
Säure.
Um das Verhalten des Saccharomyces apiculatus gegen Maltose zu studiren, säete Amthor den Pilz in Würze direkt und nach dem Kochen
derselben mit verdünnter Schwefelsäure (Ueberführung der Maltose in Dextrose) aus.
In letzterem Falle wurde bei derselben Temperatur und ⅓ der Zeitdauer etwa dreimal
mehr Alkohol gebildet. Durch diesen Versuch wäre bewiesen, daſs die Maltose direkt
durch den Saccharomyces apiculatus nicht vergohren wird, wohl aber nach Ueberführung
in Dextrose. Amthor schlieſst aus dem Versuche weiter,
daſs die in der ursprünglichen Würze vorhandene geringe Menge von Alkohol aus in
derselben bereits vorhandener Dextrose entstanden sein muſs.
In der angegebenen Eigenschaft des Saccharomyces apiculatus bietet sich auch ein
Mittel, kleine Mengen von Dextrose neben viel Maltose durch die erzeugte
Alkoholmenge zu bestimmen.
IV. Bier.
Ueber die Gröſse der Attenuationsquotienten macht Dr.
Holzner in der Zeitschrift
für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 199, einige Mittheilungen.
Bei Betrachtung der Werthe, welche Balling für die
Attenuationsquotienten angegeben, ergibt sich, wie von Reischauer schon vor 20 Jahren gezeigt wurde, daſs q = 1,220 + 0,001e gesetzt ist.
Der Attenuationsquotient findet in verschiedenen Formeln Anwendung. So kann, wenn η der scheinbare und e der
wirkliche Extract bekannt ist, aus \frac{e-\eta}{e-\varepsilon}=q
die Gröſse von e berechnet werden.
Man hat ferner, wie schon öfter gezeigt wurde:
V=q\,V_1
\varepsilon=e-\frac{e-\eta}{2\,q}=\eta+(e-\eta)\,\left(1-\frac{1}{q}\right)
A=\frac{e-\eta}{2\,q} abgekürzte Formel
r=\frac{\mu}{q} (μ
der Alkoholfaktor für die wirkliche, r für die
scheinbare Attenuation)
\xi=\frac{\mu}{q-1} (ξ der Alkoholfaktor für die Attenuations differenz ε – η).
Werden nun diese Rechnungen mit der Gröſse für q = 1,220
+ 0,001e ausgeführt, so findet man, daſs die Resultate
nicht genau genug mit jenen übereinstimmen, welche sich nach den Reischauer'schen Formeln
S\,=\frac{S\,f}{S\,\varepsilon} u.s.w. (Näheres über die
Herleitung der Reischauer'schen Formeln enthält: Holzner, Attenuationslehre, Berlin 1875/76) ergeben.
Die Uebereinstimmung wird aber gröſser, wenn man q =
1,230 + 0,001e setzt. Dieses wird nun an Beispielen
gezeigt, worauf hiermit verwiesen wird.
Ueber die Zerstörung des Biergeschmackes und Geruches durch
das Sonnen- oder Tageslicht im Kleinverkehre mit Bier von Dr. W. Schultze (Allgemeine
Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 k. 593).
Verfasser gelangte durch seine Versuche zur Aufstellung folgender Sätze:
1) Alle nach Münchener und alle nach Wiener Art gebrauten Biere nehmen, wenn sie in
einem farblosen Glase den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, nach wenigen
Minuten der Besonnung einen übeln Geruch und Geschmack an.
2) Auch das zerstreute Sonnen- oder Tageslicht – im Gegensatze zu den direkten
Sonnenstrahlen – erzeugt in allen derartigen Bieren denselben übeln Geruch und
Geschmack, nur mit dem Unterschiede, daſs die Zerstörung der Biere durch das
zerstreute Sonnenlicht langsamer erfolgt.
3) Auch Nordlicht bei bewölktem Himmel – die allermildeste Abstufung des zerstreuten
Lichtes – wirkt verderblich.
4) Auch das Pilsenerbier wird durch das Sonnenlicht ungenieſsbar, Jedoch langsamer
als Münchener und Wiener Bier.
5) Tief rauchbraune Flaschen gewähren den besten Schutz gegen den Einfluſs des
Lichtes auf das Bier. (Mittheilungen der österreichischen
Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien, I. Heft.)
Ueber Bierfiltration von S.
Rohn und Dr. H. Wichmann (Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
Brauerei und Mälzerei, I. Heft, ref. Allgemeine
Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 S. 705).
Durch ihre Untersuchungen an einem Stockheim'schen
Filter gelangten die Verfasser zu drei Gesichtspunkten, von denen aus die
Beurtheilung eines Filters stattzufinden habe.
Abgesehen von der Leistungsfähigkeit eines Filters soll dasselbe:
1) mechanisch reinigend wirken, 2) eine Veränderung im chemischen Bestände des zu
filtrirenden Productes hintanhalten und 3) auch in biologischer Beziehung keinen
nachtheiligen Einfluſs ausüben. Zum dritten Punkte wäre zu bemerken, daſs sich eine
Untersuchung bezieh. Prüfung eines Filters gerade mit Beziehung auf die
Mikroorganismen (Hefe, Bakterien) des Bieres als sehr wichtig herausgestellt hat,
wenn von dem Filtrate auch Haltbarkeit verlangt wird.
Die chemischen Analysen ergaben, daſs durch das Filtriren keine chemischen
Veränderungen des Bieres stattfanden.
Die Filtermasse wurde mikroskopisch auf ihre Herkunft und chemisch auf ihre
Zusammensetzung untersucht. (Die Stockheim'sche
Filtermasse besteht aus Holzschliff – gelb – und aus Holzcellulose – weiſs;
Salicylsäure oder Weinstein sind in derselben nicht enthalten.)
Die biologische Untersuchung führte zu folgenden Resultaten: Hefe und andere trübende
Bestandtheile werden gröſstentheils zurückgehalten, die Bakterien nicht. Diese
stammen zum Theile aus dem Biere selbst, zum Theile kommen sie beim Waschen der
Masse aus dem Wasser in dasselbe. Die frische Masse ist nahezu bakterienfrei, die
gewaschene enthält deren sehr viele. Durch das Aufbewahren in einem Fasse o. dgl.
wird die Vermehrung der Bakterien in der Masse sehr begünstigt. Dies alles hat zur
Folge, daſs im filtrirten Biere regelmäſsig mehr Organismen sind als im
nichtfiltrirten – oft dreimal mehr.
Um diese Uebelstände auszuschlieſsen wurde in einem Versuche Leitungen und
Filtermaſse durch Dampf und kochendes Wasser sterilisirt. Das Resultat war hierauf
ein günstiges, indem die Hefe vermindert war, die Bakterien aber keine Vermehrung
zeigten.
Analysen amerikanischer Biere veröffentlichen Louis Falkenau und W.
Reese in San Francisco:
Spec.Gew.
AlkoholG.-Proc.
Ex-tract
Eiweiſs
Zucker
Asche
Amerikanisches Lagerbier, Ana- lysen von Battershall
1,018
4,83
5,41
0,74
1,52
0,28
Frederiksburger Lagerbier, Falkenau und Reese
1,0306
4,50
6,26
0,74
2,2
0,20
(In 100 Th. Asche fanden sich 52,40 Phosphorsäure, 2,24
Schwefelsäure.)
Bei dem zuletzt genannten Biere wurde auch auf Antiseptica und Hopfensurrogate
geprüft, jedoch nichts dergleichen gefunden.
C. J. Lintner.