Elektrotechnik.Der elektrische Antrieb von
Werkzeugmaschinen.Mit Abbildungen.Der elektrische Antrieb von Werkzeugmaschinen.Während beim elektrischen Antrieb von Werkzeugmaschinengruppen die ursprünglichen
Riementriebwerke, wie Deckenvorgelege u.s.w., weitere Verwendung finden, wobei ein
Wellenstrang von beschränkter Länge durch eine elektrische Kraftmaschine angetrieben
wird, und dieser Wellenstrang den Betrieb auf die Vorgelege der einzelnen
Werkzeugmaschinen in bekannter Weise weiterleitet, gestalten sich die Triebwerke
beim Antrieb einzelner Werkzeugmaschinen durch besondere Elektromotoren wegen des
Wegfalls sämmtlicher Deckenvorgelege mit ihren Riemen wesentlich einfacher und
übersichtlicher.Dafür ist aber die Einschaltung eines stark übersetzenden Triebwerkes im Anschluss
eines solchen für Geschwindigkeitswechsel zwischen Motor und Werkzeugmaschine
erforderlich, von deren Wahl, Ausführung und richtigen Bemessung der Erfolg bedingt
wird.Wenn nun bei einer grösseren Anzahl kleineren, wenig Effect verbrauchenden, in Reihen
angeordneten Arbeitsmaschinen der Gruppenantrieb empfehlenswerth bleibt, wird bei
grösseren, freistehenden Werkzeugmaschinen der Einzelbetrieb zweifellos den Vorzug
verdienen und namentlich dann gute Dienste leisten, wenn einzelne Maschinen über die
gewöhnliche Arbeitszeit in Thätigkeit bleiben sollen. Wenn auch bei Neuanlagen
darauf entsprechende Rücksicht genommen wird, so können ebenso leicht ältere, mit
Deckenvorgelege arbeitende Maschinen für den elektrischen Einzelbetrieb eingerichtet
werden.Der Geschwindigkeitswechsel wird durch Stufenscheiben bewirkt; neuerdings werden
häufig anstatt der gewöhnlichen balligen Scheiben Rillenstufenscheiben mit
Trapezriemen angewandt. Letzterer hat gegenüber dem flachen, auf balligen Scheiben
laufenden Riemen dengrossen Vorzug gleicher relativer Geschwindigkeit seiner Elemente.Weil nun der Riemen mit trapezförmigem Querschnitt nicht am Rillenboden, sondern nur
an den Seitenflanken der Rille zur Anlage kommt, so wird dadurch der
Anhaftungscoëfficient, die sogen. Reibungszahl höher und zwar nach der bekannten
Beziehungzu berechnen sein, wenn a der
halbe Keilwinkel bezw. der Neigungswinkel der Rillenflanke gegen die Achsennormale
und f die Reibungszahl für den flachen Riemen ist. Für
α = 20° und f = 0,28
Leder auf Gusseisen wirddaher die Reibungszahl für den Trapezriemen um 65 Proc. höher
ausfallen.Dadurch wird aber in der Beziehung für die Spannung im ziehenden Riemenstück:der Werth fürbezw.K = 4 . Pd. i. die Spannung im ziehenden Trapezriemenstück ist viermal
so gross als jene im gezogenen Riementheil.Dagegen istbezw.K = 2,32 Pdie Zugkraft im Flachriemen.Da aber für den Trapezriemenoderdie tangentiale Triebkraft ist, so ist: K= F1 . S, wenn F1 qmm der Riemenquerschnitt und Sk/qmm die entsprechende Inanspruchnahme desselben ist.
Hiernach wird ausFür eine gegebene Triebkraft T und eine angenommene
Spannung Sk/qmm ist der erforderliche
RiementrapezquerschnittDagegen wird F = b . δ als Querschnitt des flachen
Riemens, wegen e fa = 2,32 undbezw.sein, oder ausF . S = 1,757 T = K, das F = bδberechnet. Hiernach stellt sich das Querschnittsverhältniss
des Trapezriemens zum Flachriemen bei gleichem (T : S) Werth wied.h. bei gleicher Inanspruchnahme und für dieselbe Triebkraft
beträgt der Querschnitt des Trapezriemens bloss ¾ des Flachriemens. Z.B. es würde
ein Riemen vonTrapezquerschnitt einem Flachriemen vonbezw.F = 30 . 5 = 150 qmmQuerschnitt gleichen.Nebst den Stufenrillenscheiben für Trapezriemen kommt noch das Diskusgetriebe und die
Sellers'sche Klemmscheibe als Uebertragungsmittel
zwischen dem Elektromotor und der Werkzeugmaschine in Frage. Mit diesen sind von der
Elsässischen Maschinenbaugesellschaft in
Grafenstaden vergleichende Versuche angestellt worden, worüber im Bulletin de la Société industrielle zu Mülhausen, 1897
Bd. 67 * S. 265, von H. Lonchampt berichtet ist.
[Textabbildung Bd. 309, S. 147]
Fig. 1.Prony'sche Bremse.Hierzu wurde ein Elektromotor Modell D 2 von 110 Volt Spannung und n = 1200 Umlaufszahl, ferner eine Prony'sche Bremse k auf
D0 = 200 mm Scheibe
und l = 750 mm Hebelarm (Fig.
1) bei allen Versuchen gebraucht; bei den Versuchen mit dem Diskusgetriebe
s (Fig. 2) war noch
eine Wägevorrichtung t zur Bestimmung des Andruckes Q der Reibungsrollen r und
s vorgesehen.
[Textabbildung Bd. 309, S. 147]
Fig. 2.Diskusgetriebe.Der elektromotorische Effect wird nach der Beziehung: in
berechnet, worin E = 110 Volt
Spannung, J Stromstärke in Ampère und g = 9,81 m ist, während der mechanische Effect N0 an der Bremse durch
die Gewichte p nach der Gleichungworindie ideelle Geschwindigkeit des äusseren Hebelpunktces und n1 die Umlaufszahl der
Bremswelle ist.Um die wirkliche Triebkraft P im Arbeitskreise der
Reibungsrollen zu bestimmen, müssen die passiven Widerstände W, welche durch die Lagerreibung der Bremswelle und in Folge der
Belastungen entstehen, zu P0 noch zugesetzt werden.Die senkrechten, durch die Eigengewichte bedingten Belastungen sind:q1 Eigengewicht der Bremswelle,q2 Eigengewicht des Bremswerkes,p1 Belastung durch die Gewichte an der Bremswage,P0 der durch die theoretische Triebkraft verursachte Lagerdruck.Demnach istV = q1 + q2 + p1 + P0Lagerdruck in senkrechter Richtung, währendH = 0,4 Qder durch den Andruck an der Diskusscheibe im Abstande (100
mm) veranlasste wagerechte, durch den Lagerabstand (250 mm) bezw. (100 : 250) = 0,4
bedingte Lagerdruck ist. Hieraus ergibt sich eine resultirende Lagerkraft R für die d1 = 30 mm starke Bremswelle ausR2 = V2 + H2.Dagegen wird als Lagerdruck an der d = 20 mm starken
Antrieb welle der Andruck Q der Diskusscheibe auf die
Reibungsrolle gelten. Sofern f die Reibungszahl für
diese Wellen ist, werden fR und fQ die tangentialen Zapfenreibungswiderstände
sein, welche, auf die Durchmesser D1 und D der
Reibungsrollen bezogen, die Zusatzkraft zu P0 bestimmen. Hiernach istdie im Wirkungskreise auftretende wirkliche Triebkraft.Die Antriebrolle des Diskusgetriebes (Fig. 2) besitzt
bei d = 100 mm Durchmesser und n = 1200 Minutenumläufen eine Umfangsgeschwindigkeitso dass der übertragene mechanische Effectwird.Beim Sellers'schen Klemmscheibengetriebe x, y und z (Fig. 3) kommt dagegen der wagerechte Lagerdruck H
in Wegfall, weshalb R = V, und der auf den Wirkungskreis D1 = 200 mm reducirte Lagerreibungswiderstand der
Bremswellesein wird.
[Textabbildung Bd. 309, S. 148]
Fig. 3.Sellers' Klemmscheibengetriebe.Hiernach folgt in diesem Falleals wirkliche Triebkraft.Versuchsergebnisse.A. Sellers' Klemmscheibengetriebe
(Fig. 3).
N0
Theoretische Leistung 0,5 1,0 1,5 Belastungen der Bremswelle:q1 Eigengewicht
der Welleq2 Eigengewicht der Brems- scheibe13,70 8,8422,5422,54 kp Belastung der Bremswage 0,80 1,60 2,40 kP0 Theoretische
Triebkraft 6,0012,0018,00 k––––––––––––––––––––––V Senkrechter Lagerdruck29,3436,1442,94 kf . V = 0,06 V
Reibungswider- stand am Zapfenumfang 1,760 2,168 2,576 k
= 0,15 f . V
Reibungswider- stand auf den Arbeitskreis der Klemmscheibe
bezogen 0,264 0,325 0,386 kP = P0 + W wirkliche Trieb- kraft 6,26412,32518,386 kP . v = mechan.
Effect 39,34 77,40115,47 mk/Sec.Nm = P . v : 75
mechan. Effect 0,525 1,032 1,539 Elektromotorischer Effect:E Stromspannung110110 110 VoltJ Stromstärke812 17 Amp.n Minutliche Umlaufszahl der
Motorwelle12501300 1300E . J Volt-Ampère oder WattE . J : g =
Effect89,6134,5 190,6 mk/Sec.Ne = E . J : g
. 75 = JE : 7361,1981,793 2,541 μ = (Nm : Ne) Wirkungsgrad0,4390,570 0,60
N0
theoretischer Effect 0,5 1,0 1,5 2,02,5 Belastungen der Bremswelle:q1 Eigengewicht
der Welleq2 Gewicht des Bremswerkes16,08,8424,8424,8424,8424,84 kp Belastung der Bremswage 0,81,62,43,2 4,0 kP0 theoretische
Antriebkraft 6,012,018,024,030,0 k––––––––––––––––––––––––––––––V senkrechter Lagerdruck für alle
folgenden Triebrollen gültig.31,6438,4445,2452,0458,84 k
B1. Diskusgetriebe. Antriebrolle aus Lederscheiben.
N0
theoretischer Effect 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 V senkrechter Lagerdruck (wie oben)31,6438,4445,2452,0458,84 kQ Andruck der Diskusscheibe 25,0 42,0 55,0 75,090,0 kH = 0,4 Q
wagerechter Lagerdruck 10,0 18,0 22,0 30,036,0 k resultirender Lagerdruck 33,2 42,4 50,3 60,169,0 k
f =
0,06 Reibungszahl:0,51,01,52,02,5
auf den Wirkungskreis bezogener Zapfenreibungswiderstand0,600,881,111,44 1,70 kP = P0 + W wirkliche
Triebkraft6,6012,8819,1125,4431,70 kϕ = P : Q Reibungscoëfficient im Diskusgetriebe0,2640,3050,3470,3390,352 kEm = P .
v41,4580,9120,0160,0 199,1 mk/Sec.Nm = P . v : 75
mechanischer Effect0,5531,0781,602,132,655 Elektromotorischer Effect für n = 1200 Minuten:E elektrische Spannung110110110110 110 VoltJ Stromstärke7111520 25 Amp.E . J : g
elektromotorischer Effect78,4123,3168,1224,2280,0 mk/Sec.Ne = E . J : 75 . g Effect1,0451,6442,2412,9873,736 μ = Nm : Ne Wirkungsgrad0,5280,6550,7140,7130,710
B2. Diskusgetriebe, Antriebrolle aus Presspahn (gepresstes Hanfpapier).
N0
theoretischer Effect0,51,01,52,02,5 V senkrechter Lagerdruck31,6438,4445,2452,04 58,84 kQ Andruck der Diskusscheibe an die
Antriebrolle18,030,045,060,0 75,0 kH = 0,4 Q
wagerechter Lagerdruck7,212,018,024,0 30,0 k resultirender Lagerdruck32,4440,2648,7257,30 67,54 k
Reibung0,5070,7220,9781,235 1,387 kP = P0 + W wirkliche
Triebkraft6,50712,72218,97825,23531,387 kϕ = P : Q Reibungscoëfficient im Diskusgetriebe0,3610,4210,4210,420 0,418Nm = P . v : 75 mechanischer Effect0,5441,0651,5892,113 2,628 Elektromotorischer Effect für E
= 110 Volt Spannung und J Ampère
Stromstärke7111518,5 24Ne = E . J : 75 . g1,0451,6462,1872,764 3,586 μ = Nm : Ne Wirkungsgrad0,5210,6470,7270,764 0,733
B3. Diskusgetriebe, Antriebrolle aus Pockholz.
N0
theoretischer Effect0,51,01,52,02,5 V senkrechter Lagerdruck31,6438,4445,2152,04–Q Andruck der Diskusscheibe22,044,060,072,0–H = 0,4 Q
wagerechter Lagerdruck8,817,624,028,8–R resultirender Lagerdruck32,8342,2751,1959,47–
Reibungswiderstand0,559 0,9081,181,387–P = P0 + W wirkliche
Triebkraft6,55912,90819,1825,387–ϕ = P : Q Reibungscoëfficient im Diskusgetriebe0,2980,2920,3190,352–Nm = P . v : 75
mechanischer Effect0,5491,0801,6052,125–Elektromotorischer Effect für E
= 110 Volt Spannung und J Ampère
Stromstärke7111518,5–Ne in 1,0451,6462,1872,764–μ = Nm : Ne Wirkungsgrad0,5250,6560,7340,768–
Uebersicht.
Reibungscoëfficient ϕ im Diskusgetriebe.N0
theoretischer Effect0,51,01,52,02,5Antriebrolle aus1) Leder0,2640,3050,3470,3390,3522) Presspapier0,3610,4240,4210,4200,4183) Pockholz0,2980,2920,3190,352–Andruck Q zwischen der Diskusscheibe aus
Gusseisen.1) Leder25425575902) Presspapier18304560753) Pockholz22446072 –Uebertragene Triebkraft P am Rollenumfang D =
100 mm.1) Leder6,6012,8819,1125,4431,702) Presspapier6,5112,7218,9825,2431,393) Pockholz6,5612,9119,1825,39–Sellers' Klemmscheiben6,2612,3318,39––Wirkungsgrade μ = Nm : Ne,1) Leder0,530,650,730,720,712) Presspapier0,520,650,730,760,733) Pockholz0,530,660,730,77–Sellers' Klemmscheiben0,440,570,60––
Es sei noch erwähnt, dass der Bremsring beständig in einem an die Bettplatte a (Fig. 2) angegossenen,
mit Seifenwasser gefüllten Trog eingetaucht war. Bemerkenswerth ist ferner das
Kugellager (Fig. 4) für die Schneckenspindel a des Schneckenradwerkes. In die Schneckenspindel a ist mittels Rillenstiftes ein im Böckchen c festgehaltenes Zapfenstück b eingesetzt. Beide Theile besitzen Flanschen, an welche die gehärteten
Stahlteller d und f
mittels Zäpfchen angeschlossen werden, und welche die Spurflächen für die Kugeln
bilden. Auch dieses Spurlager läuft beständig in Oel.
[Textabbildung Bd. 309, S. 149]
Fig. 4.Kugellager.