Titel: | Elektrotechnik.G. R. Blott's Wickelaccumulatoren. |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 194 |
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Elektrotechnik.G. R. Blott's
Wickelaccumulatoren.
Mit Abbildungen.
Blott's Wickelaccumulatoren.
In der Revue industrielleist eine von G. R. Blott in Paris erfundene Accumulatorengattung
wiederholt anerkennend besprochen worden, welche zu den sogen. Planté'schen Elektricitätssammlern gehört, insofern
sich die zur Verwendung gelangenden Zellenplatten für die Capacitätsgebung auf
elektrochemischem Wege eignen, ohne der mechanischen Anbringung von Bleioxyden oder
Bleisalzen zu bedürfen. Diese Accumulatoren heissen im gewöhnlichen
Geschäftsverkehr Schiffchen-, Schützen- oder Wickelaccumulatoren (Accumulateurs à navettes), weil
eine aus einer antimonhaltigen, säurefesten Bleilegirung gegossene,
weberschiffchenartige Spule ww (Fig. 1 und 2) gleichsam den
Grundstock oder das Skelett der Platte bildet. Ueber die Spule ww werden nämlich zwei an einander liegende, aus
0,5 mm starkem reinen Bleiblech geschnittene Streifen g1 und g2 (Fig. 2) aufgewickelt, die
durch eingepresste dünne, aber dicht neben einander angeordnete Quer- und
Längsstreifen gerippt sind. Der eine Streifen g1 ist überdem durch etwas stärkere Querrinnen wie
ein Wellenband gereifelt. Auf diese Weise erfährt die wirksame Oberfläche der beiden
Blechbänder eine wesentliche und werthvolle Vergrösserung derart, dass das
Materialgewicht derselben für 1 qm active Oberfläche sich bloss auf 3 k belauft, und
sonach 1 qc Elektrodenfläche für die Stromdichte von 1 Ampère auf 1 k
Elektrodengewicht nur mit 0,033 Ampère betheiligt erscheint.
Textabbildung Bd. 309, S. 194
Blott's Wickelaccumulatoren.
Aus einer Anzahl neben einander gestellter Blechspulen der vorgeschilderten Anordnung
werden die Platten gebildet, und zwar können jene, nachdem sie vollständig bewickelt
worden sind, entweder gleich in dieser Urform zur weiteren Verwendung gelangen, oder
sie können vorher in ihrer halben Länge mittels einer Säge entzwei geschnitten
werden, in welchem Falle sie dann die Elemente für halbgrosse Platten darbieten. Für
gewöhnlich werden an der Erzeugungsstelle Wickel angefertigt, welche 20, 30 oder 40
cm Länge haben, und die Zahl der Wickel, die zu einer Platte an einander gereiht
werden, beläuft sich regelmässig auf vier oder acht; durch passende Combination von
Zahl und Grösse der Wickel lassen sich natürlich Platten der verschiedensten
Capacität gewinnen. Behufs Bildung der einzelnen Platten (Fig. 3) sind die Wickel
ww ... innerhalb eines gegossenen,
säurefesten Antimon-Bleirahmens mnpq ziemlich
dicht nebeneinander
eingesetzt und mit demselben durch die Löthstellen ss ... sorglichst in leitende Verbindung
gebracht. Ganz gleiche Löthstellen befinden sich an denjenigen Platten, für welche
ganze Wickel verwendet sind, auch an der Fussleiste des Rahmens; bei Verwendung halber Wickel jedoch, wie sie der Fig. 3 zu Grunde liegt,
tritt an die Stelle der Verlöthungen am unteren Plattenende ein Band pq aus Hartblei, welches sowohl den gegenseitigen
Contact der Wickelungen, als zugleich deren unverrückbare Lage mit zu sichern hat.
Trotzdem bleibt, wie sich leicht ersehen lässt, in beiden Fällen den einzelnen
Blechbändern der Wickel die vollste Freiheit gewahrt, sich nach allen Richtungen hin
auszudehnen, ohne dass hierdurch hinsichtlich der Plattenform und der Löthungen
irgend eine schädliche oder störende Rückwirkung geübt werden könnte. Dieser
Vortheil ist die wesentlichste Eigenthümlichkeit des Blott'schen Accumulators und fördert dessen Anwendbarkeit in
bemerkenswerthem Maasse.
Textabbildung Bd. 309, S. 195
Fig. 5.Blott's Wickelaccumulatoren.
Sehr zweckdienlich und sinnreich ist die Art der Aufhängung der Platten in den
Zellengefässen. Hierzu dient nämlich ein besonderer Gestellrahmen (Fig. 4), der aus zwei
Trägern c und c1 besteht, welche an den Enden b und b1 durch verschraubbare Stangen l und l1 steif mit einander verbunden werden. Eine zweite
und dritte Querverbindung zwischen den aus Hartblei hergestellten Trägern c und c1 wird durch die beiden Hartglasstreifen v und v1 gebildet, welche, wie es die Abbildung zeigt,
zwischen eigens angebrachte Arme einzuschieben sind. Als Zellenbehälter dienen
prismatische Gefässe aus gegossenem Glas (vgl. 1896 301
88 und 112) mit abgerundeten Ecken und einem abgesetzten Rand (Fig. 5), auf welchem der soeben betrachtete
Gestellrahmen mit seinen vier hakenförmigen Enden (bb und b1
b1 in Fig. 4) passend aufliegt.
In Fig. 5 sind die beiden Verbindungsstangen des
Gestellrahmens (l und l1 in Fig. 4) nicht
eingezeichnet, um die übrige Anordnung um so übersichtlicher zu gestalten. So lässt
denn die Figur ohne weiteres ersehen, dass in der Zelle elf Platten von der in Fig. 3 dargestellten
Anordnung vorhanden sind, die mit ihren beiden Rahmennasen (i und i1 in
Fig. 3) auf den
beiden gläsernen Querträgern (v und v1 in Fig. 4) aufruhen. Sechs
Platten sind mit ihrem Polkloben (m in Fig. 3) nach rechts
liegend, die fünf Zwischenplatten hingegen mit linksliegendem Kloben ins Gefäss
gebracht und die ersteren wie die letzteren durch je eine eingelöthete Polstange
verbunden. Zur sicheren Trennung der einzelnen Platten ist zwischen je zwei
derselben eine Glasstange eingeschobenn Sämmtliche Elektroden sind vollständig in
das Gefäss bezw. in die aus der gewöhnlichen verdünnten Schwefelsäure bestehende
Füllflüssigkeit eingetaucht und mit Absicht ist die Höhe der Zellengefässe so
bemessen, dass unter den Platten noch ein mehrere Centimeter hoher Raum leer bleibt,
damit sich dort das Material, welches sich etwa im Verlaufe der Benutzung
abbröckelt, schadlos absetzen kann.
Bei der grossen Menge eingehender, länger als 1 Jahr fortgesetzter Versuche, welche
mit Blott'schen Accumulatoren theils in Paris an der
Centralversuchsanstalt für Elektricität durch Prof. d'Arsonval, theils in London im Generalpostamte durch Preece vorgenommen worden sind, haben diese
Elektricitätssammler, wie G. Lestang in unserer
eingangs genannten Quelle hervorhebt, bedeutende Leistungsfähigkeit, sowie
namentlich auch beim Laden wie beim Entladen einen nennenswerthen Grad von Anpassung
und Dauerhaftigkeit nachgewiesen. Zufolge der zweckdienlichen Anordnung und genauen
Ausführung der Plattenrahmen, der Gestellrahmen, der Polstangen u.s.w. sind
Kurzschlüsse, und also auch die hieraus hervorgehenden Uebelstände, nahezu
ausgeschlossen. Die Isolirung der Polanschlüsse hat sich stets als tadellos
erwiesen. Ganz besonders strenge Proben wurden seitens des Generalpostmeisters Preece vorgenommen, der beispielsweise die
Versuchsbatterie während 80 Stunden unter Kurzschluss entladen, dann wieder laden
und diese Operation mehr als 30mal wiederholen liess, ohne dass hierbei irgend
welche Verschlechterung der Elemente zu Tage trat, noch dass irgend ein Bodensatz
sich in den Zellen niedergeschlagen hätte. Andere Versuche zeigten, dass auch die
Zeitdauer, während welcher sich die Ladung verlustfrei verhält, die gewöhnlichen
Verhältnisse übertrifft, indem die Versuchselemente 3 Monate nach dem Laden noch gar
keine Verluste nachweisen liessen und andere Elemente erst zu Ende einer Frist von 4
Monaten etwa ein Drittel eingebüsst hatten. Die Capacität des Wickelaccumulators
belauft sich auf 10 Ampère-Stunden für 1 k des Elektrodengewichtes und kann sich im
Verlaufe des Betriebes bis zu dem Maximum von 14 Ampère-Stunden steigern, wie dies
im Pariser elektrotechnischen Versuchsinstitute festgestellt wurde, wo auch das
Leistungsergebniss hinsichtlich der Energie mit 75 Proc. und hinsichtlich der
Capacität mit 90 Proc. ermittelt worden ist.