Titel: | Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen Turbinenregulator unter Berücksichtigung der Wirkung der Anschläge am Steuerventil. |
Autor: | Hans Hiemenz |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 289 |
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Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten
hydrostatischen Turbinenregulator unter Berücksichtigung der Wirkung der Anschläge am
Steuerventil.
Von Dipl.-Ing. Hans Hiemenz, Assistent an
der Großh. Techn. Hochschule zu
Darmstadt.
(Fortsetzung von S. 278 d. Bd.)
Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen
Turbinenregulator usw.
Bevor wir weitergehen, soll zunächst das bereits für den Beharrungszustand
angefangene Zahlenbeispiel hier weiter fortgeführt werden. Wir haben zu diesem Zweck
als erstes die Konstanten unserer Differentialgleichung 19 zu berechnen und wollen
die noch nicht früher erwähnten Rechnungsgrößen hier festsetzen.
Es sei:
F = 0,0154 qmF bestimmt sich
dabei in der von Pfarr für den einfach
wirkenden hydrostatischen Regulator angegebenen Berechnungsweise (s. d.S.
768 ff.) unter Annahme von Pa = 85 kg, Pe = 70 kg, R =
8 kg.
d = 0,035 m.
α = 0,35.
h1 =
10 m.
ζ = 3.
J = 10 kg m2.
Außerdem wollen wir, wie schon erwähnt, annehmen, daß von a = 0,94 (MA =
a . M1 = 46 m
kg) auf b = 0,735 (MB = b . M1 = 36 m kg) entlastet werde.
Es ergibt sich nun mit Gl. 19a C2 zu:
C_2=\frac{0,0154}{\pi \cdot 0,035 \cdot \sqrt{\frac{2\,g \cdot 0,35 \cdot
10}{3}}}=0,0292.
Mit Gl. 19b kommt:
C_3=\frac{0,2}{0,4}=0,5.
Weiter mit Gl. 19c:
C_4=\frac{0,05}{0,06 \cdot 194,5} \cdot \frac{30}{\pi \cdot 10} \cdot
\frac{0,2+0,4}{0,4} \cdot \frac{49}{0,21-0,06}=\sim2.
Schließlich mit Gl. 19d:
K=\frac{0,05}{0,06 \cdot 194,5} \cdot \frac{30}{\pi \cdot 10} \cdot
\frac{0,2+0,4}{0,4} \cdot 49 \cdot
\left(\frac{0,06}{0,21-0,06}+0,735\right)=0,34.
Hiermit lautet unsere Differentialgleichung 19:
0,0292 \cdot \frac{d^2k}{dt^2}+0,5 \cdot \frac{dk}{dt}+2 \cdot
k=0,34.
und die Werte der ρ bestimmen
sich aus:
0,0292 . ρ2 + 0,5 . ρ + 2 = 0
zu:
ρ1 = –
6,37
und:
ρ2 = –
10,75.
Die Gleichungen zur Bestimmung der Konstanten c1 und c2 in Gl. 20 lauten:
0,201=c_1+c_2+\frac{0,34}{2} . . . . . . . . . .
(20b)
und
– 6,37 . c1 – 10,75 . c2 = 0 . . . . . . . . . . (20c)
Hieraus ergibt sich:
c1 = +
0,0762 und c2 = –
0,0452.
Die Gleichung der Kolbenweglinie lautet deshalb unter Beachtung der Gl. 20:
k=0,0762 \cdot e^{-6,37 \cdot t}-0,0452 \cdot e^{-10,75 \cdot
t}+\frac{0,34}{2}.
Die ρ1 und ρ2 in dieser Gleichung
sind beide negativ und sie müssen das naturgemäß auch sein, weil ja sonst nicht k mit wachsendem t kleiner
werden könnte, wie das aber für den Fall der Entlastung sicher eintreten muß.
Zur Bestimmung der einzelnen Werte k mit Hilfe der eben
angegebenen Gleichung der Kolbenweglinie bedienen wir uns vorteilhaft eines
analytisch-graphischen Verfahrens. Die Gleichung lautet allgemein:
k=c_1 \cdot e^{\rho_1 \cdot t}+c_2 \cdot e^{\rho_2 \cdot
t}+\frac{K}{C_4} . . . . . . (20)
Wir logarithmieren die beiden ersten Summanden der rechten Seite, d.h. wir bilden die
Ausdrücke:
\mbox{log}\,(c_1 \cdot e^{\rho_1 \cdot t})=\mbox{log}\,c_1+\rho_1 \cdot t
\cdot \mbox{log}\,e
und:
\mbox{log}\,(c_2 \cdot e^{\rho_2 \cdot t})=\mbox{log}\,c_2+\rho_2 \cdot t
\cdot \mbox{log}\,e
und fassen diese Ausdrücke als Funktionen von t auf. Man sieht, daß ihre Bildkurven Gerade sein
werden. Diese Kurven sind in Fig. 4 eingetragen. Auf
der Ordinatenachse erscheinen dabei also schließlich Größen, die wir als log. (k), d.h. als Logarithmen von Teilen des Kolbenwegs
auffassen können. Wählen wir den Maßstab für die Ordinaten hierbei so, daß wir die
Einheit des Logarithmus durch 100 mm ausdrücken, so können wir sehr bequem die
Logarithmen auf 3–4 Dezimalstellen ablesen. Die zugehörigen k-Teile werden dann ausreichend genau auf dem Rechenschieber abgelesen und
nach Vorschrift der k-t-Gleichung addiert.
In dieser Weise ist die als Kurve k(M, l2) bezeichnete
Kolbenweglinie in Fig. 5 gefundenIn Fig. 5,
6 und 7
sind die Kurven, soweit sie für den Verlauf ohne Berücksichtigung des
Anschlags in Frage kommen, gestrichelt gezeichnet. Der Verlauf, wie er mit Anschlag
eintreten wird, ist durch ausgezogene Linien angedeutet. Die
strichpunktierten Kurven geben einen angestrebten, in Wahrheit aber nicht
erreichbaren Verlauf wieder..
Wir sehen, daß sie bei t = 0 zunächst mit der
Steigung Null beginnt, um sehr bald rasch hoch zu steigen und dann ganz allmählich
sich asymptotisch dem Wert k = 0,17 zu nähern. Dieser
Wert ist früher schon als die Kolbenstellung des neuen Beharrungszustandes berechnet
werden. Es zeigt sich demnach, daß bei Nichteinwirkung eines Anschlags am
Steuerventil, und solange der zu S. 257 gemachte Vorbehalt (Vor. 8) besteht, der
Kolben die Absicht hat, aperiodisch in die dem neuen Beharrungszustand entsprechende
Lage überzugehen. Der Theorie nach würde er diese Lage freilich erst bei t = ∞ erreichen, aber wie Fig. 5 zeigt, hat er sie praktisch schon nach t
= ∾ 1 Sek. erreicht.
Textabbildung Bd. 324, S. 290
Fig. 4.
Zur Aufstellung der n -Werte ist zunächst die Konstante
A zu berechnen. Sie findet sich zu: (Gl. 21a)
A=\frac{30}{\pi \cdot 10} \cdot \frac{(0,94-0,735) \cdot
49}{-10,75+6,37}=\sim-2,19.
Weiter ergibt sich:
A \cdot \frac{\rho_2}{\rho_1}=-2,19 \cdot
\frac{10,75}{6,37}=\sim-3,735
und
A \cdot \frac{\rho_1}{\rho_2}=-2,19 \cdot
\frac{6,37}{10,75}=\sim-1,312.
Der Wert nB wurde schon
früher gefunden zu:
nB =
197,62,
so daß sich die Gleichung der n-Linie ergibt als: (Gl. 21)
n = 197,62 – 3,735 . e– 6,37 . t + 1,312 . e– 10,75 . t.
Die Auswertung dieser Gleichung geschieht ganz ähnlich wie
zuvor die Berechnung der k-Werte mit dem
logarithmischen Hilfsverfahren (s. Fig. 4). (n-Kurve selbst s. Fig.
6).
Bei der logarithmischen Berechnung zeigt sich (Fig.
4), daß sich die Hilfskurven je paarweise parallel laufen, wie das in der
Natur der Sache liegt, da nur die vor den Ausdrücken eρ . t stehenden Konstanten sich geändert
haben. Es werden deshalb alle Ordinaten der entsprechenden vorhergehenden Kurven um
das gleiche Stück verkleinert bzw. vergrößert erscheinen müssen. In diesem
Parallellaufen liegt aber zugleich, und das ist ein praktischer Vorteil des
Verfahrens, eine angenehme Kontrolle auf Rechnungsfehler begründet.
Es sollen jetzt ein paar Betrachtungen allgemeinerer Natur folgen, und dann sollen
die weiter zu dem begonnenen Zahlenbeispiel gehörigen Kurven besprochen werden.
Die allgemeine Gleichung für die Tourenzahl in Abhängigkeit von der Zeit lautete:
n=n_B+A \cdot \left\{\frac{\rho_2}{\rho_1} \cdot e^{\rho_1
\cdot t}-\frac{\rho_1}{\rho_2} \cdot e^{\rho_1 \cdot t}\right\} . .
(21)
Die hier vorkommenden Werte ρ1 und ρ2 waren dabei, wie früher gezeigt, zu berechnen aus
der Beziehung:
\rho_{1;2}=\frac{-C_3\,\pm\,\sqrt{{C_3}^2-4 \cdot C_2
\cdot C_4}}{2 \cdot C_2} . . (20a)
In unserem Zahlenbeispiel ergab sich:
C32 – 4 . C2 . C4 > 0,
d.h. wir bekamen reelle Werte ρ1 und ρ2, und zwar zwei negative Werte, wie schon früher
ausgeführt. Wir haben deshalb einen schwingungsfreien Uebergang von der
Umdrehungszahl des ersten Beharrungszustandes zu der des zweiten zu erwarten. Die
Umdrehungszahl, der sich die n-Kurve asymptotisch
nähert, stimmt dabei mit der des zweiten Beharrungszustandes überein. Das zeigt sich
denn auch tatsächlich in der gestrichelten n-Kurve
unseres Beispiels (Fig. 6), wo bei t = 1,0 Sek. die neue Umdrehungszahl fast schon
erreicht wäre, wenn nicht vorher die Wirkung des Ventilanschlags eine Aenderung
herbeiführen würde.
Textabbildung Bd. 324, S. 290
Fig. 5. Servomotorkolbenwege bzw. Momente, Muffenhübe bzw. Steuerventilwege l1
und l2.
Verlauf ohne Anschlag; Verlauf mit
Anschlag; Angestrebter Verlauf.
Hätten wir dagegen für die p -Werte komplexe Größen erhalten, so wären Schwingungen
eingetreten, auch wäre der Kolben über seine neue Beharrungslage hinausgegangen. Es
kommt also am letzten Ende darauf an, ob:
C32 > 4 . C2 . C4 (schwingungsfreier Uebergang)
oder ob:
C32 < 4 . C2 . C4 (Uebergang mit
Schwingungen).
Um zu sehen, was das bedeutet, mögen die Werte aus den Gl. 19a bis 19c
eingesetzt werden. Wir erhalten dann als Kriterium für schwingungsfreien
Uebergang:
\left(\frac{a_1}{a_2}\right)^2\,>\,\frac{F}{\pi
\cdot d \cdot \sqrt{\frac{2\,g \cdot \alpha \cdot h_1}{\zeta}}} \cdot
\frac{m_1}{\beta \cdot n_1} \cdot \frac{30}{\pi \cdot J} \cdot
\frac{a_1+a_2}{a_2} \cdot \frac{M_1}{k_1-k_0} . . (22)
Nehmen wir beispielsweise an, das ganze Reguliergetriebe samt Steuerkolben,
Servomotorabmessungen, Nachführung und Tachometer sei schon festgelegt, so ist in
der Gleichung 22 nur noch an J, d.h. an dem
Trägheitsmoment der vorhandenen Schwungmassen eine Aenderung möglich. Hätten wir J gegenüber der Annahme unseres Zahlenbeispiels kleiner
und kleiner gewählt, so wären wir dem Uebergang mit Schwingungen immer näher
gekommen. Die Grenze wäre erreichworden, wenn J gerade
so festgelegt worden wäre, daß an Stelle des Größenzeichens in Gl. 22 das
Gleichheitszeichen getreten wäre. Bei noch weitergehender Verkleinerung von J wären dann Schwingungen beim Uebergang von der
Umdrehungszahl des einen Beharrungszustands zu der des anderen eingetreten. Die Gl.
22 zeigt aber zugleich auch, wie vielgestaltig die Einflüsse sind, die auf das Bild
des Reguliervorgangs in dem erwähnten Sinn einwirken, und daß es deshalb nicht ganz
einfach sein wird, alle diese Einflüsse richtig gegeneinander abzuwägen, um so das
erwünschte Bild wirklich zu erhalten.
Mit Hilfe der Gl. 21 haben wir die einzelnen Ordinaten für unsere n-Kurve auf rein rechnerischem Weg gefunden. Wir können
aber auch ein graphisches Verfahren benutzen und uns dadurch die immerhin
zeitraubende Rechenarbeit ersparen, auch kann das graphische Verfahren zur
Nachprüfung des rechnerischen dienen. Aus Gl. 11 und 18 ergibt sich:
dn=\frac{30}{\pi \cdot J} \cdot \frac{M_1}{k_1-k_0} \cdot (k-k_b) \cdot
dt.
In Fig. 5 ist aber schon k = f(t) gezeichnet, und
etwas allgemeiner dürfen wir auch schreiben:
dn=\left(\frac{30}{\pi \cdot J} \cdot \frac{M_1}{k_1-k_0}\right) \cdot
f\,(t) \cdot dt-\left(\frac{30}{\pi \cdot J} \cdot \frac{M_1}{k_1-k_0} \cdot
k_B\right) \cdot dt
oder auch bei Zusammenziehung der Konstanten:
dn = a . f(t) . dt – b . dt,
und beim Integrieren:
n = a . ∫f(t) . dt – b . t
+ Const.
∫f(t). dt ist aber nichts anderes als der Inhalt der Fläche
zwischen der k-Kurve und der O-Achse der k, d.h. der Fläche oberhalb der
k-Kurve bis zu dem betreffenden Wert t hin erstreckt. Dieser Inhalt wäre also etwa mit dem
Planimeter zu ermitteln, mit a zu multiplizieren, davon
die Ordinaten der Geraden ϕ(t) = b . t abzuziehen und schließlich noch
die Integrationskonstante dazu zu addieren.
Nun zu den weiter noch in Fig. 5 vorhandenen Kurven.
Wir haben dort in der Kurve k zugleich auch M = f(t), wenn wir nur den
Maßstab entsprechend anders wählen. Denn es ist nach Früherem:
M=\frac{k-k_0}{k_1-k_0} \cdot M_1 . . . . . .
(7a)
Bei Einsetzung unserer Zahlenwerte, wobei k1 und k2 in mm eingeführt
werden mögen, folgt:
M-\frac{49}{210-60} \cdot (k-k_0)=0,327 \cdot (k-k_0).
Hier zeigt sich nun folgendes: Die M-Kurve ist natürlich
nicht mehr wie bei unveränderlicher Kolbengeschwindigkeit eine Gerade. Die M nehmen entsprechend der Kolbenbewegung zunächst
nur langsam und dann sehr rasch ab, und schon nach etwa 1,0 Sek. (bei Annahme freier
Beweglichkeit des Steuerventils) erreichen sie praktisch den Wert MB = 36 m kg des neuen
Beharrungszustandes, dem sie sich asymptotisch nähern, d.h. den sie in Wahrheit erst
nach Verlauf unendlich langer Zeit erreichen würden.
Textabbildung Bd. 324, S. 291
Fig. 6. Umdrehungszahlen.
Verlauf ohne Anschlag; Verlauf mit
Anschlag; Verlauf b. konst. Reg-Geschw.
Weiter ist in Fig. 5 noch die m-Kurve eingezeichnet,
d.h. die Muffenweglinie des Tachometers. Auch sie mag zunächst unter der Annahme
behandelt werden, daß keine Störung der Bewegung durch Anschläge eintrete. Unter
dieser Voraussetzung muß ihr Bild selbstverständlich ähnlich sein dem der n-Kurve, da ja zwischen den Werten m und n eine lineare
Beziehung, besteht. Die m-Kurve wird aus Fig. 6 durch Umrechnung gefunden. Wir haben:
m=\frac{m_1}{\beta \cdot n_1}\,(n_0-n) . . . . .
. (1)
Bei Einsetzung der Zahlenwerte kommt mit m1 in mm:
m=\frac{50}{0,06 \cdot 194,5} \cdot (n_0-n)
m = 4,285 . (n0 – n)
mm.
Die hiermit gefundenen m-Werte
sind dann im Verhältnis \frac{a_1+a_2}{a_2}=1,5, d.h. im
Verhältnis der in Betracht kommenden Hebelarme des Rückführungshebels aufgetragen,
um dadurch gleich in der Figur die durch das Tachometer bewirkten Stellungen l1 des Steuerventils zu
sehen.
Die k-Werte waren früher schon, ebenfalls entsprechend
den Tachometerhebelarmen, im Verhältnis \frac{a_1}{a_2}=0,5
aufgetragen, geben also in Fig. 4 direkt die
Rückschiebungswege l2
des Steuerventils durch den Servomotorkolben an. (Die so reduzierten k- und n-Werte sind dann
beide in Fig. 5 der Deutlichkeit halber in
2,5-facher Vergrößerung dargestellt) Wenn wir also, wie geschehen, die beiden
Kurven von gleicher Nulllage ausgehend zusammensetzen, so müssen die
dazwischenliegenden Ordinatenstücke die tatsächlichen Eröffnungen des
Steuerquerschnitts geben, wobei selbstverständlich wieder freie Beweglichkeit des
ganzen Getriebes ohne Anschläge vorausgesetzt ist. Wir können uns die Sache auch so
vorstellen, daß zunächst das Tachometer von unten her anfangend bis zur m-Linie hin aufmacht und daß dann der Servormotorkolben
hinterher das untere Stück dieser Eröffnungsordinate bis zur k-Kurve wegnimmt. Wie Fig. 5 zeigt, ist
schon nach 0,7 Sekunden kaum mehr eine eigentliche Eröffnung vorhanden (in Wahrheit
ergibt die Rechnung noch etwa 0,17 mm Eröffnung) und der Kolben müßte demnach zu
dieser Zeit schon fast stillstehen, wie dies ja auch aus der Kolbenweglinie
hervorgeht.
Textabbildung Bd. 324, S. 292
Fig. 7. Servomotorkohlengeschw. bzw. Steuerventileröffnungen,
Geschwindigkeiten der Steuerventilbewegung.
Verlauf ohne Anschlag; Verlauf mit
Anschlag; Angestrebter Verlauf.
Die Kurve v\,\left(l,\ \frac{dl_2}{dt}\right) der Fig. 7 gibt uns ein Bild der veränderlichen
Kolbengeschwindigkeit. Sie findet sich am genauesten mit Hilfe der Beziehung in Gl.
20, indem wir bilden:
\frac{dk}{dt}=v=c_1 \cdot \rho_1 \cdot e^{\rho_1 \cdot
t}+c_2 \cdot \rho_2 \cdot e^{\rho_2 \cdot t} . . . (23)
oder bei Einsetzung der Zahlenwerte:
v = – 0,076 . 6,37 . e– 6,37 . t + 0,0452 . 10,75 . e– 10,75 . t.
Auch hier geschieht die Auswertung am bequemsten wieder mit Hilfe des logarithmischen
Rechenverfahrens, wie in Fig. 4 angedeutet.
Nach Gl. 15 sind die Eröffnungen l des Steuerventils
direkt proportional mit den Kolbengeschwindigkeiten. Es ist nämlich:
l = C2
. v . . . . . . . . . . (15)
wenn wir die l, wie früher
geschehen, bei Eröffnung nach unten als positiv annehmen. Unter C2 ist hierbei die in
Gl. 19a gegebene Konstante verstanden. Deshalb stellt die v-Kurve nur mit einem anderen Maßstab gemessen in ihrer Abhängigkeit von
t auch ohne weiteres das Eröffnungsgesetz für
unseren Servomotor dar. Wir sehen aus Fig. 7, daß
zunächst einmal sehr rasch aufgemacht wird, und daß die Geschwindigkeit des
Arbeitskolbens demzufolge auch sehr rasch bis auf ihren Höchstwert ansteigt,
der dem Wendepunkt der Kolbenweglinie entspricht. Schon nach etwa 0,12 Sek. ist die
Maximalgeschwindigkeit von v = 0,093 m/Sek. erreicht
und zwar bei einer Eröffnung von etwa 2,7 mm, um von dort aus erst etwas schneller
und dann langsamer und langsamer sich asymptotisch der Eröffnung Null wieder zu
nähern. Nach 0,6–0,7 Sek. ist der Steuerquerschnitt praktisch geschlossen (Eröffnung
noch 0,29–0,17 mm). Vom Standpunkt der Theorie aus würde dagegen für den Abschluß
unendlich lange Zeit nötig sein.
Genauer können wir den Punkt, bei dem das Maximum der Eröffnung vorhanden sein wird,
auch noch durch eine andere Betrachtung bestimmen, die uns auch für unsere weiteren
Ueberlegungen noch von Nutzen sein wird.
Durch die Muffe des Tachometers wird das Steuerventil mit einer gewissen
Geschwindigkeit \frac{dl_1}{dt} in die Höhe gehoben, während der
Kolben ihm eine Geschwindigkeit \frac{dl_2}{dt} nach abwärts,
also im Sinne des Abschlusses zu geben versucht. So lange die von der Muffe aus
eingeleitete Geschwindigkeit größer ist als die vom Kolben her übertragene, wird das
Ventil immer noch ansteigen, d.h. es wird mehr und mehr eröffnet werden. Mit dem
Moment, wo die beiden Geschwindigkeiten gleich groß geworden sind, wird das Ventil
für einen Augenblick stillstehen, um sich dann nach abwärts zu bewegen und so den
Abschluß einzuleiten. Die Geschwindigkeit, mit der das Ventil nach abwärts strebt,
nämlich \frac{dl_2}{dt}, ist gleich der im Verhältnis
\frac{a_1}{a_2}=0,5 geänderten Kolbengeschwindigkeit. Die v-Kurve hat nun, wie Fig.
7 zeigt, bei etwa t = 0,12 Sek. ein Maximum,
d.h. von dort an nehmen mit fortschreitender Zeit die Steuerquerschnitte wieder ab.
Die Kurve der \frac{dl_1}{dt} muß nun nach dem eben Ausgeführten
so lange oberhalb der Kurve der \frac{dl_2}{dt} verlaufen, als
noch aufgemacht wird, d.h. sie muß diese Kurve von oben herkommend an der Stelle des
Maximums durchsetzen. Am Ende der ganzen Steuerbewegung müssen dann die beiden
Geschwindigkeiten gleich Null sein, d.h. die beiden Kurven müssen ineinander
übergehen, wie das auch in Fig. 7 zum Ausdruck
kommt.
Die Kurve der \frac{dl_1}{dt} selbst findet sich in folgender
Weise. Es ist:
\frac{dm}{dt}=\left(\frac{m_1}{\beta \cdot n_1} \cdot
\frac{30}{\pi \cdot J}\right) \cdot (\varphi-b) \cdot M_1 . . . . . .
. . . . (12)
Die zugehörige Steuerkolbengeschwindigkeit erscheint
vergrößert im Verhältnis \frac{a_1+a_2}{a_2}, also kommt:
\frac{dl_1}{dt}=\left(\frac{m_1}{\beta \cdot n_1} \cdot
\frac{30}{\pi \cdot J} \cdot \frac{a_1+a_2}{a_2}\right) \cdot (\varphi-b) \cdot
M_1 . . . (24)
oder mit eingesetzten Zahlenwerten und bei Nichtbeachtung des
wegen der Aufwärtsbewegung eigentlich noch vorzusetzenden Minuszeichens:
\frac{dl_1}{dt}=\left(\frac{0,05}{0,06 \cdot 194,5} \cdot \frac{30}{\pi
\cdot 10} \cdot \frac{0,2+0,4}{0,4}\right) \cdot (\varphi-b) \cdot 49.
\frac{dl_1}{dt}=0,00614 \cdot (\varphi-b) \cdot 49.
Da wir oben sahen, daß \frac{dl_2}{dt}=0,5 \cdot v ist, in
Wahrheit aber die v selbst in Fig. 7 aufgetragen haben, so müssen wir jetzt, wo wir die
\frac{dl_2}{dt} haben sollten, den Maßstab für die
\frac{dl_1}{dt} und \frac{dl_2}{dt}
doppelt so groß wählen als den vorher für die v
benutzten.
Die zur obigen Rechnung nötigen Werte (ϕ – b) lassen sich leicht mit Hilfe der Gl. 18
bestimmen. Zugleich stellt uns nach der obigen Beziehung die Kurve der
\frac{dl_1}{dt} ebenso wie schon die ß-Kurve, nur in anderem
Maßstab wieder ein Bild der Füllungsunterschiede (ϕ –
b) in Abhängigkeit von der Zeit dar und damit auch
ein Bild der Momente in jedem einzelnen Augenblick.
(Fortsetzung folgt.)