Die bei der Turbinenregulierung auftretenden
sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des zufließenden
Arbeitswassers.Von Dipl.-Ing. A. Utard,
Straßburg i.E.(Fortsetzung von S. 460 d. Bd.)Die bei der Turbinenregulierung auftretenden sekundären
Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit usw.b. Der Schließvorgang.Alliévi hat nun die verschiedensten Verhältnisse des
Schließvorganges ausführlich durchdiskutiert. Er kommt zum Resultat, daß bei
völligem Schluß stets starke Oscillationen von der Periode
15)Unter Periode ist hier verstanden die Zeit, die verfließt zwischen
einem Maximum und dem darauf folgenden Minimum der auf das Rohrende
bezogenen H-Kurve oder
umgekehrt. entstehen. Diese Schwingungen bewegen sich
zickzackförmig zwischen H(b = 0), d.h. dem Endwert der Druckkurve als Maximum und dem
Werte:H = 2H –
H(b = 0) . . . . . . . . . . (59)als Minimum der Druckkurve, entfernen sich also nach
beiden Richtungen gleich weit von der erstrebten Endlage, nämlich H0. Es ist leicht
einzusehen, daß dies so sein muß, denn bei Vernachlässigung der Reibung und bei
Annahme vollkommener Elastizität muß bei ganz geschlossener Turbine die
Wassersäule sich wie jeder andere um die Ruhelage schwingende Körper verhalten,
der nach beiden Seiten gleiche Beschleunigungen erfährt.Das durch Gl. (59) ausgedrückte Minimum kann nun soweit herabsinken, daß am
Ausströmende sogar Unterdruck entsteht, und somit die Leitung gefährdet ist.
Dies muß selbstredend eintreten, sobald in Gl. (59) der Wert von H gleich oder kleiner als Null ist. Dann geht die
Gl. (59) über in:H(b =
0) ≧ 2H0 .
. . . . . . . . . (60)Den Wert von H(b = 0) erhalten wir, sobald wir in Gl. (56) die
Enderöffnung b gleich Null werden lassen. Es ist
dann: . .
. . . . . . . . (61)Somit lautet die Bedingung, damit Unterdruck oder
Nulldruck am unteren Rohrende auftrete (mit Rücksicht auf Gl. (60)): .
. . . . . . . . . (62)oder mit Berücksichtigung der Größe
nach Gl. (49): . . . . . . (63)Hierin ist ϕ, gleich der im letzten Augenblick des
Schließens, also bei b = 0 auftretenden
Druckrückwirkung. Da aber ϕ1 ein ganz
allgemeiner Ausdruck ist, so sagt Gl. (63) vorläufig nur wenig aus; solange
nämlich der in Betracht kommende ungünstigste Wert von ϕ1 und von a . ci nicht ermittelt ist. Auf Seite 30 seiner Arbeit gibt Alliévi als Bedingung zur Verhütung dieses
gefährlichen Unterdruckes an: . . . . . . (64)oder: . . . (64a)Dieses ist jedoch, wie wir später sehen werden, keineswegs
eine genügende Garantie, um dem Unterdruck vorzubeugen, da die Voraussetzung,
von der er zur Ermittelung dieses Wertes ausgeht, nicht zutrifft.Wird die Turbine nicht ganz bis auf b = 0
geschlossen, so können verschiedene Fälle eintreten: Sobaldoder was dasselbe heißt: . . . (65)haben wir ähnlich wie bei Pfarr eine asymptotische Näherung an den Endzustand (s. Alliévi S. 22). Wenn aberoder was dasselbe heißt; . .
(66)dann treten dauernde Schwingungen auf.Ist aberoder was dasselbe heißt . .
(67)so erfolgt nach einer einmaligen Schwingung eine
asymptotische Näherung an H0.Ein klares Bild des Schließvorganges nach Alliévi
gibt uns Fig. 13, dem dasselbe Beispiel zugrunde
liegt wie dasjenige, welches in Fig. 3 nach der
Pfarr'schen Methode graphisch dargestellt ist.
Doch wird erst weiter unten auf diese Schließkurven sowohl, wie auf die
Oeffnungskurven, die in Fig. 14 aufgezeichnet
sind, im Einzelnen eingegangen werden.c. Der
Oeffnungsvorgang.Ganz analog zum Schließvorgang läßt sich die Betrachtung des Oeffnungsvorganges
durchführen, die allgemeinen Gleichungen (56) und (58) sind auch hier in
Geltung, und diese hätte Alliévi auch wohl am
besten beibehalten sollen, statt dieselben auf den speziellen Fall des Oeffnens
von c = 0, also a = 0
aus zuzuschneiden. Allerdings tritt in diesem Falle die größte Druckverminderung
ein und zwar nach Sek. Diese ist
charakterisiert durch die Gleichung:
. (68)oder:s2 – 2s(1 + 2m2) + 1 = 0 . . . . . . . . . .
(68a)worin
Diese
Gleichung ist eine Umformung von der Alliévischen
Gleichung No. (43) und wird erhalten, indem man in Gl. (58) den Wert
einsetzt und ferner berücksichtigt,
daß nach Gl. (49) für diesen Spezialfall
weil ca ≡ a . c1 = 0.Auch hier nähert sich wie beim Schließvorgang die H-Kurve mehr oder weniger schnell der Kurve für ideelle Verhältnisse,
deren Minimum bestimmt ist, durch den kleineren Wurzelwert von:(vgl. Gl. (73) u. (74). Bei Unterbrechung des Schließens
kann ebenfalls ein Oscillieren mit der Periode
stattfinden, sobald nämlich: . . . . . .
. . . . (69)Auf Grund von Gl. (7) läßt sich diese auch schreiben:also dieselbe Bedingung wie beim Schließvorgang (vergl.
Gl. (66)). Setze den Wert von v0 ein: . . . .
. (70)Der hierdurch bedingte Rückstoß in der nächsten Periode kann ein starkes
Ueberschreiten von H0 zur Folge haben und zwar schlimmstenfalls ist:Hmax = 1,228H0 oder: zmax = 1,228,wie eine Untersuchung von Alliévi dieses beweist.Viel schlimmer gestalten sich die Verhältnisse dann, wenn auf das Oeffnen von der
Beaufschlagung a = 0 aus bis zu bestimmtem b ein sofortiges Rückschließen auf Null
stattfindet. Es kann als Folge hiervon die durch Gl. (74) und selbst Gl. (76)
(s. unten) angegebene Druckhöhe ganz wesentlich überschritten werden. Alliévi weist dieses durch Berechnen eines
Beispiels nach. Die im nächsten Teile durchgeführten Betrachtungen werden uns
auch die analytische Behandlung dieser Verhältnisse ermöglichen.2. Diskussion und Weiterentwicklung der
Methode von Alliévi.a. Ermittlung des größten
auftretenden Ueberdruckes beim Schließvorgang.Aeußerst überraschend sind die Ergebnisse, die Alliévi in den Entwicklungen seiner §§ 10 u. 11 erhält. Im § 10 sucht
er die Bedingung dafür, daß Φ- und somit auch die ϕ-Kurve linear ansteigt, und
er glaubt, allerdings irrtümlicherweise als Bedingung das lineare Schließen
gefunden zu haben.Was er mit dieser Untersuchung bezweckt, liegt auf der Hand: Sobald 0 linear ist,
wird die H-Kurve entsprechend Φ ansteigen bis zu
Sek.; von da ab hätten wir aber eine
strikte Horizontale, insofern in Gl. (50) H – H0 = Φ – ϕ = konstant wäre. Da man aber bei
konstantem H und linearem Φ setzen kann: . . . . . . . . . .
(71)und . . . . . . . . .
. (72)so erhält Alliévi durch
Differentierung früherer Gleichungen die Formel: . (73)oder:z2– z . (2 + m2) + 1 = 0 . . . . . . . . . . (73a)wobei: und
Nach z aufgelöst lautet
dieselbe:
. . . (74a)oder: . (74)Vergleichen wir hiermit das Resultat der korrespondierenden Pfarrschen Gleichungen (13) u. (6a): Nach Gleichung
(13) ist:Somit lautet nach Gl. (6a):oder:also derselbe Ausdruck wie Gl. (74a).Diese Uebereinstimmung ist um so überraschender, als die Wege, auf denen beide
Autoren zu diesem Ergebnis gelangten, völlig verschiedene sind.Leider ist aber, wie schon oben angedeutet, der Ausgangspunkt, von dem Alliévi zu diesem Ergebnis gelangte, nicht
zutreffend. Alliévi will beweisen, daß bei linearem
Schließen auch der Verlauf der Φ-Kurve ein linearer ist. In Wirklichkeit besagt
sein Gedankengang nur soviel, daß, wenn
konstant, d.h. bei linear zunehmenden Φ, auch die Schließkurve eine Gerade ist.
Dabei braucht aber sicherlich das Umgekehrte nicht der Fall zu sein, wie er es
annimmt. Der lineare Verlauf von Φ ist nämlich keine notwendige Konsequenz einer
linearen f-Kurve, sondern letzteres ist nur
Vorbedingung zu ersterem.In der Tat zeigen die Druckkurven der Kurvenauftragungen Fig. 13 in der zweiten Phase einen von der
Horizontalen zum Teil stark abweichenden Verlauf.Allerdings muß es im ganzen Wesen der Kurven liegen, daß sich dieselben den
ideellen Kurven nach jeder Periode von Sek.
mehr und mehr anzuschmiegen suchen, so daß bei großen Schlußzeiten sich beide
Kurvenarten fast decken. Bei kleinen Schlußzeiten und beim Schließen von kleinen
Teilfüllungen a aus spielt jedoch die Elastizität
gewaltig mit und ändert völlig den Charakter der ideellen Kurven. Es ist somit
nicht zutreffend, wenn Alliévi das Resultat von Gl.
(74) als Hmax
anschaut.Den ungünstigsten Fall, d.h. die größte Druckerhöhung haben wir dann zu
gewärtigen, wenn die zum völligen Schließen nötige Zeit gleich ist: . . . . . .
. . . . (75)In diesem Falle hat die Zeit, die nötig ist, um von der Beaufschlagung a aus den Leitapparat völlig zu schließen, genau
den Betrag einer Druckperiode; d.h. gerade beim Eintritt des Gegenstoßes ϕ hat
die Turbine ganz abgeschlossen, so daß während der ganzen Schließperiode
die Rückwelle cp keine Zeit hatte, um ihren druckmildernden Einfluß geltend zu
machen.Wir haben somit bei b = 0 nach Gl. (58) die ganze
Höhe zu verzeichnen, also:(vergl. Gl. (49). Bei noch kleinerem a als oben angegeben, fällt dieser Rückstoß auch
weg, aber die Größe von ist, des ebenfalls
verminderten ac1
wegen, kleiner geworden. Dagegen kann bei größerer Anfangsbeaufschlagung als der
oben angegebenen der Druck zu Ende der direkten Druckperiode deshalb nicht mehr
dieselbe Höhe erreichen, weil vor Eintritt der Rückwelle die Leitschaufel nur
einen prozentuell viel geringeren Teil der Austrittsöffnung schließen
konnte.Um einen allgemeinen Ausdruck für diese ungünstigsten Verhältnisse zu erhalten,
setzen wir in der Gleichung (49) max. den
Wert des in Frage kommenden a ein, nämlich: . . . (siehe Gl. 75)Wir erhalten:
(76)oder: . . .
(76a)Auffallend ist die Aehnlichkeit mit der von Budau
aufgestelten Formel (5a), welche lautet: ;
doch ist hier die Analogie direkt Zufall, da Budau
für den Verlauf seiner Kurve nur eine, allerdings ziemlich glückliche Annahme
getroffen hat. Noch glücklicher wäre die Beibehaltung des zweiten von ihm
berücksichtigten Falles, nämlich einer linearen Druckzunahme, gewesen, welche
sogar denselben Endwert: z = 1 + 2 m ergibt. Dieser
Wert wäre aber nicht wie bei Berücksichtigung der Elastizität nur für das ganz
bestimmte in Geltung. Ganz allgemein für
alle Anfangsfüllungen strebten die H-Kurven diesem
Endwerte in linearem Verlaufe zu, was jedoch der Wirklichkeit nicht
entspricht.Zur Berechnung von Hmax haben wir also 2 Fälle zu
unterscheiden:1) . . . . . . .
. . . (77)dann ist der größte auftretende Druck durch Gl. (76) bezw.
76a bestimmt, nämlich: oder zmax 1 + 2 mund 2) . . . . . . .
. . . (78)dann ist nach Gl. (49) dasselbe Hmax vorhanden, wie bei momentanem Schluß, nämlich:
oder In dieser letzten Formel ist L nicht enthalten,
spielt also keine Rolle, was die Größe des Ueberdruckes anbetrifft. Allerdings
insofern macht sich die Rohrlänge L doch bemerkbar,
als wir dann keine lineare Abnahme des maximalen Ueberdruckes [Hmax – H0] nach dem
oberen Teile des Rohres hin mehr haben. Die Druckrückwirkung reicht
nämlich statt für L bloß für eine Strecke λ aus,
die entsprechend Gl. (75) bestimmt ist durch:
; es muß somit der ganze
Betrag des maximalen Ueberdruckes auf einer Rohrlänge auftreten, die gleich ist:
(vergl. Alliévi S. 31) . . .
(79)
[Textabbildung Bd. 324, S. 476]
Fig. 15.Je größer L, umso größer das
Rohrstück, das für den Gesamtdruck zu berechnen ist. In Fig. 15, bei der das Zuleitungsrohr L horizental umgelegt ist, sind die maximalen [H – H0] als
Ordinaten an der betreffenden Stelle der Rohrleitung aufgetragen. Die Mündung
ist auf der rechten Seite, also die Fließrichtung von links nach rechts gehend
gedacht.
[Textabbildung Bd. 324, S. 476]
Fig. 16.Für den ersten der soeben betrachteten Fälle (s. Gl. (76)) kommt die Größe i nicht in Betracht. Wir haben uns dieses so zu
denken: Bei zunehmendem i nimmt die Größe
ab, das entsprechende
welches nach Gl.
(58) für die Höhe von H mitbestimmend ist,
nimmt aber in demselben Maße zu. Der Verlauf dieser jeweils ungünstigsten, d.h.
am höchsten ansteigenden Druckkurven ist für verschiedene i Werte durch Fig.
16 angedeutet. Wie ersichtlich, gehen sie von verschiedenen a aus, gelangen aber zum selben Hmax.Entsprechend dem im Obigen (s. Gl. (76)) ermittelten größeren Hmax gegenüber dem von Alliévi berechneten (s. Gl. (74)) müssen sich auch die Größen der bei
den Schwankungen auftretenden Druckerniedrigungen ändern. Zur Verhinderung eines
Unterdruckes muß sein laut Gl. (62):und zwar ist hierin:
gleichzusetzen dem größten
bei b = 0 auftretenden Druck. Dieser ist dann zu
gewärtigen, wenn die Anfangsbeaufschlagung a gleich
ist somit ϕ = 0 und
ist. Auch hier gilt die
Bedingung: . .
. . . . . . . . (80)oder:zmax < 2 . . . . . . . . .
. (80a)Nun ist nach Gl. (76a):zmax = 1 + 2 msomit durch Einsetzen dieses Wertes in Gl. (80a) erhalten
wir: . . . . . . . . . . (81)oder: . . . . . . . . . . (82)oder auch: . .
. . . . . . . . (83)anstatt des von Alliévi
berechneten Wertes (s. Gl. (64a)). Von da ab, d.h. sobald
wären Störungen im unteren Teil
des Rohres, wenn nicht gar Zerstörung desselben, zu befürchten.(Fortsetzung folgt.)