Titel: | Rationelle Fabrikation von Hebezeugen. |
Autor: | Otto Schaefer |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 546 |
Download: | XML |
Rationelle Fabrikation von
Hebezeugen.
Von Dr.-Ing. Otto
Schaefer-Hamburg.
Rationelle Fabrikation von Hebezeugen.
Die Entwicklung- der Technik vollzieht sich in zwei Richtungen. Einerseits geht
das Streben dahin, die bislang erreichten Leistungen an Großartigkeit immer wieder
zu übertreffen, wobei nur an die Dimensionen der Schiffe, der Brücken und Tunnels,
der Hafenkrane, an die Geschwindigkeiten der Eisenbahnen und Schiffe, und
schließlich an die „Eroberung der Luft“ erinnert werden mag. Anderseits
veranlaßt der Wunsch, die schon bekannten und gebräuchlichen Maschinen besser und
billiger herzustellen, erneute Anstrengungen, deren Erfolge wohl für den Laien
weniger augenfällig sind, aber auf die wirtschaftliche Entwicklung um so
einschneidender wirken.
Als Hilfsmittel für die Verbilligung dienen die Arbeitsteilung und die verschiedenen
Konstruktions- und Herstellungsweisen, welche man unter dem Stichwort
„Massenfabrikation“ zusammenzufassen pflegt. Bei Massenfabrikation in
diesem Sinne ist es nicht erforderlich, daß die Anzahl der hergestellten gleichen
Teile sehr groß ist, vielmehr treten die Vorteile oft schon bei zwei gleichen
Stücken auf, da die Herstellung der beiden Stücke unmittelbar nacheinander oder
gleichzeitig infolge der nur einmal erforderlichen Zeichnung, Aufspannvorrichtung,
Ueberlegung über die Art der Bearbeitung- usw. billiger wird als die
Einzelherstellung. Man kann also streng genommen schon bei zwei gleichen Stücken von
„Massenfabrikation“ reden. Bei größeren Gegenständen, wie den hier zu
betrachtenden normalen Werkstatt- oder Hafenkranen kann von einem Bedarf der ganzen
Krane in großer Menge kaum je die Rede sein, wohl aber kann es dem Konstrukteur
gelingen, die Einzelteile, wie Lager, Kupplungen, Zahnräder, Schneckentriebe usw. so
zu entwerfen, daß gleiche Stücke für verschiedenartige Krane Verwendung finden, und
deshalb in Massen hergestellt und auf Vorrat gelegt werden können.
Als Grundlage jeder Fabrikation ist das Meßsystem in der Werkstatt anzusehen. Da man
im Kranbau die blankgezogenen, komprimierten Wellen sehr viel benutzt, die in
verschiedenen Durchmessern und mit gewissen, ziemlich engen Toleranzen erhältlich
sind, so ist es zweckmäßig, ein Grenzlehrensystem mit besonderer Berücksichtigung
dieser Wellen aufzustellen. Aus Fig. 1 ist
ersichtlich, welche Toleranzen für die Bohrungen und Wellen bei den verschiedenen
Zwecken Laufsitz, Schiebesitz und Preßsitz zugelassen sind. Eine Welle von 70 mm
darf danach höchstens 70 + 0,013 mm und muß mindestens 70 – 0,012 mm stark
sein. Der Durchmesser einer Bohrung, die mit Preßsitz auf dieser Welle sitzen soll,
muß zwischen 70 + 0,02 mm und 70 – 0,025 mm liegen. Bei Schiebesitz müßte dieser
Durchmesser zwischen 70 + 0,006 mm und 70 + 0,02 mm, bei Laufsitz zwischen 70 + 0,12
mm und 70 + 0,06 mm liegen. Die Maßnahme, daß das Maximum beim Preßsitz (70 + 0,02
mm) mit dem Minimum für Schiebesitz zusammenfällt und das Maximum für Schiebesitz
(70 + 0,06 mm) mit dem Minimum für Laufsitz ist getroffen, weil man an den teuren
Meßwerkzeugen sparen wollte.
Textabbildung Bd. 324, S. 545
Fig. 1. A Wellen, B
Bohrungen Preßsitz, C Bohrungen Schiebesitz, D Laufsitz.
Die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Arten des Sitzes ist
nicht scharf, vielmehr kann es vorkommen, daß zwei für Preßsitz gearbeitete Teile, wenn die
Welle 70 – 0,012 mm und die Bohrung 70 + 0,02 mm messen, leichter gehen als zwei für
Schiebesitz bestimmte, bei denen zufällig die Welle 70 + 0,013 mm und die Bohrung 70
+ 0,02 geworden ist. Im Durchschnitt ist trotzdem gewährleistet, daß bei Preßsitz
die Bohrung kleiner als die Welle ist, daß bei Schiebesitz die Bohrung um etwa 0,04
mm und bei Laufsitz um etwa 0,08 mm größer als der Wellendurchmesser ist.
Zur Anwendung kommen:
der Preßsitz für nicht zu lösende Verbindung (Zahnrad auf
Laufradnabe),
der Schiebesitz für Teile, die vor dem Aufkeilen um größere
Strecker; verschoben werden müssen oder die das Aufpressen nicht vertragen würden
(Zahnräder in der Mitte von Transmissionswellen, Kupplungs- und Bremsscheiben),
der Laufsitz für betriebsmäßig sich bewegende Teile (Lager, auf
festen Achsen laufende Räder).
Zur Prüfung der für die Messung der Wellen erforderlichen Rachenlehren dienen
besondere Kontrollkaliber; zur Prüfung der für die Bohrung nötigen Kaliber dienen
Kontrollehren. Kontrollkaliber und -lehren dürfen in der Werkstatt überhaupt nicht
benutzt werden, sondern dienen nur zum Gebrauch durch den Meister bei der Prüfung
der auszugebenden Meßwerkzeuge.
Textabbildung Bd. 324, S. 546
Fig. 2.
Nummer
I
II
III
IV
V
VI
VII
Lagerbohrung
mm
30
40
55
70
85
100
120
Lagerlänge A
mm
40
60
80
100
120
140
170
Fußbreite B
mm
30
45
65
80
100
120
150
Fußschraubendurchmesser C
Zoll
½
⅝
8/4
⅞
1
1⅛
18/8
Baulänge D
mm
140
180
230
280
340
400
460
Baulänge E
mm
180
230
280
340
400
450
520
Baulänge F
mm
230
280
340
400
460
520
600
Nur hierdurch kann auf die Dauer eine solche Genauigkeit
gewährleistet werden, daß Teile, die zu verschiedenen Zeiten und völlig unabhängig
voneinander bearbeitet sind, ohne jede Schwierigkeit, vor allem ohne jede Nacharbeit
zueinander passen. Um die Zahl der Meßwerkzeuge nach Möglichkeit zu beschränken,
sind nur die in Fig. 1 angegebenen Durchmesser
zugelassen. Gleichzeitig ist hierdurch die Zahl der ebenfalls kostspieligen Bohrer
und Reibahlen gering gehalten.
Nachdem die zulässigen Durchmesser festgelegt sind, liegt es nahe, auch die zur
Befestigung von Rädern dienenden Keile nach Größe, Anzahl und Lage für jeden
Durchmesser zu bestimmen. Die bei der Befestigung von Achsen verwendeten Riegel sind
ebenfalls von vornherein vorgeschrieben. Für den Konstrukteur ist eine solche
Maßnahme sehr bequem, weil er des Nachdenkens über lästige Kleinigkeiten überhoben
ist, wichtiger ist sie für die Werkstatt, weil diese sich einen Vorrat der Riegel
und Keile anlegen kann und dabei sicher ist, ihn stets wieder verwenden zu
können..
Die Lager für die Wellen sind je nach ihrem besonderen Zweck verschieden ausgebildet.
Die einfachste Art sind die Froschlager, die im allgemeinen nur für untergeordnete
Zwecke benutzt werden. Häufig ist es zur Erleichterung des Ein- und Ausbaues der
Welle erforderlich, geteilte Lager – Lager mit abnehmbarem Deckel – zu verwenden.
Bei langen Transmissionen wie denen der Kranfahrwerke bei Laufkranen, muß den Wellen
eine gewisse Beweglichkeit gestattet werden, die mit Hilfe von sich selbst
einstellenden Lagerschalen – Lager mit Kugelbewegung – erreicht wird. Besonders die
Montage wird durch Verwendung dieser Lager sehr erleichtert, da sich nur ihr
Mittelpunkt in der richtigen Höhen- und Seitenlage zu befinden braucht, während die
Achse des Lagers sich von selbst richtig stellt. Diese drei Arten von Lagern sind in
verschiedenen Größen, wie Fig. 2 zeigt, ausgeführt,
wobei darauf Rücksicht genommen ist, daß einerseits nicht zu viel Modelle
erforderlich sind, anderseits der Sprung von einer Große zur nächsten nicht zu
bedeutend wird. Werden die Stufen zu weit gewählt, so muß man häufig ein übermäßig
starkes Lager verwenden, weil die nächst kleinere Nummer gerade nicht mehr reicht.
Nimmt man die Stufen zu eng, so überwiegen die Nachteile wie: viele Mooelle, viele
Bohrschablonen, großer erforderlicher Vorrat, Unübersichtlichkeit.
Die Entscheidung über den zulässigen Lagerdruck darf nicht dem Konstrukteur
überlassen bleiben, sondern muß ein für allemal gegeben sein, z.B. in Form eines
Diagrammes (Fig. 3). Die Benutzung dieser Diagramme
erfolgt in der Weise, daß der Konstrukteur den nach Größe und Richtung bekannten
Lagerdruck vom Mittelpunkt M ab in das Diagramm unter
Beachtung des angegebenen Maßstabes einzeichnet. In Fig.
3 ist eine unter 45° nach oben wirkende Kraft von 4 t angenommen, welche,
wie man sieht, den durch die Diagrammlinie begrenzten zulässigen Wert noch nicht
erreicht. Das Bohren der Löcher für die Fuß- und Deckelschrauben geschieht mit Hilfe
fester Schablonen, welche ein Anreißen überflüssig machen und außerdem Gewähr
bieten, daß man für ein etwa auszuwechselndes Lager ein beliebiges, auf Vorrat
liegendes, ohne Schwierigkeit einbauen kann.
Die übrigen, häufiger wiederkehrenden Maschinenteile, wie Wellenkupplungen,
elastische Kupplungen, Zahnräder, Bremsscheiben sind nach ähnlichen Gesichtspunkten
durchkonstruiert. Ihre nähere Betrachtungwürde daher hier, wo es sich gerade um die
Klarstellung der Gesichtspunkte handelt, nichts Neues bieten, wohl aber mag ein Maschinenteil,
genauer eine sich immer wiederholende Zusammenstellung- von Einzelteilen, noch
erwähnt werden, weil er einen entscheidenden Einfluß auf die Bauart der ganzen
Laufkatzen ausübt, nämlich der Schneckentrieb. Dieser besteht aus einem Gehäuse, das
die Trag- und Spurlager für die Schnecke und die Schneckenradwelle in sich
vereinigt. Mit zwei Größen dieser Gehäuse, der einen vorwiegend für Hubwerke, der
andern für Katzfahrwerke, beherrscht man fast das ganze Gebiet des Kranbaues, da nur
die Fälle, wo hohe Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel bei langsam laufendem Motor
verlangt wird, ausgeschlossen sind. Trotz der unveränderlichen Entfernung von
Schnecke und Schneckenradwelle ist es möglich, sämtliche Uebersetzungen von 1 : 6
bis 1 : 120 zu erzielen, allerdings unter Verzicht auf die gebräuchlichen Teilungen
in Schneckenrad und Schnecke. Dadurch, daß die Veränderung der Uebersetzung zwischen
Motor und Seiltrommel in den Schneckentrieb verlegt wird, ist es ermöglicht, alle
andern Uebersetzungen, wie Unterflasche und Zahnrädervorgelege, für eine Laufkatze
von bestimmter Tragkraft konstant zu lassen, also die ganze Laufkatze mit Ausnahme
der Schnecke und des Schneckenrades auf Vorrat zu arbeiten und später bei Bestellung
doch jede beliebige Geschwindigkeit zu erzielen. Ferner kann man sich natürlich
damit begnügen, die einzelnen Teile, Stahlgußräder, Unterflasche, Kupplungen, Lager,
Wellen auf Vorrat herzustellen oder doch, was bei Stahlguß zeitweilig äußerst
wichtig ist, frühzeitig auswärts in Auftrag geben.
Textabbildung Bd. 324, S. 547
Fig. 3. Geteistes Lager No. VI 5 mm = 1 t.
Da nun die Lager und Schneckentriebe stets an dieselbe Stelle des Katzenrahmens zu
sitzen kommen, so liegt es nahe, diesen zur Aufnahme jener Teile besonders
vorzurichten und zwar geschieht dies durch Aufnieten von Unterlagen, die nachher
behobelt werden. Dadurch, daß der ganze Rahmen auf die Hobelmaschine genommen wird
und alle Stellen für Lager derselben Welle ohne Umstellen gehobelt werden, ist
ausreichende Genauigkeit gewährleistet, so daß jede Anpaßarbeit beim Aufsetzen der
ja ebenfalls genau gearbeiteten Lager vermieden ist.
Bei oberflächlicher Betrachtung der Tabelle Fig. 2
oder einer in gleicher Weise für andere Maschinenteile aufgestellten Tabelle könnte
es scheinen, als ob alle Teile derselben Gattung, z.B. alle Froschlager geometrisch
ähnlich wären, da doch dieselbe Figur für alle Größen gilt. Wenn man jedoch bedenkt,
daß bei einer Vergrößerung der linearen Abmessungen auf das Doppelte, die Flächen
auf das Vierfache und die Eigengewichte auf das Achtfache steigen, so erkennt man
leicht, daß geometrische Aehnlichkeit nicht allgemein bestehen kann. Auf den Begriff
der „mechanischen Aehnlichkeit,“ welche in derartigen Untersuchungen an
Stelle der geometrischen Aehnlichkeit tritt, soll hier nicht eingegangen werden.
(Näheres findet sich in Föppl, Vorlesungen über
technische Mechanik, 2. Aufl., Bd. IV., S. 349.) Vernachlässigt man das Eigengewicht
der Lager gegenüber den äußeren Kräften, so ergibt sich, daß dann der Theorie nach
geometrische Aehnlichkeit bestehen müßte, daß also versucht werden kann, aus den
Abmessungen eines Lagers für beispielsweise 70 mm Bohrung die entsprechenden
Abmessungen von Lagern für die Bohrungen d = 30,
40, 55, (70), 85, 100, 120 herzuleitenFür die
Kranhaken, die ja ebenfalls in mehreren Größen erforderlich sind, ist eine
derartige Betrachtung von G. Griffel in dieser
Zeitschrift 1904, S. 129 u.f. bereits durchgeführt..
Textabbildung Bd. 324, S. 547
Fig. 4.
Dann ist die Aufstellung der Lagerlängen A ohne weiteres
möglich, da sie proportional den Durchmessern d
genommen werden können, indem man d : A konstant setzt. Kleine Abweichungen entstehen auch
hier schon, denn man wird natürlich für A runde Zahlen
haben wollen und auf genau konstanten Wert von d : A, der nur auf dem Papier steht, weniger Gewicht legen.
Immerhin sind diese Abweichungen, welche bald positiv, bald negativ sind, nur
gering, so daß beim Auftragen von d und A als Koordinaten in Fig.
4 doch eine angenäherte Gerade entsteht, die durch den Nullpunkt
hindurchgeht. Bei Bestimmung der Fußbreite B des Lagers
ist zu bedenken, daß es einerseits für die Standfestigkeit vorteilhaft ist, wenn der
Fuß breit ist, daß aber mit Rücksicht auf die Bearbeitung B kleiner als A sein muß. Wegen der
Ungenauigkeit des rohen Abgusses muß der Unterschied zwischen A und B bei größeren
Lagern größer sein als bei den kleineren, jedoch braucht ein Wert von 20 mm – 10 mm
an jeder Seite – auch bei den größten Lagern nicht überschritten zu werden. Wie aus
der Tabelle zu Fig. 2 ersichtlich, ist der
Unterschied A-B bis zum
Lager No. IV zu 20 mm angenommen, dann folgt ein Unterschied von 15 mm, bei dem
kleinsten Lager kommt man mit 10 mm aus. Damit ist nun die Proportionalität zwischen
A und B und somit auch
zwischen A und d
aufgegeben. Da man für große wie kleine Lager dieselbe Flächenpressung k kg/qcm zuläßt, so ist der Lagerdruck P gleich k . d . A, also P proportional d2. Macht man nun den Querschnitt der
Befestigungsschrauben abhängig von P, so ergibt sich,
daß der Durchmesser G dieser Schrauben proportional d sein muß. Trägt man also C und d als Koordinaten auf, so muß man eine
Gerade erhalten. Fig. 4 zeigt, daß trotz der
Abweichungen, die dadurch bedingt sind, daß die Schraubendurchmesser nach dem
üblichen Whitworth-System gewählt wurden, im großen und
ganzen allerdings eine Gerade erreicht wurde, aber die Gerade liegt nicht so, daß
sie durch den Nullpunkt geht. Bedenkt man nämlich, daß durch kräftiges Anziehen der
Schraubenmuttern seitens des Arbeiters kleine Schrauben stärker beansprucht werden
als große, so erscheint es berechtigt,
die kleinen Schrauben relativ stärker zu wählen. Also auch zwischen C und d herrscht keine
Proportionalität.
Textabbildung Bd. 324, S. 548
Fig. 5. 5 t KatzeH Hubmotor, K Katzfahrmotor.
Eine strenge Durchführung des Prinzips der Aehnlichkeit ist also unmöglich und doch
erweist sich der Versuch als nützlich. Denn erstens wurde der Konstrukteur
gezwungen, sich Rechenschaft darüber abzulegen, warum er von den theoretischen
Werten abwich, und zweitens sind die aufgestellten Kurven nicht wertlos. Eine falsch
gewählte Abmessung würde sich nämlich bei der Auftragung unbedingt bemerkbar machen
und eine genaue Kontrolle hervorrufen – ein Vorteil, der nicht unterschätzt werden
darf. Die Anwendung der Auftragung als Kontrolle bleibt nicht auf die zunächst aus
d entwickelten Abmessungen beschränkt, sondern es
zeigt sich, daß auch solche Abmessungen, die auf recht komplizierte Weise mit d zusammenhängen und auf großen mit Fehlerquellen
behafteten Umwegen ermittelt wurden, doch immer wieder auf einer glatt verlaufenden
Kurve liegen. Als Beispiele hierfür sind die Baulängen D,
E und F in Fig.
4 eingetragen. Die Baulängen eines Froschlagers, eines geteilten Lagers
und eines Lagers mit Kugelbewegung gleichen Durchmessers sind natürlich verschieden
wegen des Platzes, den die Deckelschrauben und die Kugelschalen beanspruchen.
Trotzdem ist es möglich, dieselben Maße bei den verschiedenen Lagerarten wieder zu
erreichen, indem die Baulänge eines Froschlagers gleich der Baulänge des nächst
kleineren geteilten Lagers und gleich der des übernächsten Lagers mit Kugelbewegung
ist. Diese Uebereinstimmung läßt sich freilich nur dadurch erreichen, daß man
einigen Lagern eine etwas größere Baulänge gibt, als sie unbedingt haben müßten.
Dieser geringen Materialvergeudung steht der Vorteil gegenüber, daß man nur
eine Aufspannvorrichtung für drei verschiedene Lager braucht und daß man ferner, da
die Entfernungen der Fußschrauben in derselben Weise miteinander übereinstimmen wie
die Baulängen, auch nur je eine Bohrschablone nötig hat. Auch ein gelegentlich
erforderlicher Ersatz eines Lagers durch ein Lager anderer Bauart läßt sich leichter
bewerkstelligen.
Bei ganzen Hubwerken, Fahrwerken und Laufkatzen tritt der Grundsatz der Aehnlichkeit
in Widerspruch mit einem andern Grundsatz der rationellen Fabrikation, nämlich dem
der Ausnutzung eines bestimmten Elementes für möglichst verschiedene Zwecke. Man
könnte aus dem in Fig. 5 dargestellten Hubwerk für 5
t in entsprechender Weise wie bei den Lagern ein solches für 10 t entwickeln, indem
man sämtliche Abmessungen vergrößert. Zweckmäßiger ist es jedoch, das
Zahrädervorgelege derartig zu ändern, daß der Schneckentrieb derselbe bleiben kann.
Die Aehnlichkeit schrumpft dann auf eine gewisse Uebereinstimmung des Aussehens
zusammen. Bei Umwandlung dieses Hubwerkes für 10 t in ein solches für 20 t kommt man
jedoch mit einem einzigen Zahnrädervorgelege nicht mehr aus, sondern man muß ein
zweites hinzunehmen, um den Achsialdruck des Schneckengetriebes auf das zulässige
Maß zu beschränken. Auf recht erfolgreiche Weise kann man nun aber die Teile eines
20 t Hubwerkes für ein 40 t Hubwerk verwenden, nämlich durch Einfügung zweier neuer
Rollen in die Unterflasche und zweier Rollen als Oberflasche. Seildicke,
Trommeldurchmesser, Zahnräder usw. bleiben also gänzlich unverändert, da sie
dieselben Kräfte zu übertragen haben. Mit Rücksicht auf die geringere Zahl der
Vorratsteile ist dies ein sehr großer Vorteil. Die Frage, warum denn nicht die
Umwandlung eines 10 t Hubwerks in ein 20 t Hubwerk auf dieselbe Weise geschah, läßt
sich dahin beantworten, daß dann das auf gleiche Art aus dem 20 t Hubwerk
entwickelte Hubwerk für 40 t eine außerordentlich lange, verhältnismäßig dünne
Trommel und eine sehr unförmliche achtrollige Unterflasche bekommen hätte.
Die hier geschilderte Bauart von Hubwerken erfüllt die Bedingungen, welche man vom
Standpunkt der rationellen Fabrikation stellen kann, in hohem Grade. Zunächst kann
man die Wünsche der Abnehmer, was Hubhöhe und Geschwindigkeit betrifft, leicht
befriedigen. Die einzigen Teile, welche man nicht auf Vorrat legen kann, weil sie
mit der Geschwindigkeit wechseln, sind Motoren, Schnecken und Schneckenräder. Die
Trommel fällt zwar auch für verschiedene Hubhöhen verschieden lang aus und die
Breite der Katzen ist demnach ebenfalls veränderlich. Da aber die Höhen gewöhnlicher
Werkstätten nicht allzu verschieden sind, so braucht man nur reichlich lang
bemessene Trommeln zu nehmen, um sicher zu sein, daß man die auf Vorrat gearbeiteten
bis auf Motoren, Schnecken und Schneckenräder fertigen Laufkatzen später verwenden
kann. Natürlich kann es vorkommen, daß man eine Katze mit 10 m Hub liefern muß, wo
eine solche für 7 m Hub genügt hätte. Der Preisunterschied ist aber viel geringer
als die Vorteile: Arbeit für die Werkstatt in schlechten Zeiten und kurze
Lieferfristen.
Eine weitere Ueberlegung ist die, ob die Abstufungen zwischen den verschiedenen
Größen richtig gewählt sind, oder, um die Frage gleich an einem bestimmten Beispiel
zu erörtern, ob es ratsam ist, zwischen 10 t und 20 t Katze noch eine 15 t Katze
einzufügen. Bei Bestimmung der Tragkraft eines neu anzuschaffenden Kranes wird der
Betriebsingenieur zu Rate gezogen. Welche Lasten der neue Kran zu heben bekommen wird, kann er meist
nicht bestimmt angeben, sondern er wird sich etwa so äußern: „Die größte Last,
die wir überhaupt hatten, war 14 t, Lasten von 12 t sind mehrmals
dagewesen.“ Häufig wird sich der Abnehmer dann sagen können, daß statt einer
Last von 14 t auch eine solche von 16 t oder 18 t auftreten kann, und sich dazu
entschließen, einen 20 t Kran zu kaufen, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein.
Andernfalls wäre es vielleicht auch möglich gewesen, das Stück von 14 t zu
vermeiden, indem man es erst auf der Baustelle zusammennietete oder dgl., und die
vorkommenden Stücke von 12 t kann man schließlich auch mit einem 101 Kran heben,
wenn es selten genug geschieht und mit ganz besonderer Vorsicht ausgeführt wird. Der
Abnehmer wird sich noch leichter für den 10 t oder den 20 t Kran entscheiden, statt
auf der Anschaffung eines zwischenliegenden zu bestehen, wenn er einsieht, welche
Vorteile ihm daraus entstehen, daß er ein der Fabrikation seines Lieferanten
entsprechendes Objekt kauft. Diese Vorteile sind der relativ geringe Preis,
besonders gut durchgearbeitete Konstruktion und die Gewißheit, jederzeit Ersatzteile
bekommen zu können.
Nun mag aber wirklich der Auftrag auf einen 15 t Kran ausbleiben, so ist jedoch zu
überlegen, ob dieser Schaden nicht geringer ist als der Nutzen, den das konsequente
Festhalten an den einmal beschlossenen Größen bringt. Um diese Kalkulationsaufgabe
einwandfrei lösen zu können, muß man die relative Häufigkeit der 15 t Krane und die
durch Verringerung der Typenzahl erreichte Verbilligung kennen, andernfalls ist
man auf Schätzungen angewiesen. Ganz ähnliche Aufgaben sind jedesmal da zu lösen, wo
eine Reihe für gleiche Maschinen oder Maschinenteile aufzustellen ist, mag es sich
um die Abstufung von ganzen Laufkatzen oder von Lagern – wie oben erwähnt – oder
Kupplungen, Bremsscheiben, Schneckentrieben usw. handeln.
Die sämtlichen hier aufgestellten Grundsätze sind sinngemäß auch auf Flaschenzüge,
Fahrwerke und Drehwerke anwendbar, ohne daß sich neue Gesichtspunkte ergäben. Eine
Besprechung derselben soll daher hier unterbleiben.
Dem Ausbau der erwähnten Reihen für Einzelteile oder Triebwerke hat die Entscheidung
über die Grundkonstruktion vorauszugehen, z.B. muß von vornherein festgelegt sein,
ob man Lautkatzen mit unter dem Rahmen oder über demselben liegender Trommel bauen
will. Beide Bauarten haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile, beide gestatten aber
eine rationelle Fabrikation im Sinne der obigen Auseinandersetzungen, so daß eine
Entscheidung nach letzteren nicht getroffen werden kann. Jedenfalls ist aber zu den
bekannten Anforderungen: Einfachheit, Zugänglichkeit, guter Wirkungsgrad noch die
Forderung hinzugekommen, daß die Konstruktion auch ausbaufähig sein muß, daß der
Konstrukteur also beim Entwurf eines Teiles bestimmter Große bis zu einem gewissen
Grade alle andern Größen mit bedenken muß.