Titel: | Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen. |
Autor: | Martin Pape |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 178 |
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Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
Von Dipl.-Ing. Martin Pape,
Berlin.
(Fortsetzung von S. 173 d. Bd.)
Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
Zweiter Abschnitt.Die
Fahrwiderstände nach Erreichung der größten Schräglage des Kranes. Einfluß der
Antriebswelle.
Im ersten Abschnitt sind die Fahrwiderstände für den Fall ermittelt worden, daß der
Kran die größte Schräglage, die durch Gleichung 3 bestimmt war, noch nicht erreicht
hat. Dementsprechend war die Fahrbühne bisher nur durch einen einzigen
Spurkranzpunkt geführt. Beim Fahren wird aber eine Vergrößerung des
Schrägstellungswinkels α1 des Kranwagens eintreten können; und zwar hauptsächlich durch die
Ungleichheit der Laufraddurchmesser und durch die Verdrehung der Antriebswelle.
Der Einfluß der Antriebswelle läßt sich in folgender
Weise beurteilen. Fast in allen Fällen erfolgt der Antrieb von der Kranmitte aus. Da
der Verdrehungswinkel eines Wellenendes seinem Drehmoment verhältnisgleich ist, so
müssen in dem Maße, wie die Reibungsmomente der beiden Kranseiten verschieden sind,
auch die Verdrehungswinkel der beiden Wellenenden verschieden sein. Die
mehrbelastete Kranseite wird bei Beginn der Fahrt zurückbleiben. Wie groß die
hierdurch erzeugte Schräglage für den Beharrungszustand wird, zeigt der folgende
kleine Ueberschlag.
Bei dem auf Seite 173 berechneten Kran tritt der größte Unterschied im Reibungsmoment
der beiden Kranseiten auf, wenn die Katze sich in ihrer äußersten Stellung links, d.
i. in Nähe der geführten Räder befindet. In diesem Falle wird das Reibungsmoment der
geführten Kranseite nach Gleichung 15 und 16:
\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2=20000cm/kg
und das der nicht geführten Kranseite nach Gleichung 17 und
18:
\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4=3980cm/kg.
Bei einem Durchmesser der Antriebswelle von 65 mm wird die
verhältnismäßige Drehung für das linke Wellenende
δ1 =
0,0001375 cm,
für das rechte Wellenende
δr =
0,00002736 cm.
Da jedes Wellenende eine Länge von
\frac{s}{2}=750 cm hat. so wird mit R = 30 cm die auf den Radumfang bezogene Verdrehungsstrecke:
für das linke Rad:
Δl
= 0,0001375 . 750 . 30 = 3,09 cm,
für das rechte Rad:
Δr
= 0,00002736 . 750 . 30 = 0,62 cm.
Es wird hierdurch der Kran um den Winkel λ schräg gestellt, und zwar ergibt sich:
\mbox{tg}\,\lambda=\frac{\Delta_l-\Delta_r}{s}=\frac{3,09-0,62}{1500}=\frac{1}{606}.
Die Untersuchung zeigt, daß durch das elastische Verhalten der Welle allein die
größte Schräglage wohl selten herbeigeführt wird.
Hingegen ist die ungleiche Abnutzung der Räder, die
häufig durch überwiegend einseitige Belastung des Kranes entsteht, von erheblich
größerer Bedeutung. Die Kranbauanstalten bemessen die Dicke des Laufkranzes unter
Berücksichtigung der Abnutzung, welche nach längerer Betriebszeit mitunter 10 mm im
Durchmesser beträgt. Es müßte Zufall sein, wenn eine solche Abnutzung bei beiden
Rädern gleichmäßig vor sich geht. Schon durch sehr geringe Unterschiede im
Durchmesser der Antriebsräder, etwa 0,5 mm, kann die größte Schräglage herbeigeführt
werden. Von dem Verfasser wurden solche Unterschiede bis zu 2 mm beobachtet.Diesbezügliche Messungen wurden von dem
Verfasser bei einer Reihe von Kranen vorgenommen, die sich sämtlich bei der
Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. vormals Georg
Egestorff in Betrieb befanden.
Bei längeren Fahrbahnen wird daher des öfteren eine gewisse Strecke in der größten
Schräglage, gekennzeichnet durch das Anliegen zweier, auf verschiedener Seite der Führung gelegener Spurkranzpunkte, durchlaufen
werden. Nur bei kurzen Fahrbahnen ist es zu erwarten, daß diese größte Schräglage
nicht erreicht wird. Das Ziel der folgenden Untersuchung soll daher sein, die
Arbeitsverluste zu ermitteln, welche nach Erreichung der größten Schräglage
auftreten. Dabei führt es zu verschiedenen Ergebnissen, je nachdem, ob das geführte
Antriebsrad größer ist als das nicht geführte Antriebsrad oder umgekehrt. Die
folgenden Ermittlungen sind daher in zwei entsprechende Teile zergliedert
worden.
A. Der Durchmesser des geführten
Antriebsrades ist größer als der des nicht geführten Rades.
Auch hier soll der besseren Anschaulichkeit wegen zunächst die Untersuchung für
eine bestimmte Bauart durchgeführt werden. Vergleiche Seite 149 und Fig. 13. Zur Vereinfachung sind ferner die Räder
direkt auf der Antriebswelle befestigt gedacht, da das Vorhandensein einer
Uebersetzung zwischen Rad und Antriebswelle die aufzustellenden Gesetze nicht
beeinflußt. Es bezeichne:
\frakfamily{M}_1 das Reibungsmoment des
Rades 1, welches bis zur Erreichung der größten
Schräglage vorhanden ist,
\frakfamily{M}_2 das Reibungsmoment des
Rades 2,
\frakfamily{M}_3 das Reibungsmoment des Rades 3,
\frakfamily{M}_4 das Reibungsmoment des
Rades 4,
Rg den Halbmesser des geführten Antriebsrades 1,
ωg die zugehörige Winkelgeschwindigkeit,
δg, die verhältnismäßige Drehung des linken Wellenendes, welche
\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2 entspricht,
Rn den Halbmesser des nicht geführten Rades 4,
ωn die zugehörige Winkelgeschwindigkeit,
δn die verhältnismäßige Drehung des rechten Wellenendes, welche
\frakfamily{M}\,t_3+\frakfamily{M}_4 entspricht,
α1
max den Winkel der größten Schräglage des Kranes.
Hat der Kranwagen die gleichförmige Geschwindigkeit V, so werden mit Erreichung von α1 max beide Antriebsräder 1 und 4 gezwungen, mit
der gleichen Umfangsgeschwindigkeit V vorwärts zu
rollen, so lange die Räder in der Fahrtrichtung nicht gleiten. Daraus folgt:
V = Rg – ωg
= Rn . ωn.
Unter der Voraussetzung Rg > Rn wird
ωn
> ωg.
Textabbildung Bd. 325, S. 178
Fig. 18.
Herrschte vorher in dem linken Wellenende die verhältnismäßige Drehung δg, in dem rechten
δn,
entsprechend den dort angreifenden Momenten
\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2 und
\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4, so muß jetzt durch die
größere Winkelgeschwindigkeit des nicht geführten rechten Antriebsrades die
verhältnismäßige Drehung δn des rechten Wellenstranges allmählich
verkleinert werden, und zwar um so schneller, je größer die Differenz ωn
– ωg ist. Es tritt
somit eine zusätzliche Verdrehung der gesamten Welle ein, wozu am rechten Ende
derselben ein vorwärtsdrehendes, am linken Ende ein gleich großes,
rückwärtsdrehendes Moment, es möge \frakfamily{M}_v genannt
werden, nötig ist. \frakfamily{M}_v wird zunächst mit der
Vorwärtsbewegung gleichmäßig anwachsen. Bezeichnet man die dem jeweiligen Moment
\frakfamily{M}_v entsprechende, verhältnismäßige Drehung
mit δv, so nimmt
die Verdrehung des rechten Wellenendes auf δn
– δv ab, während
sie für den linken Wellenstrang auf δg + δv anwächst, sofern die Reibungsmoment der Räder
sich nicht geändert haben. Das von der Welle gelieferte Antriebsmoment des nicht
geführten Rades (rechts) nimmt nach eintretender Verdrehung der Welle
entsprechend dem jeweiligen Verdrehungswinkel δn
– δv ab auf
\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4-\frakfamily{M}_v. Soll
das Rad sich weiter mit der Geschwindigkeit V
vorwärts bewegen, so ist dies nur möglich, wenn auf das Rad ein zusätzliches
Antriebskräftepaar
\frakfamily{M}_v=W_a\,.\,R
wie in Fig. 18
dargestellt, wirkt. In den Fig. 18, 21, 22 und 23 sind die von der Welle auf das Rad
übertragenen Momente außerhalb des Radkreises, das Reibungsmoment
\frakfamily{M}_4 innerhalb des Radkreises eingetragen.
Ferner bezeichnet W_3=\frac{\frakfamily{M}_3}{R} und
W_4=\frac{\frakfamily{M}_4}{R} den gesamten Widerstand
des Rades 3 bezw. 4.
Verfolgt man die Wirkung dieser Zusatzkräfte auf den Kranwagen (Fig. 19), so greift nach dem Gesetz der
Wechselwirkung an der rechten Seite eine zurückhaltende Kraft Wa, an der linken
Seite eine gleich große, vorwärts treibende Kraft, also am Kranwagen insgesamt
ein rechtsdrehendes Kräftepaar Wa . s an.
Die eigentliche Ursache des Kräftepaares Wa . s
beruht in dem Anlaufen der linken Räder an einem zweiten Führungspunkt. Dadurch
wird auf die beiden linken Räder an den Führungsstellen ein linksdrehendes
Kräftepaar H . a, an ihren Naben das entsprechende
rechtsdrehende und schließlich nach dem Wechselwirkungsgesetze durch die
Nabenstirnen auf den Kranwagen das linksdrehende Paar H
. a ausgeübt, welches von gleicher Größe mit Wa . s
ist. Der Wagerechtdruck H ist unmittelbar abhängig
von dem Moment \frakfamily{M}_v. Es ist:
H=\frac{\frakfamily{M}_v}{R}\,.\,\frac{s}{a}
oder mit
\frac{l}{R}\,.\,\frac{s}{a}=c_1
H=c_1\,\frakfamily{M}_v . . . . . 27)
Textabbildung Bd. 325, S. 178
Fig. 19.
Die Kräfte H, welche demnach mit
\frakfamily{M}_v verhältnisgleich sind, gelangen sowohl
an der Nabenstirn wie am Spurkranz der geführten Räder (Fig. 20) zur Wirkung und erzeugen ein zu den
früheren Momenten zusätzliches Reibungsmoment
\frakfamily{M}_z.
Infolge der Reibung am Spurkranz erhält man zu dem Moment
\frakfamily{M}_z den Beitrag 2 μ1
H . h und infolge der Reibung an der Nabenstirn
außerdem 2 μ2
H . rm, also
insgesamt:
\frakfamily{M}_z=2\,H\,(\mu_2\,r_m+\mu_1\,h)
. . . 28)
Zu den Verlustmomenten der Gleichungen 15 bis 18 bezw. 21 bis 24 hat man noch
\frakfamily{M}_z hinzuzufügen und erhält dann als
gesamtes Fahrwiderstandsmoment für den ungünstigsten Kräftezustand (Fig. 14)
\frakfamily{M}_m=\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2+\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4+\frakfamily{M}_z
und für den günstigsten Kräftezustand (Fig.
15)
\frakfamily{M'}_m=\frakfamily{M'}_1+\frakfamily{M'}_2+\frakfamily{M'}_3+\frakfamily{M'}_4+\frakfamily{M'}_z
In Fig. 20 sind, abgesehen von den lotrechten
Raddrücken, sämtliche Reibungskräfte für den ungünstigsten Fall eingetragen.
Die linksseitigen, geführten Räder sind mit doppelten Spurkränzen zu denken; der
besseren Darstellung wegen ist jedoch nur derjenige Spurkranz gezeichnet, durch
welchen Kräfte auf die Räder übertragen werden, d.h. beim vorderen Rade der
äußere und beim hinteren Rade der innere Spurkranz.
Es könnte vielleicht aufgefallen sein, daß der zusätzliche, wagerechte Achsdruck
Wa der Fig. 18 in der Schlußgleichung nicht durch ein
besonderes Glied, welches die dadurch bedingte zusätzliche Lagerreibung enthält,
berücksichtigt ist. Würde man das Moment zugleich in das durch die lotrechte
Last erzeugte einbeziehen, so würde man finden, daß letzteres praktisch keine
Aenderung erfährt. Man kann daher von diesem Einfluß der Kraft Wa absehen.
Das im vorhergehenden ermittelte gesamte Reibungsmoment
\frakfamily{M}_m bezw.
\frakfamily{M'}_m hat keinen konstanten Wert, denn es
enthält im letzten Gliede \frakfamily{M}_z einen
veränderlichen Ausdruck, der nach den früheren Darlegungen während der Fahrt
zunimmt. Das Anwachsen wird bis zu dem Zeitpunkt ungestört vor sich gehen
können, als an der Berührungsstelle zwischen Rad und Schiene der Grenzwert der
ruhenden Reibung nicht überschritten wird. In dem Augenblick jedoch, wo dieser
Grenzwert erreicht ist, beginnt das Rad an der Berührungstelle im Sinne des
zugleich mit Wa .
R anwachsenden Kräftepaares
\frakfamily{M}_v zu gleiten.
Textabbildung Bd. 325, S. 179
Fig. 20.
Es ist Aufgabe des folgenden, das Gesetz, nach welchem
\frakfamily{M}_v anwächst und seinen Grenzwert Mv zu bestimmen.
Die Ermittlung läßt sich für den ungünstigsten und günstigsten Kräftezustand
gemeinsam durchführen. Der leichteren Darstellung wegen soll vorerst die nicht geführte Kranseite, d.h. das Räderpaar 3 und 4 allein
betrachtet werden.
Bis zur Erreichung der größten Schräglage der Fahrbühne erhält das Rad 4 (Fig. 21)In den Fig.
21, 22, 23, 25
und 27 sind R und \frakfamily{R}
gleichbedeutend. ein Antriebsmoment
\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4.
Textabbildung Bd. 325, S. 179
Fig. 21.
Ist der auf das Rad 4 wirkende Raddruck Q4, so muß für den
Beharrungszustand
Q_4\,\mu_1\,>\,W_3+\frac{Q_4\,f}{R}+\frac{Q_4\,\mu_1}{200}
sein, damit kein Gleiten des Rades stattfindet. Hierin
stellt \frac{Q_4\,f}{R} den Rollwiderstand und
\frac{Q_4\,\mu_1}{200} den auf die Längsrichtung
bezogenen Quergleitungswiderstand dar. Der übrige, bedeutend größere Teil des
Antriebsmomentes \frakfamily{M}_4, d. i.
\frakfamily{M}_4-Q_4\,\left(f+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
wird durch die eigene Naben- und Zapfenreibung aufgezehrt,
ehe er zur Kraftäußerung zwischen Rad und Schiene gelangen kann.
Mit eintretender Verdrehung der Welle ändern sich die Antriebskräfte
entsprechend der Fig. 23, indem hinzuzufügen
ist: vorwärtsdrehend Wa . R,
rückwärtsdrehend \frakfamily{M}_v. Das Antriebsmoment der
Welle nimmt also ab auf
\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4-\frakfamily{M}_v. Ist
das Verdrehungsmoment bis auf
\frakfamily{M}_v=\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4
angewachsen, so wird das treibende Moment und ebenso der Verdrehungswinkel δ des rechten Wellenstranges gleich null, d.h. es
wird durch letzteren vom Motor aus kein Moment auf das nicht geführte
Antriebsrad übertragen. In diesem Augenblick ist der Achsdruck auf
W_a=\frac{\frakfamily{M}_v}{R}=W_3+W_4
angewachsen. Für δ = 0 wirken
somit auf das Rad 4 die in Fig. 22 angegebenen Kräfte.
Während anfänglich nur vorwärts gerichtete Kräfte an der Berührungsstelle A des Rades 4
vorhanden waren, wirkt jetzt noch rückwärts W3
+ W4. Da
W_4=\frac{Q_4}{R}\,\left[\mu\,r+f+μ_1\,μ_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}\right]
Textabbildung Bd. 325, S. 179
Fig. 22.
ist, so ist die gesamte Kraft im Punke A jetzt rückwärts gerichtet. Ueberhaupt zeigt sich,
daß die Kraft im Punkte A von ihrem Anfangswert in
der Vorwärtsrichtung infolge von
\frakfamily{M}_v=\frac{W_a}{R} sich allmählich
verringert, den Wert 0 annimmt und nun in der Rückwärtsrichtung anwächst, bis
sie ihren größten Wert erreicht, der durch den oben genannten Grenzwert der
ruhenden Reibung gekennzeichnet ist. Für diesen letzten Zustand ergibt sich aus
Fig. 23
\frac{\frakfamily{M}_v}{R}-W_3-\frac{Q_4\,f}{R}-\frac{Q_4\,\mu_1}{200}=Q_4\,\mu_1
und hieraus der Grenzwert von
\frakfamily{M}_v
M_v=Q_4\,\mu_1\,R+\frakfamily{M}_3+Q_4\,\left(f+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
29)
Der Einfluß des Klammerwertes auf \frakfamily{M}_v ist ein
sehr geringer. Setzt man die Zahlenwerte des früheren Beispieles ein, so ergibt
sich der Klammerwert zu nur 1,2 v. H. der beiden anderen Summanden. Um die
Rechnung zu vereinfachen, wird daher für die folgenden Entwicklungen der Einfluß
des Rollwiderstandes und der Quergleitung des Antriebsrades auf den Grenzwert
\frakfamily{M}_v außer acht gelassen, so daß die
Gleichung die Form annimmt:
\frakfamily{M_v=Q_4\,\mu_1\,R+\frakfamily{M}_3}
wenn das nicht ge-führte Rad gleitet
30)
Textabbildung Bd. 325, S. 179
Fig. 23.
Ist das Verdrehungsmoment auf den berechneten Grenzwert Mv angewachsen, so wird die Verdrehung
der Welle infolge des Gleitens nicht mehr zunehmen. Die Winkelgeschwindigkeit
des Rades 4 war bis jetzt größer als die des Rades
1; von nun nicht mehr.
In ähnlicher Weise ist jetzt auch für die geführte
Kranseite (links) der Grenzwert Mv des veränderlichen Verdrehungsmomentes zu
ermitteln, bei welchem das geführte Antriebsrad gleiten muß. Maßgebend ist
derjenige der Werte Mv links und rechts, welcher zuerst erreicht wird.
Die Verhältnisse ändern sich an der geführten Seite nur insofern, als infolge der
Kräfte H an den Nabenstirnen und an den Spurkränzen
zusätzliche Reibungen auftreten, welche an jedem der Räder ein Moment
\frac{\frakfamily{M}_z}{2} zur Ueberwindung erfordern.
Natürlich hat das Verdrehungsmoment \frakfamily{M}_v und das
dadurch bedingte Kräftepaar Wa . R
entgegengesetzten Sinn; desgleichen das Moment der Reibung zwischen Rad und
Schiene. Man erhält daher:
-M_v=-Q_1\,μ_1\,R+\frakfamily{M}_2+\frac{M_z}{2}
oder
M_v=Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2-\frac{M_z}{2}.
Ersetzt man hierin das noch unbekannte
\frac{M_z}{2} durch den früher (Gleichung 28) gefundenen
Wert und H nach Gleichung 27 durch c1
Mv, so ergibt
sich:
M_v=\frac{Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2}{1+c_1\,(\mu_2\,r_m+\mu_1\,h)}
Mit
c_2=\frac{1}{1+c_1\,(\mu_2\,r_m+\mu_1\,h)}
wird:
M_v=c_2\,[Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2]\left\} {{\mbox{wenn das
geführte}}\atop{\mbox{Rad gleitet}}} \right.\ \ \ \ \ \ 31)
Man hat ferner die Grenzwerte:
\left{{H=c_1\,[Q_4\,\mu_1\,R+\frakfamily{M}_3]\ \ \ \ \ \ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }\atop{M_z=2\,c_1\,[Q_4,\
\mu_1\,R+\frakfamily{M}_3]\
[\mu_2\,r_m+\mu_1\,h]}}\right\}
wenn dasnicht ge-führte
Radgleitet
32)33)
\left{{H=c_1\,c_2\,[Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2]\ \ \ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
}\atop{M_z=2\,c_1\,c_2\,[Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2]\
[\mu_2\,r_m+\mu_1\,h]}}\right\}
wenn dasgefürte Radgleitet
34)35)
Da beide Grenzwerte Mv für den gleichen Kran nur von den Raddrücken Q4 und Q1 abhängen, so ist ersichtlich, daß
die Stellung der Katze dafür ausschlaggebend st, ob die nicht geführte oder die
geführte Seite durch Gleiten des zugehörigen Antriebsrades dem weiteren
Anwachsen der Wellenverdrehung vorbeugt. Es ist klar, daß es eine bestimmte
Stellung der Katze geben wird, wo gleichzeitig geführtes und nicht geführtes
Antriebsrad gleiten. In diesem Falle muß sowohl Gleichung 30 wie 31 erfüllt
sein; ihre Gleichsetzung liefert ein Verhältnis
\frac{Q_1}{Q_4}, durch welches die fragliche
Katzenstellung gefunden werden kann. Dann gilt:
Q_4\,\mu_1\,R+\frakfamily{M}_3=c_2\,[Q_1\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_2].
Daraus erhält man unter Benutzung der früheren
Gleichungen
\frac{Q_1+Q_2}{Q_3+Q_4}=\frac{2\,Q_1}{2\,Q_4}=\frac{\mu_1\,R+\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}+2\,c_2\,\mu_1\,(\mu_2\,r_m+\mu_1\,h)}{c_2\,\left(\mu_1\,R-\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}+2\,{\mu_1}^2\,h\right)}
36)
Um das während der Kranfahrt in der größten Schräglage aufzuwendende Motormoment zu bestimmen, betrachtet
man am besten die auf die Antriebswelle ausgeübten Momente.
Textabbildung Bd. 325, S. 180
Fig. 24.
In Fig. 24 sei bei a
die geführte Seite, bei b der Motorangriff und bei
c die nicht geführte Seite. Die entsprechenden
Drehmomente sind in die Figur eingetragen. Der Einfachheit halber ist eine
Uebersetzung zwischen Rädern, Welle und Motoranker als nicht vorhanden gedacht
und ebenso der Einfluß der Lagerreibung in den Traglagern der Welle außer acht
gelassen. Die Gleichgewichtsbedingung liefert:
\frakfamily{M}_{\mbox{motor}}=\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2+\frakfamily{M}_z+\frakfamily{M}_v-\frakfamily{M}_v+\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4
oder
\frakfamily{M}_{\mbox{motor}}=\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2+\frakfamily{M}_3+\frakfamily{M}_4+\frakfamily{M}_z;
daraus ergibt sich ohne weiteres der Grenzwert:
Mmotor = \frakfamily{M}_1 +
\frakfamily{M}_2 + \frakfamily{M}_3 +
\frakfamily{M}_4 + \frakfamily{M}_z
37)
(Fortsetzung folgt.)