Titel: | Die Gewinnung: von Brenntorf nach dem Dr. Ekenbergschen Verfahren. |
Autor: | Dierfeld |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 200 |
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Die Gewinnung: von Brenntorf nach dem Dr.
Ekenbergschen Verfahren.
Von Regierungsbaumeister Dierfeld.
(Schluß von S. 186 d. Bd.)
Die Gewinnung von Brenntorf nach dem Dr. Ekenbergschen
Verfahren.
In den vorhergehenden Teilen dieses Aufsatzes wurde über die Ergebnisse von
Forschungen und Versuchen berichtet und die Grundzüge und Vorteile des
Naßverkohlungsprozesses beschrieben; im folgenden wollen wir näher auf die
Erzeugnisse bei diesem Prozeß eingehen.
Die Preßkuchen können als das erste rohe Produkt angesehen werden. Sie enthalten
einen Bruchteil mehr Feuchtigkeit als an der Luft getrockneter Torf, da 1/14 bis 1/7 des
ursprünglichen Wassers darin zurückbleibt; der höhere Heizwert der Trockensubstanz
gleicht diesen Nachteil aber aus. Der mittlere Wassergehalt von luftgetrocknetem
Torf beläuft sich in Nordeuropa und Kanada auf ungefähr 25 v. H., während sein
Heizwert von 2235 bis 4307 Kalorien f. d. kg schwankt und im Mittel 3463 Kalorien
beträgt. In nassen Sommern hat der lufttrockne Torf aber auch oft einen Wassergehalt
von 33–40 v. H., wenn dann überhaupt trockner Torf gewonnen werden kann. Obgleich
die Preßkuchen nicht als Brennstoff verwandt werden sollen, ist es doch von
Interesse, ihren Heizwert mit dem des luftrocknen Torfes zu vergleichen; zu diesem
Zwecke wurden mehrere frische und luftgetrocknete Preßkuchen sowie luftgetrockneter
roher Torf in der Maklerschen Bombe untersucht, mit
folgendem Ergebnis (Tab. 10):
Tabelle 10.
Verhältnis zwischenTrockensubstanz undWasser
in der Probe
Kalorienf. d. kg
Preßkuchen, frisch
Naßverkohlt bei 220° C u. 50 at.
2 : 1
4008
„ „ 200 „ „ 50 „
1,66 : 1
3495
„ „ 180 „ „ 40 „
1 : 1
2707
„ „ 220 „ „ 40 „
1 : 1
3050
Preßkuchen, 1 Woche luftgetrockn.
Naßverkohlt bei 220° C u. 50 at.
4 : 1
4785
„ „ 180 „ „ 50 „
4 : 1
4370
Roher Torf
Luftgetrockn. b. 25 v. H. Wassergeh.
3 : 1
3546
„ „ 33 „ „
2 : 1
3218
„ „ 37,5 „
1,66 : 1
2810
Ein Erzeugnis von höherer Vollkommenheit stellen die aus den Preßkuchen gewonnenen
Briketts dar. Ihr Aussehen ist sehr ähnlich dem der Braunkohlenbriketts; sie haben
eine glänzende, schwarze Oberfläche und sind sehr fest und hart. Während des
Verkohlungsprozesses wird nämlich ein paraffinartiges Wachs frei im Betrage von 3–4
v. H., welches die bindende Substanz bildet. Für praktische Zwecke können die Briketts als
wasserundurchlässig angesehen werden. Tab. 11 zeigt die Zunahme an Gewicht bei
verschiedenen Briketts, die einige Zeit in Wasser getaucht wurden.
Tabelle 11.
Zunahme an Gew. i. v. H.
nach1 Tage
nach1 Woche
Kleines Brikett mit vollkommen glatter Oberfläche,
bei 200° C verkohlt
0,4
0,7
Kleines Brikett mit vollkommen glatter Oberfläche,
bei 180° C verkohlt
0,7
0,9
Großes Brikett aus Torf, der bis 155°C erhitzt wurde,
Oberfläche rissig
0,6
0,8
Zum Vergleich:
Braunkohlenbrikett
1,3
1,5
Brikett aus luftgetrocknetem Torf
3,5
6,1
Lancashirekohle
0,8
0,9
Steinkohle saugt nicht Wasser im wörtlichen Sinne auf, da das Wasser nur durch
Kapillarwirkung in die Risse usw. der Kohle gelangt. Bei Braunkohlen- und
Torfbriketts wird dagegen das Wasser aufgesaugt und gleichmäßig verteilt.
Die Briketts aus naßverkohltem Torf brennen mit langer, leuchtender Flamme und sind
leicht entzündbar; dünne Stücke können mit einem Zündholz wie Holz angebrannt
werden. Ein Feuer von Briketts ähnelt mehr einem Feuer von Holzscheiten als einem
Kohlenfeuer; es brennt bei gewöhnlichem Schornsteinzuge ohne Ruß und Rauch.
Tab. 12 bringt einige Daten über die Zusammensetzung von Torfbriketts.
Tabelle 12.
Ver-kohlungs-temperaturin Grad
C
Aschein v. H.
Wassergehaltin v. H.
Heizwertin Kalorien
Kleines Brikett
200
3,8
2,9
6280
„ „
180
3,7
4,1
5754
Großes Brikett nach Prof. Lewes Analyse
155
4,46
–
5136
Großes Brikett nach Pattinson
und Steads Analyse
155
4,93
–
5250
Zum Vergleich:
Deutsches Brikett aus luftgetrockn. Torf
–
4,1
14,5
3910
Durchschnitts-Dampferkohle aus England
–
5,2
6,5
8000
Durchschnittskohle aus Deutschland
–
6,1
6,5
7400
Braunkohlenbriketts
–
9,1
12,6
4960
Belgische Steinkohlenbriketts
–
6,2
7,5
7800
Das spezifische Gewicht der naßverkohlten Torfbriketts schwankt von 1,29 bis 1,35,
während das Volumengewicht beträchtlich höher als das der Kohle ist. Eine Tonne
Torfbriketts nimmt einen Raum von ungefähr 0,85 cbm ein, wogegen eine Tonne
Steinkohle aus Newcastle 1,21–1,27 cbm erfordert. Der Heizwert von 1 cbm
Torfbriketts und 1 cbm gewöhnlicher Kohle wird deshalb gleich sein, was besonders
wichtig ist, wenn die Torfbriketts zum Heizen an Bord von Schiffen oder auf
Lokomotiven gebraucht werden. Torfbriketts können unter Lokomotivkesseln ohne
Aenderung von Feuerbüchse und Rost gebrannt werden. Bei einem Versuchsheizen auf der
Lokomotive eines mit voller Geschwindigkeit fahrenden Güterzuges erzeugte 1 kg bei
155° C naß verkohlter Torfbriketts 6,2 kg Dampf von 9,2 at, gegenüber 6,7 kg Dampf
derselben Spannung auf 1 kg gewöhnlicher Steinkohle. Am Schornstein war weder
schwarzer Rauch noch Funkenauswurf sichtbar, im Aschkasten fanden sich 4,5 v. H.
pulverige Asche, während sich Schlacke gar nicht bildete. Mit Briketts von
höherer Verkohlungstemperatur würden noch bessere Ergebnisse zu erwarten sein. Bei
vielen Versuchen wurde beobachtet, daß die verdampfende Wirkung eines
Torfbrikettfeuers höher ist, als eigentlich nach dem Heizwert zu erwarten war. Wenn
z.B. Torfbriketts mit einem Heizwert von 4000 Kalorien mit Steinkohle von 8000
Kalorien verglichen wurden, hatten sie nicht 50 v. H. des Heizeffektes der
Steinkohle, sondern 60 v. H. Prof. Lewes erklärt diese
bemerkenswerte Tatsache damit, daß Torf weniger Luft zur vollständigen Verbrennung
braucht als Steinkohle, und die Heizkraft des Torfes deshalb in den Feuerungen des
Dampfkessels besser ausgenutzt wird.
Aus den Preßkuchen bezw. Torfbriketts läßt sich auch ein für metallurgische Zwecke
brauchbares Erzeugnis in Gestatt von Torfkohle oder Torfkoks herstellen. In Europa
sind gegenwärtig sechs Werke bekannt, wo Kohle oder Koks aus luftgetrocknetem Torf
in Hochöfen verwandt werden, vier in Deutschland und Oesterreich und zwei in Rußland
(Perm und Warschini, Ural). In keinem von diesen Werken wird aber Torfkohle
ausschließlich benutzt, weil die Unsicherheit der Lieferung die Besitzer zwingt,
außerdem einen beträchtlichen Vorrat von Holzkohle zu halten. Ein anderer Nachteil
der Kohle aus luftgetrocknetem Torf ist ihre geringe Druckfestigkeit; sie kann sehr
oft dem Gewichte der Erzladung im Hochofen nicht widerstehen. Um Torfkohle von
hinreichender Festigkeit zu erzielen, muß guter, reifer Torf ausgewählt und einer
besonderen Behandlung beim Trocknen unterworfen werden. Abgesehen von diesen
Nachteilen hatte der Gebrauch von Torfkohle in Hochöfen sehr befriedigende
Ergebnisse und wegen des niedrigen Schwefelgehalts ist sie ein ausgezeichneter
Ersatz für Holzkohle. Da der Naßverkohlungsprozeß eine regelmäßige Lieferung von
Torf ermöglicht, ist die Frage wichtig, ob durch Verkohlen oder Verkoken dieses
Torfes ein für die Eisenindustrie brauchbares Erzeugnis geschaffen werden kann.
Versuche ergaben, daß zwei verschiedene Produkte erhalten werden: aus Preßkuchen ein
leichtes poröses Erzeugnis, das im Aussehen der Holzkohle ähnelt und welches wir im
folgenden „Torfkohle“ nennen wollen, und ein sehr schweres, aus Torfbriketts
gewonnenes Produkt, das wie Koks aussieht, ohne dessen große Poren zu besitzen, und
als „Torfkoks“ bezeichnet wird.
Bei den Versuchen wurden zuerst Retorten und große Eisentiegel mit 0,5–2,5 kg
getrockneter, bei 180° C naßverkohlter Preßkuchen beschickt und direkt erhitzt.
Retorten- und Tiegelprozeß ergaben kein günstiges Resultat, da die verkohlten
Preßkuchen leicht mit den Fingern zu Pulver zerdrückt werden konnten. Bessere
Ergebnisse wurden mit Preskuchen von 40–50 v. H. Wassergehalt erzielt; wenn das
Erhitzen beim Tiegelprozeß sehr schnell vor sich ging, wurden große feste Stücke
Torfkohle erhalten. Augenscheinlich ist dies einer chemischen Einwirkung des Wassers
auf den Torf während des Prozesses zuzuschreiben. Um die Verkohlung unter ähnlichen
Bedingungen, wie bei der Herstellung im Großen, zu prüfen, wurden drei Tiegel,
gefüllt mit Preßkuchen von 5,20 und 40 v. H. Wassergehalt in einen Kopper'schen Koksofen mit Nebengewinnung gebracht. Die
Deckel der Tiegel wurden fest mit Schrauben angezogen, die Tiegel mitten in die
Ladung gesetzt und gut mit Kohlen umgeben. Als nach 26–28 Stunden die Koks
ausgebracht, und die Tiegel untersucht wurden, ergaben die Preßkuchen mit 40 v. H.
Wassergehalt die härteste und best zementierte Torfkohle; im ganzen waren alle drei
Produkte nicht merklich von der im Tiegelofen erhaltenen Kohle verschieden. Die
Ergebnisse aus 42 derartigen Versuchen sind in Tab. 13 kurz zusammengefaßt:
Tabelle 13.
Tiegelversuche
Wassergehaltin v. H.
Reinausbeutein v. H.
Beschaffenheit derKohle
9
36,1
sehr schwach und bröcklig
50
32,4
hart
5
34,1
pulverig
20
33,7
schwach und bröcklig
40
32,9
hart
Das Material für diese Versuche war bei 180° naßverkohlter Torf. Das Volumgewicht der
erhaltenen Torfkohle war 0,20, entsprechend 200 kg f. d. cbm, während
Durchschnittsholzkohle ein Volutngewicht von 0,14–0,16 hat. Analysen von drei Proben
Torfkohle, die aus naßverkohltem Torf von verschiedenen Torflagern genommen wurden,
hatten folgendes Ergebnis:
Torf aus dem Torfmoorbezeichnet mit
„S“v. H.
„T“v. H.
„L“v. H.
Aschengehalt der Torfkohle
8,9
10,1
5,5
Schwefelgehalt der Torfkohle
0,042
0,06
0,05
Phosphorgehalt der Torfkohle
0,41
0,30
0,19
Nun wurden Versuche über die Druckfestigkeit der Torfkohle angestellt. Um regelmäßige
Stücke für diese Versuche zu erhalten, wurden mit einer feinen Säge Würfel und
rechteckige Prismen aus dem Material geschnitten, und, wie bei B ersichtlich, dem Drucke des am Ende des Hebelarms
wirkenden Wasserballastes ausgesetzt. Das Wassergewicht wurde allmählich vergrößert,
bis die Stücke zerdrückt wurden. Das Ergebnis enthält Tab. 14.
Tabelle 14.
Torfkohle
Belastung bis zumBruch in kg/qcm
Prisma ‖ erste Probe
42,5
„ ‖ zweite „
37,3
„ ‖ dritte „
39,3
„ ‖ vierte „ (mit großen Poren)
19,6
Würfel ⊥ erste Probe
38,3
„ ⊥ zweite „
39,1
„ ⊥ dritte „
30
„ ⊥ vierte „ (mit großen Poren)
22,6
Wenn die beiden Versuchsstücke mit den großen Poren als fehlerhaft ausgeschlossen
werden, so war die Druckfestigkeit der Torfkohle im Durchschnitt gleich 37,8 kg f.
d. qcm. Der Druck wirkte bei den mit || bezeichneten Proben in der Faserrichtung und
bei den mit ⊥ bezeichneten im Winkel dazu.
Zwei Proben Holzkohle wurden auf dieselbe Weise untersucht mit folgendem
Ergebnis:
Belastung bis zum Bruch in kg qcm
Probe I
Probe II
Richtung des Druckes ‖
56,5
86,6
„ „ „ ⊥
9,7
11,8
Druckfestigkeit im Mittel
33,2
49,2
Der große Unterschied zwischen diesen beiden Holzkohlen erschwert einen direkten
Vergleich zwischen Holzkohle und Torfkohle, doch kann man wohl annehmen, daß
Torfkohle fast die mittlere Festigkeit von Holzkohle erreicht. Da die
Druckfestigkeit der Torfkohle nach obigen Versuchen noch verhältnismäßig gering ist,
lag der Gedanke nahe, Torfbriketts zu verkoken. Um das beste harte „Torfkoks“
zu erhalten, müssen die Briketts langsam erhitzt werden, damit die Gase genügend
Zeit zum Entweichen haben. Das Ergebnis war dann ein feinporiges Koks im
Gewichte von 470–500 kg f. d. cbm, wogegen gewöhnliches Koks nur 360–450 kg f. d.
cbm wiegt. Untersuchungen von 3 Proben hatten folgendes Resultat:
Iv. H.
IIv. H.
IIIv. H.
Gehalt an Asche
4,10
5,6
7,8
„ „ Phosphor
0,01
0,017
0,03
„ „ Schwefel
0,30
0,16
0,34
„ „ Kohlenstoff
88,1
84,4
–
„ „ Wasserstoff
1,9
2,6
–
Stickstoff u. Sauerstoff, andere Bestandteile
6,7
7,4
–
Der Heizwert f. d. kg ergab sich bei Torfkohle und Torfbriketts wie folgt:
Torfkohle
„S“
7850
Kalorien
„
„L“
7600
„
Torfkoks
„S“
7300
„
„
„L“
7700
„
Die Druckfestigkeit des Torfkoks wurde geprüft, wobei die Stücke wieder in
regelmäßige Formen zersägt wurden.
Torfkoks
Belastung bis zumBruch in kg/qcm
Würfel ⊥
290
„ ‖
397
„ ⊥
230
Rechteckprisma ‖
306
„ ‖
253
„ ‖
312
Druckfestigkeit im Mittel
298
Die bemerkenswerte Festigkeit des Torfkoks ermöglichte es, Stücke von der Form „A“ und „B“
(s. Fig. 10) auszuschneiden und auf Zugfestigkeit zu
prüfen:
Torfkoks
Belastung bis zumBruch in kg/qcm
Stück von der Form A
33
„ „ „ „ A
(Oberfläche rissig)
(16,6) fehlerhaft
„ „ „ „ B
32,9
„ „ „ „ B
34,5
„ „ „ „ B
46,5
„ „ „ „ B
30,7
„ „ „ „ B
38,6
Zugfestigkeit im Mittel
36
Koks von dieser Festigkeit wird unweigerlich die Last einer Ladung Eisenerz im
Hochofen tragen, ohne zerdrückt zu werden.
Textabbildung Bd. 325, S. 201
Fig. 10.
Zum Schlusse bleibt noch über die Gewinnung von Gas aus naßverkohltem Torf zu
berichten. Dr. Ekenberg vergaste 2 Proben von
Preßkuchen in der Retorte und bestimmte den Heizwert des Gases mit dem Kalorimeter
Simmance und Abady,
mit folgendem Resultat:
I.
II.
Ausbeute an rohem Gas f. d. t (reduziert auf 760 mm
und 0° C)
510 cbm
577 cbm
Ausbeute an Torfkohle
45 v. H.
40,3 v. H.
Heizwert des rohen Gases, brutto
4880 Kal. f. d.
cbm
„ „ „ „ nettoNach Abzug
des kondensierten Wassers der Verbrennungsgase.
4145 „ „
„
Ausbeute an m. Pottasche gereinigt.
Gase f. d. t (reduz. auf 760 mm u. 0° C)
462 cbm
523 cbm
Heizwert des gereinigten Gases, brutto
5271 Kal.
f. d. cbm
„ „ „ „ netto
4808 „
„ „
Fünf andere Versuche mit der Vergasung von Preßkuchen in einer Retorte mit
Kondensatoreinrichtung, durch welche schwere Teeröle zu dem glühenden Inhalt
zurückgeführt wurden, ergaben Gas von folgendem Heizwert:
I.
II.
III.
IV.
V.
Kalorien f. d. cbm.
6595
7068
7382
7096
7170.
An die Messrs. Pattinson und Stead in Middlesbrough wurden Torfproben zur Untersuchung gesandt, die bei
etwas niedrigerer Temperatur, als der obige Torf, verkohlt waren; das Ergebnis der
Versuche ist nachstehend verzeichnet:
Ausbeute an rohem Gas f. d. t
489,26
cbm
Ausbeute an Koks
33,73
v. H.
Leuchtkraft des Gases
18,45
Hefnerkerz.
Ausbeute an m. Pottasche gereinigt. Gase
415,82
cbm
Leuchtkraft dieses Gases
25,3
Hefnerkerz.
Das aus naßverkohltem Torf erzeugte Gas ist praktisch frei von Schwefel, da der
wenige im Torf vorhandene Schwefel in dem gewonnenen Teer und der zum Reinigen
angewandten Pottaschenlösung verbleibt.
Gewöhnliche Steinkohle ergibt eine Ausbeute von ungefähr 308 cbm f. d. t mit einem
Heizwert von 5100–5800 Kalorien f. d. cbm und einer Leuchtkraft von ungefähr 19
Hefnerkerzen; man ersieht aus diesen Ziffern im Vergleiche zu den oben angegebenen,
daß der naß verkohlte Torf wohl ernstlich als ein geeignetes Material zur Erzeugung
von Heiz- und Leuchtgas in Frage kommt. In der Gasausbeute sind 2 t naßverkohlter
Torf gleich 3 t der. besten Gaskohle und das nebenbei erzeugte Torfkoks wird höhere
Preise als gewöhnliches Gaskoks erzielen, weil es ganz frei von Schwefel ist. Obige
Zahlen zeigen auch, daß beim Betriebe eines modernen Verkohlungsofens mit
Nebengewinnung, der ungefähr 140–168 cbm Gas f. d. verkohlte t Kohle erfordert, ein
genügender Ueberschuß von Gas vorhanden ist, um Hitze und Kraft für eine
vollständige Anlage zur Erzeugung naßverkohlten Torfes aus Rohtorf zu liefern.
Vorstehende Untersuchungen, Berichte und Experimente zeigen, daß zur Ausnutzung von
Torfmooren durch den neuen Prozeß folgende Kombinationen von Anlagen je nach den
verschiedenen Erfordernissen in Frage kommen:
Fabrikation von Torfbriketts für allgemeine Zwecke.
a) Naßverkohlungsanlage
b) Brikettieranlage
c) Gaserzeuger mit Ammoniumwiedergewinnung
d) Gasmaschinenkraftanlage
(Siehe Fig. 7–9, Plan einer
Torfbrikettfabrik)
Fabrikation von Torfkohle
a) Naßverkohlungsanlage
b) Verkokungsofen mit Nebengewinnung und Ammoniumwiedergewinnung
d) Gasmaschinenkraftanlage
Fabrikation von hartem Torfkoks für Hochöfen
a) Naßverkohlungsanlage
b) Brikettieranlage
c) Verkokungsofen mit Nebengewinnung
d) Gasmaschinenkraftanlage
Erzeugung von Gas für Beleuchtungszwecke
a) Naßverkohlungsanlage
b) Gaswerk, wie jetzt für Kohle im Gebrauch
c) Gasmaschinenkraftanlage
Erzeugung von elektrischem Licht und
Kraft (besonders bei hohem Stickstoffgehalt des Torfes zu empfehlen)
a) Naßverkohlungsanlage
b) Gaserzeuger mit Ammoniumwiedergewinnung
c) Elektrische Dynamos, durch Gasmotoren betrieben.
Jede einzelne dieser Kombinationen ist für industrielle oder öffentliche Zwecke von
Bedeutung, da sie außer billigem und gutem Brennstoff und Koks auch Gas und
Elektrizität zu Kraft- und Lichtzwecken bei billigen Herstellungskosten liefern.
Besonders bei der Erzeugung von elektrischem Strom eröffnet der Naßverkohlungsprozeß
neue Gebiete, da es wohl möglich ist, Elektrizität ebenso billig aus einem Torflager
als aus einer vorhandenen Wasserkraft zu erzeugen, ja sogar noch billiger, wenn der
Stickstoffgehalt des Torfes 1,3 v. H. übersteigt. Wie wichtig eine rationelle
Ausnutzung der meist ödliegenden Torfmoore wäre, geht schon aus der Aufmerksamkeit
hervor, die alle Staaten dieser Frage widmen; in Preußen besteht z.B. der staatlich
unterstützte „Verein zur Förderung der Moorkultur“, der es sich zur Aufgabe
gestellt hat, aus den großen ungenutzten Torfmooren Preußens durch Besiedelung usw.
wenigstens eine ganz bescheidene Rente zu ziehen.