Titel: | Neue Wege der Fahrzeugmotorentechnik. |
Autor: | Dierfeld |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 642 |
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Neue Wege der Fahrzeugmotorentechnik.
Von Regierungsbaumeister Dierfeld.
(Fortsetzung von S. 632 d. Bd.)
Neue Wege der Fahrzeugmotorentechnik.
Die neueste Entwicklung des Knight-Motors zeigt
Fig. 8. Die Hülsen F und D werden in üblicher Weise durch
Schubstangen E und G
betätigt, doch wird hier jede Schubstange durch eine besondere Steuerwelle
angetrieben; beide Steuerwellen greifen mit Verzahnung ineinander und laufen in
entgegengesetzter Richtung. Die eine Welle Ki wird
mittels Kettentrieb von der Kurbelwelle angetrieben und läuft mit halber
Geschwindigkeit. Die Lager beider Steuerwellen ruhen in den Endböden eines
zylindrischen Gehäuses K, das durch den Hebel Q um die Exzenterwelle K1 drehbar ist. Durch teilweise Drehung
von K werden die relativen Stellungen der Steuerwellen
mit Bezug auf die Hülsen geändert und damit die Oeffnungs- und Schließzeiten der
Kanäle. Q kann von Hand oder Regler betätigt werden.
Durch diese Konstruktion, eine Erfindung von F. W.
Lanchester, der im Auftrag der Daimler Co. an
Verbesserungen des Knight-Motors arbeitete, wird die
Gasdrossel überflüssig, und der Motor sorgt selbsttätig für die entsprechende
Gaszufuhr bei hohen Touren und kleiner Last wie niedrigen Touren und schwerer
Belastung durch Aenderung der Abschlußzeiten der Schieberkanäle.
Textabbildung Bd. 325, S. 642
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 325, S. 642
Fig. 9.
Die Chalmers Detroit Motor Car Co., N.-Y., schlägt
folgende Verbesserungen am Knight-Motor vor (siehe Fig. 9). Die Schieberhülsen tragen unten Schlitze,
die mit der Luftzuführungsöffnung C und der Höhlung D
korrespondieren. Die durch Oeffnung C in die Kurbelkammer strömende Luft wird beim
Niedergang des Kolbens (beim Saughub) komprimiert und findet durch Höhlung D und die Schlitze den Weg in den Zylinder. So wird am
Ende des Saughubes das Gasgemisch, das hier reicher als gewöhnlich eintritt, durch
Zusatz von gepreßter Luft verdünnt und am Anfang des Auspuffhubes strömt Preßluft
ebenfalls in den Zylinder und bewirkt eine energische Reinigung des Zylinders von
den Auspuffgasen.
Die Riley Engine Co. will die dem Knight-Motor
anhaftenden Nachteile, als schlechte Kühlung von Kolben und Schieberhülsen,
einseitige Abnutzung und Ecken der Schieberhülsen durch Antrieb beider Hülsen von
einer Seite aus, endlich den Kettenantrieb der Steuerwelle, der nicht geräuschlos
genug ist, beseitigen durch ihre in Fig. 10
dargestellte Konstruktion. Der Kolben C gleitet hier in
einem feststehenden wassergekühlten Zylinder A der mit dem Zylinderkopf F zusammenhängend gegossen ist. Zwischen diesem
Zylinder D und dem wassergekühlten Gehäuse E gleiten die beiden Schieberhülsen A und B, die in üblicher
Weise durch Schlitze den Gasein- und Austritt vermitteln. Bei Mehrzylindermaschinen
werden alle Gehäuse E zusammengegossen und die
einzelnen Zylinder D eingesetzt und, wie angedeutet,
oben mit E verschraubt. Durch Oeffnungen G zirkuliert das Kühlwasser von E nach F und D.
Wie aus der Figur ersichtlich, sind die Schieberhülsen an entgegengesetzten Seiten
mit Nuten H versehen, in welche Zapfen J greifen. Die Zapfen J
sind auf Winkelhebeln montiert und werden durch Schubstangen M und Exzenter von einer rotierenden Querwelle N derart angetrieben, daß die Schieberhülsen eine hin- und hergehende
Bewegung erhalten. Bei einem Vierzylinder-Motor genügen vier Exzenter zur
Steuerbewegung der Schieberhülsen. Der schädliche Raum ist etwas größer als beim Knight-Motor, auch ist die Verbrennungskammer nicht so
günstig gestaltet, endlich ist der Steuerantrieb mit den vielen Gelenken und Hebeln
kompliziert, doch scheinen diese Nachteile fast aufgewogen durch die oben
angedeuteten erheblichen Vorzüge.
Aehnlich ist der Motor von Mc. Jntosh (Fig. 10 durchgebildet, den einige große englische
Firmen bauen wollen. Auch hier befindet sich zwischen Kolben und Schieberhülsen ein
festes Zwischenstück B, welches aber nicht
wassergekühlt ist; dies ist nachteilig, denn der Kolben wird zu wenig gekühlt. Die
Schieberhülsen C
und D werden von der über dem Zylinderkopf gelagerten
Exzehterwelle H aus angetrieben; ein Ecken der Hülsen
ist ausgeschlossen, da jede Hülse gleichzeitig von zwei entgegengesetzten Seiten
betätigt wird. Eine gute Schmierung der Exzenterstange ist erreicht, indem sie in
die mit Oel gefüllten Behälter E tauchen, von wo auch
die Schieberhülsen gut geschmiert werden; das überschüssige Oel läuft durch die
Oelleitungen P nach dem Kurbelkasten. Eine Revision der
Hülsen ist leicht, denn nach Abschrauben der
Kupplungsbolzen K lassen sich beide Hülsen mit Antrieb
und Zylinderkopf nach oben herausheben. Ein weiterer Vorteil ist, daß beim Bruch
einer Schieberhülse die zerbrochenen Teile nicht in Zylinder und Kurbelkammer
gelangen können und dort Schaden anrichten.
Textabbildung Bd. 325, S. 643
Fig. 10.
I 1 b. Eine Hülse für einen
Zylinder.
Textabbildung Bd. 325, S. 643
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 325, S. 643
Fig. 12.
Einen Uebergang zu den Motoren mit einer zum Kolben konzentrischen Schieberhülse
bildet der Motor des Franzosen M. Mustad (Fig. 12). Zwischen Kolben und Zylinder ist eine
Schieberhülse geschaltet, die durch einen senkrechten Schnitt in zwei
Halbzylinder, M für den Einlaß, N für den Auslaß zerlegt ist. Jeder Halbzylinder
wird durch zwei verschiedene Steuernocken bewegt, deren einer P auf die Rolle u
wirkt und das Aufsteigen der Schieberhälfte veranlaßt, während der andere Nocken
Q die Rolle v
betätigt und den Heruntergang der Schieberhälfte bewirkt. G ist der Gaseintritt, H der Auspuff. Durch den Explosions- und Kompressionsdruck wird jede
Schieberhälfte mit großer Kraft an die Zylinderwandung gepreßt; dies wird
nachteilig auf die Steuernocken und Hebel rückwirken und die Schmierung
erschweren. Man könnte annehmen, daß durch die senkrechte Teilfuge Gasverluste
entstehen würden, doch scheint sich dies nach Versuchen an ausgeführten Motoren
nicht zu bestätigen. Ein solcher Motor (vierzylindrig 90 × 150 mm) wurde in eine
sechssitzige Limousine von 1400 kg Gewicht eingebaut; der Wagen legte mit voller
Besetzung 20000 km ohne jede Betriebsstörung zurück und verbrauchte nur 12,51
Benzin auf 100 km Fahrt. Von Gasverlusten war nichts zu bemerken. Bei einem
neuen Modell will Mustad die Steuernocken und Hebel
gegen den einfachen und geräuschlosen Exzenterantrieb auswechseln, was ein
bedeutender Vorteil wäre.
Daß auch nur eine Schieberhülse als Steuerung genügt, zeigt der Motor von Hamilton (Fig. 13).
Eine einzige Hülse A umgibt den Zylinder und trägt
den Einlaßkanal B, der höher wie der Auslaßkanal
C liegt, so daß erst der Einlaß geöffnet und
geschlossen wird und dann der Auslaß. Die Hülse A
wird durch zwei Steuerdaumen D und Stoßstangen E angehoben, während Federn den Niedergang
besorgen, Ein Gehäuse mit dem äußeren Wassermantel J an der Auspuffseite ist oben in den Stellen O eingeschliffen und mit Bolzen H
befestigt; es kann leicht entfernt werden, um die Hülse zu untersuchen, ohne den
Motor sonst auseinander zu nehmen. Dichtungsringe F
am Zylinder verhüten ein Entweichen von Gas längs der Hülsenwand. Die Vorteile
dieser Anordnung sind: Einfachheit, gute Zugänglichkeit, gute Kühlung und
Abdichtung der Hülse, Entlastung derselben vom Explosionsdruck.
Als Nachteil ist zu nennen außer den Winkeln in der Verbrennungskammer der
Antrieb mit Steuerdaumen und Feder, der doch leicht durch einen zwangläufigen
Lenkerantrieb ersetzt werden könnte. Ob endlich bei Verwendung nur einer
Schieberhülse eine ganz korrekte Abwicklung der einzelnen Takte möglich ist,
erscheint zweifelhaft; vielleicht ist der Fehler aber nur so gering, daß er
gegen die Vereinfachung des Antriebes nicht weiter ins Gewicht fällt.
Textabbildung Bd. 325, S. 644
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 325, S. 644
Fig. 14.
I 2. Der Zylinder selbst ist das
Abschlußorgan.
Als einzigen Motor der Gruppe I2 mit beweglichem
Zylinder wollen wir den in Fig. 14 dargestellten
Motor des Amerikaners Bryan erwähnen. In dem
wassergekühlten oben offenen Gehäuse A gleitet der
Zylinder C, dessen Ein- und Auslaßkanäle mit Schlitzen
im Gehäuse korrespondieren. Der Zylinder erhält seine hin- und hergehende Bewegung
mittels Schubstange und Zahnradübersetzung, 2 : 1, von der Kurbelwelle aus. Da der
volle Explosionsdruck auf den Zylinderboden und Antrieb wirkt, hat diese
Konstruktion wohl wenig Aussicht auf Erfolg, auch ist das Gewicht des zu bewegenden
Zylinders nicht unbeträchtlich.
I 3. Schieber in besonderem
Gehäuse.
a) Zwei getrennte Kolbenschieber
für einen Zylinder.
Vielleicht am einfachsten sind beim Uebergange vom Federventile zur
Schiebersteuerung die Konstrukteure vorgegangen, welche Ein- und Auslaßventil
durch je einen Kolbenschieber für Ein- und Auslaß ersetzten, die in besonderen
Gehäusen gleiten und unter Vermittlung von Zwischenwellen durch die Kurbelwelle
angetrieben werden. Abdichtung und Kühlung dieser Schieber bietet wenig
Schwierigkeiten; so entstanden eine ganze Anzahl dieser Motorkonstruktionen, von
denen wir die wichtigsten wiedergeben.
Die Albion Motor Car Co. ordnet auf jeder Seite des
Zylinders eine Ventilkammer A an, in der die
Kolbenschieber B gleiten (s. Fig. 15). Die Kolbenschieber werden durch
Kolbenstangen, Kurbeln und Zahnradübersetzung von der Kurbelwelle aus betätigt
und tragen Kanäle C, die durch ringförmige
Oeffnungen D mit dem Zylinder in Verbindung stehen.
E ist der Gaseinlaß und F der Auslaß. An dem unteren Ende der Kolbenschieber sind einige
gewöhnliche Kolbenringe angeordnet, während nach oben geteilte L-förmige Dichtungsringe L, die im Gehäuse sitzen und deren Teilfugen gegen die Schlitze C versetzt sind, abdichten. Vorteilhaft ist, daß
die Dichtungsringe nicht mit den Verbrennungsgasen in Berührung kommen, während
die ringförmigen Kammern D am Zylinderkopf die
Verbrennung ungünstig beeinflussen werden.
Messrs. Bentall & Co.,
Ltd. in Heybridge bauen nach Binghams
Patent einen Motor mit Kolbenschiebern, der auf der Olympia-Ausstellung 1909 in
London allgemeines Aufsehen erregte.
Textabbildung Bd. 325, S. 644
Fig. 15.
Aus der Schnittzeichnung (Fig. 16) ist zu
ersehen, daß in dem Aluminiumgehäuse A1 über den Zylindern eine gekröpfte
Steuerwelle A2 gelagert ist, welche mittels Gestänge die Einlaßschieber B1 und
Auslaßschieber C1 antreibt. Die Schieber B1 und C1 sind röhrenförmig gestaltet und
enthalten Querwände, neben denen Schlitze angebracht sind, während vom
Schiebergehäuse ebenfalls Schlitze zum Zylinder führen. Der Antrieb der
Steuerwelle erfolgt mit Schraubenrädern, eingekapselter Welle A von der Kurbelwelle aus derart, daß während der
vier Hübe des Motors die Steuerschieber nur je einen Hub vollziehen. Jeder
Schieber ist mit vier Kolbenringen versehen, die so breit sind, daß sie den
Kanal im Zylinderkopf überdecken. Nur in der Mitte ihres Hubes stellen die Steuerschieber
Verbindung zwischen Zylinder und Ein- bezw. Auslaß her, so daß während der
Explosion je nach Stellung des Schiebers der Kanal im Zylinderkopf zwischen den
beiden oberen oder beiden unteren Kolbenringen liegt.
Textabbildung Bd. 325, S. 645
Fig. 16.
Fig. 17 zeigt eine Ansicht des Motors von der
Saugseite aus. Man sieht hier den vollständig eingekapselten Steuerantrieb A, das Aluminiumgehäuse A1 für die Steuerwelle, das
Saugrohr B, endlich den Anschluß für das
Kühlwasserablaßrohr D2. Vom Antrieb A aus werden mit
Spiralrädern gleichzeitig Magnetapparat, Pumpe und Ventilator angetrieben. Längs
jeder Zylinderseite sind Inspektionsstopfen E
angebracht, um die Einstellung der Schieber zu erleichtern. In derselben Reihe
mit den Stopfen E sind auch die Zündkerzen
angeordnet, die bedenklich weit von der Zylindermitte abstehen. Deshalb werden
gewöhnlich für jeden Zylinder zwei Kerzen, an Jeder Seite eine, angebracht, die
in dem ringförmigen, das Schiebergehäuse umgebenden Raum ihre Funken
eräugen.
Textabbildung Bd. 325, S. 645
Fig. 17.
Die Schmierung erfolgt zwangläufig durch Oelpumpe, die von der Steuerwelle A2 aus
betätigt wird.
Bei dieser Anordnung wirkt der Explosionsdruck nur auf die kleine im
Zylinderkanal freiliegende Fläche der Kolbenschieber und wird auf die große
Schieberoberfläche verteilt, so daß nur ein geringer spezifischer Flächendruck
entsteht. Die Reibung der Schieber ist also nicht groß, ebenso ihre Abnutzung;
Schmierung, Kühlung und Abdichtung wird einfach und gut bewirkt.
Nachteilig sind: die Stellung der Zündkerzen, der ringförmige schädliche Raum und
der komplizierte Antrieb mit seinen fünf Gelenken.
Bei dem Hewitt-Motor, der von der Davy Engineering Co. in Manchester gebaut wird,
liegen die Kolbenschieber für Ein- und Auslaß alle auf einer Seite. Wie aus der
Schnittzeichnung (Fig. 18) ersichtlich, ist
parallel der Kurbelwelle eine Steuerwelle gelagert, die von der Hauptwelle mit
Stirnradübersetzung angetrieben wird und mit halber Geschwindigkeit läuft. Die
Steuerwelle ist gekröpft und betätigt mittels kleiner Schubstangen die in einer
Reihe nebeneinander liegenden Kolbenschieber für Ein- und Auslaß, deren Gehäuse
schräg in die Verbrennungskammer der Zylinder münden. Die Zylinder sind
paarweise gegossen und in üblicher Weise auf dem Kurbelkasten befestigt. Der
Kurbelkasten ist einteilig und hat zwei große seitliche Deckel D1 und D2, durch welche
Motorkolbenstangen und Schieberstangen zugänglich und herausnehmbar sind.
Die Steuerwelle ist zweiteilig und durch Flanschen F
verbunden; die Kurbelzapfen für Betätigung der Auslaßschieber liegen alle in
einer Ebene, ebenso die Kurbelzapfen der Einlaßschieber, beide Ebenen bilden
einen stumpfen Winkel miteinander.
Drei verschiedene Bohrungen kommen z.B. beim 25 PS-Motor in Anwendung: Der
Hauptzylinder mit 89 mm, der Auslaßschieber mit 45 mm und der Einlaßschieber mit
nur 32 mm, während der Hub des Hauptkolbens 108 mm, der der Steuerschieber 76 mm
beträgt. Die Auslaßschieber wirken achsial zur Steuerwelle, während die Achse
der Einlaßschieber etwas gegen die Steuerwellenachse versetzt ist.
Bezüglich der Einstellung der Schieber ist zu bemerken, daß, bei Stellung des
Motorkolbens im oberen Totpunkt zu Beginn des Explosionshubes, der
Auslaßschieber ungefähr 45 ° hinter seinem oberen Totpunkt steht (nicht wie in
Fig. 18 gez.), während der Einlaßschieber
ungef. 15 ° vor dem oberen Totpunkt sich befindet. Die Explosionsgase
wirken also auf die Auslaßschieber ähnlich wie auf den Motorkolben, so daß der
Steuerwelle bei jeder Explosion ein Kraftimpuls mitgeteilt wird, sie
gewissermaßen also keine Kraft beim Antriebe verbraucht, eher noch zur
Kraftentfallung beiträgt, anders wie bei Ventilmotoren, wo die Auslaßventile
gegen den Explosionsdruck angehoben werden müssen. Günstig wirkt hierbei noch
mit, daß die Einlaßschieber kurz vor dem Ende ihres Aufwärtshubes stehen, also
nur einen sehr geringen Kolbenweg durchmessen.
Textabbildung Bd. 325, S. 646
Fig. 18.
Die Zylinder der Steuerschieber sind in ihrer ganzen Länge gut gekühlt, so zeigt
z.B. Fig. 19 die Anordnung des Auslaßzylinders
B2 im
Hauptzylindergußstück; die Außenrippen von B2 sind nach einem Konus geschliffen und
eingepaßt. Aus dieser Figur ersieht man auch, wie die rechteckigen
Auspuffschlitze wassergekühlt werden, indem zwischen je zwei Schlitzen Löcher
gebohrt sind, die den Durchtritt des Kühlwassers vermitteln, wie durch Pfeile
angedeutet.
Textabbildung Bd. 325, S. 646
Fig. 19.
Bei einem Zylinderpaar liegen immer ein paar Auslaßschieber Fig. 19. innen, während die beiden Einlaßschieber
außen angeordnet sind. Neben den Auslaßschiebern, die durch flache Kolbenböden
und größere Durchmesser kenntlich sind, liegt das Auspuffrohr A (Fig. 18),
welches innen ejektorartige Einsätze für jeden Zylinder besitzt, um die
Auspuffwirkung zu verstärken.
Schwieriger gestaltet sich die Zuführung des frischen Gemisches. Der
Vergaser V liegt auf der den Schiebern
entgegengesetzten Motorseite zwischen den beiden Zylinderpaaren; das frische Gas
gelangt durch eine einfache
Rohrleitung und eingegossene Kanäle E (Fig. 18) zu den Einlaßschiebern. Die Böden der
Einlaßschieber sind konisch geformt, während die Einlaßschlitze schräg stehen,
hierdurch soll das eintretende Gemisch durcheinander gewirbelt und inniger
gemischt werden.
In Fig. 20 ist das Auspuffrohr abgenommen, man
sieht die beiden Auslaßöffnungen B; links sind die
Schlitze ganz geöffnet, rechts sind sie geschlossen, die Kolbenringe des
Steuerschiebers sind deutlich sichtbar. Da die Kolbenringe nicht den
Explosionsgasen ausgesetzt sind, ist ihre Lebensdauer bedeutend größer.
Textabbildung Bd. 325, S. 646
Fig. 20.
Das genaue Einstellen der Steuerschieber geschieht durch Verlängern und Verkürzen
der Schubstangen dort, wo sie in die Stangenköpfe eingepaßt sind.
Inspektionsstopfen am Zylinder gestatten die Einstellung zu kontrollieren. Die
Zündkerzen können entweder oben in der Verbrennungskammer oder aber in der Nähe
des frisch eintretenden Gemisches über den Einlaßschiebern angeordnet werden,
beide Stellen sind in der Schnittzeichnung (Fig.
18) mit Z bezeichnet.
Endlich geben wir noch einige Betriebsdaten über diesen Motor: Der Motor von
83 mm Bohrung und 108 mm Hub leistet bei 2000 Umdr./Min. 25,9 Bremspferdestärken und
verbraucht 0.392 l Benzin f. d. Pferdestärkenstunde. Besonders bemerkenswert ist
die Elastizität dieser Maschine, deren Tourenzahl sich in den Grenzen von 130
bis 3300 Umdr./Min. regeln läßt; mit einem Ventilmotor wäre dies kaum zu
erreichen.
Von den Vorzügen dieses Motors wollen wir nur die sehr gute Kühlung der
Schieber, ihre Abdichtung und den minimalen Kraftverbrauch des Steuerantriebes
hervorheben, nachteilig wirken der große schädliche Raum und die
Richtungsänderung des angesaugten Gemisches, auch ist das Zylindergußstück
kompliziert und teuer.
(Fortsetzung folgt.)