Titel: Ueber einige neuere Lager-Gebäude und -Behälter für Kohle.
Autor: M. Buhle
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 755
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Ueber einige neuere Lager-Gebäude und -Behälter für Kohle. Von M. Buhle, Professor in Dresden. (Schluß von S. 742 d. Bd.) Ueber einige neuere Lager-Gebäude und -Behälter für Kohle. 2. Die Lagerung von Kohle nach A. Klönne, Dortmund, stützt sich auf folgende Ueberlegungen und Tatsachen: Bekanntlich verliert jede Kohle beim Lagern an der freien Luft dadurch an Heizwert, daß sie aus der Atmosphäre Sauerstoff aufnimmt, und zwar sind es gerade die besseren Sorten, welche dieser Einbuße an Güte in erster Linie ausgesetzt sind. BeobachtungenVergl. Zeitschrift Glückauf 1909, S. 45 ff. haben ergeben, daß Verluste an Heizwert von 10 – 15 v. H. bei längerer Lagerung keine Seltenheit sind, und es ist deshalb sehr wohl zu verstehen, wenn man seit langem bemüht ist, sie zu vermeiden. Aber nicht der Verlust an Heizwert allein ist es, Welcher bei der Lagerung nachteilig wirkt, sondern auch der Umstand, daß die Kohle bei diesem Oxydationsprozeß Wärme entwickelt, die sich bis zur Selbstentzündung steigern kann und so eine außerordentliche Gefahr für das ganze Lager bildet. Bekannt ist, daß man aus diesem Grunde mit der Schütthöhe über ein bestimmtes Maß nicht hinausgeht, und die Vorräte bezüglich ihrer Temperatur dauernd überwacht, um ein Auseinanderbreiten derselben vornehmen zu können, ehe eine Entzündung eintritt (s. oben). Gestatten die örtlichen Verhältnisse, daß eine besonders weitläufige Lagerung der Vorräte an sich und damit ein ungehinderter Luftzutritt zu allen Stellen erficht werden kann, so ist durch die dadurch bedingte Mündliche Lüftung und Abkühlung zwar die Entzündungsgefahr vermieden, aber der Oxydationsprozeß und damit auch die Verschlechterung der Kohle wird beschleunigt, abgesehen davon, daß in den seltensten Fällen soviel Platz zur Verfügung stehen dürfte. Versuche, welche von FayolVergl. Zeitschrift Glückauf 1909, S. 45 ff. in dieser Richtung unternommen wurden, haben nun ganz in Uebereinstimmung mit den geschilderten Tatsachen bestätigt, daß unter Luftabschluß aufbewahrte Kohle sich nicht erwärmt. Sie erwärmte sich erst, sobald atmosphärische Luft eingelassen wurde, und kühlte wieder ab, wenn man sie wieder isolierte. Die Versuche bestätigten also genau das, was durch die Praxis bereits erwiesen war, und was auch durch den Versuch der amerikanischen Marine, Kohle einfach unter Wasser aufzubewahren,Engineering News 1908, S. 729 (24. XII), Z. d. V. d. I 1908, S. 1492 ff.; Glückauf 1909, S. 37 ff.; Stahl und Eisen 1909, S. 457; Glinz, Dissertation über Bewegung und Lagerung von Massengütern, Aachen 1910, S. 21 ff. bestätigt wurde. Die dort ins Wasser geschüttete Kohle wurde eben j auf diese Weise vor der Berührung mit der Luft geschützt und hat sich so vorzüglich gehalten, daß man neuerdings das Verfahren wieder für Gasanstalten usw. empfohlen hat, obgleich demselben, wie leicht begreiflich, schwerwiegende andere Nachteile anhaften. Das von A. Klönne, Dortmund, in Aussicht genommene Verfahren (D. R. P. 219395) baut sich nun auf denselben physikalischen Gesetzen auf wie die vorigen. Es geht jedoch insofern noch einen Schritt weiter, als die Kohle nicht nur unter Luftabschluß, sondern auch in einer sauerstofflosen, unverbrennlichen Atmosphäre gelagert wird. Die erste Bedingung wird dadurch erfüllt, daß als Lagerraum nicht ein Gebäude im gewöhnlichen Sinne des Wortes gewählt wird, sondern ein vollständig geschlossener, luftdicht genieteter eiserner Behälter nach Klönnes D. R. P. 107890. Textabbildung Bd. 325, S. 756 Fig 9 und 10. Kohlensilo von Klönne. (10 Zellen von je 200 Tonnen Nutzinhalt.) Diese Bauart ermöglicht es, große Behälter auf Einzelstützen, wie sie hier nur in Frage kommen, dadurch mit dem geringsten Materialaufwand herzustellen, daß der Uebergang des Hängebodens in die Zylinderwand tangential nach einer Halbkugel ausgeführt wird und so jeglicher Knick vermieden ist. Gerade im vorliegenden Falle ergibt sich dadurch der weitere Vorteil, daß infolge dieses schlanken Ueberganges des Zylindermantels in den Kugelboden die Kohle keine Gelegenheit hat, sich festzusetzen und deshalb ohne Schwierigkeiten durch die unteren Schieber abgelassen werden kann. Der ganze Behälter kann ohne große Kosten aus verhältnismäßig dünnem Blech hergestellt werden und wird mittels ein gelegter, in Mennig getränkter Leinwandstreifen luftdicht genietet, was durch die Probe nach der Montage bestätigt wird und wie bei allen Gasometerglocken von vielen Tausend Kubikmetern Inhalt keinerlei Schwierigkeiten macht. Selbstverständlich kann da, wo Sand und Kies vorhanden, auch eine entsprechende Konstruktion in Beton gewählt werden. Textabbildung Bd. 325, S. 756 Fig. 11. Kohlensilo von Klönne. (3 Zellen von je 2500 Tonnen Nutzinhalt.) Ist somit ein luftdichter Abschluß des Lagergutes und dadurch schon allein eine dauernde Erhaltung gewährleistet, so wird trotzdem nach dem unter Nr. 219395 patentierten neuen Verfahren als weitere Vorsichtsmaßregel beim Füllen eines solchen Silos vorher Kohlensäure oder ein ähnliches indifferentes, unverbrennliches Gas (z.B. die abgekühlten Rauchgase eines Ofens) in denselben eingelassen, so daß ein Drittel oder mehr seines Inhalts davon angefüllt ist. Die Schieber am Boden sind hierbei selbstverständlich geschlossen. Da Kohlensäure schwerer ist als Luft, wird sie diese verdrängen und sich am Boden des Behälters ansammeln. Wird nun Kohle von oben eingefüllt, so wird diese ihrerseits sich in die Kohlensäure oder die Rauchgase legen, wobei letztere nun immer höher steigen. Die Kohle wird auf diese Weise in der unverbrennlichen Atmosphäre gewissermaßen wie in einem isolierenden Bade gelagert und erhalten. Es ist auf diese Weise tatsächlich ermöglicht, Kohle unbegrenzte Zeit zu lagern. Textabbildung Bd. 325, S. 757 Fig. 12. Damit nun auch die Entnahme des Gutes den Bedingungen Rechnung trägt, ist z.B. bei dem für kleinere Verhältnisse berechneten, in Fig. 9 und 10 dargestellten Entwurf der gesamte Lagervorrat nicht in einem einzigen großen Behälter untergebracht, sondern in einer Anzahl kleinerer, von denen der einzelne, wenn einmal angebrochen, stets möglichst ganz entleert werden sollte, damit ein in ihm zurückbleibender Rest sich nicht entzündet, wenn keine Kohlensäure nachgefüllt wird. Bei dem für größere Verhältnisse und rascheren Umschlag berechneten, in Fig. 1113 veranschaulichten Entwurf wird die Kohle mittels Selbstgreifer dem Kohlendampfer entnommen und mit Hilfe eines Kratzerförderers oder dergl. den Behältern oben zugeführt und nach Bedarf am Boden entnommen, so daß hier nur nötig ist, stets eine der ausfließenden Kohle entsprechende Menge Rauchgas nachzufüllen, bezw. über derselben stets eine Schicht solcher Gase zu erhalten, was mittels eines gemeinsamen Ofens für sämtliche Behälter durchaus keine Schwierigkeiten macht. Je nach dem zu erwartenden Umschlag wird man die Stationen bezüglich ihres Fassungsraumes und nach ihrer mechanischen Ausrüstung verschieden gestalten. Sei es, daß man sie einfach (Fig. 9 und 10) mit einem Derrikkran versieht, mittels dessen jeder Kohlendampfer seine Ladung in der dargestellten Weise selbst löschen kann, während die Kohle für den Verbrauch unten in Schmalspurwagen, Schubkarren und dergl. abgezogen wird, sei es, daß man sie mit einer leistungsfähigen mechanischen Zuführung und Entnahmevorrichtung etwa nach Fig. 1113 ausrüstet. Liegen die örtlichen Verhältnisse nicht so günstig, daß die Dampfer unmittelbar an der Station anlegen können, so macht es keine Schwierigkeiten, sie durch eine Förderbrücke oder bei noch größeren Entfernungen durch weitgespannte Drahtseile, auf welchen sich der Hin- und Rücktransport der Kohle vollzieht, mit der Anlegestelle zu verbinden, oder sie als schwimmenden Bunker unmittelbar am Fahrwasser zu verankern. Selbstverständlich wird ein solches Lager auch mit allen Vorkehrungen zur Beobachtung des Inhalts an Kohle, des Standes der Kohlensäure usw. versehen. Textabbildung Bd. 325, S. 757 Fig. 13. Die den Abbildungen zugrunde gelegten Anlagen sind hauptsächlich für den Umschlag am Wasser (Schiffsbekohlung) entworfen. Doch ist schon hieraus zu er sehen, daß die Silos auch ebensogut für jeden anderen Zweck auf dem Festland mit Anfuhr durch die Bahn und ebensolcher Abfuhr oder unmittelbar zu Verbrauchsstellen (Eisenwerke, Gaswerke, Kesselhäuser usw.) zu verwenden sind. Ueber die Anlagekosten sind allgemein gültige Angaben schwer zu machen, da dieselben zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängen. Es ist jedoch zu übersehen, daß sie – namentlich bei größeren Anlagen – unter denjenigen mancher anderen gedeckten Schuppen mit hochliegenden Lagerräumen bleiben. Dabei ist es ein besonderer Vorzug der vorliegenden Bauart, daß sich der Aufbau bis auf das Fundament einheitlich in Eisen gestaltet, ein Umstand, der z.B. für überseeische Montage besonders ins Gewicht fallen kann. Der Preis der Rauchgase, von denen ein Kubikmeter für wenige Pfennige am billigsten in einem kleinen Ofen mit Kühlvorrichtung hergestellt werden kann, kommt kaum in Betracht. Soll ausnahmsweise Kohlensäure aus Flaschen eingeführt werden, so stellen sich die Kosten bei einem Preise von 56 Pf. f. d. cbm und etwa Viertelfüllung des Behälters auf 14 bis 15 Pf. f. d. Tonne gelagerter Kohle. Die Vorteile der neuen Lagerungsart nach Klönne sind nochmals kurz zusammengefaßt die folgenden: 1. Möglichkeit, die Kohle (gleichgültig, ob Stück–, Nuß- oder Feinkohle) ohne jeglichen Lagerungsverlust unbegrenzte Zeit aufzubewahren, (z.B. Einlagerung eines eisernen Bestandes für den Kriegsfall); 2. Fortfall jeglicher Betriebsauslagen für Beobachten und gegebenenfalls Umlagern des Lagervorrats; 3. bequeme und rascheste Zuführung und Entnahme der Kohle mittels einfachster, leistungsfähigster Vorrichtungen ohne Handarbeit; 4. große Ausnutzung des Platzes, der z.B. an verkehrsreichen Kais und Industriezentren meist sehr teuer ist und deshalb die Möglichkeit, die Stationen unmittelbar am Verbrauchsort anzuordnen; 5. Möglichkeit eines Verkehrs unter den Silos, bei allseitiger Belichtung und Zugänglichkeit des Bodens; 6. einfacher Aufbau, geringe Anlagekosten; 7. keinerlei Belästigung der Umgebung durch Kohlenstaub. Textabbildung Bd. 325, S. 758 Fig. 14. Schnitt durch die Ent- und Beladerümpfe. 3. Kohlensilos nach H. Marcus, Cöln (insbesondere in ihrer Anwendung für Lokomotiv-Bekohlungsanlagen). Der Bau von Lokomotiv-Bekohlungsanlagen erfordert außer Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse, von denen im vorliegenden zunächst abgesehen werden soll, eingehendes Studium der bestehenden Betriebsverhältnisse und deren zukünftigen mutmaßlichen Erweiterung. Die Betriebsbedingungen haben sich in letzter Zeit bedeutend geändert und sind noch in steter Umwandlung begriffen, und daher muß diesen Bedingungen in weitestem Maße Rechnung getragen werden, wenn eine Bekohlungsanlage sich als zweckmäßig erweisen und bewähren soll. Für den Bau einer Bekohlungsanlage sind zunächst folgende Punkte zu berücksichtigen:s. D. p. J. 1908, Bd. 323, S. 689 ff., sowie Buhle, Massentransport, S. 350 – 354.) 1. Die Bekohlung einer Lokomotive muß in wenigen Minuten (5 – 10) geschehen. 2. Die Bekohlung sollte auf einem Gleise erfolgen, das von allen Gleisen des Bahnhofes bequem und schnell erreicht werden kann, ohne daß ein nennenswertes Umrangieren der Lokomotiven erforderlich wird. 3. Vorteilhaft ließe sich die Bekohlung mit der gleichzeitigen Einnahme von Wasser vereinigen. 4. Die Kohle muß der Lokomotive nach Gewicht abgewogen zugeführt werden, und es müssen die Gewichte selbsttätig verzeichnet und nachgeprüft werden können. Außer diesen allgemeinen Bedingungen kommen aber noch bemerkenswerte andere Rücksichten hinzu, welche veranlaßt sind durch die Notwendigkeit, große Kohlenreserven anzulegen, und hierbei bilden die physikalischen Eigenschaften der Kohle und die Einrichtung einer zuverlässigen, übersichtlichen und billigen mechanischen Förderung die wesentlichen Gesichtspunkte, welche zu berücksichtigen sind. Dadurch ergeben sich noch als weitere Bedingungen: 5. Die Kohlen müssen vor Licht, Luft, Wind und Nässe geschützt liegen, da sie sich sonst schneller zersetzen und entwerten würden. 6. Die Kohlen müssen so gelagert sein, daß die Selbstentzündung nach Möglichkeit ausgeschlossen ist. Für den Fall aber, daß ein Brand an einem Punkte stattfindet, muß der Herd in enge Grenzen beschränkt werden, und es muß eine zuverlässige Einrichtung getroffen werden, um den Brand sicher und schnell löschen zu können. 7. Die Kohle sollte so geschützt liegen, daß kein Kohlenstaub die Bahnhofsanlage verunreinigen kann. 8. Die Kohle muß so unter Aufsicht und Verschluß lagern, daß Kohlendiebstähle ausgeschlossen erscheinen. 9. Die Kohle, die auf Lager und vom Lager geht, muß gewogen werden können. Textabbildung Bd. 325, S. 758 Fig. 15. Schnitt durch die Tenderbekohlungsrümpfe.. Textabbildung Bd. 325, S. 758 Fig. 16. Querschnitt durch den Marcus-Silo. 10. Die Betriebsbedingungen werden mit der Zeit das Entladen der Kohlenwagen mittels Seiten- oder Bodenklappe (Selbstoder Schnellentlader)Vgl. Buhle, Massentransport, S. 49 – 58, sowie Aumund, Z. d. V. d. I. 1910, S. 1439 ff. zu einer Notwendigkeit machen, da die Kosten des Ausladens der Kohlenwagen die Beschaffungskosten für Selbstentlader schnell bezahlt machen wird. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Züge entweder über ein Hochgleis zu fahren, und wo dieses nicht möglich ist, sie über Erdtaschen zu entladen, doch muß dabei dann die Vorsicht gebraucht werden, daß die Kohle die Erdfeuchtigkeit nicht aufsaugen kann und keine übelriechenden Zersetzungsgase sich im Innern derselben bilden können. 11. Die Anlage der Kohlenlagerung sollte zentral um die Lokomotiv-Bekohlung angeordnet sein und so ausgebaut werden, daß die Förderwege möglichst kurz sind. 12. Die Fördereinrichtungen sollten so vorgesehen sein, daß stets eine Reserve für die einzelnen mechanischen Vorrichtungen vorhanden ist, so daß nennenswerte Betriebsstörungen ausgeschlossen sind. In Fig. 14 bis 16 ist ein Teil einer grundsätzlich durchgearbeiteten Lokomotiv-Bekohlungsanlage mit Silo-Lagerung nach System Marcus wiedergegeben, um an Hand derselben zu zeigen, daß die oben aufgestellten Bedingungen ganz erfüllt werden können, und daß die Silolagerung sich vorteilhafter und günstiger gestaltet als die Freilagerung. Es ist angenommen, daß die Lokomotiv-Bekohlung auf den Gleisen stattfindet, die zum Lokomotivschuppen führen, so daß die Lokomotiven, bevor sie in den Schuppen fahren, oder sobald sie aus demselben herauskommen, Kohlen aufnehmen können. Die Bekohlung geschieht also unmittelbar vor dem Lokomotivschuppen. Hier könnten auch die Wasserhydranten zur Wassereinnahme vorgesehen werden, und außerdem ist angedeutet, daß die Entschlackung und Entaschung der Lokomotiven an dieser Stelle ebenfalls ausgeführt zu werden vermag. Die Kohlenzüge kommen auf dem Gleise (Fig. 14 rechts) an und werden in den Erdfüllrumpf a entleert. Ueber letzteren ist eine Halle vorgesehen, in der gleichzeitig drei Wagen aufgestellt werden können, so daß die Kohlen in den Wagen während der Entladung ebenfalls geschützt sind, und der bei der Entladung stattfindende Staub verhindert ist, hinauszudringen. Ueber dem Erdfüllrumpf a liegt ein Rost, auf welchem die großen Kohlenstücke liegen bleiben. In Förderkohle sind selten mehr als 2 v. H. Stücke über 15 cm Größe; daher genügt es, wenn von Zeit zu Zeit diese auf dem Rost liegenbleibenden Stücke mit der Hacke zerkleinert und durchgestoßen werden. Der Füllrumpf a ist mit zwei Ausläufen versehen, die zu den Becherwerken b führen. Jedes dieser Becherwerke ist für eine Leistung von 30 t/Std. berechnet. Die Bauart der Becherwerke ist mit besonderer Sorgfalt durchgeführt, um einen ruhigen Gang, eine sichere Beladung ohne Verluste, große Schöpfbarkeit und eine sichere Entladung ohne Verluste zu gewährleisten. Dies wird dadurch erreicht, daß das Becherwerk auf dem Hauptteile der Steigung senkrecht geführt ist, wie ein Konveyor, während am oberen Teile, wo die Spannung in der Becherwerkskette größer wird, eine geneigte Führung angewandt ist, die ein sicheres Entladen ermöglicht. Hinter den Becherwerken geht die Kohle über eine selbstaufzeichnende Doppelwage c und fällt dann durch einen Trichter in die PropellerrinneZ. d. V. d. I. 1902, S. 1808 ff.; Stahl und Eisen 1905, S. 1049 ff. d, von der sie in einen der Hochbehälter m gelangt. Man ist also in der Lage, in jedem Hochbehälter ein bestimmtes Gewicht an Kohle abzuladen, je nach dem Fassungsraum der Tender. In Fig. 14 sind fünf Bekohlungsgleise angedeutet, jedes mit vier Hochbehältern m versehen, jeder Hochbehälter faßt rd. 10 cbm, so daß die sämtlichen Hochbehälter 200 cbm Inhalt besitzen. Jeder Hochbehälter ist mit einer Verschlußvorrichtung und Schurre s ausgestattet, die von der oberen Bühne aus verriegelt sind. Der Wiegemeister auf der oberen Bühne ist mithin gleichzeitig mit der Nachprüfung der Kohlenausgabe beauftragt und Aufseher der Anlage; eine weitere Bedienung ist nicht erforderlich. In Fig. 14 ist punktiert angedeutet eine Aschenförderanlage, durch welche die Asche unter den Bekohlungsgleisen in bekannter Weise in eine Grube zwischen Gleisen abgestürzt wird. Von hier wird dieselbe auf die Förderrinne k aufgegeben, welche in Kanalbauart durchgeführt ist. Diese Bauart gestattet die Zuführung beliebiger Mengen Fördergutes in die Rinne, welche selbsttätig die ihr mögliche Menge weiterfördert. Die Asche und Schlacke wird in einen Füllrumpf bei v entleert, mit einem Elevator l gehoben, in einen der Hochbehälter m gebracht, aus dem sie nach Bedarf in Eisenbahnwagen verladen und fortgeschafft werden kann. Zu beiden Seiten der Lokomotivbekohlungsanlage ist ferner ein Silo von je 60 m Länge und 18 m Breite zu denken. Der Schnitt (Fig. 16) zeigt die Kohlenlagerung, welche an keinem Punkte mehr als 5 m Schichthöhe besitzt. Die Zulässigkeit dieser Schichthöhe ist bedingt durch die umsichtige Bauart und Zugänglichkeit des Lagerplatzes. Die auf einer Rampe liegenden Kohlen werden in Entfernungen von etwa 8 m durch begehbare, quer zur Längsachse des Hauptgebäudes vorgesehene Durchgänge unter den Kohlen her – darin liegt das Wesen der Marcus-Silos – kontrolliert und (z.B. durch Schornsteine) entlüftet und können erforderlichenfalls bei Bränden mittels Kohlensäure gelöscht werden. Beim Durchgehen dieser Kanäle, die von beiden Seiten freien Luftzug führen, würde man eine Erhitzung der Kohle sofort spüren, und es könnte bei weiterer Steigerung der Temperatur, noch bevor ein Brand entsteht, die erforderliche Ventilation und Löschung beginnen. Die bisher geübte Methode des Fortschaffens der Kohle hat sich (nach Marcus) insofern bei Bränden vielfach als unzweckmäßig erwiesen, als dadurch der Brandherd aufgedeckt und geschürt worden ist. Bei der vorstehend beschriebenen Einrichtung würde die Kohle, bevor eine zu hohe Erhitzung stattfindet, mittels der Propellerrinne von unten abgezogen werden, während die darüber liegende, kalte Kohle liegen bleiben kann. H. Marcus hat Kohlenbrände in Kohlenschuppen gesehen, bei denen die Kohle nur 4 – 5 m hoch geschichtet war, und welche, jemehr die Kohle fortgeholt wurde, sich immer mehr ausdehnten. Das ist (nach Marcus) nur darauf zurückzuführen, daß in der Kohle Luftschächte gebildet wurden, die den Brand begünstigten und weiter fortpflanzten. Große Bedeutung legt Marcus bei seiner Stapelung der Lagerung der Kohle über der Werksohle bei. Jeder Silo von 60 m Länge ist wiederum durch eine Mittelwand und einen Hauptquergang mit durchgehender Doppelwand in vier Abteilungen unterteilt, und jede dieser Abteilungen ist von einem Längsgang durchschnitten; somit sind von sechs Punkten aus die Kohlen jeder Kammer von unten her zugänglich. Das Befördern der Kohlen in die einzelnen Silokammern und der Rücktransport nach den Hochbehältern der Bekohlungsanlage bewerkstelligt sich in folgender Weise: Nachdem die Hochbehälter m (Fig. 14 und 15) gefüllt sind, wird die Kontrollwage auf Förderung nach dem Silo geschaltet und die Kohlen aus der Rinne d in die Rinne e bezw. f geführt und je nach Wunsch in irgend eine der Silokammern mittels der einstellbaren Schurre u (Fig. 16) geleitet. Es wird also die nach dem Silo bewegte Kohle genau abgewogen. Zum Transport aus dem Silo ist ein Arbeiter erforderlich, welcher die Abdeckplatten über den Kanalrinnen verschiebt. Es kann dieses bei jeder Silokammer von irgend einem der sechs obenerwähnten Punkte aus geschehen. Die Kohle rutscht dann an der Böschung entlang in die Rinne nach, im Verhältnis wie sie von der Rinne fortgenommen wird. Diese einfache Art der Kohlenentnahme ist eine der Staubfreiesten und daher vortrefflichsten, welche es gibt; das Einschaufeln von Kohlen in Wagen oder Kasten ist mit wesentlich mehr Staubentwicklung verknüpft. Ein Arbeiter genügt, um stündlich 25 – 30 t Kohle vom Lager zu entnehmen, und dieser Arbeiter kann gleichzeitig als Wächter für den Lagerplatz dienen, da er verhältnismäßig wenig körperliche Arbeiten zu verrichten hat. Die Kanalrinnen führen die Kohle in die Rinne k (Fig. 14), deren hinterer Teil als Aschenförderer benutzt wird (s. oben), und gelangt durch diese Rinne in den Erdfüllrumpf a. Da Kohle aus dem Silo nur gebraucht wird, wenn keine Kohlen durch Abfuhr vorhanden sind, so kann jetzt der Transport aus dem Erdfüllrumpf a mittels der Becherwerke b in der oben beschriebenen Weise den Hochbehältern m zugeführt werden. Es muß hierbei nur die Wage c eine dritte Kontrolleinrichtung besitzen, welche feststellt, wieviel Kohle aus den Silos nach den Hochbehältern geht. III. Schlußbemerkungen. In ähnlicher Weise wie für die Kohle beginnt man neuerdings auch für andere Massengüter, wie Erze,Mörsch, Der Eisenbeton, seine Theorie und Anwendung; Stahl und Eisen 1909, S. 506, 549; 1910, S. 1605; Z. d. V. d. I. 1909, S. 1928; 1910, S. 430. SalzeZ. d. V. d. I. 1907, S. 1901 (Amme, Giesecke & Konegen A.-G., Braunschweig). chemische Erden, KalksteineZ. d. V. d. I. 1906, S. 1669; 1909, S. 460; D. p. J. Bd. 325, S. 539. usw., Gebäude- und Behälterlager zu erstellen, und es ist zu erwarten, daß die mit dieser Stapelweise verbundenen Vorteile: vorzügliche Raumausnutzung, möglichste Vermeidung der Handarbeit, billige und einfache Förderung der Lagerstoffe, dazu führen, daß derartige Bauten in nächster Zeit in zahlreichen Ausführungen entstehen werden.