Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 795
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Die Dampfturbinen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. Die Turbine der Maschinenbau-A.-G. Pokorny & Wittekind, Frankfurt a. M., mit einem Kompressor direkt gekuppelt, ist eine Gleichdruckturbine mit wenigen Druckstufen mit gleicher teilweiser Beaufschlagung, wobei die Austrittsgeschwindigkeit ausgenutzt werden kann. Bei Kondensationsturbinen schließt sich an den Hochdruckteil mit drei bis vier Druckstufen noch ein vielstufiger Niederdruckteil nach dem Gleichdruckprinzip mit voller Beaufschlagung an. In allen Stufen sind Scheibenräder verwendet; die Laufschaufelkränze sind außen durch einen Deckring abgeschlossen. Die Welle ist durch Labyrinthdichtung mit vorgelegten Kohlenringen abgedichtet. Gebr. Stork & Co. in Hengelo und die Société Alsacienne de Construktions Mécaniques in Belfort haben Zoelly-Turbinen ausgestellt. Bei der Storkschen Turbine ist die Labyrinthdichtung der Zwischenwände durch Federn welche um jede Hälfte der Dichtungsschalen gelegt sind, etwas beweglich gemacht, so daß sie den Gehäusedehnungen und den Durchbiegungen der Welle nachgeben kann. Die Kupplung der Turbinen- und Dynamowelle erlaubt eine Längs- und eine Querbeweglichkeit der Wellen, indem zwischen die Klauen der Kupplungsscheiben ein Zwischenstück mit festen und herausnehmbaren Mitnehmerleisten eingebaut ist. Die letzteren werden für das Abkuppeln der Dynamowelle herausgenommen. Für die Lagerschmierung und Regulierung ist Drucköl verwendet; beim Nachlassen des Oeldruckes schließt sich das Absperrventil. Die Turbine der Société Alsacienne hat als Zwischendichtung Labyrinthkammern, die durch eingesetzte Kupferringe gebildet sind; die äußeren Wellendichtungen haben Graphitringe. Beim Anlassen der Turbine wird das Kondenswasser vom Dampfeinlaßraum durch eine Verbindungsleitung in den Abdampfraum geleitet, um beim Ablassen keine Luft in die Turbine eindringen zu lassen. Die Bergmann-Elektrizitätswerke haben eine Turbine von 2500 PS und von 10000 PS ausgestellt. Der Hochdruckteil hat ein Curtis-Rad, in welchem der Dampf bis auf 1,5 at ausgenutzt wird. Der anschließende vielstufige Gleichdruckteil hat volle Beaufschlagung. Die Schaufeln des Niederdruckteiles sitzen reiterartig auf den einzelnen Laufradscheiben; die Prüfung der Verbindung hat eine Festigkeit von 2100 kg ergeben, während im Betriebe nur eine Beanspruchung von 150 kg/qcm auftritt. Die Räder sind sehr leicht ausgeführt; die kritische Tourenzahl der Welle liegt bei etwa 4000. Die Turbine hat Labyrinthdichtungen mit Dampf als Sperrflüssigkeit, die Regulierung wirkt durch Drosselung des Frischdampfes mit Hilfe eines Druckölservomotors. Eine kleinere 85 KW-Turbine arbeitet mit einem zweikränzigen Curtis-Rad und mit vierfachen Druckstufen. Dujardin & Co. haben eine Oliron-Turbine ausgestellt. Diese ist eine vielstufige Turbine, deren 22 Stufen in vier Gruppen mit zunehmendem Raddurchmesser zusammengefaßt sind. Die einzelnen Scheiben sitzen auf einer gemeinsamen Trommel. Der Achsialschub wird durch einen Entlastungskolben auf der Hochdruckseite aufgenommen. Eine 560 KW-Turbine ergab bei 11 at Dampfüberdruck 272 ° Temperatur und 93 v. H. Luftleere einen Dampfverbrauch von 9,6 kg f. d. KW-Stunde. Die von H. Bollinckx ausgestellte Barbezat-Turbine ist sehr eigenartig. Der Dampf wird durch elf Düsen (bei Ueberlastung durch vier weitere Düsen) dem Hochdruckrad ohne Geschwindigkeitsstufen zugeführt und dabei auf 3–5 at entspannt. Daran schließt sich eine Reaktionsturbine mit allmählich zunehmendem Durchmesser und abnehmendem Reaktionsgrad. Dadurch wird die Stufenzahl verringert. Die Trommel hat eine eigenartige kegelige Form, um die Verluste bei abgesetzten Durchmessern zu vermeiden, und ist hydraulisch auf die Welle gepreßt. Die Laufschaufeln des Hochdruckrades sind mit der Trommel autogen verschweißt. Reguliert wird die Turbine durch Drosselung mittels Druckölservomotor. Ein Versuch an einer 750 PS-Turbine ergab bei 9,8 at Ueberdruck und 302° hinter dem Regulierventil bei 0,084 at Kondensatordruck einen Dampf verbrauch von 5,7 kg f. d. PSe-Stunde entsprechend einem thermischen Wirkungsgrad von 56,8 v. H. Die Société Anonyme John Cockerill stellte eine Turbine der Bauart Brown-Boveri-Parsons aus, Brown, Boveri & Cie zwei Turbinen von 1000 und 1200 KW. Erstere hat reine Ueberdruckbauart, die letzteren haben ein Curtis-Rad in der Hochdruckstufe. Die Trommel ist auf die Welle aufgeschrumpft und wird, damit die Verbindung nicht locker wird, von innen geheizt. Bei der Turbine von Cockerill wird das Regulierventil durch Exzenter und Schwinghebel, an dem ein Oeldrucksteuerkolben hängt, in oszillierender Bewegung erhalten, während der Regulator den Schwingungspunkt verstellt. Durch Abstellung des Drucköls oder Nachlassen des Oeldruckes wird das Regulierventil geschlossen. Bei der neueren Reguliereinrichtung von Brown-Boveri verstellt der Regulator mit seiner Muffe direkt den Schieber, welcher den Zu- und Abfluß des Drucköls steuert; damit wird der Oeldruck unter dem Steuerkolben und die Stellung des Regulierventiles geändert. Von ähnlicher Bauart ist die 3000 KW-Turbine von Franco Tosi. Der Wellenzapfen auf der Hochdruckseite wird mit Dampf aus dem Raum hinter dem Curtis-Rad geheizt; die Scheibe des Curtis-Rades besteht mit der Trommel aus einem Stück. Die Regulierung erfolgt durch Drosselung mit Hilfe eines Servomotors, bei welchem der Oelabfluß durch den Regulator verändert wird. Auch das Ueberlastungsventil untersteht dem Einfluß des Regulators. Der Axialschub der Welle wird durch ein Kammlager aufgenommen; zwischen den einzelnen Kämmen herrscht je nach der Stellung der Welle ein größerer oder geringerer Oeldruck, welcher den Axialschub ausgleicht. Bei den Turbinen von Rud. Meyer in Mülheim-Ruhr und der Elektra-Dampfturbinengesellschaft in Karlsruhe wird ein Gleichdruckrad mehrmals vom selben Dampfstrahl beaufschlagt, bei ersterer Turbine in axialer, bei letzterer in radialer Richtung. Die Turbine von Meyer hat zwei Druckstufen, und zwar in der Hochdruckstufe mit drei Geschwindigkeitsstufen; zu beiden Seiten des Hochdruckrades sind zwei Niederdruckräder mit vier Geschwindigkeitsstufen angeordnet. Die Elektra-Turbine ist in einer kleinen einstufigen Ausführung und als 250 KW-Turbine mit zwei Druckstufen in der französischen Abteilung vertreten. Zur Abdichtung dienen hier einfache Rillen auf der Welle; bei Gegendruckturbinen werden geteilte Ringe verwendet, die auf die Welle aufgepaßt sind und deren Gewicht durch Federn aufgenommen wird. Der durch Schneckenrad angetriebene Federregulator wirkt direkt auf das Drosselventil. Den beiden gegenüberliegenden Hochdruckdüsen wird der Dampf durch ein Verbindungsrohr zugeführt. (Dubbel.) [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, S. 1305–1311 und 1428 bis 1435.] M. Versuche über Kraftbedarf und Leistung von Luftschrauben. In dem Mechanical Engineering Department des Nordhampton Institutes wurden eine Reihe von Versuchen unternommen, um die Leistung und den Kraftbedarf von Luftschrauben verschiedener Form festzustellen. Der hierzu errichtete Versuchsapparat besteht im wesentlichen aus einer leichten, 32 mm starken Welle aus Stahl, die an drei Stellen gelagert ist und am Schwanzende die zu prüfende Luftschraube aufnimmt, sowie einem 2 PSe. Nebenschlußmotor (15 Amp., 100 Volt), der mit der Welle direkt gekuppelt und auf starkem Holzrahmen montiert ist. Die Kupplung zwischen Motor und Schraubenrolle gestattet geringe seitliche Verschiebungen der Wellen; das Wellenlager an der Seite der Luftschrauben ruht auf Tabelle 1. Textabbildung Bd. 325, S. 797 Steigung der Schrauben; Bemerkungen; Konstante Steigung von ungefähr 500 mm; Konstante Steigung von 698 mm bis zu einem Radius von 380 mm, von da abnehmend auf 507 mm Steigung am Flügelende; Konstante Steigung von 685 mm bis zu einem Radius von 380 mm, von da zunehmend bis 711 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 648 mm bei 152 mm Radius auf 674 mm bei 355 mm Radius, dann abnehemde Steigung bis 558 mm am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 888 mm bei 152 mm Radius auf 1000 mm bei 406 mm Radius, von da ab schnell steigend auf 1422 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 863 mm bei 152 mm Radius auf 952 mm bei 406 mm Radius, von da ab schnelles Steigen auf 1524 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 914 mm bei 152 mm Radius auf 1028 mm Steigung bei 431 mm Radius, von da ab schnelles Steigen auf 1384 mm am Flügelende; Schnelles Anwachsen der Steigung von 968 mm bei 152 mm Radius auf 1830 mm am Flügelende; Anwachsen der Steigung von 1524 mm bei 152 mm Radius auf 1625 mm bei 304 Radius, von da ab konstante Steigung von 1625 mm bis zum Flügelende; Treibfläche etwas konkav; Flügel breit auseinanderlaufen an den Enden; Flügelenden eckig; Treibfläche konkav; Größte Breite auf 2/3 der Flügellänge; Flügelenden abgerundet; Treibfläche fast flach; Vordere und hintere Flügelkanten gerade; Flügelbreite beständig bis zum Ende wachsend; Treibfläche wenig konkav; Vordere und hintere Flügelkanten geradlinig; Flügelbreite wachsend bis zur halben Flügellänge, von da konstant bis zum Ende; Treibfläche konkav; Flügelbreite wachsend bis 3/4 der Flügellänge; Flügelende abgerundet; Vordere Flügelkante geradlinig; Treibfläche etwas konkav; Flügelbreite schnell abnehmend bis zur halben Flügelbreite, von da ganz schmaler Flügel bis zum Ende; Gewöhnliche Flügelform; Hintere Flügelkante gerade; Größte Breite auf halber Flügellänge, spitz zulaufend nach dem Flügelende; Flügelform ähnlich Nr. 7; Treibfläche konkav; Gewöhnliche Form der Flügel, die nach dem Ende zu schmäler werden Tabelle 2. Textabbildung Bd. 325, S. 797 Nr. der Luftschraube; Umdrehungen in der Minute; Achsialschub der Luftschraube in kg; Kraftbedarf der Luftschraube in PS; Achsialschub in kg f. d. PS einem Metallrahmen, der dem von der Schraube erzeugten Luftstrom wenig Widerstand bietet. Der ganze Versuchsapparat wurde soweit als möglich vom Boden und von den Wänden des Versuchsraumes entfernt aufgestellt, um eine etwaige Beeinflussung des Luftstromes zu verhüten. Der Achsialschub der Luftschrauben wird aufgenommen durch den senkrechten Ann eines Winkelhebels, der gegen ein auf der Schraubenwelle befestigtes Druckkugellager drückt, und gemessen durch Gewichte, die auf der am wagerechten Arm des Hebels hängenden Wageschale ruhen. Die normale Drehzahl des Motors betrug 1200 Umdr. i. d. Min., doch konnte die Drehzahl in weiten Grenzen geändert werden, da außer dem Anlaßwiderstand mit fünf Stufen noch ein Zusatzwiderstand mit 14 Stufen angeordnet war. Um den Wirkungsgrad des Motors bei den verschiedenen Belastungen und Tourenzahlen und so mit den tatsächlichen Kraftbedarf der Luftschrauben festzustellen, wurde auf der Schraubenwelle eine Bremsscheibe mit Bandbremszaum aufgekeilt. Während der Prüfung der Luftschraube wurde der Bremszaum nicht angewandt; aber der Achsialschub wurde gemessen sowie der Ampère- und Voltverbrauch und die Tourenzahl. Dann wurde der Propeller entfernt, der Bremszaum angelegt, und soviel belastet, bis die Ablesungen an Volt- und Ampèremeter sowie die Tourenzahl dieselbe war. Um auch denselben Widerstand bei beiden Versuchen zu erhalten, wurden auch die beiden Widerstandshebel in dieselbe Stellung gebracht, ebenso war die Belastung des Winkelhebels dieselbe. Auf diese Weise wurde erreicht, daß die an der Bremse gemessene Leistung in PS tatsächlich der von der Luftschraube benötigte Kraftbedarf in PS ist. Es wurden neun Luftschrauben von folgenden Abmessungen und Formen geprüft: (s. Tab. 1.) Diese Luftschrauben wurden bei verschiedenen Tourenzahlen geprüft; die Versuche hatten folgendes Ergebnis. (s. Tab. 2.) Wenn man nach dem Achsialschub f. d. PS urteilt, so haben die besten Ergebnisse die Luftschrauben Nr. 1, 2, 3 und 4 mit kleinen Steigungswinkeln und größter Flügelfläche nahe dem Ende. Geht man aber von dem größten Achsialschube aus, den eine Luftschraube ohne Rücksicht auf den Kraftbedarf ausübt, so ist die Schraube Nr. 5 mit großem Steigungswinkel und breiter, mehr gerundeter Flügelfläche die beste, dann folgen die Schrauben Nr. 7 und 8 mit gewöhnlicher Flügelform. [Engineering 1910, II, S. 319–324.] Renold. Mechanische Aufsetzvorrichtung für Förderkörbe. Textabbildung Bd. 325, S. 798 Fig. 1. Die Aufsetzvorrichtungen, welche neuerdings bei allen Förderanlagen Anwendung finden, und deren Zweck es ist, das zeit- und kraftverschwendende Anheben der Förderkörbe vor dem Senken zu vermeiden, werden in der Regel als Kniehebelvorrichtungen ausgeführt, weil diese, obgleich sie bedeutende Drücke im Gelenk aufnehmen, dennoch mit verhältnismäßig geringem Kraftaufwand verstellt und zurückgezogen werden können. Wegen der Reibung in den Gelenken sind die Kniehebel aber doch nur bis zu gewissen Belastungen verwendbar, und diese Reibung wächst mit der infolge der Stöße rasch zunehmenden Abnutzung der Gelenke. Man hat daher getrachtet, die Gelenke möglichst zu entlasten. Eine hierher gehörige Aufsetzvorrichtung, welche die Maschinenfabrik und Eisengießerei A. Beien in Herne i. W. ausführt, ist in Fig. 1 dargestellt. Den Aufsetzriegel bildet ein Winkelhebel A, welcher sich mit seinen beiden gleichmäßig gekrümmten Rückenflächen d und e gegen passende Anschlagflächen des Tragkörpers B so anlegt, daß der in einem Schlitz b des Hebels geführte Gelenkzapfen a nur wenig belastet wird, wenn sich der Förderkorb auf die Anschlagfläche c aufsetzt. Beim Umlegen des Handhebels C wird der Gelenkzapfen a in dem Schlitz b nach oben gezogen, wobei sich der ganze Hebel A unter dem Förderkorb wegbewegt und gleichzeitig die Anschlagfläche etwas senkt. Da hierbei beide Flächen d und e unterstützt bleiben, so hat der Zapfen a nur die durch die Reibung entstehenden Kräfte aufzunehmen. Werden die Hebel zu früh ausgelegt, so drückt sie der aufwärts fahrende Förderkorb in die gestrichelt eingezeichnete Lage zurück; die Hebel fallen aber sofort wieder nach außen, wenn der Korb die Stelle überfahren hat. H. Sterilisierung großer Wassermengen durch ultraviolette Strahlen. (Fortsetzung zu S. 719.) V. Dornic und Daire haben die Sterilisierung durch ultraviolette Strahlen zur Anwendung gebracht bei der Bereitung von Butter im Betriebe der Genossenschaftsmeierei in Surgères. Nach den Untersuchungen von Sommaruga, Reimann sowie Jensen wird nämlich das rasche und vorzeitige Ranzigwerden der Butter verursachtZeitschrift für Hygiene, 1894, Bd. 18, S. 441. – Zentralblatt für Bakterien, 1900, Bd. 2, S. 131. – Annuaire agricole de la Suisse 1901. durch mikroskopisch kleine Pilze, wie Bacillus fluorescens liquefaciens, Oidium lactis, Nicrococcus acidi lactici, Bacillus butyricus liquefaciens, Bacillus prodigiosus, Cladosporium butyri, Bacillus derogenes, Streptrothrix alba, Streptrothrix chromogena, Penicillium glaucum. Diese Mikroben sind selten in der Milch schon dann vorhanden, wenn ihr der Rahm zum Verbuttern abgenommen wird; sind sie es, so werden sie bei dem üblich gewordenen Pasteurisieren des Rahmes im allgemeinen vernichtet. Sie kommen vielmehr erst später hinein aus dem in den Meiereien selten keimfreien Wasser, womit aus der halbfertigen Buttermasse die Milchreste ausgewaschen werden müssen; sowie auch dadurch, daß die Gefäße, in denen gebuttert wird, bisher immer nur mit solchem nicht keimfreien Wasser gereinigt werden konnten. Denn zum Buttereibetrieb ist sehr viel Wasser erforderlich; etwa 50 bis 60 mal soviel wie Rahm verbuttert wird. So große Mengen lassen sich nicht in hinreichend kurzer Zeit pasteurisieren oder gar gründlich abkochen. Durch chemische Zusätze wie Karbolsäure oder Chlor darf man sie für diesen Zweck auch nicht sterilisieren. Filtrierung versuchten darum Dornic und Daire; aber in zuverlässiger Weise gelang es nicht, weder mit gewöhnlichen Flachfiltern noch mit Kerzenfiltern. Ozonisierung des Wassers war ihnen zu teuer in Anlage- und Betriebskosten. Darum führten sie in ihrem Betrieb die Sterilisierung durch ultraviolette Strahlen ein. Zunächst wurde eine Kiste mit Glas wasserdicht ausgelegt und in vier Kammern geteilt durch Glaswände, über deren Ränder hinweg das Wasser in dünner Schicht sich von einer Kammer in die andere ergoß. Durch den Deckel ragten zwei 220 Volt-Quecksilberdampfquarzlampen für 3,5 Amp. von der Quarzlampengesellschaft in den Behälter hinein bis dicht über den Wasserspiegel, so daß das Wasser möglichst überall den Strahlen der Lampe ausgesetzt war und außerdem an den Ueberlaufstellen auch dem bei solchen Lampen in der Luft vorhandenen Ozongas. Zweckmäßig und sachgemäß war dieser nur für vorläufig beschaffte Sterilisierkasten jedenfalls nicht eingerichtet; denn trotz der zwei Lampen sterilisierte er kaum 3 cbm/std.Des Vergleichs wegen sei erwähnt, daß mit den 1540 Watt, die die beiden Quecksilberdampfquarzlampen hier verbrauchten, um 3 cbm/Std. zu sterilisieren, die „Sterilisiertröge, System Moore-Schneckenberg von der Moore-Licht-A.-G. in Berlin mehr als 100 cbm/Std. vollkommen sterilisieren würden., was bei zehnstündigem Betrieb ausreicht für Verarbeitung von 5000 Litern Milch, wenn zu jeglicher Reinigungsarbeit, oder von 20000 Litern, wenn nur zum Auswaschen der Butter das sterilisierte Wasser benutzt wird. Bei 3 cbm stündlicher Durchflußmenge und mit Bacillus fluorescens liquefaciens sowie Micrococcus prodigiosus künstlich durchsetztem Wasser wurde die Zahl dieser Bakterien in 1 cbm von 11000 nur auf 45 (nicht auf Null) verringert. Nach Beschaffung dieser Sterilisiereinrichtung ließen nun Dornic und Daire die Butter auch weiterhin bereiten nach dem in jener Meierei schon stets üblichen Verfahren: Der Rahm wird bei 75 bis 80° C etwa fünf Minuten ang pasteurisiert, danach sofort auf 15 bis 16° C abgekühlt und bleibt, nachdem ihm zum Sauerwerden geeignete Bakterien zugesetzt sind, 18 Stunden stehen; nachher wird der saure Rahm im Butterfaß so lange geschlagen, bis sich die in ihm fein verteilten Fettkügelchen zu größeren Klümpchen zusammenballen; dann wird das Uebrigbleibende, die Buttermilch abgelassen und die in den Klümpchen eingeschlossene aus ihnen durch zweimaliges gründliches Durcharbeiten und Waschen mit Wasser befreit und fortgespült; nachher werden die Klümpchen noch zusammengeknetet. Zu jenem Auswaschen der halbfertigen Butter ließen sie von jetzt an aber nur noch sterilisiertes Wasser beinutzen. Doch des Vergleichs wegen wurde auch aus einem und demselben Rahm bereitete Butter statt mit sterilisiertem mit wie ehemals nichtsterilisiertem Wasser ausgewaschen: Blieben dann beide Buttersorten ungesalzen im Juni offen liegen im Laboratorium, so war die mit nicht sterilisiertem Wasser gewaschene Butter nach acht Tagen völlig ranzig; die mit sterilisiertem Wasser gewaschene Butter dagegen schmeckte nach derselben Zeit geübten Kennern so, wie frische Butter am zweiten oder dritten Tage schmeckt. Die Haltbarkeitszeit der Butter war durchschnittlich um fast drei Wochen länger geworden. Bei einem dieser Versuche, die stets mit einer Tageserzeugung von 400 kg Butter angestellt worden sind, erhielt das Wasser vor der Bestrahlung 495 Bakteriensiedlungen, bei einem andern (200) in 1 cm3, darunter 30 (15) von Bacillus liquefaciens; nach der Bestrahlung 20 (20), darunter aber nur noch 2 (0) von Bacillus liquefaciens. Daß eine wesentlich längere Haltbarkeit der Butter erzielt wurde, trotzdem die Bakterien nicht sämtlich vernichtet wurden, ist sonach wohl daraus zu erklären, daß gerade die für die Butter schädlichsten, die Bazillen „liquefaciens“, die sehr häufig im Wasser vorkommen, vernichtet wurden. Der Erfolg, der hier erreicht wurde einfach durch Sterilisieren des Wassers, mit dem die Butter gewaschen wird, ist groß; besonders darum, weil Butter an und für sich durch ultraviolette Strahlen kaum zu sterilisieren ist, da selbst sehr dünne Schichten Butter für ultraviolette Strahlen nicht durchdringbar sind. Erich Schneckenberg. Walzenwehr in der Trisanna. Gelegentlich einer Erweiterung der die Stadt Landeck mit Hilfe einer Drehstrom-Fernleitung für 12000 Volt Spannung versorgenden Wasserkraftanlagen der Kontinentalen Gesellschaft für angewandte Elektrizität, bei der man neben der Trisanna auch die Rosanna, den zweiten Quellfluß der in den Inn mündenden Sanna, für die Wasserlieferung herangezogen hat, wurde das im Frühjahr 1907 durch eine Lawine zerstörte Wehr in der Trisanna umgebaut. Wegen der außerordentlich starken Geschiebeführung dieses Flusses hatte man zunächst erwogen, von dem Einbau eines besonderen Stauwehres überhaupt abzusehen, zumal da man ohnedies die Wasserfassung etwas weiter flußaufwärts verlegte, um sie aus dem Bereich der Lawinen zu bringen, und daher überschüssiges Gefälle zur Verfügung stand. Die hierfür vorgeschlagene Lösung bestand in einer einfachen, niedrigen Bodenschwelle; sie befriedigte aber nicht, weil sich an der Schwelle zu viel Geschiebe ablagerte, und man entschloß sich daher für den Bau eines Walzenwehres hauptsächlich deshalb, weil dieses bei Bedarf ganz aus dem Wasserbereich gebracht werden kann. Für die Einzelheiten des Wehres waren ebenfalls die Rücksichten auf die starke Geschiebeführung maßgebend. Da sich dieser gegenüber Eisenteile erfahrungsgemäß schlechter verhalten als Holz, so mußte der Wehrkörper ganz mit Holzbohlen belegt werden, weshalb man dem Wehrkörper die für diesen Zweck bequemere Dreiecksform des Querschnittes gab. Die Wände dieses Prismas, das 866 mm Seitenlänge und 14 m Länge besitzt, sind derart mit Bohlen belegt, daß die Fasern in der Stromrichtung stehen und auch die seitliche Abdichtung erfolgt gegen Holzbohlen und nicht unmittelbar gegen das Mauerwerk, so daß das genaue Anpassen erleichtert wird. Das Wehr hat eine größte Stauhöhe von 1,1 m. Als ein besonderer Vorteil der Dreiecksbauart verdient erwähnt zu werden, daß man den Wehrkörper auch als Steg benutzen und daher Arbeiten daran auch sehr bequem ausführen kann, wenn das Wehr ganz aus dem Wasser herausgehoben ist. In der Rosanna soll ebenfalls ein Wehr dieser Konstruktion eingebaut werden, das aber bei 18 m Länge 1,8 m größte Stauhöhe erhalten wird. (Wessely.) [Zeitschrift des oesterr. Ingenieur- u. Archit.-Vereins 1910, S. 629–632.] H. Große amerikanische Stauwehre. Ein Staudamm von 1340 m Länge quer durch den Mississippi wird für die Wasserkraftanlage Keokuk an den Stromschnellen von Des Moines gebaut. Das Wehr, das auf der ganzen Länge als Wehrbrücke mit Schleusendurchlässen ausgeführt wird, hat 11,27 m Höhe und enthält 116 Oeffnungen von je 9,15 m Breite. Darüber befindet sich eine Brücke, von der aus die Schützen bedient werden. Durch das Wehr soll ein See von 93 qm Oberfläche angestaut werden, welcher ein nutzbares Gefälle von 6,4–10,6m ergibt. Die hierdurch geschaffene riesige Wasserkraft soll zunächst in 15 Turbinen-Dynamos von je 5000 KW Leistung ausgenutzt werden. Das Werk ist für die Versorgung der 225 km entfernten Stadt St. Louis bestimmt, wofür eine Spannung von 110000 Volt in Aussicht genommen ist. Ein anderes großes Wehr ist unterhalb der Chaudiere-Stromschnellen bei Ottawa in Canada im Laufe des vorigen Jahres fertiggestellt worden. Das Wehr ist im Grundriß kreisbogenförmig angelegt, mit 172 m Halbmesser und 396 m Kronenlänge und besteht aus 49 Eisenbetonpfeilern, zwischen welchen sich Schützenöffnungen von 6,7 m Breite und 5,33 m Tiefe befinden. Diese Form des Wehrs ist gewählt, damit den an beiden Ufern errichteten Kraftwerken das Wasser gleichmäßig zugeführt wird. Die Pfeiler sind 12 m lang und an den dicksten Stellen nur 1,22 m dick. Ihre Standfestigkeit wird aber dadurch erhöht, daß sie an den oberen Enden durch eine 7,15 m breite Brückenfahrbahn, die ebenfalls aus Eisenbeton besteht, verbunden sind. Zum Abschließen der Oeffnungen zwischen den Pfeilern werden nicht Schützentafeln, sondern wagerechte Balken aus Tannenholz verwendet, die paarweise zusammengeschraubt und an den Enden in Eisenführungen gefaßt sind. [Electrical World 1910, I, S. 1287–1289 und Engineering News 1910, I, S. 741–743.] H.