Titel: Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten.
Autor: K. Schreber
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 8
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Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten. Von Dr. K. Schreber. Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten. 1. In diesem Journal Bd. 320, 1905, S. 33 ff. habe ich die Theorie der Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten eingehend entwickelt. Ich hatte damals mit Hilfe des Temperatur-Entropiediagramms gezeigt, daß, wenn man sich an diese Theorie hält, man eine ganz hervorragende Ausnutzung der Wärme erzielen würde. Trotz vieler Bemühungen ist es mir nicht gelungen, eine Fabrik zu finden, welche es mir ermöglicht hätte, die praktische Durchführbarkeit meiner Theorie zu beweisen. Da ich als Beispiel meiner Theorie eine Spirituszweitaktmaschine gewählt hatte, weil bei einer solchen die Rechnung am einfachsten wird, so mag man geglaubt haben, die Theorie sei die einer Spiritusmaschine, und weil kurz nach ihrer Veröffentlichung infolge der plötzlichen Verteuerung seines Preises der Spiritus seine Bedeutung als Brennstoff für Kraftmaschinen vollständig verlor, ihr keine Beachtung geschenkt haben. Vielleicht kann aber auch der Grund für diese Nichtbeachtung darin zu suchen sein, daß die ganze Arbeit zu theoretisch gehalten war, so daß die Herren der Praxis sich nicht die Zeit genommen haben, sie durchzuarbeiten. In Herrn Geheimrat Scheit von der Technischen Hochschule zu Dresden habe ich schließlich einen Herrn gefunden, welcher mir seine Hilfe durch Rat und Tat hat zuteil werden lassen, so daß es mir doch noch gelungen ist, die Durchführbarkeit meiner Theorie nachweisen zu können. Ich kann es nicht unterlassen, ihm auch an dieser Stelle öffentlich meinen tiefgefühltesten Dank für seine mir gewährte Unterstützung auszusprechen. 2. Die Entwickelung aller Wärmekraftmaschinen, sowohl der Dampfmaschinen als auch der Maschinen mit innerer Verbrennung, geht dahin, daß der Druck im Arbeitsraum immer stärker und stärker wird. Bei denjenigen Maschinen mit innerer Verbrennung, welche das fertige brennbare Gemisch ansaugen, ist dieser Entwickelung eine Grenze gesetzt dadurch, daß das angesaugte Gemisch teils durch Mischung mit den warmen Abgasresten, teils durch die Wärme, welche es aus den Wandungen aufnimmt, teils durch die Wärme, welche aus der Kompressionsarbeit entsteht, wärmer und wärmer wird und schließlich die Temperatur erreicht, bei der es sich von selbst entzündet. Da man aber auf jeden Fall Selbstzündungen vermeiden muß, weil diese mindestens die Regelmäßigkeit des Ganges stören, wenn sie nicht schlimmere Uebelstände herbeiführen, so ist man mit der Verdichtung an gewisse Grenzen gebunden, welche die jetzigen Explosionsmaschinen sämtlich erreicht haben. Gelingt es, diese schädliche Wärme zu binden, so kann man die Verdichtung beliebig weit treiben. In meiner Theorie habe ich gezeigt, daß man die Wärme unschädlich machen kann, indem man Wasser oder irgend eine andere leicht verdampfende Flüssigkeit von hinreichender Verdampfungswärme in den Arbeitsraum einspritzt. Man bekommt die vorteilhafteste Wirkung, wenn man so wenig wie möglich Wasser zu einer Zeit einspritzt, zu der der Gasinhalt des Arbeitsraumes gerade eine hinreichende Temperatur erreicht hat, daß die eingespritzte Flüssigkeit sofort verdampft, also etwas wärmer ist als die zu dem vorhandenen Druck gehörige Siedetemperatur. Man teilt also den Verdichtungshub in 3 Teile, von denen der erste in der Theorie adiabatisch, der zweite unter Wärmeabsorption durch die verdampfende Flüssigkeit, der dritte wieder adiabatisch verläuft. In der Praxis ist natürlich der Einfluß der Wandung nicht zu vermeiden. Die Theorie verlangt, daß der erste dieser drei Teile so kurz wie möglich sei. 3. Die Maschine, welche mir durch Vermittelung von Herrn Geheimrat Scheit zur Verfügung gestellt war, war als Versuchs-Diesel-Maschine gebaut. Sie hat, wie man aus Fig. 1 sieht, welche die gesamte Versuchsanordnung darstellt, die bekannte Form der Diesel-Maschinen. Der Durchmesser des Zylinders beträgt 165 mm, der Kolbenhub 270 mm, so daß das Hubvolumen 5,773 l faßt. Der Kompressionsraum faßt, wie eine mehrmals wiederholte Auffüllung ergab, 0,663 l. Daraus erhält man das Ausdehnungsverhältnis \frac{V_c}{V_h+V_c}=0,103=\frac{1}{9,71} Die Maschine lief normal mit 270 Umdrehungen in der Minute. Um die Maschine für meine Versuche brauchbar zu machen, mußten zunächst noch einige leichte Umänderungen vorgenommen werden: Anstelle des Luftansaugerohres der Diesel-Maschine wurde ein Leuchtgas-Luft-Mischventil eingebaut von derselben Form, wie es die Firma, der die Maschine gehörte, bei ihren Leuchtgasmaschinen von 8 PS normal benutzt. Dieses Mischventil war für Quantitäts- und Qualitätsregulierung eingerichtet, indem sowohl eine Drosselklappe in der Luftleitung als auch ein Drosselhahn in der Gasleitung gleichzeitig vom Regler beeinflußt wurden. Das Gasabschlußventil in dieser Mischvorrichtung wurde durch ein Gestänge betätigt, welches vom Hebel des Haupteinlaßventils gesteuert wurde. Um den Hub dieses Ventils etwas kleiner zu machen, hatte ich, wie man auch auf dem Bild erkennt, den einen Hebel dieses Gestänges auf das Dreifache verlängert. Textabbildung Bd. 326, S. 9 Fig. 1. Da vorauszusehen war, daß die Maschine namentlich am Anfang der Versuche oft von außen würde angetrieben werden müssen, wurde auf dem Rost, auf dem die Maschine montiert war, ein Elektromotor aufgesetzt, von welchem die Maschine durch Riemen angetrieben werden konnte. Bei den meisten Versuchen lief, nachdem die Maschine in Gang gesetzt war, der Elektromotor leer mit. Bei Messungen wurde der Riemen während des Ganges von der Scheibe heruntergeworfen. In die Bohrung für das auf diese Weise überflüssig gewordene Anlaßventil wurde zunächst eine Zündkerze eingebaut; es stellte sich aber im Laufe der Versuche heraus, daß diese, trotzdem verschiedene Formen gewählt wurden, nicht befriedigend arbeitete. Deshalb wurde gegen Schluß der Versuche eine Abreißzündung eingebaut. Den Strom für die elektrische Zündung lieferte ein gewöhnlicher Bosch-Apparat, der neben der Steuerwelle zu sehen ist. Zum Bremsen wurde ein Stahlband benutzt, welches durch Flügelschrauben, die auf dem auf dem Schwungrad liegenden horizontalen Balken auflagen, angezogen werden konnte. Um die Maschine nicht zu verdecken, ist der Balken während des Photographierens abgehoben und vor das Schwungrad gelegt. Der Hebelarm der Gewichte war genau 1 m. Zu weite Schwingungen des Balkens wurden durch feste Anschläge verhindert. 4. An die Stelle der Brennstoffpumpe der Diesel-Maschinen sitzt hier die kleine Wasserpumpe, welche das einzuspritzende Wasser fördert. Diese Pumpe hat mir viel Schwierigkeiten bereitet wegen ihren kleinen Abmessungen. Da bei den meisten Versuchen, wie weiter unten noch genauer angegeben wird, in einer Stunde rund 1 l eingespritzt wurde, so betrug das Hubvolumen der Pumpe nur 120 cbmm; vielfach wurden noch kleinere Wassermengen eingespritzt. Die Pumpe war, wie das bei so kleinen Pumpen gewöhnlich der Fall ist, aus einem Bronzegußstück gebohrt. Sie arbeitete am Anfang der Versuche recht gut; aber nach einiger Zeit begann sie mit der Förderung nachzulassen, und das wurde trotz saubersten Aufschleifens der Ventile immer schlimmer, bis ich schließlich erkannte, daß bei dem Druck von rund 20 at, unter dem das Wasser in der Pumpe stand, der Pumpenkörper undicht wurde. Jedenfalls waren so feine Poren im Pumpenkörper, daß ein merklicher Teil der, wie gesagt, sehr kleinen Wassermenge durch sie hindurchgedrückt wurde und wieder in die Zuleitung zurücklief. Nach einigen vergeblichen Versuchen, den Bronzekörper dicht zu bekommen, die immer nur für kurze Zeit halfen, ließ ich einen Pumpenkörper aus Schmiedeeisen herstellen, in welchem an denjenigen Stellen gezogene Messingstäbe eingepaßt wurden, in denen nachher die Leitungen und Ventilsitze eingebohrt werden sollten. Mit dieser Pumpe habe ich dann die ganze übrige Zeit anstandslos arbeiten können. Die dünnen gezogenen Messingstäbe scheinen vollkommen dicht zu sein. Der Stempel dieser Pumpe wurde durch die von der Steuerwelle angetriebene Kurbel nur heruntergedrückt; gehoben wurde er durch eine Feder, welche in einem laternenartigen, auf dem Pumpenkörper aufgeschraubten Federgehäuse sich befand. Der Deckel dieses Gehäuses wurde durch eine Schraube gebildet, welche den Hub begrenzte. Dadurch, daß diese Schraube mehr oder weniger tief eingeschraubt wurde, konnte die Wassermenge bequem während des Ganges geändert werden. Durch besondere Versuche wurden die den wichtigsten Stellungen der Deckelschraube entsprechenden Wassermengen gemessen, so daß ich mich während der eigentlichen Versuche um die Messung des Wassers nicht zu kümmern brauchte. Angesaugt wurde das Wasser für gewöhnlich aus einem neben der Maschine stehenden Glasbecher von ungefähr 1 l Inhalt. Zur Vornahme von Wassermessungen wurde mittels eines Dreiweghahnes die Ansaugeleitung auf den neben dem Gefäß stehenden Meßzylinder umgeschaltet. 5. Die Luftpumpe, welche die zum Zerstäuben des Wassers gebrauchte Preßluft liefert, befindet sich auf der Steuerseite der Maschine unterhalb der Steuerwelle. Sie wird durch ein Schwinghebelgestänge vom Kreuzkopf der Maschine angetrieben. Ihre Abmessungen sind Durchmesser 28 mm, Hub 47 mm, also Hubvolumen 28 ccm d. i. 1/200 des Hubvolumens des Arbeitszylinders. Der Druck im Windkessel betrug im Durchschnitt 20 at. Da bei Viertaktmaschinen, bei denen während des Ansaugens sehr viel Wärme von den Wandungen aufgenommen wird, so daß schon bei Beginn des Verdichtungshubes die Temperatur des Zylinderinhalts 100° und mehr beträgt, ganz am Anfang dieses Hubes eingespritzt werden muß, wo der Druck kaum stärker ist als der Atmosphärendruck, im Gegensatz zur Diesel-Maschine, bei der erst nach erreichter stärkster Verdichtung eingespritzt wird, so genügt zum Zerstäuben vollständig ein so schwacher Druck. Ich habe mir auch gar nicht die Mühe gegeben, den schwächsten, zum Zerstäuben unbedingt nötigen Druck auszuprobieren, da ja auch bei diesem Druck die Arbeit der Luftpumpe so gering ist, daß sie einfach zu den im mechanischen Wirkungsgrad zum Ausdruck gelangenden Reibungsarbeiten gezählt werden darf. Die Luftpumpenarbeit, wie es in den Regeln zur Untersuchung von Gasmaschinen vorgeschrieben ist, von der indizierten Arbeit des Arbeitszylinders abzuziehen, war mir garnicht möglich, da sie bedeutend kleiner war als die Genauigkeit, mit der diese Arbeit gemessen werden konnte. Bei der Diesel-Maschine ist das anders. Nur in der Zeit, als man die Preßluft vorverdichtet aus dem Arbeitszylinder entnahm, hatte die Pumpe ungefähr dasselbe Volumen, wie an meiner Maschine, mußte aber trotzdem bedeutend mehr Arbeit bieten, weil die Luft schon mit einem Druck von ungefähr 10 at eintrat und dann auf 50 bis 60 at komprimiert wurde. Jetzt aber, wo man von diesem Verfahren wieder abgekommen ist und aus der freien Atmosphäre ansaugt, sind die Luftpumpenvolumina ungefähr 1/30 vom Volumen des Arbeitszylinders, ja bei den jetzt in den Handel gebrachten Schnelläufern sogar 1/7, und da der Enddruck im Windkessel derselbe geblieben ist, so ist es erklärlich, daß die Luftpumpenarbeit 5 bis 10% der im Arbeitszylinder gewonnenen Arbeit beträgt. Diese Arbeit fließt fortwährend durch das Gestänge der Maschine hin und her, so daß dadurch ein merklicher Teil der im Arbeitszylinder gewonnenen Arbeit verloren geht. In meiner Maschine ist wegen des kleinen Volumens der Luftpumpe und des schwachen Druckes im Windkessel die Luftpumpenarbeit selbst schon so gering, daß die bei ihrem Hin- und Herfließen auftretenden Verluste garnicht anzugeben sind. Man muß diesen Unterschied der Luftpumpenarbeit meiner Maschine und der der Diesel-Maschine wohl beachten. 6. Das Kühlwasser der Luftpumpe war unabhängig von der Kühlung der Maschine und wurde nach einem hochstehenden offenen Behälter geleitet, aus dem es für gewöhnlich durch einen Ueberlauf nach dem Ablauftrichter geleitet wurde. Während der genauen Messungen, bei denen das Gas regelmäßig auf seinen Heizwert untersucht wurde, wurde aus diesem Hochbehälter der Ueberlauf des Junkers'schen Kalorimeters gespeist. Die Wassermenge war so bemessen, daß auch in diesem Falle stets Wasser durch den Ueberlauf des Hochbehälters ablief. So wurde es erreicht, daß, da der Drosselhahn der Wasserleitung des Kalorimeters stets unverändert in seiner Stellung erhalten wurde, bei allen Versuchen das Wasser stets dieselbe Geschwindigkeit im Kalorimeter hatte und deshalb nur einige Male gemessen zu werden braucht. Auch den Hahn des Brenners hielt ich während der ganzen Versuchszeit unverändert in seiner ihm einmal gegebenen Stellung, so daß ich schon aus der Temperaturdifferenz erkennen konnte, ob das Gas reicher oder ärmer sei als im Durchschnitt. Die Gasuhr des Kalorimeters wurde natürlich bei jeder Messung abgelesen, wegen der eventuellen Druckschwankungen in der Gasleitung. Der Heizwert des Dresdener Leuchtgases, so wie es der Maschine zugeführt wurde, schwankte während der Versuche zwischen 4200 und 4000 WE in 1 cbm und betrug im Durchschnitt 4100. Das Kondenswasser war nahezu unverändert und betrug 0,68 l aus 1 cbm. 7. Wie die Erbauer der Dieselmaschine hatte auch ich große Schwierigkeiten, eine ausreichend feine Zerstäubung zu erzielen. Da die Versuchsmaschine, wie schon gesagt, ursprünglich als Diesel-Maschine gebaut war mit dem gewöhnlichen Plattenzerstäuber, so begann ich natürlich meine Versuche auch mit diesem. Es stellte sich aber bald heraus, daß der einfache Plattenzerstäuber nicht genügt: Wasser hat eben andere Eigenschaften als die in der Diesel-Maschine verwendeten Kraftöle. Während der allmählichen Abänderung der Zerstäubungsvorrichtung treten nun noch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten in der Durchführung der Versuche auf, welche sehr oft verhinderten, zu erkennen, ob ein neuer Zerstäuber im Fortschritt war oder nicht. Bei ganz armen Gemischen, z.B. beim Leerlauf, läuft die Maschine auch ohne Wassereinspritzung stoßfrei. Geht man zu reicheren Gemischen über, so tritt bei einem durch die Güte der Zerstäubung bedingten Gehalt das Stoßen ein. Mit dem gewöhnlichen Diesel-Zerstäuber durfte ich nur mit ganz armen Gemischen arbeiten. Als ich dann zu einer anderen Zerstäubungsvorrichtung überging, zeigte sich, daß die Maschine eine Zeit lang, 20 bis 30 Minuten, stoßfrei lief, dann aber doch allmählich zu stoßen anfing. Da Aenderung am Zerstäuber hieran nichts änderten, so mußte der Fehler an der Maschine liegen. Einer der ersten Mängel, die sich auf diese Weise feststellten, war der folgende. Wie bei allen stehenden Maschinen wird der Kolben auch hier nach oben herausgenommen; um das zu ermöglichen, ist in der Mitte des Kolbenbodens ein Loch, in welches der Haken eingeschraubt wird, mit dem der Kolben am Krahn aufgehängt wird. Während des Betriebes ist das Loch durch eine Schraube ausgefüllt. Bei der Untersuchung der Maschine zeigte sich nun, daß der recht große Kopf dieser Schraube den Kolbenboden garnicht berührte, sondern vollständig frei lag. Es konnte somit zwar Wärme durch die gesamte große Oberfläche des Kopfes in die Schraube eintreten, abgeleitet dagegen konnte sie nur durch die recht dünne Spindel werden. So wurde allmählich der Kopf immer wärmer und wärmer, bis er heiß genug war, das verdichtete Gemisch vorzeitig zu entzünden und somit Stöße zu verursachen. Nachdem die Schraube durch eine andere mit flachen Kopf ersetzt war, der gut auf dem Kolbenboden auflag, hörten die Selbstzündungen auf, und es konnten die Versuche, die beste Zerstäubervorrichtung auszuproben, wieder aufgenommen werden. Ich mußte natürlich wieder ziemlich von vorn anfangen, da ich nicht wußte, ob ich nicht einem Zerstäuber zu unrecht die Selbstzündungen vorgeworfen hatte, welche durch den Schraubenkopf veranlaßt worden waren. 8. Aus dieser Periode meiner Versuche stammen Diagramme von der durch Fig. 2 wiedergegebenen Form, in denen man deutlich 2 Perioden des Verbrennens erkennt: Eine erste, in der wie bei allen Explosionsmaschinen der Druck plötzlich; stärker wird, bei konstantem Volumen, und daran anschließend eine zweite, bei der das Verbrennen gewissermaßen unter konstantem Druck vor sich geht ähnlich wie in der Diesel-Maschine. Textabbildung Bd. 326, S. 11 Fig. 2. Aus dem Gasverbrauch sowie aus dem Verlauf der Ausdehnungslinie kann man aber leicht erkennen, daß am Ende der Linie konstanten Druckes das Brennen der Mischung noch lange nicht zu Ende ist, sondern noch in den Ausdehnungshub hinein fortdauert und überhaupt unvollständig bleibt. Wäre die Verbrennung mit dem Aufhören der Linie konstanten Druckes wirklich vollständig zu Ende, so wären Diagramme dieser Form die idealsten Diagramme, welche man sich wünschen könnte: Große Arbeitsfläche bei schwachem Maximaldruck und noch schwächerem Verdichtungsenddruck. Die Diagramme haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Diagrammen der Ruston-Maschine, wo sie mit Absicht erzeugt wurden. Da man aber jetzt von dieser Maschine nichts mehr hört, so scheint die Wärmeausnutzung auch bei ihr nicht die beste gewesen zu sein. Mit fortschreitender Verbesserung der Zerstäubungsvorrichtung verschwanden diese Diagramme wieder, und nach Abschluß der Versuche mangelte mir die Zeit noch einmal auf sie zurückzukommen. 9. Nachdem ich alle Eigenheiten der Maschine erkannt und, soweit es möglich war, abgeändert hatte, gelang es mir allmählich eine Zerstäubungsvorrichtung zu finden, welche selbst recht reiche Gemische beliebig eng zu verdichten gestattete, ohne daß Selbstzündungen auftraten. Da ich bei Beginn der Versuche noch im Unklaren war, wie der Verdichtungshub in der Praxis verlaufen würde, wie weit die Abweichungen der Praxis von der reinen Theorie ausfallen würden, so ist der Verdichtungsraum mehr durch die zufälligen Abmessungen der Maschine als durch vorherige Berechnungen bestimmt. Dementsprechend ist auch der Enddruck der Verdichtung in meiner Versuchsmaschine in gewisser Beziehung durch Zufall gegeben. In der ersten Zeit der Versuche, ehe die Zerstäubung hinreichend gut wirkte, betrug er nahezu 19 at, wie sich durch Messung an Diagrammen mit schwacher Feder feststellen ließ. Je besser die Zerstäubung wurde, um so schwächer wurde der Enddruck der Verdichtung und betrug schließlich wenig mehr als 18 at. Hierdurch ist in recht interessanter Weise experimentell nachgewiesen, was ich am Anfang meiner Theorie rechnerisch entwickelt habe, daß die Abkühlung des Gases durch die verdampfende Flüssigkeit eine stärkere Schwächung des Druckes bedingt, als die Vermehrung des Druckes durch den entstehenden Dampf beträgt, so daß die Summe beider Wirkungen in einer Schwächung des Gesamtdruckes zum Ausdruck kommt. 10. Die schwerste Belastung, welche ich der Maschine nach Auffinden der besten Zerstäubervorrichtung zumutete, betrug 10,4 PSe, dabei gebrauchte sie 2026 WE für 1 PSe und lief mit 266,6 Umdrehungen i. d. Min. Wie oben gesagt, betrug das Hubvolumen 5,773 l, der Verdichtungsraum 0,663 l; nimmt man an, daß bei Beginn des Verdichtungshubes beide zu 0,8 ihres Volumens mit Luft von Zimmertemperatur gefüllt waren – selbst an Diagramme mit schwacher Feder war keine Ansaugedrosselung zu. beobachten –, so ist die während einer Stunde insgesamt angesaugte Wärmemenge von 21070 WE in 41,2 cbm verteilt, d.h. der Wärmegehalt der Mischung beträgt 500 WE in 1 cbm, oder anders ausgedrückt das Mischungsverhältnis ist 1 m3 Normalleuchtgas in 9 m3 Luft. Textabbildung Bd. 326, S. 11 Fig. 3. Das ist ja zwar noch keine besonders reiche Mischung, da man ja vielfach bis zum Verhältnis 1 : 7 geht, ich bin aber trotzdem nicht weiter gegangen, obgleich die Zerstäubungsvorrichtung, wie ich sie zuletzt hatte, noch viel reichere Gemische zu verdichten gestattet hätte, weil beim Einbau der Abreißzündung die obere Platte des Deckels meiner Maschine losgerissen war. Durch Einziehen von zwei Schrauben preßte ich zwar die beiden Platten des Deckels wieder aneinander, so daß ich noch weiter arbeiten konnte; ich wagte aber doch nicht zu reicheren Mischungen überzugehen aus Furcht, der Deckel könnte zerspringen. Der Explosionsdruck, welchen ich bei diesem Wärmegehalt der Mischung bekam, betrug ungefähr 45 at, vergl. Fig. 3. 11. Da, wie diese Diagramme zeigen, infolge des engen Verdichtungsraumes nach erfolgter Zündung der Druck sehr schnell stärker wird, so baute ich, um den Zündpunkt genau feststellen zu können, eine Vorrichtung ein, welche es mir ermöglichte, versetzte Diagramme zu nehmen. Auf das vom Schwungrad abgewendete Ende der Hauptwelle wurde eine kurze Kurbel mit Geradführung vom selben Schubstangenverhältnis wie das der Hauptkurbel so aufgekeilt, daß in den mit ihr genommenen Diagrammen die den Totpunkten des Arbeitskolbens entsprechenden Punkte der Atmosphärenlinie zusammenfallen. Für die gewöhnlichen Arbeitsdiagramme wurde der Antrieb vom Kreuzkopf der Luftpumpe hergenommen; die dorthin führende Indikatorschnur ist auf Fig. 1 zu erkennen. Textabbildung Bd. 326, S. 12 Fig. 4. Ich nahm stets unmittelbar hintereinander je eines der beiden Arten von Diagrammen, indem ich zunächst die eine Indikatorschnur in den Haken der versetzten Kurbel einhing und sofort, nachdem das Diagramm gezeichnet war. sie wieder aushing; sobald das geschehen war, und während ich wieder an den Indikator herantrat, hing ein Gehilfe die andere Schnur in den Haken des Luftpumpenkreuzkopfes, so daß ich sofort das normale Diagramm schreiben konnte; vergl. Fig. 4. 12. Jeder der Versuche, welcher zu einer vollgültigen Messung führen sollte, wurde 1 Stunde lang durchgeführt, nachdem die Maschine vorher mindestens 20 Minuten meist aber ½ Stunde mit derselben Belastung gelaufen war. Während dieser Stunde wurden alle fünf Minuten abgelesen: die Hauptgasuhr, die des Kalorimeters, die beiden Thermometer des Kalorimeters, die Kondenswassermenge, die Manteltemperatur, die Abgastemperatur, die Umdrehungszahl und ein bezw. nachdem die versetzte Kurbel angebaut war, zwei Diagramme genommen. Die Kühlwassermenge wurde stets so eingestellt, daß die Manteltemperatur ungefähr 80° betrug. Da ich in der letzten Zeit mit einem Federmaßstab des Indikators von 0,6 mm arbeiten mußte, so wurden die Flächen der Diagramme so klein, daß die beim Planimetrieren entstehenden Beobachtungsfehler einen zu großen Einfluß ausübten. Ich gebe deshalb die indizierte Arbeit gar nicht an; die ja auch bei meinen Versuchen ziemlich gleichgültig ist. Die Diagramme dienten wesentlich dazu, über den Verlauf der Verbrennung Klarheit zu bekommen. Dagegen habe ich aus der gebremsten Leistung den mittleren effektiven Druck abgeleitet, der ein Maß für die Ausnutzung des Hubvolumens bildet. Die Wasserpumpe war während der unten mitgeteilten Versuche stets auf 0,98 l i. d. Stunde eingestellt. Wahrscheinlich hätte ich bei der guten Zerstäubereinrichtung, bei der ich zuletzt angelangt war, mit noch geringeren Wassermengen auskommen können. Mein Urlaub ging aber seinem Ende zu, so daß ich nach dieser Richtung keine weiteren Versuche anstellen konnte. Immerhin ist ja diese Wassermenge auch schon recht klein. (Schluß folgt.)