Titel: ÜBER DIE KONSTRUKTION VON FEINMESSMASCHINEN.
Autor: Ernst Preger
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 681
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ÜBER DIE KONSTRUKTION VON FEINMESSMASCHINEN. Von Dipl.-Ing. Ernst Preger, Kiel. (Fortsetzung von S. 666 d. Bd.) PREDER: Über die Konstruktion von Feinmessmaschinen. 5. Große Meßmaschine der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique in Genf.Zeitschrift für praktischen Maschinenbau 1910, S. 913. (Fig. 14 und 15.) Die in Fig. 14 gezeichnete Meßmaschine ist für besonders lange Meßstücke bestimmt. Ueber die ganze Länge des Bettes ist ein Schlitten A verschiebbar, der die eine Meßfläche und fest mit ihr verbunden ein Ablesemikroskop B trägt. Letzteres kann nach einer äußerst empfindlichen Wasserwage genau senkrecht gestellt werden, so daß Verbiegungen des Bettes keinen Einfluß auf die Messungen haben. Im Inneren des Bettes ist ein Stahlmeßstab gelagert, der aber nur alle 100 mm eine äußerst feine Teilung aus nicht oxydierbarem Nickelstahl hat. Textabbildung Bd. 326, S. 681 Fig. 14.Große Meßmaschine der Société Geneverse pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique. Am linken Ende des Bettes ist ein zweiter Schlitten C angebracht, der auf eine Strecke von etwa 100 mm auf dem Bett verstellt werden kann. Die Verstellung wird durch das starr mit dem Schlitten C verbundene Ablesemikroskop D gemessen, indem dieses auf einen zweiten kleinen Strichmeßstab am linken Ende des Bettes eingestellt wird. Textabbildung Bd. 326, S. 681 Fig. 15.Spindelstock zur Meßmaschine der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique Der obere Teil des linken Schlittens ist in Fig. 15 in größerem Maßstab gezeichnet. Der linke Meßklotz H ist unter Zwischenschaltung einer Stahldrahtfeder E an die Mikrometerschraube mit dem Teilrad F angeschlossen. Damit der Meßdruck die vorgeschriebene Höhe erhält, wird die Zusammendrückung der Stahldrahtfeder E mittels des Mikroskopes G gemessen, welches mit der Mikrometerschraube starr gekuppelt ist. Hat die Feder E die richtige Spannung, so erscheint eine auf dem Meßklotz H gezogene feine Marke unter dem Fadenkreuz oder Doppelfaden des Mikroskopes G. Die Länge des Meßstückes wird nun folgendermaßen bestimmt: Der Schlitten A wird auf eine der sich alle 100 mm wiederholenden Teilungen gestellt, der Schlitten C so geschoben, daß zwischen den Meßflächen ungefähr der Abstand des Meßstückes besteht. Das Meßstück wird eingebracht und die Mikrometerschraube am linken Schlitten zur richtigen Anlage gebracht. Dann werden Dezimeter an dem großen Strichmaßstab mit dem Mikroskop B, Zentimeter und Millimeter an dem kleinen Strichmaßstab mit dem Mikroskop D, 1/10, 1/100, 1/1000 mm Teilrad F abgelesen. Es würde sich also die Länge eines Meßstückes etwa nach folgendem Zahlenbeispiel ergeben: Ablesung am Mikroskop B 2200,167 mm Mikroskop D 48,376 Teilrad F 1,594 –––––––––––––––– Gemessene Länge 2250,137 mm. Auf der Maschine wurden Längen von rd. 4 m auf 7/1000 mm genau gemessen. 6. Meßmaschine von Professor Shaw, Nottingham.The Engineer, 1906, II. S. 75. (Fig. 16.) Die in Fig. 16 dargestellte Meßmaschine arbeitet mit elektrischem Kontakt. Das Meßstück wird auf einem Tisch A festgespannt, der sich nach drei Richtungen verschieben und außerdem um zwei Achsen etwas verdrehen läßt. Die Spindelstöcke zu beiden Seiten des Tisches sind durch je eine Glimmerzwischenlage gegen das Bett der Maschine isoliert. In jedem Spindelstock kann durch ein Teilrad B eine Mikrometerschraube ein beträchtliches Stück verschoben werden und die Verschiebung auf dem Teilrad mittels Nonius abgelesen werden. Der Antrieb der Teilräder erfolgt durch einen Schnurtrieb, um die schädlichen Einflüsse der Körperwärme auszuschalten. Textabbildung Bd. 326, S. 682 Fig. 16.Meßmaschine von Shaw. Die Stärke der Berührung zwischen Mikrometerschraube und Meßstück wird dadurch festgelegt, daß ein außerordentlich schwacher Strom in dem Augenblick der allerersten Berührung vom Meßstück zur Meßspindel übergeht und in dem eingeschalteten Hörer einen deutlich vernehmbaren Knack hervorruft. In dieser Weise wird jede Mikrometerspindel für sich eingestellt und aus den beiden Ablesungen die Abweichung des Meßstückes von einem Normalendmaß berechnet. Die Meßspindeln haben bei dieser Maschine Kugelenden, geben also reinen Punktkontakt. Deswegen ist die Maschine vor allem für feinste Laboratoriumsmessungen geeignet. Beispielsweise wurde mit dieser Maschine untersucht, wie weit eine peinlichst genau geschliffene Endfläche einer Lehre von einer Ebene abweicht. Die in den Kreisen links unten in Fig. 16 gezeichneten Höhenlinien lassen die Abweichungen von der Ebene erkennen. Die eingeschriebenen Zahlen sind 1/1000 mrn = μ (Mikron). Der äußere Rand der Endfläche soll die Zahl 100 μ tragen. Die Flächen sind also konkav. Für normale Werkstattendmessungen können Kappen auf die Kugelenden der Meßspindeln gesetzt werden. Gegebenenfalls kann die Abweichung der Stirnflächen der aufgesetzten Kappen von der Ebene oder von der senkrechten Lage zur Achse der Meßspindel mittels der Kugel der gegenüberliegenden Meßspindel kontrolliert werden. In dieser Ausrüstung eignet sich die Maschine unter anderem auch zum Messen der Durchmesser von Stahlkugeln in verschiedenen Richtungen, um die Abweichung von der vollkommenen Kugelform festzustellen. Auch gewöhnliche Meßmaschinen für die Kontrolle von Lehren in der Werkstatt sind mit elektrischem Kontakt ausgerüstet worden. Meist geht dann der Strom von der Meßspindel durch das Meßstück nach der linken Meßfläche. Es muß bei Anwendung des elektrischen Kontaktes streng darauf geachtet werden, daß die Kontaktflächen frei von Oel und sonstigen elektrischen Nichtleitern sind, weil sonst natürlich der Strom gar nicht oder wenigstens nicht bei der allerersten Berührung überspringt. 7. Dickenmesser von Abbé. (Fig. 17.) Ein verblüffend einfaches Prinzip des Messens und der Einhaltung des stets gleichen Meßdruckes zeigt der Dickenmesser von Abbé. Das wagerechte Ablesemikroskop B, welches dem in Fig. 9 gezeichneten entspricht, ist starr mit dem Gestell des Apparates verbunden. A ist das Okular, C die Ablesetrommel; D sind zwei Linsen zur Beleuchtung der sehr feinen Teilung E an dem Schieber J. Dieser kann mittels des Rädchens H gehoben und gesenkt werden. Beim Ablesen der Teilung muß er völlig frei nur mit seinem Eigengewicht auf dem Meßstück M aufliegen. In der Abbildung trägt der Schieber J einen Schuh K mit einer sehr schmalen Meßfläche. Zwei Schulze mit einer breiten und einer kugeligen Meßfläche liegen vor dem Apparat zum Auswechseln. Textabbildung Bd. 326, S. 683 Fig. 17.Dickenmesser von Abbe, gebaut von Zeiß in Jena. Zur Vornahme der Messung wird der Maßstab zunächst zur direkten Auflage auf die untere Meßfläche N gebracht und eine Ablesung mittels des wagerecht und unverrückbar feststehenden Ablesemikroskopes B gemacht. Dann wird das Maßstück unter den Maßstab gebracht und eine zweite Ablesung vorgenommen. Die Differenz beider Ablesungen ergibt die Dicke des Meßstückes. Der Maßstab muß natürlich mindestens die Länge der größten zu messenden Dicke haben. Deswegen ist die Anwendung des Dickenmessers auf kleine und mittlere Größen beschränkt, weil anderenfalls der Apparat zu schwer und unhandlich werden würde. Der Dickenmesser tut vor allem gute Dienste beim Messen von Stahlkugeln und plattenförmiger Stücke, wie die bekannten Meßklötze mit rechteckigen Flächen. (Schluß folgt.)