Titel: | DIE GRUNDLEGENDEN ELEMENTE DER AUFZÜGE MIT DRUCKKNOPFSTEUERUNG. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 696 |
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DIE GRUNDLEGENDEN ELEMENTE DER AUFZÜGE MIT
DRUCKKNOPFSTEUERUNG.
Von Dr.-Ing. A. Linker.
LINKER: Die grundlegenden Elemente der Aufzüge mit
Druckknopfsteuerung.
Inhaltsübersicht.
In dem vorliegenden Aufsatz wird zuerst die Wirkungsweise der
Steuerstromkreise erläutert, die den Zweck haben, die richtige Fahrtrichtung des
Korbes einzustellen, den Motor auszuschalten und die Bewegung des Fahrkorbes beim
Erreichen des Zieles abzustellen. Daran schließt sich die Betrachtung der
gebräuchlichsten Systeme von Aufzügen mit Druckknopfsteuerung. Trotz der äußerlichen
Verschiedenheit der einzelnen Systeme zeigen sich doch die gleichen grundlegenden
Elemente, allerdings mit verschiedenartiger praktischer Lösung.
Der elektrische Druckknopf, wie er bei elektrischen Läutewerken, Relais,
Signalapparaten und Telephonen zur Anwendung kommt, ist wegen seiner einfachen
Schaltungsweise und Installation ganz besonders geeignet zur Abgabe von Kommandos
unter Vermittlung von einfachen Zwischenapparaten. In gleicher Weise lassen sich
damit auch Fernsteuerungen für Zellenschalter, Hochspannungsschalter und dergl. mehr
betätigen. Hauptsächlich jedoch kommen elektrische Druckknopfsteuerungen für
Hebezeuge in Anwendung, und zwar besonders da, wo möglichst einfache Handhabung und
große Sicherheit verlangt wird. Ja, man könnte beinahe sagen, daß der elektrische
Aufzug erst seit der Einführung dieser Steuerung bedeutend an Verbreitung gewonnen
hat. Während die älteren Arten der Steuerungen, zu denen man die Seil- und
Handradsteuerung rechnen kann, ein geschultes Personal für die Bedienung, große
Aufmerksamkeit und Kraftanstrengung benötigten, fallen diese Erfordernisse bei
Druckknopfsteuerungen fort, so daß die Selbstbedienung des Aufzuges durch jede
beliebige Person statthaft ist. Derartig gesteuerte Fahrstühle haben sich daher
hauptsächlich in modernen Privat- und Geschäftshäusern der Großstädte Eingang
verschafft.
Textabbildung Bd. 326, S. 697
Fig. 1.
Besonders geeignet für diese Zwecke sind die Einknopfsteuerungen. Hierbei ist im
Fahrkorb ein Druckknopfregister angebracht, welches für jedes Stockwerk,
gleichgültig, ob für Aufwärts- oder Abwärtsbewegung, nur einen Druckknopf enthält.
Zur Sicherheit wird meistens noch ein Notschalter vorgesehen, der zum Schutz der
Fahrgäste beim Ueberfahren der äußersten Haltestellen auch dann noch in Wirksamkeit
tritt, wenn die Endabstellvorrichtungen durch irgendwelche Zufälle versagen sollten.
Um ferner an jeder beliebigen Stelle halten zu können, ist noch ein Haitedruckknopf,
wenigstens bei den besseren Aufzügen, angeordnet.
Man kann sich nun die Wirkungsweise der Druckknopfsteuerungen bei Aufzügen in
einfacher und einheitlicher Weise klar machen, wenn man die ganze Einrichtung
zerlegt in:
1. Steuerstromkreise.
2. Arbeitsstromkreise.
Erstere dienen dazu, die richtige Fahrtrichtung einzustellen, die Anlaßvorrichtung
des Motors einzuschalten und die Abstellung des Aufzuges beim Eintreffen des
Fahrkorbes an der gewünschten Stelle zu bewirken. Die Arbeitsstromkreise werden
durch einen selbsttätigen Anlasser ein- oder ausgeschaltet und enthalten den Motor,
den Bremsmagnet und einen Notausschalter.
Zur Betrachtung der Steuerstromkreise gehen wir von
dem einfachsten Fall aus, daß die Anlage nur drei Stockwerke, ein unteres, ein
mittleres und ein oberes, enthalte. Jede andere Anzahl von mehr als drei Stockwerken
kann dann durch Einfügen weiterer mittlerer Stockwerke erhalten werden.
Es lassen sich nun die Hilfsvorrichtungen des Steuerstromkreises in zwei Gruppen
einteilen, von denen die eine nur das Ingangsetzen, die andere das Anhalten des Fahrkorbes besorgt.
Für die Untersuchung der Vorgänge beim Ingangsetzen des
Fahrkorbes oder Herbeiholen von den Schachtzugängen aus genügt es, nur zwei
Stockwerke anzunehmen, wobei vorläufig der Fahrkorb mit seinen Anschlüssen
unberücksichtigt bleiben soll.
Textabbildung Bd. 326, S. 697
Fig. 2.
In Fig. 1 sind D1 und D2 die in den beiden Stockwerken befindlichen
Druckknöpfe, E1 und E2 Elektromagnetspulen,
welche beim Stromdurchgang den Wendeanlasser des Aufzugmotors einschalten und so
lange in der Laufstellung halten, bis der Strom in den Spulen unterbrochen wird,
wobei dann der Anlasser in seine Ruhestellung selbsttätig zurückkehrt und der Motor
stehen bleibt. Dabei bewirkt die Spule E1 die Einschaltung nach dem Stockwerk I, d.h. nach unten, dagegen E2 nach dem Stockwerk II oder allgemein nach oben.
Damit nun der Steuerstromkreis so lange geschlössen bleibt, bis der Fahrkorb an dem
gewünschten Ort angelangt ist, kann der Stromschluß des Druckknopfes entweder durch
eine mechanische Sperrvorrichtung oder besser elektrisch durch Relais R1
R2 aufrecht erhalten
werden, welche nach Fig. 2 beim Drücken des
betreffenden Druckknopfes eine zu diesem parallele Leitung schließen. Dabei könnte
jedoch die Gefahr vorliegen, daß durch Drücken eines anderen Knopfes während der
Bewegung des Fahrkorbes die einmal eingeleitete Bewegung aufgehoben würde. Eine
solche unliebsame Störung läßt sich jedoch dadurch ausschließen, daß man in der
gemeinsamen Druckknopfleitung (+) einen Unterbrechungskontakt U anordnet. Dieser wird entweder durch eine in der +
Leitung liegende Relaisspule oder durch den selbsttätigen Wendeanlasser geöffnet,
sobald er sich aus der Ruhestellung heraus bewegt hat, bezw. wenn die Leitung zum
Motor geschlossen wird. Es kann jedoch auch jedes Relais R1
R2 usw. dazu benutzt
werden, beim Schließen der Leitung über die Kontakte a
b gleichzeitig auf einen zugehörigen Unterbrechungskontakt einzuwirken.
Hierbei muß allerdings berücksichtigt werden, daß zuerst die Verbindung a b hergestellt und darauf erst der Kontakt U geöffnet wird.
Soll nun der Fahrkorb nicht allein nach dem betreffenden Stockwerk herbeigeholt,
sondern auch von dort nach jedem anderen beliebigen Stockwerk fortgeschickt werden
können, so muß statt des einen Druckknopfes ein Register von so viel Knöpfen
angebracht werden, als es Stockwerke gibt. Die einzelnen Knöpfe sind dann parallel
zu den in den anderen Stockwerken gelegenen angeschlossen. Ebenso werden, wenn die
Steuerung vom Fahrkorb aus geschehen soll, die Knöpfe des Fahrkorbregisters durch
biegsame Leitungen in Parallelschaltung mit den Stockwerksknöpfen verbunden.
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Fig. 3.
Fig. 3 zeigt das Schema einer solchen Anordnung.
Zum Anhalten des Fahrkorbes an der gewünschten Stelle ist
es nur nothwendig, durch Vermittlung geeigneter Organe den Steuerstromkreis beim
Einlaufen des Fahrkorbes selbsttätig öffnen zu lassen, worauf der Anlasser in seine
Ruhestellung zurückkehrt und der Windenmotor stehen bleibt. Dazu dienen besondere
Vorrichtungen, meistens jedoch die sogen. Stockwerksschalter. Sie werden vom
Fahrkorb aus mittels eines Stellapparats betätigt. Bei Anlagen mit drei oder mehr
Stockwerken haben sie außerdem die Aufgabe, die zu den Stockwerken oberhalb des
Fahrkorbes gehörenden Druckknöpfe mit der Leitung zur Elektromagnetspule E2 für Aufwärtsfahrt,
die unteren mit E1 für
Abwärtsfahrt zu verbinden, wie Fig. 4 für vier
Stockwerke zeigt.
Dabei ist angenommen, daß sich der Fahrkorb F im
Stockwerk II befinde und den Stockwerksschalter
St2 in seine
Mittelstellung zum Ausschalten des Steuerstromkreises gedreht habe. Wird jetzt z.B.
D3 gedrückt, so
geht der Strom über den Schalter St3 und Kontakt o (Fahrt
nach „oben“) nach der Spule E2, welche auf den Windenmotor im Sinne der Bewegung
des Fahrkorbes nach oben einwirkt. Sobald sich der Fahrkorb vom Stockwerk II nach oben bewegt, legt er den Schalter St2 nach dem Kontakt
u, wodurch erreicht wird, daß bei späterem Drücken
des Knopfes D2 zum
Herunterholen des Korbes der Stromkreis der Spule E1 für Abwärtsfahrt angeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 326, S. 698
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 326, S. 698
Fig. 5.
Beim Eintreffen des Fahrkorbes in den Endstellen I und
IV werden nur die Schalter St1 und St4 geöffnet. Sie werden jedoch, sobald der Fahrkorb
das Stockwerk verläßt, entweder durch Federkraft oder Gegengewicht oder am besten
zwangläufig durch kur venförmige Schienen oder Hebel eines am Korbe befindlichen
Stellapparats in die Geschlossenstellung zurückgedreht.
Um jede Fahrt bei offenen Schacht- oder Kabinentüren und damit Unglücksfälle zu
vermeiden, besitzen die Türen Kontakte, die den Steuerstromkreis unterbrechen,
sobald eine einzige Tür offen steht. Durch Anbringung eines Fußbodenkontakts im
Fahrkorb ist die im Fahrkorb befindliche Person außerdem gegen Störungen von außen
gesichert, indem die Schachtdruckknöpfe beim Betreten des Korbes vom
Steuerstromkreis abgeschaltet werden.
Nach Erläuterung dieser den meisten Aufzügen mit Druckknopfsteuerung gemeinsamen
Vorrichtungen wollen wir uns nun den gebräuchlichsten Systemen zuwenden:
I. Eine der ältesten Druckknopfsteuerungen ist von der Otis
Elevator Co., Ltd. in LondonD. R. P. Nr.
105 486 vom 23. Januar 1898. E. T. Z. 1904, S. 276. gebaut, wie
sie in Fig. 5 für vier Stockwerke dargestellt
ist.
Darin sind T1 – T4 und Tf Kontakte an den
Türen der Schachtzugänge bezw. des Fahrkorbes. Sie haben, wie schon vorher erörtert,
den Zweck, eine Ingangsetzung des Fahrkorbes unmöglich zu machen, wenn nicht alle
Türen vollständig geschlossen sind. Die Wicklungen s1 und s2 des Unterbrecherrelais U sind so geschaltet, daß sie entgegengesetzte Felder erzeugen und damit
auf den Kontakt U keine Wirkung ausüben, wenn sie beide
vom Strom durchflössen werden. U kann daher nur dann
geöffnet werden, wenn eine Spule allein (s2) Strom führt. Die Elektromagnete E1 und E2 sind durch Bürsten
B1 und B2 mit einer
Schaltwalze verbunden, die mit den beiden durch Isolationsstreifen J getrennten Metallsegmenten S1 und S2 versehen ist. Die
Walze wird zwangläufig durch den Windenmotor oder den Fahrkorb so gedreht, daß das
Isolationsstück J an den Bürsten b1 – b4 der
Stockwerksleitungen 1–4
sich genau mit der Bewegung des Fahrkorbes verschiebt. Angenommen, der Fahrkorb sei
im Stockwerk II stehen geblieben, als die Bürste b2 auf J angelangt war, und dadurch der Stromkreis geöffnet
wurde. Da nun die Leitungen 3 und 4 über b3 und b4 mit der Spule E2 für Aufwärtsfahrt in Verbindung stehen, so würde
bei einem Druck auf einen der Knöpfe 4 der Anlasser den
Motor im Sinne der Aufwärtsbewegung einschalten. Das Relais R4 hält dann den Stromkreis weiter
geschlossen. Da jedoch nur die Spule s2 allein Strom führt, so öffnet das von ihr
betätigte Relais den Kontakt U, wodurch alle anderen
Druckknöpfe von der gemeinsamen Zuleitung abgeschaltet werden und deswegen einen
Einfluß auf die eingeleitete Bewegung auszuüben nicht imstande sind. Mit der
Bewegung des Fahrkorbes verschiebt sich ferner das Isolationsstück J unter b3 vorbei bis b4, wodurch die Stockwerksleitung 4 geöffnet wird und der Fahrkorb im Stockwerk IV stehen bleibt. Gleichzeitig sind durch die Bewegung
der Schaltwalze die Stockwerksleitungen 1–3 über B1 mit der Spule E1 für eine eventuelle Abwärtsfahrt richtig
verbunden. (Vergl. auch die Steuerung der Allgemeinen
Elektrizitätsgesellschaft, Berlin.)
(Schluß folgt.)