Titel: DAS MOLKEREIWESEN UND SEINE MODERNEN MASCHINEN.
Autor: H. Nolet
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 818
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DAS MOLKEREIWESEN UND SEINE MODERNEN MASCHINEN. Von Ingenieur H. Nolet. (Schluß von S. 812 d. Bd.) NOLET: Das Molkereiwesen und seine modernen Maschinen. Die Butterfertiger unterscheiden wir in zwei Arten, und zwar kurze und lange Form. Da die erstere Konstruktion die ältere und meines Erachtens auch die zweckdienlichste ist, so soll mit deren Beschreibung zunächst begonnen werden. Textabbildung Bd. 326, S. 817 Fig. 16. Der Astra-Butterfertiger Type „K“ (Fig. 16) ist im wesentlichen ein wenig konisch gehaltenes Rollbutterfaß, welches an einer Seite fest, an der anderen Seite durch einen möglichst großen Deckel verschließbar ist. Um dem Faß eine drehende Bewegung zu verschaffen, befindet sich an dem hinteren festen Deckel ein Faßzapfen, welcher in einem Lagerbock gelagert ist. Nach der Seite mit der Deckelöffnung ist das Faß auf zwei Laufrollen gelagert (Fig. 17). Im Innern des Fasses sitzen sogen. Schlagleisten (6 bis 8 Stück), welche mit Löchern versehen sind. Textabbildung Bd. 326, S. 817 Fig. 17. Der Antrieb geschieht mittels bewährtem Zahnradantrieb, der in einem vollständig geschlossenen Gehäuse untergebracht ist; die Uebersetzung erfolgt mittels Kegelrades auf einem am vorderen Deckel verschraubten Zahnkranz. Die Betätigung des Zentralantriebes erfolgt mittels eines einzigen Handhebels. Der Butterungsvorgang ist nun folgender: Der Butterfertiger wird bis zu 40 v. H. seines Fassungsvermögens mit Rahm gefüllt, der vordere Deckel gut verschlossen und das Faß dann in Bewegung gesetzt, wobei es etwa 16–24 Touren i. d. Min. macht. Der Rahm stürzt nun auf und gegen die Schlagleisten, wodurch sich der Butterungsprozeß vollzieht, den man durch das im Deckel befindliche Schauglas genau verfolgen kann. Es zeigen sich an der Glasscheibe zuerst feine, dann gröbere Butterteilchen, und an der die Butterteilchen umgebenden Buttermilch sowie an der Größe der Butterteilchen stellt man die Beendigung des Prozesses fest, worauf die Buttermilch mittels eines Hahnes abgelassen wird. Der Deckel wird jetzt geöffnet und der Buttermenge genügend kaltes Wasser zum Waschen beigegeben. Nachdem alles gut verschlossen, läßt man das Faß mit etwa 2–3 Touren i. d. Min. laufen und läßt dann das Wasser wieder ablaufen, worauf der Knet- und Salzprozeß in ein- und derselben Maschine vorgenommen wird. Zu diesem Zweck wird bei dem kurzen Typ ein Wagen in die Oeffnung des Deckels eingefahren, welcher zwei in entgegengestellter Richtung sich drehenden, sternartig gerillten Knetwalzen trägt. Die Antriebsvorrichtung dieser beiden Walzen wird nun durch Klauenkupplung mit dem Zentralantrieb gekuppelt und das Faß wieder mit 2 bis 3 Touren i. d. Min. in Bewegung gesetzt. Die auf den Schlagleisten lagernde Butter fällt nun auf den Knetwagen zwischen die beiden Knetwalzen, und wird dort tüchtig durchgeknetet, bis die Butter richtige Konsistenz und möglichst geringen Wassergehalt besitzt. Textabbildung Bd. 326, S. 818 Fig. 18. Ist der Knet- und Salzprozeß beendet, so schiebt man eine einfache Holzmulde auf den Wagen und läßt das Faß noch so lange laufen, bis sich alle in demselben befindliche Butter auf der Mulde gesammelt hat. Man bringt das Faß zum Stillstand, fährt den Wagen wieder heraus und nun wird die fertige Butter in Fässern oder in gepfundeten Paketen zum Verkauf weitergegeben. Der bereits angedeutete zweite Typ der Butterfertiger, lange Form, ist in Fig. 18 veranschaulicht. Wie dies schon der Name sagt, ist der ebenfalls als Rollbutterfaß ausgebildete Butterfertiger in seinen Längsdimensionen gegen der erst beschriebenen größer. Hier sind beide Faßdeckel oder, besser gesagt, Faßböden fest verschlossen; und zur Füllung des Fasses dienen hier zwei oder ein Deckel, je nach Größe, welche am Umfange angebracht sind. Das Innere (Fig. 19) dieses Butterfertigers unterscheidet sich von der kurzen Form dadurch, daß hier die Knetwalzen (vier Stück) eingebaut und nur zwei Schlagbretter angeordnet sind. Der Butter- und Knetprozeß vollzieht sich in genau der gleichen Weise wie bei der kurzen Form; das gleiche ist auch vom Antrieb zu sagen. Die Knetwalzen können mittels Klauenkupplung während des Betriebes ein- und ausgeschaltet werden. Mit beiden Arten der Butterfertiger werden höchste Ausbeute, beste Ausbutterung und vorzüglichste Qualität erzielt, und soll die Frage, welcher der beiden Typen der Vorzug zu geben ist, hier unbeantwortet bleiben. Jedenfalls läßt die gegebene Beschreibung deutlich erkennen, daß bei dem Astra-Butterfertiger Type „K“ (kurze Form) eine bedeutend leichtere und sichere Reinigung gewährleistet ist, wie auch das Herausnehmen der fertigen Butter bequemer vonstatten geht als bei der langen Form mit ihren kleineren Deckelöffnungen. Beide Typen werden für Größen von 800–6000 l Gesamtinhalt hergestellt. Zum Schluß meiner Ausführungen will ich noch auf einen ganz neuen epochemachenden Apparat eingehen, der ebenfalls vom Bergedorf er Eisenwerk seit kurzem auf den Mark gebracht wird und den Namen „Astra Zentrifugal-Schaumzerstörer“ führt (Fig. 20). Textabbildung Bd. 326, S. 818 Fig. 19. Die Magermilch hat sowohl im vorgewärmten wie im erhitzten Zustande die Eigenschaft äußerst stark zu schäumen, Den Nichtfachmann dürfte es interessieren, wenn ich zur Anlegung eines Maßstabes mitteile, daß der Schaum in manchen Betrieben kniehoch steht und ein derartig unter der Milchschaumplage leidender Betrieb einem vollkommen eingeschneiten Raume gleicht. Daß nun das Arbeiten in einem solchen Betriebe äusserst erschwert und die Reinigung mühselig und umständlich ist, liegt klar auf der Hand, und wenn man dann noch den nicht zu unterschätzenden Verlust an brauchbarer Magermilch mit der Zeit multipliziert, so rechnet man ein ganz nettes Sümmchen an barem Geldverlust heraus. Hier nun ein ideales Beseitigungsmittel zu finden, ist allein dem Bergedorfer Eisenwerk gelungen. Es sind in der Praxis nun verschiedene Apparate aufgetaucht, die teils so kostspielig waren, daß man sich deren Anschaffung entsagen mußte, die teils den gestellten Anforderungen bei weitem nicht genügen. Textabbildung Bd. 326, S. 819 Fig. 20. Der Astra Zentrifugal-Schaumzerstörer D. R. P. (Fig. 21) erinnert in seinem äußeren Aufbau an den bereits beschriebenen Alfa- Laval-Separator Mod. 1910, mit welchem er auch den bewährten Schneckenantrieb gemeinsam hat. Den Hauptbestandteil bildet auch hier die Trommel A, welche 3000 Umdrehungen i. d. Min. macht. Ihr wird die mit Schaum gemischte Milch durch den Zulauftrichter B zugeführt. Während nun beim Separator die Milch in fein verteilter Form die Trommel verläßt und so Luft aufnimmt, die später als Schaum erscheint, geschieht die Fortführung der Milch aus der Trommel des Schaumzerstörers durch einen in dieselbe eingebauten feststehenden Milchaustrittskörper C. Dieser besteht aus zwei trichterförmig übereinandergesteckten Körpern mit schaufelartig angegossenen Rippen. Die schnell rotierende Milch findet nun an den Schaufeln des Milchaustrittkörpers Widerstand und wird in das Steigerohr D gedrückt. Die freigewordene Luft entweicht durch den Zwischenraum E, der zwischen Zulauftrichter und Austrittskörper gebildet ist. In das Steigerohr D wird eine Drosselvorrichtung eingebaut, damit die Milchschicht in der Trommel so eingestellt werden kann, daß keine Luft in den Austrittskörper zu gelangen vermag. Beim Austritt der Milch besitzt dieselbe infolge der Zentrifugalkraft einen derartigen Druck, daß sie bis zu 4 m Höhe im Rohr gehoben werden kann. Der Schaumzerstörer spart somit noch eine Pumpe, die nötig wäre, um die Magermilch vom Pasteur auf den Kühler zu heben. Textabbildung Bd. 326, S. 819 Fig. 21. Der Apparat, welcher für eine Leistung von 6000 l gebaut wird, ist äußerst leicht zu reinigen und zu bedienen, nimmt nur geringen Platz ein und gewährt dauernde Betriebssicherheit; alles Vorteile und Eigenschaften, die den Apparat zu dem Ideal der Milchschaumbeseitigung stempeln. Hiermit will ich nun mein Thema beschließen und hoffe, den verehrl. Lesern ein Bild entrollt zu haben, welches erkennen läßt, wie mannigfaltig die Art der im Molkereiwesen benötigten und erforderlichen Maschinen und Apparate ist, und welch eine Hauptrolle die Hygiene in der Milchwirtschaft spielt. Zu bemerken sei noch, daß die von mir beschriebenen und beregten Apparate nur die hauptsächlichsten sind und neben diesen noch eine Unmenge von Hilfsmaschinen und Apparaten in Frage kommen. Dem Bergedorfer Eisenwerk A.-G. in Bergedorf bei Hamburg, welches die zur Illustration und Demonstration dieses Artikels verwandten Klischees bereitwilligst zur Verfügung stellte, sei auch an dieser Stelle noch Dank gezollt.