Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 142 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Chapman und Dearing's elektrische Bogenlampe mit drei
Kohlen.
F. G. Chapman, F. M. Dearing und W. G. Chapman in London wenden in der für sie in England patentirten (*
Nr. 3246 vom 2. März 1888) Bogenlampe drei Kohlenstifte an (Fig. 5 Taf. 7). Zwei
Stifte bilden die positive Kohle und werden durch eine Feder, welche in einer
Trommel untergebracht ist, und zweier über Rollen laufender Schnuren gegen einander
gepreſst, so daſs sie sich trotz des Abbrennens beständig berühren; der Strom wird
ihnen beiden in zwei parallelen Zweigen zugeführt. Der Berührungsstelle dieser
beiden Stifte gegenüber und normal zu ihnen gerichtet befindet sich der dritte
(negative) Kohlenstift, der ebenfalls durch eine Feder gegen die beiden anderen hin
gedrückt wird. Den Abstand der Kohlen bezieh. die Bildung und Auslöschung des
Lichtbogen und seine Stärke regulirt ein Differential-Solenoid unter Mitwirkung
einer Hebelverbindung, welche die Wirkung des Solenoides auf die negative Kohle
fortpflanzt.
Cooke's Galvanometer-Batterie.
Im Engineering vom 25. Mai 1888 ist eine von Conrad W. Cooke angegebene Anordnung beschrieben und
abgebildet, mittels deren sich nachweisen läſst, daſs der elektrische Strom in einem
galvanischen Elemente sich auch durch die Flüssigkeit von einem Pole zum anderen
bewegt. Cooke umgibt nämlich den Magnet eines
Spiegelgalvanometers nicht mit Kupferdrahtwindungen, sondern legt ihn in die
Windungen, welche von vier Glasröhren gebildet werden; die Glasröhren münden an dem
einen Ende in ein Glas, das einen Zinkstab enthält, an dem anderen Ende in ein
zweites Glas, worin sich der Kohlenstab in verdünnter Säure befindet, die auch die
Röhren anfüllt. Wenn der äuſsere Stromkreis geschlossen wird, so wird der Spiegel
abgelenkt.
Dampfhemd bei Dampfmaschinencylindern.
Ingenieur M. Gurzi benutzt zur Heizung der Cylinder
hochgespannten Dampf, welchen er in einem eigenen, von der Maschine unabhängigen
Apparate erzeugt. Versuche gaben folgende Ergebnisse:
Cylinder mitDampfhemd
Cylinder alterConstruction
Dauer der Versuche
6 Std. 18 Min.
7 Std. 11 Min.
mittlere Dampfspannung im Dampf- kessel der
Maschine
3,85at
3,82at
mittlere Pferdestärke der Maschine
25,9
25,67
Dampfverbrauch für die Stunde und Pferdekraft
8,88k
10,67k
Man sieht, daſs durch das Dampfhemd der Dampfverbrauch um 17
Proc. fiel.
Im Anschlusse an diese Mittheilung macht die Revue
universelle, Bd. 22 S. 208, den uns unverständlichen Vorschlag, den
besonderen Apparat zur Erzeugung des Heizungsdampfes wegzulassen und dafür
hochgespannten Kesseldampf von etwa 10at zu
wählen. „Den Dampf, der zur Maschine streicht, könne man durch Drosselung auf
6at herabsetzen.“
Ueber Härten des Stahles.
Ueber die Behandlung des Stahles bei Herstellung von Werkzeugen finden sich in der
Eisen-Zeitung, 1888 Nr. 1 S. 7, bezieh. im Metallarbeiter, 1888 Nr. 20 S. 156, Mittheilungen,
welche sowohl Verfahren als auch verschiedene Härtemittel betreffen.
Der Stahl wird bis zur Rothglühhitze erwärmt, hierauf in kaltem Wasser, Oel,
Quecksilber u. dgl. abgekühlt, um die für den jeweiligen Gebrauchszweck
erforderliche Härte zu erlangen. Im kalten Wasser abgekühlter Stahl wird glashart,
diese Härte muſs durch das Anlassen vermindert werden. Zu diesem Zwecke wird das von Zunder
gereinigte glasharte Stahlstück vorsichtig angewärmt, bis es die, entsprechenden
Temperaturgraden zukommenden Anlaſsfarben zeigt.Blaſsgelb220° C.Violett266° C.Strohgelb232 „Dunkelpurpurroth278 „Goldgelb243 „Hellblau293 „Purpurroth250 „Dunkelblau316 „
Um ein Ueberhitzen zu vermeiden, benutzt man in neuerer Zeit Metallbäder, d. i.
bestimmte LegirungenLegirungFarbeHärteVerwendung zuBleiZinn 1,75 : 1blaſsgelbglashartchirurg. Instrumente 2,0 : 1strohgelbbesonders hartMesser, Grabstichel 3,5 : 1morgenrothsehr hartScheren, harte Meiſsel 4,6 : 1braunrothhartHobelmesser, Aexte 8,5 : 1purpurrothnoch hartTischmesser, Hohlmeiſsel12 : 1hellblauziemlich hartkleine Federn, Säbel-klingen25 : 1korn blumenblauwenig hartfeine Sägen 1 : 0tief dunkelblauhalbweichgroſse Sägen und groſseFedern aus Blei und Zinn, auf deren Oberfläche man die anzulassenden
Stähle legt. Beim einfachen Bleibade hängt der Erfolg wesentlich von der Reinheit
des Bleies ab, deren Oberfläche mit Holzkohlenstückchen bestreut wird, um die
Oxydation des Bleies zu verhindern.
Bei gewöhnlichem Schmiedeeisen treten diese Anlauffarben bei höheren Temperaturen als
bei Stahl ein; noch später als bei Schmiedeeisen erscheinen die Anlauffarben bei
gewöhnlichem Guſseisen. Trotz der abweichenden Ansichten über die Beschaffenheit des
Härtewassers dürfte weiches reines Wasser zu empfehlen sein.
Stahlklingen wurden früher in einem dichtschlieſsenden Kasten so lange über Feuer
gehalten, bis dieselben die gewünschte Anlaſsfarbe zeigten, worauf rasche Abkühlung
erfolgte. Radirmesserklingen wurden entweder bei 232° C. gehärtet, oder bei
Anwendung des Anlaſsverfahrens goldgelb angelassen. Das Anwärmen der
Rasirmesserklingen geschieht in der Weise, daſs man zwei bis drei Klingen mit
Zwischenlagen an der Griffstelle mittels einer Zange faſst und mit der Rückenseite
über das Feuer hin und her führt, bis die Schneide die richtige Wärme zeigt.
Abgekühlt wird mit nicht zu kaltem Wasser, während dadurch angelassen wird, daſs die
gehärteten Klingen mit dem Rücken auf heiſses Eisen gelegt werden.
Der Meiſsel zum Spalten der stählernen Schreib federn, welcher Rasirmesserschärfe
besitzt, wird durch Kalthämmern der strohgelb angelassenen Schneide gehärtet. Klang
und Tonhöhe beim Hämmern bestimmen den Grad der erreichten Materialverdichtung.
Zum Anwärmen schwacher Fräserscheiben, welche bloſs am Umfange gehärtet werden
sollen, benutzt man eine Vorrichtung, welche auf die Winddüse eines Schmiedefeuers
gesetzt und einen festen Zapfen besitzt, auf welchen der Fräser gesteckt wird. Die
Windlöcher sind rings um diesen Zapfen angeordnet. Lange Werkzeuge, wie
Gewindebohrer, Reibahlen u. dgl., werden im Schmiedefeuer in der Weise angewärmt,
daſs man ein am Ende abgeschlossenes Gasrohrstück an die Herddüse steckt und den
Wind durch kleine Löcher treibt, wodurch das Anwärmen in langer Flamme erfolgt. Auch
soll vor dem Anwärmen ein dicker Anstrich von Schmierseife die Oberfläche des
Werkstückes vor dem Oxydiren schützen, wodurch ein Werkzeug von schöner weiſser
Farbe erhalten wird.
Gewöhnliche Werkzeuge härtet man im klaren Wasser von 15 bis 200 C. Reibahlen,
Gewindeschneidbohrer, Fräser werden gut hart, ohne angelassen zu werden, indem man sie ins Wasser
taucht, das mit einer Oelschicht von 80mm Höhe
bedeckt ist. Hohlmatrizen werden gehärtet, wenn durch das Loch ein Wasserspritzrohr
geführt wird, so daſs Wasser von allen Seiten an diese flieſsen kann. Werkzeuge
werden in gleichmäſsig angewärmtem Sande angelassen.
Nach Uhland's technische Rundschau, 1888 Nr. 8 S. 59,
werden Sägeblätter in Mischungen von Oel, Talg, Wachs gehärtet, indem die
Sägeblätter in langen Oefen erhitzt und dann in wagerechter Lage mit der Zahnseite
in die Härtemischung getaucht. Nach gehörig erfolgter Abkühlung wird das Sägeblatt
mit einem Leder abgewischt, so daſs es noch fettig bleibt. Hierauf wird das
Sägeblatt über ein helles Koksfeuer gelegt, bis der fettige Ueberzug abgebrannt ist,
wodurch die Sprödigkeit vermindert wird. Eine bewährte Härtemasse für schwache
Gegenstände besteht aus 41,5 Fischthran, 1k Talg
und 125g Bienenwachs. Ein Zusatz von 0k,5 Fichtenharz macht diese Mischung zum Härten
stärkerer Theile geeignet, doch darf das Fichtenharz nicht in stärkerer Menge
zugesetzt werden, weil sonst die zu härtenden Gegenstände zu hart und brüchig
werden.
Paillard's nichtmagnetische Palladiumlegirungen für
Uhren.
C. A. Paillard in Genf verwendet das Palladium (1888 268 189) aus den in seinen Patenten näher angegebenen
Gründen nach der Revue Industrielle vom 31. März 1888
S. 127 in folgenden Legirungen:
I
II
III
IV
Palladium
60
bis
75
50
bis
75
65
bis
75
45
bis
50
Th.
Kupfer
15
„
25
20
„
30
15
„
25
15
„
25
„
Eisen
1
„
5
5
„
20
–
–
„
Stahl
–
–
1
bis
5
2
bis
5
„
Silber
–
–
3
„
10
20
„
25
„
Gold
–
–
1
„
2,5
2
„
5
„
Platin
–
–
0,5
„
2
2
„
5
„
Nickel
–
–
1
„
5
2
„
5
„
Die Legirung I erhält man, indem man in einem Schmelztiegel aus feuerfestem Thone die
Hälfte des Palladiums mit den anderen Metallen, Borax und pulverisirter Holzkohle
bis zum Schmelzen erhitzt, dann die andere Hälfte Palladium hinzufügt und nach
völliger Schmelzung das Ganze in eine Form ausgieſst und erkalten läſst.
Die Legirung II ist billiger und eignet sich für gewöhnliche Uhren und gewisse Theile
des Werkes.
Die Legirung III besitzt die verlangten Eigenschaften (Unveränderlichkeit an der
Luft, gleiche Elasticität bei starken Temperaturänderungen, fehlende
Magnetisirbarkeit) in noch höherem Grade.
Die Legirung IV endlich vereint mit den eben erwähnten Eigenschaften noch die
Fähigkeit, durch das Härten die äuſserste Härte anzunehmen.
Nach den von Prof. E. J. Houston in Philadelphia
angestellten Versuchen (vgl. Journal of the Franklin
Institute, 1888 Märzheft) verhalten sich diese Legirungen durchaus
befriedigend. Eine Uhr, deren Unruhe, Spiralfeder und Hemmung aus einer
nichtmagnetischen Legirung hergestellt ist, kann ohne Gefahr in die kräftigsten
magnetischen Felder selbst gebracht werden; so lange sie in der Weste ihres
Besitzers bleibt, wird ihr Gang durch kein magnetisches Feld von bekannter Stärke
gestört.
Kantiger Draht für Dynamomaschinen.
Crompton u.a. wenden seit einiger Zeit zur Bewickelung
des Ankers ihrer Dynamomaschinen statt runden Drahtes solchen von quadratischem
Querschnitte an. Dies hat den Vortheil, daſs man zwischen den einzelnen Windungen
nur so viel Raum verliert, als die Umspinnung der Drähte einnimmt, der
Bewickelungsraum wird also besser ausgenutzt; auch gewinnt das Ansehen der Maschine.
Die Kanten solchen Drahtes müssen etwas abgerundet sein, da sonst die Umspinnung
allzuleicht Schaden litte. Kantiger Draht ist nur ganz unbedeutend theurer als
gewöhnlicher runder.
C. V. Boys' Radio-Mikrometer zur Messung der strahlenden
Wärme.
Nach Engineering, Mai 1888 S. 488, ist das wesentliche
Organ dieses als ungemein empfindlich geschilderten Instrumentes ein ganz kleines
thermo-elektrisches Element aus Antimon und Wismuth, dessen Löthstelle ein
Kupferplättchen enthält, auf welches der Wärmestrahl gerichtet wird. Die freien
Enden des Elementes sind durch einen in Form einer langen Schleife mit parallelen
Seiten gebogenen Kupferdraht mit einander verbunden. Mit ihrem oberen Ende ist diese
Schleife an ein Stäbchen befestigt, welches einen Galvanometerspiegel trägt. Das
ganze System ist in einem magnetischen Felde an einem unendlich feinen Quarzfaden
aufgehängt. Wenn nun ein Wärmestrahl auf die Löthstelle des Elementes fällt, so
entsteht im Leitungsdrahte ein thermo-elektrischer Strom, welcher unter dem
Einflüsse des magnetischen Feldes die Ablenkung des Leiters bewirkt. Diese Ablenkung
wird mittels einer von dem Spiegel auf eine Scale reflectirten Lichtlinie
gemessen.
Bücher-Anzeigen.
Leitfaden für den Unterricht im
Schiffbaue an den Lehranstalten der Kaiserlich deutschen Marine,
gleichzeitig als Lehrbuch zum Selbstunterrichte und zur Benutzung an technischen
Hochschulen. Von A. van Hüllen. Leipzig und Kiel 1888.
425 S. gr. Oktav, 10 M. geb. Verlag von Lipsius und Tischer.
Der erste, ausgedehntere Theil behandelt den praktischen Schiffsbau und zwar in
besonderer Ausführlichkeit, die der Verfasser begründet, den Holzschiffbau; dabei
ist jedoch der neuerdings fast ausschlieſslich zur Verwendung gekommene Eisenschiff
bau nicht vernachlässigt, sondern findet seine volle Rechnung. Die folgenden Capitel
enthalten die Beschreibung der verschiedenen Bausysteme:
Längsspanten-Composite-Systeme, die Bodenbeschläge, Conservirung der Schiffe, die
innere und artilleristische Einrichtung, ferner die Ruder, Masten und Boote. Der
theoretische Theil enthält die Hilfssätze aus der Hydrostatik und die Lehrsätze,
welche zur Bestimmung des Gewichtes der Schiffe, sowie der Stabilität und der
äuſseren Form dienen. Die klare Fassung macht das schön ausgestattete Werk zum
Selbststudium geeignet. Die vielen, dem Schiffsbaue eigenthümlichen Kunstausdrücke
werden stets erklärt und an den zahlreichen, sehr unterrichtenden Abbildungen
erörtert. Die erforderlichen Berechnungen und Formeln sind mit den einfachsten
Mitteln angestellt und entwickelt. Dampfmaschinen, sowie Kessel und Zubehör werden
in dem Werke nicht besprochen, was in Anbetracht der über diesen Zweig bereits
vorhandenen Literatur nur zu billigen ist.
Adreſsbuch und Waarenverzeichniſs der
chemischen Industrie des Deutschen Reiches nebst den Zolltarifen aller
Länder für Chemikalien; von Otto Wenzel. 1888. I.
Jahrgang. Geb. 20 M. Berlin. Mückenberger's Verlag.
Das Werk enthält: S. 1 bis 301 Verzeichniſs der chemischen Fabriken und Laboratorien,
S. 301 bis 452 chemische Producte, die Fabrikanten und Händler, die Vorstände der
Vereine, S. 453 bis 464 literarische Anzeigen, Anhänge, Zolltarif 183 S.,
Bezugsquellennachweis 31 S., Inserate 106 S.